VERTALING DUITS

 

 

DER TEXT DER CHRONIK

 

Okke mein Sohn ! Diese Bücher sollst Du mit Leib und Seele bewahren. Sie enthalten die Geschichte unseres ganzen Volkes und auch die unserer Vorfahren. Voriges Jahr habe ich sie aus der Flut gerettet, zugleich mit dir und deiner Mutter. Sie waren aber nass geworden, dadurch fingen sie an zu verfaulen. Um sie nicht zu verlieren, habe ich sie auf overländischem Papier abgeschrieben. Falls du sie erbst, muss du sie auch abschreiben, deine Kinder desgleichen, damit sie nicht verloren gehen. Geschrieben zu Ljuwert (Leeuwarden), nachdem Atland versunken ist das dreitausend vierhundertneunundvierzigste Jahr, das is nach Christenrechnung das zwölfhundert sechsundfünfzigste Jahr. Hiddo, zugenannt Ura Linda. Wache.

 

Liebe Erben, um unserer lieben Voreltern willen und um unserer lieben Freiheit willen, tausendmal bitte ich euch, ach Lieben, lasst die Augen eines Mönchs doch niemals über diese Schriften schweifen. Sie sprechen süsse Worte, aber sie rütteln unbemerkt an allem was unser Friesisch betrifft. Um reiche Pfründen zu gewinnen, halten sie es mit den fremden Königen; diese wissen, dass wir ihre grösten Feinde sind, da wir es wagen zu ihren Leuten von Freiheit, Recht und Fürstenpflicht zu sprechen, Darum lassen sie alles zerstören, was von unseren Vorfahren kommt und was von unseren alten Sitten noch übrig ist. Ach Lieben, ich bin bei ihnen am Hof gewesen. Sollte Wralda es zulassen und wir uns nicht stark machen, so werden sie uns alle vertilgen. Geschrieben zu Ljudwerd (Leeuwarden) achthundert und drei Jahre nach Christenbegriff. Liko, zugenannt Ovira Linda.

 

AUS DEM BUCHE DER FOLGER ADELAS

 

Dies stand auf den Wänden der Fryasburg zu Texland geschrieben ; dies steht auch zu Stavia und zu Medeasblik. Es war Fryastag, und zur Stund war es sieben mal sieben Jahre her, dass Festa als Volksmutter nach Fryas Begehren eingesetzt worden war. Die Burg Medeasblik war vollendet und eine Maid gekoren worden. Nun sollte Festa ihre neue Lampe anzünden ; und als sie das getan hatte in Anwesenheit des Volkes, da rief Frya von ihrem Wachstern, so dass ein jeder es zu hören vermochte : ‘Festa, nimm deinen Stift und schreibe die Dinge, die ich nicht sagen konnte.’ Festa tat, also ihr geboten war. So sind wir, Fryas Kinder, zu unserer alteren Geschichte gekommen. Dies ist unsere älteste Geschichte. Wralda, der allein gut und ewig ist, machte den Anfang, dann kam die Zeit ; die Zeit schuf alle Dinge, auch die Erde (Irtha). Irtha gebar alle Gräser, Kräuter, Bäume, all das liebe und all das arge Getier. Alles, was gut und lieblich ist, brachte sie am Tage und alles, was übel und arg ist, brachte sie zur Nachtzeit hervor. Nach dem zwölften Julfest gebar sie drei Maide : Lyda ward aus glühendem, Finda ward aus heissem und Frya aus warmem Staube. Da sie bloss kamen, speiste Wralda sie mit seinem Odem. Od (Gottes Odem) trat zu ihnen ein und nun gebar jede zwölf Söhne und zwölf Töchter, eine jegliche Julzeit zween. Davon sind alle Menschen gekommen. Lyda war schwarz, kraushaarig als wie die Lämmer ; gleich Sternen blinkten ihre Augen, ja des Geiervogels Blicke waren machtlos neben den ihren. Von Gesetzen wollte sie nichts wissen : ihre Taten wurden von ihren Leidenschaften gelenkt. Finda war gelb und ihr Haar glich den Mähnen eines Rosses. Sie schrieb tausende Gesetze, doch sie befolgte nicht eines davon. Sie verabscheute die Guten um ihres Freimutes willen, doch den Schmeichlerinnen gab sie sich selber fast fort. Honigsuss waren ihre Worte, doch dem, der ihnen traute, war Unglück nah. Über alle wollte sie herrschen und ihre Söhne waren ihr gleich ; deren Schwestern dienten ihnen und einander schlugen sie (die Söhne) um die Herrschaft tot. Frya war weiss gleich Schnee im Morgenrot, und das Blau ihrer Augen überwand das des Regenbogens. Wie die Strahlen der MittagSöhne glänzten ihre Haare, die so fein waren wie Spinngewebe. Ihre Speise war Honig und ihr Getrank war Tau, gesammelt aus den Blüten der Blumen. Lichte Frya. Das erste, was sie ihre Kinder lehrte, war Selbstzucht ; das andere war Liebe zur Tugend ; und als sie jährig geworden, da lehrte sie sie den Wert der Freiheit kennen. ‘Denn’, sagte sie, ‘ohne Freiheit sind alle anderen Tugenden allein gut, um euch zu Sklaven zu machen, eurer Herkunft zu ewiger Schande.’ Milde Frya. Nimmer liess sie Erz aus der Erde schürfen um Eigennutz, sondern wenn sie es tat, war es zu jedermanns Nutze. Glückliche Frya. Als sie ihre Kinder aufgezogen bis ins siebente Knie , da rief sie alle nach Flyland. Dort gab sie ihnen ihren Rat (Tex) und sagte : ‘Laftt diesen euren Wegweiser sein, so wird es euch niemals übel ergehen.’

Fryas Rat Heil harret der Freien. Zuletzt werden sie mich wiedersehen. Doch nur den allein mag ich als Freien anzuerkennen, der kein Sklave ist eines anderen, noch seiner eigenen Leidenschaften. Hier ist mein Rat. 1 So wenn die Not arg ist und guter Rat und gute Tat nichts mehr vermögen, rufe dann den Geist Wraldas an. Aber ihr sollt ihn nicht anrufen, bevor alle Dinge versucht sind. Doch ich sage euch mit Grund und die Zeit wird es wahr machen : Die Mutlosen werden immer erliegen unter ihrem eigenen Leide. 2 Wraldas Geist soll man nur kniebeugend Dank weihen, ja dreimal für das, was ihr von Ihm genossen habt, für das, was ihr geniesst, und für die Hoffnung, die Er euch lässt in bangen Zeiten. 3 Ihr habt gesehen, wie bald ich Hilfe verlieh. Tut also desgleichen mit eurem Nächsten. Aber zaudert nicht, bis man euch gebeten hat. Die Leidenden würden euch fluchen, meine Maiden würden euren Namen auslöschen aus dem Buch und ich würde euch gleich Unbekannten abweisen müssen. 4 Nehmt nimmer kniebeugend Dank von eurem Nächsten an : solches gehört dem Geiste Wraldas. Neid würde euch bekriechen, Weisheit würde euch verlachen und meine Maiden würden euch des Vaterraubes bezichtigen. 5 Vier Dinge sind zu eurem Nutzen gegeben, mit Namen Luft, Wasser, Land und Feuer. Aber Wralda will deren alleiniger Besitzer sein. Darum rate ich euch, ihr sollet euch gerechte Männer kiesen, die die Arbeit und die Früchte nach Recht teilen, so dass niemand frei von Werken noch von Wehren sei. 6 So wenn da unter euch einer gefunüüden wird, der seine eigene Freiheit verkauft, der ist nicht von eurem Volke : er ist ein Horning mit Mischblut. Ich rate euch, dass ihr ihn und seine Mutter aus dem Lande austreibt. Sagt das euren Kindern des Morgens, des Mittags und des Abends, bis sie davon träumen des Nachts. 7 Jedweder, der einen anderen seiner Freiheit beraubt - und wäre der andere ihm schuldig - muss sich am Kindzaum einer Sklavin führen lassen. Doch ich rate euch dazu, seine Leiche und die seiner Mutter an einer kahlen Stätte zu verbrennen, nachher ihre Asche fünfzig Fuss in die Erde [den Grund] einzugraben, damit kein Grashalm darauf wachsen möge : denn solches Gras würde euch euer teuerstes Getier töten. 8 Greift nie das Volk Lydas noch Findas an. Wralda würde ihnen helfen, sodass die Gewalt, die von euch ausginge, auf eure eigenen Häupter wieder kommen würde. 9 So wenn das möchte geschehen, dass sie von euch Rat oder etwas anderes wollen, so habt ihr ihnen zu helfen. Aber kommen sie zu rauben, fallt dann auf sie nieder gleich wie das blitzende Feuer. 10 So wenn einer von ihnen eine eurer Töchter zum Weibe begehrt und sie das will, dann sollt ihr ihre Torheit ihr bedeuten ; doch will sie dennoch ihrem Freier folgen,  dass sie dann mit Frieden gehe. 11 Wollen eure Söhne eine von ihren Töchtern, dann müsst ihr also tun wie mit euren Töchtern. Doch weder die einen noch die anderen dürfen wieder kehren ; denn sie würden ausheimische Sitten und Gepflogenheiten mitführen, und sobald diesen bei euch gehuldigt wird, mag ich nicht länger über euch wachen. 12 Auf meine Maid Festa habe ich alle meine Hoffnung gebaut. Darum müsset ihr sie zur Ehrenmutter nehmen. Folget ihr meinem Rat, dann wird sie fürder meine Maid bleiben und desgleichen alle volkswaltenden Maiden, die ihr folgen ; dann wird die Lampe nimmer ausgehen, die ich für euch angezündet habe. Deren Licht wird dann ewig euer Denken erhellen und ihr werdet ewig frei bleiben von unfreier Gewalt wie eure süssen Ströme von dem salzigen Wasser der endelosen See. Dies hat Festa gesagt.  Alle Satzungen, die eine Ewe (Jahrhundert) umlaufen mögen mit dem Kroder und seinem Jul, die mögen auf Rat der Mutter und bei gemeinem Willen auf die Wände der Burg geschrieben werden ; sind sie auf die Wände geschrieben, so sind sie Ewa (Gesetze), und es ist unsere Pflicht, sie allesamt in Ehren zu halten. Kommt Not und Zwang, uns Satzungen zu geben, widerstreitend unseren Gesetzen und Gepflogenheiten, so soll männiglich tun, wie sie heischen ; doch sind sie gewichen, so soll man immer zu den alten wiederkehren. Das ist Fryas Wille und das muss der ihrer Kinder sein. Festa sagte : Alle Dinge, die man anfangen will, welcher Art sie sein mögen, an dem Tage, da wir Frya gehuldigt haben, werden immer verkehrt ausgehen. Nachdem die Zeit nun bewiesen hat, dass sie recht hatte, so ist das ein Gesetz geworden, dass man sonder Not und Zwang am Fryastag nichts anderes tun soll als froh Feste feiern. Dies sind die Gesetze, die zu den Burgen gehören 1 So wenn irgendeine Burg gebauet ist, soll die Lampe an der ersten Lampe auf Texland angezündet werden. Doch dies darf nimmer anders als durch die Mutter geschehen.  2 Jede Mutter darf ihre eigenen Maiden kiesen : ebenso diejenigen, die auf den anderen Burgen als Mutter sind.  3 Die Mutter auf Texland mag ihre Nachfolgerin kiesen, doch wenn sie stirbt, ehe sie es getan, so muss dieselbe gekoren werden auf einer gemeinen Acht , bei Rat von allen Staaten zusammen. 4 Die Mutter auf Texland mag einundzwanzig Maiden und sieben Spindelmädchen haben, auf dass da immer sieben bei der Lampe mögen wachen, am Tage und in der Nacht ; bei den Maiden, die auf den anderen Burgen als Mutter dienen, ebenso viele. 5 So wenn eine Maid sich mit einem gatten will, soll sie es der Mutter melden und stehenden Fusses zu den Menschen wiederkehren, ehe sie mit ihrem zugigen Atem das Licht verunreinigt. 6 Der Mutter und einer jeglichen Burgmaid soll man beigeben einundzwanzig Burgherren, sieben alte Weisen, sieben alte Heerkämpen und sieben alte Seekäampen. 7 Davon sollen alle Jahre heimkehren dreie von jedweden sieben, doch es darf ihnen niemand nachfolgen, der ihrer Sippschaft näher ist als das vierte Knie. 8 Jedwede Burg darf dreihundert junge Burgwehrer haben. 9 Für diese Dienste sollen sie Fryas Rat und die anderen Gesetze lernen, von den weisen Männern die Weisheit, von den alten Heermännern die Kunst des Krieges und von den alten Seekönigen die Fertigkeiten, welche für die Austenfahrt nötig sind. 10 Von diesen Wehrern sollen jährlich hundert zurückkehren : doch sind da welche gelähmt worden, so mögen sie auf der Burg verbleiben ihr ganzes Leben lang. 11 Bei der Küre der Wehrer darf niemand derer von der Burg eine Stimme haben, noch die Grevetmänner, noch andere Häuptlinge, sondern bloss das Volk allein. 12 Der Mutter auf Texland soll man geben dreimal sieben flinke Boten mit dreimal zwölf schnellen Rossen ; auf den anderen Burgen jeder Burgmaid drei Boten mit sieben Rossen. 13 Auch soll jede Burgmaid haben fünfzig Ackerbauer durch das Volk gekoren ; aber dazu darf man allein solche suchen, die nicht fähig und stark für die Wehr noch für die Austenfahrt sind. 14 Eine jegliche Burg muss sich aushelfen und ernähren von ihrem eigenen Rundteil und von dem Teil, das sie von dem Marktgelde erhebt. 15 ist da ein jemand gekoren um auf den Burgen zu dienen, und er will nicht, dann darf er nachher kein Burgherr werden und also nie eine Stimme haben. Ist er bereits Burgherr, so wird er die Ehre verlieren. 16 So wenn jemand Rat begehrt von der Mutter oder von einer Burgmaid, soll er sich melden bei dem Schreiber. Dieser bringt ihn zum Burgmeister, fürder zum Leetse (Arzt), das ist der Heiler : der soll sehen, ob er auch heimgesucht ist von argen Seuchen. Ist er gesund gesagt, dann entledigt er sich seiner Waffen und sieben Wehrer bringen ihn zur Mutter. 17 Ist es eine Sache über eine State, so dürfen nicht minder als drei Boten kommen ; ist es über ganz Fryasland, so müssten da noch dreimal sieben Zeugen bei sein, darum dass kein übles Vermuten sich erhebe noch Schalkheit getan werde. 18 Bei allen Sachen muss die Mutter obwalten und acht haben, dass ihre Kinder, das ist Fryas Volk, so massvoll bleiben wie nur möglich ist. Das ist die gröstte ihrer Pflichten, und unser aller Pflicht ist es, ihr dabei zu helfen. 19 Hat man sie bei einer rechtlichen Sache angerufen, um einen Schiedsspruch zu tun zwischen einem Grevetmann und der Gemeinde, und findet sie die Sache zweifelhaft, so soll sie zum Besten der Gemeinde sprechen, auf dass da Friede komme, und dieweil es besser ist, dass einem Manne Unrecht getan werde als vielen.  20. Kommt einer um Rat und weist die Mutter Rat, so hat sie den sogleich zu geben ; weiss sie sogleich keinen Rat, so mag sie warten sieben Tage. 21. Hat eine Mutter argen Rat gegeben aus üblem Willen, so soll man sie töten oder aus dem Lande treiben splitternackt und bloss. 22. Sind die Burgherren mitpflichtig, dann tue man desgleichen mit ihnen. 23. Ist ihre Schuld zweifelhaft oder blosses Vermuten, so muss man hierüber dingen und sprechen, ist es nötig, einundzwanzig Wochen lang. Stimmt der Halbteil schuldig, so halte man sie für unschuldig ; zwei Drittel, so warte man noch ein volles Jahr. Stimmt man dann noch dermassen, so möge man sie für schuldig halten, doch nicht töten. 24. So wenn da welche unter dem Drittel sind, die sie also sehr unschuldig wähnen, dass sie ihr folgen wollen, so mögen sie das tun mit all ihrer treibenden und fahrenden Habe, und niemand hat sie darum gering zu achten, dieweil das Mehrteil ebensogut irren kann wie das Minderteil. Gemeine Gesetze. 1. Alle frei Geborenen sind auf gleiche Weise geboren. Darum müssen sie auch gleiche Rechte haben, ebensogut auf dem Lande als auf dem Ee, das ist Wasser, und auf allem, was Wralda gibt. 2. Jedwedes Mannsbild darf das Weib seiner Küre freien, und jede Töchter darf aber ihren Heiltrunk dem bieten, den sie minnt. 3. Hat jemand ein Weib genommen, so gibt man ihm Haus und Werf. ist keins da, so muss es gebaut werden. 4. Ist er nach einem anderen Dorf gegangen um ein Weib und will er dort bleiben, dann muss man ihm allda ein Haus und Werf geben nebst der Nutzniessung der Hemrik (gemeine Dorfmark) . 5. Jedwedem Mannsbild muss man ein Afterteil als Werf  bei seinem Haus geben ; denn niemand mag ein Vorderteil bei seinem Hause haben, viel minder einen Rundteil. Allein wenn jemand eine Tat getan hat zu gemeinem Nutzen, so mag ihm das gegeben werden. Auch mag sein jüngster Sohn das erben. Nachdem muss das Dorf es wieder nehmen. 6. Ein jegliches Dorf soll eine Hemrik haben nach seinem Behuf und der Graf soll des warten, dass ein jeder seinen Teil dünget und gut hält, auf dass die Nachfahren keinen Schaden erleiden mögen. 7. Ein jegliches Dorf darf einen Markt haben zum Kauf oder Verkauf oder zum Tausch. All das andere Land soll Bau und Wald bleiben. Doch die Bäume darin darf niemand fällen sonder gemeinen Rat und sonder Wissen des Waldgrafen : denn die Wälder sind zu gemeinem Nutzen. Darum darf niemand deren Meister sein. 8. Als Marktgeld darf das Dorf nicht mehr nehmen als den elften Teil des (Markt-) Gutes, weder von den Einheimischen noch von den Ausheimischen. Auch darf der Marktschatz nicht eher verkauft werden als das andere Gut. 9. Alles Marktgeld muss jährlich geteilt werden, drei Tage vor dem Jultag in hundert Teile zu teilen. 10. Der Grevetmann mit seinen Grafen soll davon erheben zwanzig Teile ; der Marktrichter zehn Teile und seine Helfer fünf Teile ; die Volksmutter einen Teil ; die Gaumutter vier Teile, das Dorf zehn Teile ; die Armen, das sind die, welche nicht arbeiten können oder vermögen, funfzig Teile. 11. Diejenigen, die zum Markt kommen, dürfen nicht wuchern. Kommen da welche, so ist es die Pflicht der Maiden, sie kenntlich zu machen über das ganze Land, auf dass sie nimmermehr gekoren werden zu irgendeinem Amt : denn solche haben ein gieriges Herz. Um Schätze zu sammeln, würden sie alles verraten, das Volk, die Mutter, ihre Sippen und zuletzt sich selber. 12. Ist da einer so arg geworden, dass er sieches Vieh oder verdorbene wäre verkauft für heil gutes, so muss der Marktrichter ihm wehren und die Maiden müssen ihn nennen über das ganze Land. In früheren Zeiten hauste Findas Volk meist allesamt in seiner Mutter Geburtsland, mit Namen Aldland, das nun unter See liegt. Sie waren also weitab. Darum hatten wir auch keinen Krieg. Als sie vertrieben worden sind und hierher kamen, um zu rauben, da kam von selber Landwehr, Heermänner, Könige und Kriege, und aus denen kamen Satzungen und aus den Satzungen kamen Gesetze. Hier folgen die Gesetze, welche daraus geworden sind : 1 Jeder Fryas (Friese) muss Beleidigern oder Feinden wehren mit solchen Waffen, als er zu ersinnen, bekommen und führen vermag. 2 Ist ein Bube zwölf Jahre, so muss er den siebenten Tag seiner Lehrzeit missen, um der Waffen kundig zu werden. 3. ist er dessen kundig geworden, so gebe man ihm Waffen, und er wird zum Wehrer geschlagen. 4 ist er drei Jahre Wehrer, so wird er Burgherr, und er darf helfen, seinen Hauptmann zu kiesen. 5 ist er sieben Jahre Kürer, so darf er helfen, einen Heermann oder König zu kiesen, dazu auch gekoren werden. 6 Alle Jahre muss er wieder gekoren werden. 7 Ausser dem König dürfen alle Amtmänner wieder gekoren werden, die recht tun und nach Fryas Rat. 8. Kein König darf länger als drei Jahre König bleiben, auf dass er nicht bekleiben möge. 9. Hat er sieben Jahre geruht, so darf er wieder gekoren werden. 10. Ist der König durch den Feind gefallen, so dürfen seine Sippen nach dieser Ehre dingen. 11. Ist er zu seiner Zeit abgegangen oder binnen seiner Zeit gestorben, so darf keine Sippe ihm nachfolgen, die ihm naher ist als das vierte Knie. 12. Die, welche streiten mit Waffen in ihren Händen, können nichts ersinnen und weise verbleiben : darum fügt es sich, dass kein König Waffen führt in dem Streit. Seine Weisheit muss seine Waffe und die Liebe seiner Kämpen muss sein Schild sein. Hier sind die Rechte der Mütter und der Könige. 1. So wenn Krieg kommt, sendet die Mutter ihre Boten zu dem König, der König sendet Boten zu den Grevetmännern um Landwehr. 2. Die Grevetmänner rufen alle Burgherren zusammen und beraten, wieviele Männer sie sollen beisteuern. 3. Alle Beschlüsse derselben müssen sofort zu der Mutter gesandt werden mit Boten und Zeugen. 4. Die Mutter lässt alle Beschlüsse sammeln und gibt die Gültezahl, das ist die Mittelzahl aller Beschlüsse zusammen. Hiermit muss man fürs erste Frieden haben und der König desgleichen. 5. Steht die Wehr im Kampfe, dann braucht der König alleinig mit seinen Hauptmännern zu beraten, doch da müssen immerhin drei Burgherren der Mutter vorsitzen sonder Stimme. Die Burgherren müssen taglich Boten zu der Mutter senden, auf dass sie wissen möge, ob da etwas getan wird, wider streitend den Gesetzen oder Fryas Ratgebung. 6. Will der König etwas tun und seine Räte nicht, so darf er sich dessen nicht unterstehen. 7. Kommt der Feind unwehrlich , so muss man tun, so wie der König gebietet. 8 Ist der König nicht auf dem Pfad, so muss man seinem Folger gehorsam sein oder dem, der diesem folgt, also weiter bis zum letzten. 9 Ist kein Hauptmann da, so kiese man einen. 10. Ist dazu keine Zeit, so werfe er sich zum Hauptmann auf, der sich dessen mächtig fühlt. 11. Hat der König ein gefährdliches Volk abgeschlagen, so mögen seine Nachfahren seinen Namen hinter dem ihrigen führen. Will der König, so mag er auf einer unbebauten Stätte eine Stelle auswählen zu einem Haus und Werf. Der Hof mag ein Rundteil sein, so gross, dass er nach allen Seiten siebenhundert Tritte von seinem Haus aus laufen mag, ehe er an seinen Rain kommt. 12. Sein jüngster Sohn darf das Gut erben, nach ihm dessen jüngster; dann soll man es wieder nehmen. Hier sind die Rechte aller Friesen, um sicher zu sein 1. So wenn Gesetze gemacht werden oder neue Satzungen zusammengest ellt, muss es zu gemeinem Nutzen geschehen, aber nimmer zum Vorteil einzelner Geschlechter, noch einzelner Staaten, noch von etwas, das einzel sei. 2. So wenn Krieg kommt und es werden Häuser zerstört oder Schiffe, wie es auch sei, sei es durch einen Feind oder bei gemeinem Rate, so hat die gemeine Gemeinde, das ist all das Volk zusammen, das wieder zu heilen : darum, dass niemand die gemeine Sache werde verlieren helfen, um sein eigenes Gut zu behalten. 3. Ist Krieg vorübergegangen und sind da welche so verstümmelt, dass sie nicht länger arbeiten können, so muss die gemeine Gemeinde sie unterhalten ; bei den Festen gehören sie vorne zu sitzen, auf dass die Jugend sie ehren soll. 4. Sind da Witwen und Waisen gekommen, so muss man sie auch unterhalten, und die Söhne dürfen die Namen ihrer Väter auf ihren Schilden schreiben, ihrem Geschlechte zu Ehren. 5. Sind da welche vom Feinde gefasst und kommen sie zurück, so muss man sie ferne von dem Kampfplatz abführen, denn sie mochten freigelassen sein unter argen Gelübden, und dann mögen sie ihre Gelübde nicht halten und doch ehrlich bleiben. 6. Falls wir selber Feinde fassen, so führe man sie tief in das Land fort : man lehre sie unsere freien Sitten. 7. Lasst man sie nachher laufen, so lasst man das mit Güte durch die Maiden tun, auf dass wir Genossen und Freunde gewinnen slatt Hasser und Feinde. 


 

AUS MlNNOS SCHRIFTEN

 

So wenn da ein Mann ist, dermasten arg, dass er unsere Nachbarn beraubt, Mordtaten tut, Häuser brennt, Jungfrauen schändet, was es auch sei, das arg ist, und unsere Blutsgenossen wollen das gerächt haben, so ist es recht, dass man den Täter fasse und in ihrer Gegenwart töte, auf dass darüber kein Krieg komme, wodurch Unschuldige büssen würden für den Schuldigen. Wollen sie ihn den Leib behalten und die Rache abkaufen lassen, so mag man das gewähren. Doch ist der Morder ein König, Grevetmann, Graf oder was es sei, der über die Sitten wachen soll, so müssen wir das Übel bessern, aber er muss seine Strafe haben. Führt er einen Ehrennamen auf seinem Schilde von seinen Ahnen, so dürfen seine Sippen diesen Namen nicht länger führen, darum dass die eine Sippe Sorge haben soll über die Gesittung der anderen. Gesetze für Steurer. Steurer ist ein Ehrenname der Aussenfahrer.  1. Alle Fryassöhne haben gleiche Rechte, darum mögen alle flinken Knaben sich selbst als Aussenfahrer melden bei dem Altmann, und dieser darf sie nicht abweisen, es wäre denn, dass keine Stelle da ist. 2. Die Steurer dürfen ihre eignen Meister ernennen. 3. Die Kaufleute müssen gekoren und benannt werden durch die Gemeinde, der das Gut gehört, und die Steurer dürfen dabei keine Stimme haben. 4. Falls man auf einer Reise befindet, dass der König arg oder unfähig ist, so dürfen sie einen anderen nehmen. Kommen sie wieder zurück, so mag der König sich bei dem Altmann beklagen. 5. Kommt die Flotte wieder heim und sind Gewinne da, so müssen die Steurer davon einen dritten Teil haben, folgendermasten zu teilen : der Weisskönig zwölf Mannesteile, der Schult-bei-Nacht sieben Teile, die Bootsmänner jeder zwei Teile, die Schiffer jeder drei Teile, das andere Schiffsvolk einen Teil ; die jüngsten Schiffsjungen jeder ein Drittel, die mittleren jeder einen Halbteil und die ältesten jeder einen Zweidrittelteil. 6. Sind welche da gelähmt worden, dann muss die gemeine Gemeinde sorgen für ihren Leib ; auch müssen sie vorne sitzen bei den allgemeinen Festen, bei häuslichen Festen, ja bei allen Festen. 7. Sind sie auf einem Zuge umgekommen, so müssen ihre Nächsten ihren Teil erben. 8. Sind davon Wittwen und Waisen gekommen, so muss die Gemeinde sie unterhalten ; sind sie in einem Kampfe gefallen, so dürfen die Söhne den Namen ihrer Väter auf ihren Schilden führen. 9. Ist ein Jungsteurer dahingefahren, so müssen seine Erben einen ganzen Mannesteil haben. 10. War er versprochen, so darf seine Braut sieben Mannesteile heischen, um ihrem Friedel einen Stein zu weihen, aber dann muss sie für diese Ehre Witwe bleiben lebenslang. 11. So wenn eine Gemeinde eine Flotte ausrüstet, müssen die Reeder sorgen für beste Leibzehrung und für die Weiber und Kinder. 12. Wenn ein Steurer abgelebt und arm ist, und er hat weder Haus noch Hof, so muss ihm das gegeben werden. Will er kein Haus und Hof, so dürfen seine Freunde ihn ins Haus nehmen, und die Gemeinde muss das bessern nach seinem Staat, es wäre denn,  dass seine Freunde diesen Vorteil weigern.

Hierunter sind drei Wissen, darnach sind diese Satzungen gemacht. 1. Ein jeder weiss, dass er seinen Behuf haben muss ; aber wird einem seinen Behuf vorenthalten, so weiss niemand, was er tun soll, um seinen Leib zu behalten. 2. Alle gesunden Menschen werden gedrungen, Kinder zu zeugen : wird dem gewehrt, so weiss niemand, was Arges darob kommen kann. 3. Ein jeder weiss, dass er frei und ungeletzet will leben und dass andere das auch wollen. Um sicher zu sein, sind diese Satzungen und Rechtsbestimmungen gemacht. Das Volk Findas hat auch Satzungen und Rechtsbestimmungen, jedoch diese sind nicht nach dem Recht, sondern allein zum Nutzen der Priester und Fürsten. Demzufolge sind ihre Staaten voller Zwiespalt und Mord. 1. So wenn jemand Not hat und er kann sich selbst nicht helfen, so müssen die Maiden dies zur Kenntnis des Grafen bringen, derhalben weil es sich für einen stolzen Fryas (Friesen) nicht fugt, dies selber zu tun. 2. So wenn jemand arm wird, dadurch dass er nicht arbeiten will, so muss er aus dem Lande ausgetrieben werden. Denn die Feigen und Tragen sind lästig und Arges denkend, darum soll man ihnen wehren. 3. Jeglicher junger Mann soll eine Braut suchen, und ist er fünfundzwanzig Jahr, so soll er ein Weib haben. 4. Ist jemand fünfundzwanzig Jahr und hat er noch keinen Ehegatten, so soll man ihm sein Haus verwehren. Die Knaben sollen ihn meiden. Nimmt er dann noch keinen Ehegatten, so soll man ihn totsagen, auf dass er aus dem Lande fortziehe und hier kein Ärgernis geben mag. 5. Ist einer unvermögend, dann soll er es offenbar sagen, dass niemand vor ihm zu fürchten noch sich vorzusehen hat. Alsdann mag er kommen, wo er will. 6. Verübt er nachdem Hurerei, so darf er fliehen ; flieht er nicht, so wird er der Rache der Betrogenen überlassen und niemand darf ihm helfen.

 

7. So wenn jemand einiges Gut hat und einem anderen gefallt es dergestalt, dass er sich daran vergreift, so muss er das dreifach vergelten ; stiehlt er dann noch einmal, so muss er nach den Zinnlanden  . Will der Bestohlene ihn freigeben, so mag er das tun. Aber geschieht es wieder, so darf niemand ihm Freiheit geben. Diese Bestimmungen sind gemacht für neidigliche Menschen. 1. So wenn jemand in hastigem Mute oder aus Neid (Zorn) eines anderen Glieder bricht, ein Auge ausstösst oder einen Zahn, wie es sei, so muss ein Leidiger zahlen, was der Geleidigte heischt. Kann er das nicht tun, so muss an ihm offenkündig getan werden, was er dem anderen tat. Will er das nicht ausstehen, so soll er sich zu seiner Burgmaid wenden, ob er in den Eisen- oder Zinnlanden arbeiten darf, bis seine Schuld getilgt ist nach der gemeinen Rechtssatzung. 2. So wenn jemand so arg befunden wird, dass er einen Fryas fällt, so muss er es mit seinem Leib büssen. Kann seine Burgmaid ihm für allezeit nach den Zinnlanden helfen, so darf sie es tun. 3. So wenn der Mörder beweisen kann mit erkannten Zeugnissen, dass es durch Unglück geschehen ist, so wird er frei sein ; aber geschieht es noch einmal, so muss er doch nach den Zinnlanden, auf dass man dadurch vermeide unehrenhafte Rache und Fehde. Dies sind die Rechtssatzungen für Horningen. 1 Wer auf das Haus eines anderen aus Neid den roten Hahn setzt, ist kein Fryas ; er ist ein Horning mit verbastertem Blute. Kann man ihn auf frischer Tat ertappen, so muss man ihn ins Feuer werfen. Er darf fliehen, so er kann, doch nirgends soll er sicher sein vor der rächenden Hand.  2 Kein rechter Fryas soll über die Fehlschläge seines Nächsten schwatzen noch reden. Ist einer missetätig wider sich selber, aber nicht gefährlich für einen anderen, so mag er sich selbst richten. Wird er so arg, dass er gefährlich wird, so muss man es dem Grafen klagen. Aber ist da einer, der einen anderen hinterrücks zeihet, anstatt es bei dem Grafen zu tun, so ist er ein Horning. Auf dem Markt soll er an einen Pfahl gebunden werden, so dass das junge Volk ihn anspeien kann. Darauf leite man ihn über die Grenzen, aber nicht nach den Zinnlanden, dieweil ein Ehrenräuber auch da zu fürchten ist. 3 So wenn da irgendeiner so arg wäre, dass er dem Feinde verriete, Pfade und Nebenpfade wiese, um zu unseren Fluchtburgen zu gelangen, oder sich zur Nacht hineinzuschleichen, derselbe wäre gezeugt aus Findas Blut. Ihn würde man verbrennen müssen. Die Seeleute sollten seine Mutter und seine Sippen nach einer fernen Insel bringen und daselbst seine Asche stäuben, auf dass daraus keine giftigen Kräuter wachsen können. Die Maiden sollen seinen Namen verwünschen über alle Staaten, auf dass kein Kind seinen Namen er halte und die Alten ihn verwerfen mögen. Krieg war verzogen, aber Not war an seiner Statt gekommen. Nun gab es drei Menschen, deren jeder einen Sack Korns stahl von absonderlichen Eignern. Doch sie wurden alle gefasst. Nun ging der erste hin und brachte den Dieb zum Schulten. Die Maiden darob sprechend sagten allewege, dass er nach dem Rechte getan hatte. Der andere nahm dem Dieb das Korn weg und liess ihn fürder mit Frieden. Die Maiden sagten, er hätte wohl getan. Aber der Dritte Eigner ging hin zu dem Hause des Diebes. Als er nun sah, wie Not ihren Sessel aufgestellt hatte, da ging er zurück und kehrte wieder mit einem Wagen voller Notdurft, damit er die Not von dem Herd vertriebe. Fryas Maiden waren bei ihm einhergegangen und hatten seine Tat in das ewige Buch geschrieben, derweilen sie alle seine Mängel ausgewischt hatten. Der Ehrenmutter ward es gesagt, und sie lieft es kundmachen durch das ganze Land. Nützliche Sachen aus den nachgelassenen Schriften Minnos.  Minno war ein alter Seekönig, Seher und Weisgieriger. Den Kretensern hat er Gesetze gegeben. Er ist geboren an den Linda-Orten, und nach all seinem Widerfahren hat er das Glück genossen, in Lindaheim zu sterben. So wenn unsere Nachbarn ein Teil Land oder Wasser haben, das uns gut scheint, so fügt es sich für uns, dass wir es zu Kauf fragen ; wollen sie das nicht tun, dann muss man sie das behalten lassen. Das ist nicht Fryas Rat, und es würde Unrecht sein, es abzuhändigen. So wenn Nachbarn zusammen keifen und streiten über andere Sachen als Land, und sie bitten uns, ein Urteil zu sprechen, so soll man das lieber unterbleiben lassen. Doch wenn man da nicht umhin kann, so soll man das ehrlich und rechtfertig tun. Kommt da jemand und sagt : ‘Ich habe Krieg, nun müsst ihr mir Helfen’, oder ein anderer kommt und sagt : ‘Mein Sohn ist unjährig und unfähig, und ich bin alt ; nun will ich dich zum Vormund über ihn und über mein Land tellen, bis er jährig sei’, - so hat man das zu verweigern, auf dass wir nicht in Zwist kommen mögen über Sachen, widerstreitend unseren freien Sitten. So wenn da kommt ein äuslandischer Kaufmann auf den zugelassenen Markt zu Wyringen oder zu Almanland und er betrügt, so wird ihm sofort Marktbusse auferlegt und er durch die Maiden über das ganze Land kennbar gemacht. Kommt er dann zurück, so soll niemand von ihm kaufen : er soll sich davonmachen, so wie er gekommen ist. Desgleichen, so wenn Kaufleute gekoren werden, um zu Markt zu gehen oder mit der Flotte zu fahren, so hat man allein solche zu kiesen, die man Zug um Zug kennt und die in einem guten Rufe stehen bei den Maiden. Geschieht es trotz alledem, dass ein arger Mann sich darunter befindet, der die Leute betrügen will, so haben die anderen dem zu wehren. Hat er es schon getan, so muss man das bessern und den Missetäter aus den Landen bannen, auf dass unser Name überall mit Ehren genannt werden soll. Aber wenn wir uns auf einem ausländischen Markt befinden, sei es nah oder fern, und es geschieht, dass das Volk uns Leid tut oder bestiehlt, so haben wir mit hurtigem Sinne zuzuschlagen ; denn, obschon wir alles tun um des Friedens willen, unsere Halbbrüder dürfen uns niemals gering achten noch wahnen, dass wir angstlich sind. In meiner Jugend habe ich wohl einmal gemurrt über die Banden der Gesetze ; nachher habe ich Frya oftmals gedankt für ihren Rat und unseren Ahnen für die Gesetze, die darnach geschaffen sind, Wralda ober der Allernährer hat mir viele Jahre gegeben, über viele Lande und Seen bin ich umgefahren und nach allem, was ich gesehen habe, bin ich überzeugt, dass wir allein von dem Allernährer auserkoren sind, Gesetze zu haben. Lydas Volk vermag weder Gesetze zu machen noch zu halten : sie sind zu dumm und zu wild dazu. Viele Geschlechter Findas sind klug genug, aber sie sind gierig, hochfährtig, falsch, unkeusch und mordsüchtig. Poggen blähen sich selber auf, und sie können nichts als kriechen. Frösche rufen ‘werk, werk’, aber sie tun nichts als hüpfen und Possen reisten. Die Raben rufen ‘spar, spar’ aber sie stehlen und verschlingen alles, was unter ihren Schnabel kommt. Allen denen gleich ist das Findavolk : sie ruhmen sich laut der guten Gesetze. Ein jeder will Satzungen machen, um dem Übel zu wehren, aber selber will niemand dadurch gebunden sein. Derjenige, dessen Geist der listigste ist und dadurch der stärkste, dessen Hahn kräht König, und die anderen müssen alleweg seiner Gewalt unterworfen sein, bis ein anderer kommt, der ihn von seinem Sessel vertreibt. Das Wort ‘Ewa’ist zu heilig, um eine gemeine Sache zu nennen. Darum hat man uns gelehrt, ‘evin’ zu sagen. ‘Ewa’ bedeutet ‘Setma’ (Satzungen), die bei allen Menschen gleicherweise in ihrem Gemüt eingegraben sind, auf dass sie mögen wissen, was recht und unrecht ist, und wodurch sie Gewalt haben, ihre eigenen Taten und die anderer zu berechten, das will sagen, insofern sie gut und nicht missetätig sind. Auch ist noch ein anderer Sinn damit verbunden. ‘Ewa’ sagt auch Ee-gleich, wassergleich, recht und schlecht wie Wasser, das durch keinen Sturmwind oder etwas anderes verstört ist. Wird das Wasser verstört, so wird es ‘unewa’  (uneben), unrecht (ungrade), aber es neigt ‘ewig’ dazu wieder ‘eben’ zu werden. Das liegt an seiner Vonselbstigkeit, wie die Neigung zu Recht und Freiheit in allen Fryaskindern liegt. Diese Neigung haben wir durch Wraldas Geist, unseres Vaters, der in Fryas Kindern laut spricht : Darum wird sie in uns auch ewig bekleiben. ‘Ewa’ (ewig) ist auch das andere Sinnbild des Geistes Wraldas, der ewig recht und unverstört bleibt, obschon es in seinem Leib arg zugeht. Ewig und unverstört sind die Merkmale der Weisheit und Gerechtigkeit, die von allen frommen Menschen gesucht und von allen Richtern besessen werden müssen. Wollen die Menschen also Gesetz- und Rechtssatzungen machen, die allein gut bleiben und alleweg, so müssen sie gleich sein für alle Menschen. Nach diesen Gesetzen gehört es den Richtern, ihr Urteil zu verkünden. Ist da einiges Übel getan, derob keine Gesetze geschaffen sind, so muss man eine gemeine Acht belegen. Da urteile man nach dem Sinne, den Wraldas Geist in uns kündet, um über alles gerecht zu berechten. Tun wir dermaBen, so wird unser Urteil nimmer fehlschlagen. Tut man nicht recht, aber unrecht, so erhebt sich Zwist und Zwiespalt unter den Menschen und Staaten ; daraus spriesst inländischer Krieg, wodurch alles zerstört und verdorben wird. Aber, o Dummheit, dieweil wir so tun und einander schaden, kommt das neidische Volk Findas mit seinen falschen Priestern, eure Habe zu rauben, eure Töchter zu schanden, eure Sitten zu verderben und zuletzt die Sklavenbande um jedwedens freien Hals zu schlingen.


 

AUS DEN SCHRIFTEN VON ADELBROST UND APOLLONLA. Die älteste Lehre, die geritzt ist auf die Austenwand der Burgtürme, ist nicht abgeschrieben in dem Buch der Adela-Folger. Warum dies unterblieben ist, weiss ich nicht zu schreiben. Doch dies Buch ist mein eigen : darum will ich diese darin setzen, meinen Magen zu Willen. Älteste Lehre. Allen Gutes minnenden Fryaskindern sei Heil! Denn dadurch wird es selig werden auf  Erden : lehre und künde den Völkern. - Wralda ist das Allerälteste und Überälteste, denn Es schuf alle Dinge. Wralda ist alles in allem, denn Es ist ewig und unendlich. Wralda ist überall einwärtig, aber nirgends zu besehen : darum wird dies Wesen Geist geheissen. Alles, was wir von Ihm sehen können, sind die Geschöpfe, die durch sein Leben kommen und wieder hingehen : denn aus Wralda kommen alle Dinge und kehren alle Dinge wieder. Aus Wralda kommt der Anfang und das Ende, alle Dinge gehen in ihm auf. Wralda ist das eine allmächtige Wesen, denn alle andere Macht ist von ihm entliehen und kehret zu Ihm wieder. Aus Wralda kommen alle Kräfte, und alle Kräfte kehren zu Ihm zurück. Darum ist Er allein das schaffende Wesen, und da ist nichts geschaffen ausser Ihm. Wralda legte ewige Satzungen, das sind Gesetze, in all das Geschaffene, und es gibt keine guten Gesetze, sie seien denn danach gebildet. Aber obschon alles in Wralda ist, die Bosheit des Menschen ist nicht in Ihm. Bosheit kommt durch Trägheit, Unachtsamkeit und Dummheit. Wralda ist die Weisheit, und die Gesetze, die sie geschaffen hat, sind die Bücher, aus denen wir lernen können, und es ist keine Weisheit zu finden noch zu sammeln ausser dieser. Die Menschen können viele Dinge sehen, aber Wralda sieht alle Dinge. Die Menschen können viele Dinge erschliessen, aber für Wralda ist alles geöffnet. Die Menschen sind männlich und gebährlich , aber Wralda schuf beide. Die Menschen minnen und hassen, aber Wralda ist allein gerecht. Darum ist Wralda allein gut, und es gibt nichts Gutes ausser Ihm. Mit dem Jul wandelt und wechselt alles Geschaffene, aber das Gute ist allein unveränderlich. Dadurch,  dass Wralda gut ist, kann Er auch nicht verändern, und weil Er bleibt, darum ist Er allein Wesen und alles andere ist Schein. Der zweite Teil der ältesten Lehre. Unter Findas Volk gibt es Wahnweise, die durch Überfindigkeit so arg geworden sind, dass sie sich selber weismachen und die Eingeweihten überzeugen,  dass sie der beste Teil des Geistes Wraldas sind und dass Wralda allein vermag zu denken durch Hilfe ihres Gehirnes. Dass jedes Geschöpf ein Teil von Wraldas unendlichem Wesen ist, das haben sie von uns ergafft. Aber ihre falschen Reden und ihre zügellose Hochfährtigkeit haben sie auf einen Irrweg gebracht. Wäre ihr Geist Wraldas Geist, so würde Wralda ganz dumm sein, statt licht und weise. Denn ihr Geist müht sich immer ab, um schöne Bilder zu machen, welche sie später anbeten. Aber Findas Volk ist ein arges Volk, denn obschon die Wahnweisen sich selbst weismachen, dass sie Götter seien, so haben sie für die Uneingeweihten falsche Götter geschaffen, um alleweg zu verkünden, dass diese Götter die Welt geschaffen haben, mit allem, was darin ist, gierige Götter, voll Neid und Zorn, welche geehrt und gedienet sein wollen von den Menschen, die Blut und Opfer wollen und Schatzung heischen. Aber diese wahnweisen falschen Männer, die sich selber Gottesschalke  oder Priester nennen lassen, erheben, sammeln und raffen alles für die Götter, die nicht da sind, um es selber zu behalten. Alles das betreiben sie mit weitem Gewissen : weil sie sich selber Götter wähnen, die niemandem Verantwortung schuldig sind. Sind da welche, die ihre Ränke ahnen und offenkundig machen, so werden sie von ihren Rackern gefasst und um ihrer Lästerung verbrannt, alles mit vielen feierlichen Gepflogenheiten, ihren falschen Göttern zu Ehren. Aber in Wahrheit, damit sie ihnen nicht schaden sollen . Damit unsere Kinder gewappnet sein mögen gegen ihre abgöottische Lehre, sollen die Maiden sie auswendig lernen lassen, was hier folgen wird : Wralda war eher als alle Dinge, und nach allen Dingen wird Er sein. Wralda  ist also ewig, und Er  ist unendlich, darum  ist nichts ausser Ihm. Durch und aus Wraldas Leben wurde Zeit und alle Dinge geboren, und Sein Leben nimmt die Zeit und alle Dinge weg. Diese Sachen müssen klar und offenkundig gemacht werden auf alle Weise, so  dass sie es auch anderen bedeuten und beweisen können. Ist es nun soweit gewonnen, dann sage man fürder : Was also unseren Umfang betrifft, sind wir ein Teil von Wraldas unendlichem Wesen, wie der Umfang alles Geschaffenen ; doch was unsere Gestalt angeht, unsere Eigenschaften, unseren Geist und alle unsere Bedenkungen, diese gehören nicht zu dem Wesen. Dies alles sind flüchtige Dinge, die durch Wraldas Leben erscheinen, doch durch Seine Weisheit dergestalt und nicht anders erscheinen. Aber weil Sein Leben stetig weitergeht, kann nichts an seiner Stätte bleiben. Darum verwechseln alle geschaffenen Dinge ihre Stätte, Gestalt und auch ihre Denkweise. Darum darf Irtha (Erde) selbst noch irgendein Geschöpf sagen : »ich bin«, aber wohl : ‘ich war’’. Auch soll kein Mensch sagen : ‘ich denke’, sondern bloss : ‘ich dacht’. Der Knabe ist grösser und anders, als da er ein Kind war. Er hat anderes Begehren, andere Sucht und Denkweise. Der Mann und Vater ist und denkt anders, als da er ein Knabe war. Desgleichen die Altbetagten. Das weiss ein jeder. So wenn ein jeder nun weiss und gestehen muss, dass er allein wechselt, so muss er auch dazu gestehen, dass er jeden Augenblick wechselt, auch dieweil er sagt : ‘ich bin’, und dass seine Gedankenbilder wechseln, dieweil er sagt : ‘ich denke’. Anstatt dass wir den argen Findas dermasten unwürdig nachschwatzen und reden ‘ich bin oder gar ‘ich bin der beste Teil Wraldas, ja durch uns allein vermag Er zu denken’, so wollen wir künden überall und allewege, wo es nötig sei : Wir, Fryas Kinder, sind Erscheinungen durch Wraldas Leben, beim Anfang gering und bloss, doch immer werdend und näherend der Vollkommenheit, sonder je so gut zu werden als Wralda selber. Unser Geist ist nicht Wraldas Geist; er ist hiervon allein ein Abschein. Da Wralda uns schuf, hat Er uns in Seiner Weisheit Hirn, Sinne, Gedächtnis und viele gute Eigenschasten verliehen. Hiermit können wir Seine Geschöpfe und Seine Gesetze betrachten. Davon können wir lernen und darüber können wir reden, alles und allein zu unserem eigenen Heil. Hätte Wralda uns keine Sinne gegeben, so würden wir von nichts wissen, und wir würden noch hilfloser sein als eine Seequalle, die fortgetrieben wird durch Ebbe und durch Flut. Dies steht auf Schreibfilz geschrieben : Rede und Antwort den anderen Maiden zu einem Vorbilde. Ein ungeselliger geiziger Mann kam zu Trost, die Maid war zu Stavia, um sich zu beklagen. Er sagte, Unwetter hätte sein Haus weggeführt. Er hatte zu Wralda gebetet, aber Wralda hatte ihm keine Hilfe verliehen. ‘Bist du ein echter Fryas’, fragte Trost. ‘Von Eltern auf Eltern’, antwortete der Mann. ‘Dann’, sagte sie, ‘will ich etwas in dein Gemüt säen, im Vertrauen,  dass es keimen, wachsen und Früchte tragen mag.’ Fürder sprach sie und sagte : ‘Als Frya geboren ward, stand unsere Mutter da, nackt und bloss, ungeschützt gegen die Strahlen der Söhne. Da erwirkte Wralda in ihrem Gemüte Neigung und Liebe, Angst und Schrecken. Sie sah um sich : ihre Neigung wählte das Beste und sie suchte Schutz unter der schirmenden Linde. Aber Regen kam, und sie wurde nass. Jedoch hatte sie gesehen, wie das Wasser an den Blättern herabträufelte. Nun machte sie ein Dach mit abhängenden Seiten, auf Staken machte sie das. Aber Sturmwind kam und blies den Regen darunter. Nun hatte sie gesehen, dass der Stamm Schutz gab. Demnach ging sie hin und machte eine Wand von Schollen und Soden, erst an einer Seite und fürder an allen Seiten. Sturmwind kam zurück, wütender als bevor, und blies das Dach weg. Doch sie klagte nicht über Wralda noch wider Wralda, sondern sie machte ein Röhrichtdach und legte Steine darauf. Als sie befand, wie hart es ist, sich allein plagen zu müssen, bedeutete sie ihren Kindern, wie und weshalb sie es getan hätte. Die wirkten und dachten zusammen. Auf solche Weise sind wir zu einem Hause mit Stufenbänken und einer schützenden Linde wider die Söhnenstrahlen gekommen. Zuletzt haben sie eine Burg gemacht und fürder alles andere. Ist dein Haus nicht stark genug gewesen, so musst du versuchen, es besser zu machen. ‘Mein Haus war stark genug’, sagte er, ‘aber das hohe Wasser hat es aufgehoben und Sturmwind hat das andere getan.’ ‘Wo stand dein Haus dann’, fragte Trost. ‘Langs des Rheines’, sagte der Mann.  ‘Stand es dann nicht auf einem Nol oder einer Terp’, fragte Trost. ‘Nein’, sagte er, ‘mein Haus stand einsam am Ufer ; allein habe ich es gebaut, aber ich konnte allein dort keine Terp machen.’ Ich wusste es wohl’, sagte Trost, ‘die Maiden haben es mir berichtet. Du hast all dein Leben einen Widerwillen gegen die Menschen gehabt, aus Fürcht, dass du etwas geben oder für sie tun müsstest. Doch damit kann man nicht weit kommen. Denn Wralda, der mild ist, kehret sich von den Geizigen ab. Festa hat es uns geraten und über den Toren aller Burgen steht es geschrieben : 'Bist du arg nutzbedacht', sagte Festa ‘behüte dann deine Nächsten, hilf dann deinen Nächsten, so werden sie es wieder tun.' - ist dieser Rat nicht genug, ich weiss für dich keinen besseren.Schamrot ward der Mann und er zog still von dannen.

 

AUS DEM BUCHE DER FOLGER ADELAS 'Was hierunten steht, ist in die Wände der Waraburg geritzt  Was hieroben steht, sind die Zeichen des Juls. Das ist; das älteste Sinnbild Wraldas, auch von dem Anfang oder dem Beginne, woraus die Zeit kam : dieser ist; der Kroder, der ewig mit dem Jul umlaufen muss. Darnach hat Frya die Standschrift gemacht, die sie gebrauchte zu ihrem Tex (Rat). Als Festa Ehrenmutter war, hat sie die Runschrift oder laufende Schrift davon gemacht. Der Weisskönig, das ist Seekönig, Godfried der Alte, hat davon die absonderlichen Zahlnenner (Zahlzeichen) gemacht für Stand- und Runschrift beide. Darum ist es nicht zuviel, dass wir jährlich einmal derenthalben Fest feiern. Wir dürfen Wralda ewig Dank weihen, dass er seinen Geist so stark über unsere Ahnen hat fahren lassen. In ihrer Zeit hat Finda auch eine Schrift erfunden, aber das war so hochfahrend und voll Kräuseln und Kringeln, dass die Nachkommen deren Bedeutung bald verloren haben. Nachdem haben sie unsere Schrift gelernt, mit namen die Finnen, die Thyrier und die Krekaländer. Aber sie wussten es nicht gut, dass es von dem Jul gemacht war und dass es darum allzeit geschrieben werden musste mit der Söhne herum. Dabei wollten sie, dass ihre Schrift unlesbar sein sollte für das andere Volk, denn sie haben immer Geheimnisse. Indem sie also taten, sind sie sehr aus der Weise geraten, dermassen, dass die Kinder die Schriften ihrer Eltern schwerlich lesen konnten, während wir unsere allerältesten Schriften ebenso leicht lesen können als diejenigen, welche gestern geschrieben sind. Hierunter isl: die Standschrift, darunter die Runschrift, fürder die Zahlnenner auf beide Weisen. Dies steht auf allen 'Burgen geschrieben. Ehe die arge Zeit kam, war unser Land das schönste in der Welt. Die Söhne stieg höher und es gab selten Frost. An den Bäumen und Sträuchern wuchsen Früchte und anderes Genüge, die nun verloren sind. Unter den Grassaaten hatten wir nicht allein Korn, Haver und Blyde , sondern auch Swete , die gleich Gold blinkten und die man unter den Söhnenstrahlen dörren konnte. Die Jahre wurden nicht gezählt, denn das eine Jahr war so freudig wie das andere. Auf der einen Seite wurden wir von Wraldas See eingeschlossen, auf dem kein Volk ausser uns fahren mochte noch konnte. An der anderen Seite wurden wir von dem breiten Twiskland umzäunt, wodurch das Finda-Volk nicht zu kommen wagte, wegen der dichten Wälder und des wilden Getieres. Gegen Morgen grenzten wir an das Aussenende der Astersee (Ostsee), gegen Abend an die Mittelsee, so dass wir ausser den kleinen wohl zwölf grosse Süsswasserströme hatten, uns durch Wralda gegeben, um unser Land kräftig zu erhalten und um unserem tapferen Volke den Weg nach seiner See zu weisen. Die Ufer dieser Ströome wurden fast allesamt von unserem Volke besessen, auch die Felder an dem Rhein, von dem einen Ende bis zum anderen. Gegenüber den Dänemarken und Juttenland hatten wir Volkspflanzungen mit einer Burgmaid. Von dort gewannen wir Kupfer, nebst Teer, Pech und einigem anderen Behuf. Gegenüber unserem vormaligen Westland hatten wir Britannien mit seinen Zinnlanden. Britannien war das Land der Bannlingen (Geächteten), die mit Hilfe ihrer Burgmaid weggezogen waren, um ihren Leib zu behalten. Doch damit sie nicht zurückkommen sollten, wurde erst ein B vorn auf ihre Stirn geprickelt, den Bannlinge mit roter Blutfarbe und den anderen Missetätern mit blauer Farbe. Ausserdem hatten unsere Seeleute manche Stapelplätze in den nahen Krekalanden und in Lydia  . In Lydia sind die schwarzen Menschen. Da unser Land so geräumig und gross war, hatten wir viele absonderliche Namen. Diejenigen, welche sassen östlich von den ‘niederen Marken’’(Dänenmarken), wurden Jutten geheissen ; die, welche sassen auf den Inseln, wurden Stjurar (Steurer), Seekämpen und Angelaren geheissen 4 . Die, welche von dort bis zu dem nachsten Krekaland sassen, wurden bloss Kadheimer genannt, weil sie nie hinausführen. Die, welche in den Hohen Marken sassen, welche an die Twisklande grenzten, wurden Sachsmänner geheissen, aus dem Grunde, weil sie immer gewappnet waren wider das wilde Getier und die verwilderten Britnen (Britten). Überdies hatten wir die Namen Landsassen, Meersassen und Holz- oder Waldsassen. Wie die arge Zeit kam. Den ganzen Sommer war die Söhne hinter den Wolken verborgen, als wollte sie die Erde nicht sehen. Der Wind ruhte in seiner Höhle, wodurch Rauch und Dampf gleich Säulen über Haus und Pfuhlen standen. Die Luft ward also trüb und dämmerig und in den Herzen der Menschen war weder Frohsinn noch Freude. Inmitten dieser Stille begann die Erde zu beben, gleich wenn sie sterbend wäre : Berge splissen voneinander, Feuer speiende und Lohe; andere sanken in ihren Schoss nieder, und wo sie erst Felder hatte, hob sie Berge empor. Aldland, von den Seeleuten Atland geheissen, sank nieder, und das wilde Haff trat so lange über Berge und Täler, bis alles in der See versenkt war. Viele Menschen wurden in der Erde verschüttet, und viele, die dem Feuer entkommen waren, kamen danach in dem Wasser um. Nicht allein in den Landen Findas spien die Berge Feuer, sondern auch in Twiskland. Wälder brannten dadurch hintereinander weg, und der Wind, der von dannen kam, wehte unser Land voll Asche. Flüsse wurden verlegt, und an ihren Mündungen kamen neue Inseln von Sand und treibendem Getier.  Drei Jahre war die Erde also leidend : aber als sie besser wurde, konnte man ihre Wunden sehen. Viele Länder waren versunken, andere aus der See aufgestiegen, und das Twiskland halbteils entwaldet. Banden des Finda-Volkes überzogen die ledigen Gegenden. Unsere Weggezogenen wurden vertilgt oder sie wurden ihre Hörigen. Da wurde Wachsamkeit uns doppelt geboten, und die Zeit lehrte uns, dass Eintracht unsere starkste Burg ist. Dies steht an der Waraburg bei der Aldergamunde geritzt Die Waraburg ist keine Maidenburg, sondern darin werden alle ausheimischen und ausländischen Dinge verwahrt, die mitgebracht sind von den Seeleuten. Sie ist drei Pfähle, das ist eine Halbzeit, südwärts von Medeasblik gelegen. Also ist das Vorwort : ‘Berge, neiget euren Gipfel, Wolken und Ströme, weinet. Ja, Schonland, errote : Sklavenvölker treten auf dein Kleid, o Frya. Also ist die Geschichte. Hundertundein Jahr nachdem Aldland versunken ist, kam da aus dem Osten ein Volk her : das Volk war vertrieben durch ein anderes Volk. Hinter unserem Twiskland gerieten sie in Zwiespalt ; sie teilten sich in zwei Haufen, von denen ein jeder seines Weges ging. Von dem einen Teil ist keine Erzahlung auf uns gekommen, aber der andere Teil fiel hinten in unser Schonland. Schonland war spärlich bevölkert und an der Rückseite am spärlichsten. Darum vermochten sie es ohne Streit zu gewinnen, und da sie sonst nichts zuleide taten, wollten wir darob keinen Krieg haben. Nun wir sie kennengelernt haben, so will ich über ihre Sitten schreiben, nach dem, wie es uns mit ihnen ergangen ist. Das Volk war nicht so wild wie viele Geschlechter Findas, aber den Egiptaländern gleich; sie haben Priester wie diese und, nun sie Kirchen haben, auch Bilder. Die Priester sind die einzigen Herren : sie heissen sich selber Magjara. Ihrer aller Oberster heisst Magy 3 ; er ist Hauptpriester und König zugleich. All das andere Volk wird für Null gehalten und ist gänzlich und gar in ihrer Gewalt. Das Volk hat keinen Namen : von uns sind sie Finnen geheissen. Sonst sind sie nicht zu beneiden, denn sie sind Sklaven ihrer Priester, aber noch viel ärger ihrer Meinungen. Sie meinen, dass alles übler Geister voll ist, welche in Menschen und Tiere schleichen. Aber von Wraldas Geist wissen sie nichts. Sie haben Steinwaffen, die Magjaren kupferne. Die Magjaren erzählen, dass sie böse Geister bannen und ausbannen können : derob ist das Volk gänzlich in banger Furcht und an ihrem Wesen ist nimmer Frohsinn zu spüren. Als sie sich nun richtig niedergelassen hatten, suchten die Magjaren bei uns Freundschaft : sie rühmten unsere Sprache und Sitten, unser Vieh und unsere eisernen Waffen, die sie gerne für ihre goldenen und silbernen Zieraten eintauschen wollten, und ihr Volk hielten sie immer innerhalb der Grenzpfähle. Aber das führte unsere Wachsamkeit irre. Achtzig Jahre spater , just war es Julfest, da kamen sie unerwartet, gleich Schnee durch Sturmwind getrieben, über die Lande gerannt. Die nicht fliehen konnten, wurden getötet. Frya wurde angerufen, aber die Schonländer hatten ihren Rat vernachlässigt. Da wurden Kräfte gesammelt, drei Pfähle von Godaburg wurde ihnen widerstanden : der Krieg blieb da. Kat oder Katerine, so hiessdie Maid, die Burgmaid auf Godaburg war : Kat war stolz und hochfährtig : darum liess sie weder Rat noch Gefolgschaft von der Mutter erbitten. Aber als die Burgherren das erfassten, sandten sie selber Boten nach Texland, zu der Mutter dort. Minna, so war der Name der Mutter, liess alle Seeleute aufbieten und all das junge Volk von Ost-Flyland und von den Dänemarken. Aus diesem Zuge ist die Geschichte von Wodin entstanden, welche an den Burgen ist geritzt und hier abgeschrieben ist. An der Aldergamunde da wohnte in Ruhestand ein alter Seekönig : Sterik war sein Name und der Ruf seiner Taten war gross. Dieser alte Robbe hatte drei Neffen : Wodin, der älteste, heimatete zu Lumka-makia bei der Eemunde in Ost-Flyland, zu Haus. Ehemals war Heermann gewesen. Tünis und Inka waren Seekämpen und just nun bei ihrem Vateronkel an der Aldergamunde zu Haus. Als die jungen Kämpen nun zueinander kamen, erkoren sie Wodin zu ihrem Heermann oder König, und die Seekämpen koren Tünis zu ihrem Seekönig und Inka zu ihrem Schult-bei-Nacht. Die Seeleute führen dann nach den Dänemarken : dort nahmen sie Wodin mit seiner, streitbaren Landwehr an Bord. Der Wind war räumig, und so waren sie im Handumdrehen in Schonland. Als die nordischen Brüder sich mit ihm vereinigt hatten, teilte Wodin sein gewaltiges Heer in drei Keile. ‘Frya’ war ihr Waffenruf, und so schlug er die Finnen und Magjaren zurück, als ob es Kinder wären. Als der Magy erfuhr, wie seine Leute alle umgebracht wurden, da sandte er Boten mit Stab und Krone. Sie sagten zu Wodin: ‘0 du allergrösster der Könige, wir sind schuldig. Doch alles, was wir getan haben, ist aus Not geschehen. Ihr meint,  dass wir eure Brüder mutwillig angegrifFen haben. Aber wir sind von unseren Feinden fortgetrieben, und sie alle hängen uns noch an den Fersen. Wir haben des österen Hilfe von Eurer Burgmaid gebeten, aber sie hat unser nicht geachtet. Der Magy sagt : 'So wenn wir einander zur Hälfte töten, so werden die wilden Schafhirten kommen und uns allesamt töten.' Der Magy hat viele Reichtümer, aber er hat gesehen, dass Frya gewaltiger ist als alle unsere Geister zusammen. Er will sein Haupt in ihren Schoss legen. Du bist der reckenhafteste König der Erde, dein Volk ist von Eisen. Werde unser König, und wir alle werden deine Sklaven sein. Was wäre das ehrenreich für dich, wenn du die Wilden wieder zurücktreiben könntest. Unsere Hörner würden es herumblasen und unsere Mären würden überall vor dir hergehen. Wodin war stark, wüst und reckenhaft, aber er war nicht klarsehend. Da durch ward er in ihren Schlingen gefangen und von dem Magy gekrönt. Sehr viele Seefahrer und Landwehrer, denen diese Kür nicht zusagte, zogen still von hinnen, indem sie Kat mitnahmen. Aber Kat, die weder vor der Mutter noch vor der gemeinen Acht erscheinen wollte, sprang über Bord. Da kam der Sturmwind und trieb die Schiffe auf die Schären der Dänenmarken, ohne dass man einen Mann vermisste. Nachdem haben sie diese Strasse Katsgat geheissen. Als Wodin gekront war, ging er auf die Wilden los. Sie waren alle Reiter : gleich einem Hagelschauer fielen sie auf Wodins Heer, aber gleich einem Wir belwind wendeten sie um und wagten nicht wieder zu erscheinen. Als Wodin nun zurückkam, gab ihm der Magy seine Töchter zum Weibe. Nachdem wurde er mit Kräutern beräuchert : aber es waren Zauberkräuter darunter, denn Wodin wurde stufenweise so vermessen, dass er Fryas und Wraldas Geist miftzuerkennen und zu verspotten wagte, während er seinen freien Hals vor den falschen götzengleichen Bildwerken beugte. Sein Reich hielt sich sieben Jahre : da verschwand er. Der Magy sagte, dass er unter ihre Götter aufgenommen wäre, und dass er von dort über sie waltete. Aber unser Volk verlachte seine Worte. Als Wodin nun eine Weile verschwunden war, kam da Zwiespalt. Wir wollten einen anderen König kiesen, aber das wollte der Magy, nicht gestatten. Er behauptete, dass es ein Recht wäre, ihm von seinen Göttern gegeben. Ausser diesem Zwist gab es noch einen zwischen den Magjaren und den Finnen, die weder Frya noch Wodin ehren wollten. Aber der Magy tat, wie ihm gut deuchte : denn seine Töchter hatte bei Wodin einen Sohn gewonnen, und nun wollte der Magy, dass dieser von Höher Herkunft sein sollte. Wahrend alle zankten und sich stritten, krönte er den Knaben zum König und stellte sich selber als Vogt und Vormund oder Ratgeber an. Die da mehr von ihrem Balg als von ihrem Recht hielten, liessen ihn gewähren; aber die Guten zogen fort. Viele Magjaren flohen mit ihren Leuten zurück, und die Seeleute schifften sich ein, und ein Heer dreister Finnen ging als Ruderer mit ihnen. Nun kommen die Geschichten von Neffe Tünis und seinem Neffen Inka erst recht in Fluss. Dies alles steht nicht allein an der Waraburg, sondern auch an der Burg Stavia, die gelegen ist hinter dem Hafen von Stavre.  Als Tünis mit seinen Schiffen nach Hause wiederkehren wollte, steuerte er erst auf die Dänemarken los. Aber er durfte dort nicht landen : das hatte die Mutter bestellt. Auch zu Flyland durfte er nicht landen und fürder nirgends. Er würde also mit seinen Leuten vor Gebrechen und Mangel umgekommen sein : darum gingen sie des Nachts an Land rauben und führen am Tage weiter. Also die KüstenstraBe entlang fahrend, kamen sie an die Volkspflanzung Kadik . Hier kauften sie allerhand Notdurft aber Tu(n)tja, die Burgmaid, wollte nicht zulassen, dass sie sich da niedersetzten. Als sie nun fertig waren, bekamen sie Zwist. Tünis wollte durch die Straste der Mittelsee hindurch, um für den reichen König der Egiptalande zu fahren, wie er das wohl ehedem getan hätte. Aber Inka sagte, dass er von all dem Finda-Volk genug hatte. Inka meinte, dass vielleicht noch wohl ein hochgelegener Teil Atlands, in der Weise einer Insel, übriggeblieben sein konnte, wo er mit seinen Leuten friedsam leben möchte. Da die beiden Neffen sich nicht einigen konnten, ging Tünis hin und steckte eine rote Fahne in den Strand und Inka eine blaue. Danach durfte ein jeder kiesen, wem er folgen wollte. Und Wunder - zu Inka, den es anwiderte, den Königen des Finda-Volkes zu dienen, liefen die meisten Finnen und Magjaren über. Als sie nun das Volk gezählt und die Schiffe darauf geteilt hatten, schieden die Flotten voneinander. Von Neffe Tunis ist nachdem Kunde gekommen, von Neffe Inka nimmer. Neffe Tunis fuhr allein die Küste entlang durch die Pforte der Mittelsee. Als Atland versank, war es in der Mittelsee auch überall arg zugegangen. Dadurch waren viele Menschen von dem Findas-Land nach unseren nahen und fernen Krekalanden gekommen und auch viel von unserem Volke nach Lydas Land gegangen. Das alles hat bewirkt,  dass die nahen und fernen Krekalande der Gewalt der Mutter verloren gingen. Damit hatte Tünis gerechnet. Darum wollte er dort einen guten Hafen kiesen und von da aus für die reichen Fürsten fahren. Aber weil seine Flotte und sein Volk so verkommen aussah, meinten die Kadheimer, dass sie Räuber waren, und darum wurden sie überall abgewehrt. Doch zuletzt kamen sie an Phoenisius Küste, das waren hundertunddreiundneunzig Jahre nachdem Atland versunken ist . Nahe bei der Kuste fanden sie ein Eiland (Insel) mit zwei tiefen Schlenken, also dass es wie drei Inseln aussah. Auf der mittelsten schlugen sie ihre Unterkunft auf, nachdem bauten sie einen Burgwall herum. Als sie dem nun einen Namen geben woll ten, wurden sie uneinig : welche wollten sie Fryasburg heissen oder Neftünia. Aber die Magjaren und die Finnen baten, dass sie Thyrhisburg  heissen würde. Thyr, so heissen sie einen ihrer Götter, und auf dessen Jahrtag waren sie da gelandet. Zum Entgelt wollten sie Tünis ewig als ihren König bekennen, Tünis liess sich belesen, und die anderen wollten darum keinen Krieg haben. Als sie sich nun richtig niedergelassen hatten, da sandten sie einige alte Seefahrer und Magjaren an den 'Wall und weiter nach der Burg Sydon. Aber zunächst wollten die Kadheimer nichts von ihnen wissen, ‘Ihr seid fernbeheimatete Herumstreicher’, sagten sie, ‘die wir nicht haben wollen.’ Doch da wir ihnen von unseren eisernen Waffen verkaufen wollten, ging zuletzt alles gut. Auch waren sie sehr neugierig nach, unserem Barnstein, und das Fragen danach nahm kein Ende. Aber Tünis, der weitblickend war, gebarte sich, als ob er keine eisernen Waffen noch Barnstein mehr hätte. Da kamen die Kaufleute und baten ihn, er solle ihnen zwanzig Schiffe geben, die sie alle mit den feinsten Waren herrichten wollten; überdies wollten sie ihm so viele Leute als Ruderer geben, als er begehrte. Zwölf Schiffe liess er herrichten mit Wein, Honig, zubereitetem Leder : dabei waren Säume und Sattel mit Gold überzogen, wie man sie noch nimmer gesehen hatte. Mit allen diesen Schätzen lief Tünis in das Flymeer ein. Der Grevetmann von West-Flyland wurde von all diesen Dingen begeistert : er erwirkte, dass Tünis bei dem Munde des Flymeeres einen Warenspeicher  bauen durfte. Nachdem ist die Stätte Almanaland  geheissen, und der Markt, auf dem sie später zu Wyringen Tauschhandel treiben durften, ‘Zulassmarkt’ Die Mutter riet, dass wir ihnen alles verkaufen sollten ausser eisernen Waffen : aber man achtete dessen nicht. Da die Thyrier also freies Spiel hatten, kamen sie immer wieder, um unsere Waren weit und breit zu fahren, unseren eigenen Seekämpen zum Schaden. Darnach ist auf einer gemeinen Acht beschlossen worden, jährlich sieben Thyrier zuzulassen und nicht mehr.  'Was davon geworden  ist.  In der nördlichen Ecke der Mittelsee liegt eine Insel an der Küste. Nun kamen sie, diese zum Kaufe erbitten. Darob ward eine allgemeine Acht belegt. Mutters Rat wurde eingeholt, aber Mutter sah sie lieber weit weg : darum meinte sie, dass dem nicht von Übel wäre. Doch als wir nachher sahen, wie wir ‘missgetan’, haben wir die Insel Misselia geheissen. Hiernach wird sich ergeben, welchen Grund wir dazu hatten. Die Golen, also heissen die Sendlingen-Priester von Sydon, die Golen hatten wohl gesehen, dass das Land spärlich bevölkert und fern von der Mutter war. Um sich selbst einen guten Schein zu geben, liessen sie sich in unserer Sprache ‘an treue Geweihte’ (ana trowe wydana) heissen; aber es wäre besser gewesen, wenn sie sich selber ‘von der Treue Gewandte’ genannt hätten oder kurzweg ‘Treuuwenden’ , wie unsere Seeleute später getan haben .  ls sie sich nun richtig niedergelassen hatten, da tauschten ihre Kaufleute schöne kupferne Waffen und allerhand Zieraten gegen unsere eisernen Waffen und Häute wilder Tiere, von denen in unseren südlichen Landen viel erhältlich war. Aber die Golen feierten allerhand schmutzige Götzenfeste und zogen die Küstenheimer vermittels ihrer unzüchtigen Mädchen und der Sussheit ihres giftigen Weines heran. War da irgendeiner von unserem Volke, der es also arg getrieben hatte, dass sein Leib in Gefahr kam, so verliehen die Golen ihm Hülle und Unterschlupf und führten ihn nach Phonisia. War er hier ansässig, dann musste er seinen Sippen, Freunden und Schwägern schreiben, dass das Land so gut wäre und die Menschen so glücklich, wie niemand sich einbilden könne. In Britannien waren sehr viele Männer, doch lützel (wenig) Weiber. Als die Golen das erführen, liessen sie alleweg Mädchen entführen, und diese gaben sie den Briten um nichts hin. Doch alle diese Mädchen waren ihre Dienerinnen, die die Kinder Wraldas stahlen, um sie ihren falschen Göttern zu geben. Nun wollen wir schreiben tiber den 'Krieg der 'Burgmaide Kelta und Minerva und wie wir dadurch alle unsere Südlande und Britannien an die Golen verloren haben.  Bei dem Suderrheinmund und der Schelde, da sind sieben Inseln genannt nach Fryas sieben Wachemaiden der Woche. Mitten auf einer Insel ist die Burg Walhallagara  . Auf den Wänden  ist die und folgende Geschichte geschrieben. Darüber steht : ‘Lese, lerne wache.’ Fünfhundertdreiundsechzig Jahre nachdem Atland versunken ist , sass hier eine weise Burgmaid : Min-erva war ihr Name, von den Seeleuten wurde sie Nyhellenia zugenannt. Dieser Zuname war gut gekoren, denn der Rat, den sie verlieh, war ‘neu’ und ‘heil’ über allen anderen . Jenseits der Schelde auf der Flyburg sass Syrhed. Diese Maid war voller Ränke : schön war ihr Antlitz und flink ihre Zunge. Aber der Rat, den sie gab, war immer in dunklen Worten. Darum wurde sie von den Seeleuten Kälta geheissen. Die Landsassen meinten, dass es ein Ehrenname sei. In der letztwilligen Verfügung der Mutter stand Rosamunde als erste, Minerva als zweite und Syrhed als dritte Nachfolgerin beschrieben. Minerva war dessen unkundig, aber Syrhed war dadurch geknickt. Gleich einer fremden Fürstin wollte sie geehrt, gefürchtet und angebetet sein; aber Minerva wollte allein geliebt sein. Zuletzt kamen alle Seeleute, ihr ihre Huld bieten, selbst von den Dänemarken und von der Flysee. Das verletzte Syrhed, denn sie wollte Minerva überragen.  Auf dass man ein grösseres Dünken von ihrer Wachsamkeit haben sollte, machte sie einen Hahn auf ihre Fahne. Da ging Minerva hin und machte einen Hirtenhund und eine Nachteule auf ihre Fahne. ‘Der Hund’, sagte sie,  ‘wacht über seinen Herrn und über die Herde, und die Nachteule wacht über das Feld, damit es nicht von den Mäusen zerstört wird. Aber der Hahn hat für niemanden Freundschaft, und durch seine Unzucht und Hochfahrenheit ist er oft der Morder seiner nächsten Sippen geworden. Als Kelta sah, dass ihr Werk verkehrt ausging, da kam sie vom Übel zum Ärgeren. Im Stillen liess sie die Magjaren zu sich kommen, um Zauberei zu lernen. Als sie dem Genüge getan, warf sie sich selber in die Arme der Golen. Doch von allen diesen Missetaten konnte sie nicht besser werden. Als sie sah, dass die Seeleute mehr und mehr von ihr wichen, da wollte sie sie durch Fürcht gewinnen. War der Mond voll und die See ungestüm, dann lief sie über das wilde Meer, den Seefahrern zurufend, dass sie alle vergehen würden, so wenn sie sie nicht anbeten wollten. Fürder blendete sie ihnen die Augen, wodurch sie Wasser für Land und Land für Wasser hielten : dadurch ist manches Schiff untergegangen mit Mann und Maus. Auf dem ersten Wehrfest, als alle ihre Landsassen gewappnet waren, liess sie Tonnen Bier ausschenken. In das Bier hatte sie Zaubertrank getan. Als nun das Volk allesamt betrunken war, stellte sie sich oben auf ihr Kampfross, mit ihrem Haupte gegen ihren Speer gelehnt. Das Morgenrot konnte nicht schöner sein. Da sie sah,  dass alle Augen auf sie gerichtet waren, öffnete sie ihre Lippen und kündete : ‘Söhne und Töchter Fryas! Ihr wisst wohl, dass wir in der letzten Zeit viel Gebrechen und Mangel gelitten haben dadurch, dass die Seeleute nicht länger kommen, um unseren Schreibfilz zu verkaufen. Aber ihr wisst nicht, wodurch es so gekommen ist. Lange habe ich mich darob zurückgehalten, doch nun kann ich es nicht länger. Hört denn, Freunde, auf dass ihr wissen möget, wonach ihr beissen sollt. An der anderen Seite der Schelde, wo man zumal die Fahrt von allen Seen hat, da macht man heutigentages Schreibfilz von Plumpenblättern. Damit ersparen sie Leinen und können uns entbehren. Nachdem nun das Machen von Schreibfilz allezeit unser grosster Betrieb gewesen ist, so hat die Mutter gewollt, dass man es uns lassen solle. Aber Minerva hat all das Volk verhext, ja verhext, Freunde, gleich all unserem Vieh, das letzthin gestorben ist. Heraus muss es, ich will es euch erzählen. Wäre ich nicht Burgmaid, ich würde es schon wissen : ich würde die Hexe in ihrem Neste verbrennen. Da sie die letzten Worte gesprochen hatte, sputete sie sich zu ihrer Burg hin. Aber das betrunkene Volk war dermassen erregt, dass es über seine Sinne nicht mehr zu wachen vermochte. In tollmütigem Eifer gingen sie über den Sandfall, und nachdem die Nacht mittlerweil sich niedergesenkt hatte, zogen sie eben dreist auf die Burg los. Doch Kelta verfehlte schon wieder ihr Ziel, denn Minerva, ihre Maiden und die Lampe wurden alle von den flinken Seeleuten gerettet. Hierzu kommt die Geschichte von Jon. Jon, Jän, Jhon und Jan ist alles eins mit ‘geben’, doch das liegt an der Aussprache der Seeleute, die durch Gewohnheit alles abkürzen, um es fern und laut rufen zu können. Jon, das ist ‘gegeben’, war Seekönig, geboren zu Alderga, von der Flysee ausgefahren mit hundertundsiebenundzwanzig Schiffen, zugerüstet für eine grosse Aussenfahrt, reich geladen mit Barnstein, Zinn, Kupfer, Eisen, Laken, Leinen, Filz, Frauenfilz von Ottern, Biber- und Kaninchenhaar. Nun sollte er von, hier noch Schreibfilz mitnehmen. Doch als Jon hier kam und sah, wie Kelta unsere ruhmreiche Burg zerstört hatte, da ward er so aussermasten zornig, dass er mit all seinen Leuten auf die Flyburg losging und darauf zum Widergelt den roten Hahn setzte. Aber durch seinen Schult-bei-Nacht und manche seiner Leute wurden die Lampe und die Maiden gerettet. Doch Syrhed ober Kelta vermochten sie nicht zu fassen. Sie kletterte auf die äusterste Zinne; jedweder glaubte, dass sie in der Lohe umkommen musste. Doch was geschah? Derweil all ihre Leute starr und steif vor Schrecken standen, kam sie schöner als je zuvor auf ihrem Rosse zutage, rufend : ‘Zu Kelta Minhis’ . Da strömte das andere Schelde-Volk zuhauf. Als die Seeleute das sahen, riefen sie : ‘Für Minerva wir!’ Ein Krieg ist daraus entstanden, wo~ durch Tausendende gefallen sind. In dieser Zeit war Rosamund, das ist Rosa-munde, Mutter. Sie hatte viel in Minne erstrebt, um den Frieden zu wahren. Aber da es also arg kam, da machte sie es kurz. Zur Stund sandte sie Boten durch die Landpfähle und liess einen gemeinen Notbann künden. Da kamen die Landwehrer aus allen Orten heran. Das kämpfende Landvolk wurde gefasst aber Jon barg sich mit seinen Leuten auf seiner Flotte und nahm die beiden Lampen nebst Minerva und die Maiden von den beiden Burgen mit. Helprik, der Heermann, liess ihn einbannen ; aber derweilen alle Wehrer noch jenseits der Schelde waren, fuhr Jon zurück nach der Flysee und fürder weiter nach unseren Inseln. Seine Leute und viele unseres Volkes schifften Weib und Kinder ein, und als Jon nun sah, dass man ihn und seine Leute als Missetäter strafen wollte, machten sie sich im stillen auf und davon. Er tat recht, denn all unsere Inselleute und alles andere Scheldevolk, die gefochten hatten, wurden nach Britannien gebracht. Dieser Schritt war fehlgetan, denn nun kam der Anfang vom Ende. Kelta, die wie man sagt, ebenso leicht auf dem Wasser wie auf dem Land zu laufen vermochte, ging nach dem fest en Wall und fürder nach Missellja hin. Da kamen die Golen mit ihren Schiffen aus der Mittelsee und beführen Kadik und unsere Aussenland : fürder fielen sie über Britannien her. Doch da konnten sie keinen festen Fuss fassen, weil die Häuptlinge mächtig und die Bannlinge noch Fryas waren. Aber nun kam Kelta und sprach : ‘Du bist frei geboren und um lützel Vergehen hat man dich zum Ausgeworfenen gemacht, nicht um dich zu bessern, sondern um Zinn zu gewinnen durch deine Hände. Willst du wieder frei sein und unter meinem Rat und meiner Hut leben, zieh dann aus, Waffen werden dir gegeben werden und ich werde über dich wachen. Gleich Blitzfeuer ging es über die Insel, und ehe des Kroders Jul einmal umgelaufen war, war sie Herrin über allesamt und die Thyrier von allen unseren Südstaaten bis zur Sejene . Weil Kelta sich selber nicht zu sehr traute, liefi sie in dem nördlichen Bergland eine Burg bauen ; Keltasburg wurde sie geheissen. Sie ist noch anwesend, aber heisst nun ‘Keren-ek’ . Von dieser Burg waltete sie gleich einer echten Mutter, nicht um ihrer Folger willen, sondern über sie, die sich fürder Keltana (Kelten) nannten. Aber die Golen beherrschten allmählich ganz Britannien : das kam einesteils, weil sie nicht mehr Burgen hatte, zweitens, weil sie da keine Burgmaiden und drittens keine echte Lampe hatten. Durch alle diese Ursachen konnte ihr Volk nicht lernen : es wurde dumm und stumpf und endlich von den Golen ihrer eisernen Waffen beraubt und zuletzt gleich einem Bullen bei der Nase herumgeführt. Nun wollen wir schreiben, wie es Jon ergangen ist. Dies steht zu Texland geschrieben.  Zehn Jahre nachdem sich Jon davongemacht hatte, fielen hier drei Schiffe in die Flysee ein. Das Volk rief ‘ho-n-sejen’ . Und von ihrer ihrer Erzählung hat die Mutter dies schreiben lassen. Als Jon in die Mittelsee kam, war die Märe von den Golen ihm überall vor weggegangen, so dass er an den Küsten der nahen Krekalande nirgends sicher war. Er setzte also mit seiner Flotte nach Lydia, das ist Lydas Land, über. Dort wollten die schwarzen Männer ihn fassen und essen. Zuletzt kamen sie nach Thyrhis. Aber Minerva sagte : ‘Haltet ab, denn hier ist die Luft schon lange durch die Priester verpestet.’ Der König stammte von Tünis, wie wir später hörten. Aber weil die Priester einen König haben wollten, der nach ihren Begriffen ewig wäre, so hatten sie Tünis zu einem Gott erhoben, zum Ärgernis seiner folger. Als sie nun Thyr im Rücken hatten, kamen die Thyrier und raubten ein Schiff aus der Nachhut. Nachdemmal das Schiffzu fern war, konnten wir es nicht wiedergewinnen. Aber Jon schwur darob Rache. Als die Nacht kam, kehrte Jon sich nach den fernen Krekalanden. Zuletzt kamen sie an ein Land, das sehr karg aussah, aber sie fanden dort einen Hafenmund. ‘Hier’, sagte Minerva, ‘wird wahrscheinlich keine Fürcht vor Fürsten und Priestern nötig sein, sintemal sie allesamt fette Weiden lieben. Doch als sie in den Hafen einliefen, fand man ihn nicht geräumig genug, um alle Schiffe zu bergen. Und doch waren meist alle zu feige, um weiterzugehen. Also ging Jon, der fort wollte, mit seinem Speer und seiner Fahne hin, indem er das Jungvolk aufforderte, sich freiwillig um ihn zu scharen. Minerva, die dort bleiben wollte, tat desgleichen. Der grösste Teil ging nun zu Minerva, aber die jüngsten Seefahrer gingen zu Jon. Jon nahm die Lampe der Kelta und ihre Maiden mit, und Minerva behielt ihre eigene Lampe und ihre eigenen Maiden. Zwischen dem nahen und fernen Krekalande fand Jon einige Inseln, die ihm zusagten. Auf der grössten [Krk] machte er sich daran, in den Wäldern zwischen dem Gebirge eine Burg zu bauen. Von den kleinen Inseln ging er aus Rache die thyrischen Schiffe und Lande berauben. Darum sind die Inseln gleichgut die ‘Rauberinseln’ als die Ionischen Inseln genannt . Als Minerva das Land besehen hatte, das durch die Einheimischen Attika geheissen ist, sah sie,  dass das Volk alle Geisshüter waren; sie unterhalten ihren Leib mit Fleisch, Kräutern, wilden Wurzeln und Honig. Sie waren mit Fellen bekleidet und hatten ihre Schlupfwinkel auf den Abhängen der Berge. Darum werden sie von unserem Volke Hellinger genannt. Zuerst rannten sie auf und davon; doch als sie sahen, dass wir um ihre Habe uns nicht kümmern, da kamen sie zurück und bezeugten groste Freundschaft. Minerva fragte, ob wir uns in der Minne niederlassen dürften. Das wurde gestattet unter Beding, dass wir ihnen wider die Nachbarsippen, die immer kamen und ihnen ihre Kinder entführten und ihre Habe raubten, im Kampfe beisLehen würden. Da bauten wir eine Burg anderthalben Pfahl vom Hafen. Auf  Rat Minervas wurde sie Athenia geheissen : ‘denn- sagte sie’die Nachfahren sollen wissen, dass wir hier nicht durch List oder Gewalt gekommen, aber gleich Freunden empfangen worden sind. Derweilen wir an der Burg arbeiteten, kamen die Fürnehmsten. Als sie nun sahen, dass wir keine Sklaven hatten, sagte ihnen solches nicht zu, und sie liessen es die Minerva fühlen, sintemalen sie dachten, dass sie eine Fürstin wäre. Aber Minerva fragte : ‘Wie bist du zu deinen Sklaven gekommen? Sie antworteten : ‘Einige haben wir gekauft, andere im Kampfe gewonnen.Minerva sagte : ‘So wenn niemand Menschen kaufen wollte, wurde niemand eure Kinder rauben und ihr würdet darob keinen Krieg haben. Willst du unser Bundesgenosse bleiben, so musst du deine Sklaven frei lassen. Das nun wollten die Fürnehmsten nicht : sie wollten uns aber wegtreiben. Aber die kühnsten ihrer Leute kamen, um unsere Burg bauen zu helfen, die wir nun von Stein machen. - Als sie dies nun alles erzählt hatten, baten sie mit Ehrerbietung um eiserne Burgwaffen. ‘Denn’, sagten sie, ‘unsere Bedränger sind mächtig; doch so wir echte Waffen haben, werden wir ihnen schon widerstehen. Als sie dem zugestimmt hatte, fragten die Leute, ob Fryas Sitten in Athen und in den anderen Krekalanden blühen würden. Die Mutter antwortete : ‘Falls die fernen Kre~ kalande zu dem Erbteil Fryas gehörten, so werden sie dort blühen. Aber ge~ hören sie nicht dazu, so wird darob gekämpft werden müssen. Denn der Kroder muss noch fünftausend Jahr mit seinem Jul umlaufen, bevor das Finda-Volk reif für die Freiheit sein wird.

 


 

AUS MINNOS SCHRIFTEN Als Nyhellenia, die mit ihrem eigenen Namen Min-erva hiess, sich richtig niedergelassen hatte und die Krekaländer sie beinah ebenso liebten als unser eigenes Volk, kamen da einige Fürsten und Priester auf ihre Burg und fragten Min-erva, wo ihr Erbe lage. Hellenia antwortete : ‘Mein Erbe trage ich in meinem Busen. Was ich geerbt habe, ist Liebe zur Weisheit, Gerechtigkeit und Freiheit. Habe ich die verloren, so bin ich dem geringsten eurer Sklaven gleich. Nun gebe ich Rat ohne Entgelt, aber dann würde ich ihn verkaufen.’ Die Herren gingen fort und riefen lachend : ‘Eure gehorsamen Diener, weise Hellenia. Doch damit verfehlten sie ihr Ziel : denn das Volk, das sie lieb hatte und ihr folgte, nahm diesen Namen als einen Ehrennamen auf. Als sie sahen, dass ihr SchuE gefehlt hatte, da gingen sie hin, verleumdeten sie und sagten, dass sie das Volk behext hätte. Aber unser Volk und die guten Krekaländer zeugten alleweg, dass dies Laster wäre. Einst kamen sie und fragten : ‘Wenn du keine Hexe bist, was tust du dann mit den Eiern, die du immer bei dir hast?Minerva antwortete : ‘Diese Eier sind das Sinnbild der Ratgebungen Fryas, worin unsere Zukunft und die des ganzen Menschengeschlechts verhohlen liegt. Die Zeit muss sie ausbrüten, und wir müssen wachen, dass denen kein Leid widerfährt. Die Priester erwiderten : ‘Gut gesagt. Aber wozu dient der Hund an deiner rechten Hand? Hellenia antwortete : ‘Hat der Hirte keinen Schaferhund, um seine Herde zusammenzuhalten? Was der Hund ist im Dienst des Schafhirten, bin ich in Fryas Dienst. Ich muss über Fryas herde wachen.’Das deucht uns gut’, sagten die Priester, ‘aber sag uns, was ist die Bedeutung der Nachteule, die immer über deinem Haupte ist? Ist das lichtscheue Tier etwa das Zeichen deines Hellsehens? ’Nein’, antwortete Hellenia, ‘es hilft mir erinnern, dass da ein Schlag Menschen auf der Erde umhergeht, dass wie sie in Tempeln und Höhlen haust, dort im Dunkeln wühlt, doch nicht wie sie, um uns von Mäusen und anderen Plagen zu erlösen, doch um Ränke zu ersinnen, andere Menschen ihres Wissens zu berauben, damit sie sie besser fassen mögen, um sie zu Sklaven zu machen und ihr Blut auszusaugen, so wie es die Vampire tun.’ Einst kamen sie mit einer Bande Volks. Pest war über das Land gekommen. Sie sagten : ‘Wir alle sind im Begriffe, den Göttern zu opfern, damit sie die Pest abwehren mögen. Willst du denn nicht mithelfen, ihren Grimm zu stillen, oder hast du selber mit deinen Künsten die Pest über das Land gebracht? ‘Nein’’, sagte Minerva, ‘aber ich kenne keine Gotter, die Arges tun : darum kann ich sie nicht bitten, ob sie besser werden wollen. Ich kenne nur einen Guten, das ist Wraldas Geist. Aber dadurch, dass er gut ist, tut er kein Übeles.’ Woher kommt dann das Übel?’ fragten die Priester. ‘Alles Ubel kommt von euch und von der Dummheit der Menschen, die sich von euch fangen lassen.’Wenn deine Gottheit dann so besonders gut ist, warum wehrt sie dann dem Übel nicht?’ fragten die Priester. Hellenia antwortete : ‘Frya hat uns auf den Weg gebracht, und der Kroder, das ist die Zeit, der muss das Übrige tun. Für alle Misswende ist Rat und Hilfe zu finden. Doch Wralda will, dass wir diese selber suchen sollen, auf dass wir stark werden und weise. Wollen wir nicht, dann lasst er unsere Trollheit austrollen , auf dass wir erfahren sollen, was nach weisen Taten und was nach törichten Taten folget. Da sagte ein Fürst: »Ich würde wähnen,  dass es besser wäre, diesen zu wehren.’ ‘Wohl möglich’, antwortete Hellenia, ‘dann würden die Menschen bleiben gleich den zahmen Schafen; du und die Priester würdet sie hüten wollen, aber auch scheren und zur Schlachtbank führen. Doch also will es unsere Gottheit nicht. Sie will, dass wir einander helfen, aber sie will auch, dass jedweder frei sei und weise werde. Und das ist auch unser Wille. Und darum kürt unser Volk seine Fürnehmsten, Grafen, Ratgeber und alle Herren und Meister aus den Weisesten der guten Menschen, auf dass allmählich sein Bestes tun solle, um weise und gut zu werden. Indem wir also tun, werden wir einmal wissen und das Volk lehren, dass weise sein und weise tun allein fuhrt zur Seligkeit (Glück).’« ‘Das scheint ein Urteil’, sagten die Priester, ‘aber wenn du meinst, dass Pest durch unsere Dummheit kommt, würde Nyhellenia dann wohl so gut sein wollen, uns etwas von dem neuen Licht zu verleihen, auf das sie so stolz ist?’ ‘Ja’, sagte Hellenia, ‘die Raben und andere Vogel fallen auf faules Aas ein, aber die Pest liebt nicht allein faules Aas, sondern auch faulende Sitten und deren Bande. Willst du nun, dass die Pest von euch weichen und nicht wiederkommen soll, so musst du dich von diesen Banden frei machen, auf dass ihr alle rein werdet von innen und von aussen.’ Wir wollen glauben, dass dein Rat gut ist’, sagten die Priester, ‘aber sage uns, wie sollen wir alle Menschen, die unter unserer Gewalt sind, dazu bringen?  ‘Da stand Hellenia auf von ihrem Sessel und sprach : ‘Die Spatzen folgen dem Säer, die Völker den guten Fürsten. Darum geziemet es euch, damit zu beginnen, euch selber also rein zu machen, dass ihr eure Blicke nach innen und austen richten möget, ohne Schamrot vor eurem eigenen Gemüt zu werden. Aber anstatt das Volk rein zu machen, habt ihr schmutzige Feste erfunden, auf denen das Volk also lange säuft, dass es zuletzt wie die Barchen in dem Schlamm wühlt, damit ihr euren schmutzigen Gelüsten frohnen möget. ‘Das Volk begann zu johlen und zu spotten. Dadurch wagten sie nicht, den Streit weiterzuspinnen. Nun sollte jeder wähnen, dass sie überall das Volk zu Hauf gerufen hätten, um uns allesamt aus dem Lande auszutreiben. Nein, anstatt sie zu beschuldigen, gingen sie alle weg, auch zu den nahen Krekalanden bis zu den Alpen, um zu künden, dass der oberste Gott geruht hätte, seine weise Töchter Minerva, zugenannt Nyhellenia, unter die Menschen zu senden, über das Meer mit einer Wolke, um den Menschen guten Rat zu geben und damit allmänniglich, der auf sie hören wolle, reich und glücklich und einst Herr über alle Königreiche der Erde werden solle. Ihr Bildwerk stellten sie auf ihre Altare oder verkauften es den dummen Menschen; sie verkündeten alleweg Ratschläge, welche sie nimmer erteilt hatte, und erzählten Wunder, die sie nimmer getan hatte. Durch List wuftten sie sich unserer Gesetze und unserer Satzungen zu bemächtigen, und durch falsche Auslegungen wustten sie alles zu weisen und umzudeuten. Sie stellten auch Maiden unter ihre Hut, die scheinbar unter der Hut von Festa, unserer ersten Mutter waren, um über das heilige Licht zu wachen. Aber das Licht hatten sie selber entzündet, und anstatt die Maiden weise zu machen und nachdem unter das Volk zu senden, um die Siechen zu pflegen und die Kinder zu lehren, machten sie sie dumm und im Lichte dunkel, und sie durften niemals herauskommen. Auch wurden sie als Ratgeberinnen verwendet. Aber dieser Rat war nur zum Schein aus ihrem Munde : denn ihr Mund war nichts anderes als der Rufer, durch den die Priester ihre Begehrnisse kundmachten. Als Nyhellenia verschieden war, wollten wir eine andere Mutter kiesen. Einige wollten nach Texland, um dort eine zu erbitten. Aber die Priester, die bei dem Volke die Gewalt wieder innehatten, wollten das nicht zugeben und machten uns bei dem Volke als unheilig kund. Dies ist über die Gertmänner. Als Hellenia oder Minerva gestorben war, da gebärdeten die Priester sich, als ob sie mit uns wären, und damit dies deutlich hervorgehen sollte, haben sie Hellenia zu einer Göttin ausgerufen. Auch wollten sie uns keine andere Mutter kiesen lassen unter dem Vorwand, sie befürchteten, dass unter ihren Maiden keine wäre, der sie so gut trauen könnten als Minerva, die Nyhellenia zugenannt war. Aber wir wollten Minerva nicht als eine Göttin erkennen, sintemal sie selber gesagt hatte, dass niemand gut oder vollkommen sein könne ausser Wraldas Geist. Darum koren wir die Töchter des Gert Pire zu unserer Mutter. Als die Priester sahen, dass sie ihren Hering nicht auf unserem Feuer braten konnten, da gingen sie ausserhalb Athene und verkündeten, dass wir Minerva nicht als Göttin erkennen wollten aus Neid, weil sie den Einheimischen so viel Liebe bewiesen hatte. Fürder gaben sie dem Volke Bildwerke, die ihr glichen und bezeugten, dass man diese um alles bitten konnte, solange man gehorsam bliebe. Durch alle diese Erzählungen ward das dumme Volk von uns abwendig, und zuletzt fielen sie uns auf den Leib. Aber wir hatten unsere steinerne Burg mit zwei Hörnern nach der See umgebogen. Sie konnten uns darum nicht näher kommen. Jedoch was geschah : ein Egyptaländer, der ein Oberpriester war, hell von Augen, klar von Verstand und licht von Geist - sein Name war Sekrops - er kam, um Rat zu geben. Als Sekrops sah, dass er mit seinen Leuten unseren Wall nicht berennen konnte, sandte er Boten nach Thyris. Demnach kamen da unerwartet dreihundert Schiffe voller Söldner von den wilden Bergvölkern und beführen unseren Hafen, derweil wir mit allen Männern auf dem Wall kämpften. Sobald sie den Hafen genommen hatten, wollten die wilden Söldner das Dorf und unsere Schiffe ausrauben. Ein Söldner hatte bereits ein Mädchen gesch’ndet, aber Sekrops wollte das nicht zulassen, und die thyrischen Seeleute, die noch Fryas Blut im Leibe hatten, sagten : ‘Wenn du das tust, so werden wir den roten Hahn auf unsere Schiffe setzen und dann wirst du deine Berge nicht wiedersehen.’ Sekrops, der das Morden und Zerstören nicht liebte, sandte Boten nach Gert, um die Ubergabe der Burg von ihr zu fordern : es werde ihr freier Abzug mit aller ihrer treibenden und fahrenden Habe gewährt und ebenso ihren Folgern. Die weisesten der Burgherren, die wohl sahen, dass sie die Burg nicht halten konnten, rieten Gert, dass sie schnell zugreifen sollte, bevor Sekrops wütend würde und anders begänne. Drei Monate später zog Gert von hinnen mit den besten Fryaskindern und siebenmal zwölf Schiffen. Als sie eine Strecke ausserhalb des Hafens waren, kamen da wohl dreissig Schiffe von Thyris mit Weibern und Kindern. Sie wollten nach Athen gehen, doch als sie hörten, wie es da beschaffen war, gingen sie mit Gert. Der Seekönig der Thyrier brachte sie allesamt durch die Strasse, die zu diesen Zeiten in das Rote Meer auslief. Zuletzt landeten sie am Pangab, das ist in unserer Sprache ‘fünf Wasser’, weil fünf Flusse mit ihr nach der See strömen. Hier liessen sie sich nieder. Das Land haben sie Gertmannia [Carmania] geheissen. Als der König von Thyris darauf sah, dass seine besten Seefahrer sich davongemacht hatten, sandte er alle seine Schiffe mit seinen wilden Söldnern ihnen nach, um sie tot oder lebend zu fassen. Aber als sie an die Strasse kamen, da bebte See und Erde. Fürder hob Irtha ihren Leib empor, so hoch,  dass all das Wasser zur Strasse hinauslief und  dass alle Wadden und Scharen gleich einem Burgwall vor ihnen aufstiegen . Aus den Schriften Minnos. Als ich auf diese Weise mit meinen Leuten von Athenia weggefahren war, kamen wir schliesslich an eine Insel, die von meinen Leuten Kreta geheissen wurde, wegen der wilden Schreie , die das Volk bei unserem Kommen anhub. Als sie aber sahen, dass wir keinen Krieg im Schilde führten, wurden sie zahm, also dass ich zuletzt für ein Boot mit Eisengerat einen Hafenmund und eine Landstätte eintauschen konnte. Doch als wir dort eine Weile ansässig waren und sie bemerkten, dass wir keine Sklaven hatten, da waren sie entsetzt. Aber als ich ihnen erzählt hatte, dass wir Gesetze hätten, um über alle gleich zu berechten, da wollte das Volk auch solche haben. Doch kaum hatten sie diese, so geriet das ganze Land in Verwirrung. Die Fürsten und Priester kamen und klagten, dass wir das Volk aufsässig gemacht hatten, und das Volk kam zu uns um Schutz und Schirm. Doch als die Fürsten sahen, dass sie ihr Reich verlieren würden, da gaben sie dem Volke Freiheit und kamen zu mir wegen eines Asegabuches. Das Volk aber war der Freiheit nicht gewöhnt, und die Herren blieben walten nach ihrem Gutdünken. Als dieser Sturm vorüber war, begannen sie Zwiespalt zwischen uns zu sähen. Sie sagten zu meinem Volke, dass ich ihre Hilfe angerufen hätte, um beständig König zu werden. Einmal fand ich Gift in meiner Speise. Als nun ein Schiff aus Flyland sich zu uns versegelt hatte, bin ich damit im Stillen fortgezogen. Indem ich mein eigenes Widerfahren jedoch hier lasse, will ich mit dieser Geschichte allein sagen, dass wir uns nicht mit dem Finda-Volk zusammentun müssen, wannen es auch sei, weil sie voller falscher Ränke sind, gleicherweise zu fürchten als ihre süssen Weine mit totendem Gifte. In dem Jahre tausendundfünf, nachdem Aldland versunken ist,  ist dies an der Ostwand der Fryas-Burg geschrieben. Nachdem wir in zwölf Jahren keinen Krekaländer in Almanland gesehen hatten, kamen hier drei Schiffe, so schmuck, wie wir keine hatten und nimmer zuvor gesehen hatten. Auf dem stattlichsten war ein König der Ionischen Insel : sein Name war Ulysus und der Ruf seiner Weisheit war gross. Diesem König war von einer Priesterin geweissagt worden, dass er König über alle Krekalande werden sollte, so er Rat wüsste, sich eine Lampe zu beschaffen, welche an der Lampe zu Texland angezündet worden wäre. Um sich einer zu bemächtigen, hatte er viele Schätze mitgebracht, besonders Frauenschmuck, wie sie in der Welt nicht schöner gemacht wurden. Sie kamen von Troja, einer Stadt, welche die Krekaländer eingenommen hatten. Alle diese Schätze bot er der Mutter an. Aber die Mutter wollte davon nichts wissen. Als er zuletzt sah, dass sie nicht gewonnen werden konnte, ging er nach Walhallagara  . Dort sass eine Maid, ihr Name war Kat doch im Volksmunde wurde sie Kalip genannt, aus dem Grunde, weil ihre Unterlippe wie ein Ausguckbord hervorstach. Bei dieser hat er ein Jahr geweilt zum Ärger von allen, die es wussten 3 . Nach der Aussage der Maiden hat er zuletzt von ihr eine Lampe erhalten. Doch sie hat ihm nicht viel genützt : denn als er in See gekommen ist,  ist sein Schiff untergegangen, und er nackt und bloss von den anderen Schiffen aufgenommen worden. Von diesem König ist hier ein Schreiber zurückgeblieben von reinem Fryasblut, geboren in dem neuen Hafen von Athenia, und was hier folget, hat er für uns über Athenia geschrieben. Daraus mag man ersehen, wie wahr die Mutter Hell-Licht gesprochen hat, als sie sagte, dass Fryas Sitten in Athenia keinen Stand halten konnten. Von den anderen Krekaländern hasst du gewiss viel sbeles über Sekrops gehört : denn er stand in keinem guten Ruf. Aber ich wage zu sagen : er war ein erleuchteter Mann, hochgerühmt sowohl bei den Einheimischen als bei uns. Denn er war keiner, der die Menschen duckte, wie die anderen Priester, aber er war tugendsam und er wusste die Weisheit der weitab wohnenden Völker nach Wert zu schätzen. Darum, weil er das wusste, hat er uns gestattet, dass wir nach unserem eigenen gleichen Asegabuch leben durften. Es ging eine Erzählung herum, dass er uns gewogen wäre, weil er gezeugt sein sollte aus einem Fryasmädchen und einem ägyptischen Priester, aus dem Grunde, weil er blaue Augen hatte, und dass bei uns viele Mädchen geraubt und nach den Egiptalanden verkauft worden waren. Doch selber hat er es nimmer gestanden. Wie es damit sei, sicher ist, dass er uns mehr Freundschaft bewies als alle anderen Priester zusammen. Aber als er gestorben war, fingen seine Nachfolger gar bald an, unsere Gesetze zu zerstückeln und allmählich so viele schlechte Küre zu machen, dass zu guter Letzt von Gleichheit und Freiheit nichts anderes als der Schein und der Name übrig blieb. Weiter wollten sie nicht gestatten, dass die Satzungen schriftlich abgefasst wurden, wodurch das Wissen darum für uns verborgen ward. Vorher wurden alle Sachen innerhalb Athenias in unserer Sprache bedingt. Nachdem musste es in beiden Sprachen geschehen, zuletzt allein in der Landessprache. In den ersten Jahren nahm das Mannvolk in Athenia nur Weiber von unserem Geschlecht : aber das Jungvolk, aufgewachsen mit den Mädchen der Landeseinsassen, nahm auch diese. Die Bastardkinder, die daraus entsprossen, waren die schönsten und gescheitesten in der Welt, aber sie waren auch die ärgsten. Hinkend auf beiden Seiten, sich kümmernd um keine Sitte noch Brauch, es sei denn, dass es zu ihrem eigenen Nutzen wäre. Also lange als ein Strahl von Fryas Geist einwirkte, wurden alle Baustoffe zu gemeinen Werken verarbeitet, und niemand durfte ein Haus bauen, das geräumiger und reicher war als das seines Nächsten. Doch als einige entartete Städter reich geworden waren durch unsere Fahrt und durch das Silber, das die Sklaven aus den Silberlanden gewannen, da gingen sie drausten auf den Halden oder in den Talern wohnen. Allda hinter hohen Wällen von Laubbäumen oder Stein bauten sie Höfe mit kostbarem Hausrat, und um bei den schmutzigen Priestern in gutem Rufe zu Ziehen, stellten sie dort falschen Göttern gleichende und unzüchtige Bilder auf. Bei den schmutzigen Priestern und Fürsten wurden die Knaben vielfach mehr begehrt als die Töchter, und oft durch Reichtümer oder Gewalt von dem Pfade der Tugend abgeführt. Da Reichtum bei dem verdor benen und entarteten Geschlecht weit uber Tugend und Ehre galt, sah man allzumal Knaben, die sich selber mit weiten reichen Kleidern schmückten, ihren Eltern und den Mädchen zur Schande und ihrem Geschlechte zum Spotte. Kamen unsere einfältigen Eltern in Athenia auf die gemeine Acht und wollten sie darüber Klage führen, so wurde gerufen : »Hört, hört, da wird eine Seemumme reden.’ So ist Athenia geworden gleich einem Moorland in den heissen Landen, voll Blutsaugern, Poggen und giftigen Schlangen, in das kein Mensch von strengen Sitten seinen Fuss setzen kann. Dies steht auf all unseren Burgen. Wie unsere Dänemarken uns verlorengingen, sechzehnhunderundzwei Jahre nachdem Aldland versunken ist. Durch Wodins Torheit und Vermessenheit war der Magy Herr uber Schonlands Osterteil geworden ; über die Berge und die See wagten sie nicht zu kommen. Die Mutter wollte es nicht zurückhaben. Sie sprach und sagte : ‘Ich sehe keine Gefahr in seinen Waffen, aber wohl darin, die Schonlander wieder zurückzunehmen, dieweil sie entartet und verdorben sind.’ Auf der gemeinen Acht dachte man dergleichen. Darum ist es ihm gelassen. Vor reichlich hundert Jahren begannen die Dänemarker mit ihm Handel zu treiben. Sie gaben ihm eiserne Waffen und Gerät ; dafür tauschten sie goldene Schmucksachen nebst Kupfer und Eisenerde ein. Die Mutter sandte Boten und riet ihnen, sie sollten den Handel fahren lassen. Da wäre Gefahr, sagte sie, für ihre Sitten, und so sie ihre Sitten verlören, würden sie auch ihre Freiheit verlieren. Aber die Dänemärker hatten keine Ohren dafür : sie wollten nicht begreifen, dass ihre Sitten verdorben werden könnten. Darum achteten Sie dessen nicht. Zu guter Letzt vergeudeten sie ihre eigenen Waffen und Zehrung. Aber dieser Fehltritt erwirkte seine eigene Busse ! Ihre Leiber wurden beladen mit Tand und Schein, aber ihre Kasten, Spinde und Scheuern wurden leer. Gerade hundert Jahre, nachdem das erste Schiff mit Leibeszehrung von der Küste gefahren war, kam Armut und Mangel durch die Fenster herein ; Hunger spreizte seine Schwingen und strich nieder auf das Land ; Zwiespalt lief stolz über die Strassen und fürder in die Hauser ; für Liebe konnte länger keines Bleibens sein, und Eintracht floh dahin. Das Kind verlangte Essen von seiner Mutter, aber die Mutter hatte wohl Zierat, aber kein Essen. Die Frauen kamen zu ihren Männern, diese gingen zum Grafen, die Grafen hatten selber nichts oder hielten es verhehlt. Nun musste man die Schmucksachen verkaufen : aber derweilen die Seeleute damit weggezogen waren, kam Frost und legte ein Brett nieder auf die See und über die Strasse . Als Frost die Brücke hergestellt hatte, schritt Wachsamkeit darüber zum Lande hinaus, und Verrat erstieg ihren Sitz. Anstatt die Ufer zu bewachen, spannten sie ihre Pferde vor ihre Schlitten und rannten nach Schonland hin. Doch die Schonländer, die begierig waren nach dem Lande ihrer Ahnen, kamen nach Dänemarken. In einer hellen Nacht kamen sie alle. Sie erklärten, dass sie Recht hatten auf das Land ihrer Ahnen, und derweilen man deswegen kämpfte, kamen die Finnen in die verlassenen Dörfer und rannten mit den Kindern davon. Dadurch und weil sie keine guten Waffen hatten, verloren sie den Kampf, und der Magy wurde Herr. Das kam daher, dass sie Fryas Rat nicht lasen und ihre Ratschläge ver nachlässigt hatten. Es gibt welche, die der Meinung sind, dass sie durch die Grafen verraten sind ; dass die Maiden dies schon lange geahnt hatten. Doch so wenn jemand darüber reden wollte, wurde ihm der Mund mit goldenen Ketten geschnurt. Wir können darüber kein Urteil fällen, aber wir wollen euch zurufen : ‘Verlasst euch nicht zu sehr auf Weisheit und Tugend weder eurer Fürnehmsten noch eurer Maiden : denn soll es sich bewähren, so muss jedweder wachen über seine eigenen Leidenschaften und für das allgemeine Heil. Zwei Jahre danach kam der Magy selber mit einer Flotte von leichten Kahnen, um die Mutter von Texland und die Lampe zu rauben. Diese arge Tat bestand er zur Nacht im Winter bei Sturmgezeit, als der Wind heulte und Hagel gegen die Fenster prasselte. Der Ausguck, der etwas zu horen vermeinte, entzündete den Ballen. Sobald das Licht vom Turm auf das Rundwerk fiel, sah er, dass schon viele gewappnete Männer über den Burgwall gekommen waren. Nun ging er hin, um die Glocke zu läuten : doch zu spät. Ehe die Wehr kampfbereit war, wurde die Pforte schon von zweitausenden gerammt. Der Kampf dauerte darum kurz : denn dadurch, dass die Wehr keine gute Wache gehalten hatte, kamen alle um. Während alles im vollen Handgemenge war, hatte sich ein schmutziger Finne zu der Flete oder dem Bettraum der Mutter eingeschlichen und wollte sie notzüchtigen. Die Mutter wehrte ihn ab, dass er rückwärts gegen die Wand strauchelte. Als er wieder auf den Beinen war, stach er sein Schwert in ihren Bauch mit den Worten : ‘Willst du meine Rute nicht, so sollst du mein Schwert haben.’ Hinter ihm kam ein Schiffer von den Dänemärkern ; der nahm sein Schwert und hieb den Finnen durch seinen Schädel. Der Magy liess die Mutter auf seinem Schiffe pflegen. Als sie nun soweit heil und besser war, dass sie mit fester Stimme reden konnte, sagte der Magy, dass sie mit ihm fahren müsste, doch dass sie ihre Lampe und ihre Maiden behalten sollte ; dass sie einen Staat führen wurde, so hoch, wie sie vorher nie gekannt hätte. Fürder sagte er, dass er sie fragen würde in Gegenwart seiner Fürnehmsten, ob er Herr über alle Lande und Völker Fryas werden sollte. Er sagte, dass sie das bejahen und bestätigen sollte, sonst würde er sie unter vielen Wehen sterben lassen. Als er danach alle seine Fürnehmsten um ihr Lager versammelt hatte, fragte er laut : ‘Frana, dieweil du klarsehend bist, sollst du mir sagen, ob ich einmal über alle Lande und Völker Fryas herrschen werde?’ Frana tat, als beachtete sie ihn nicht. Zuletzt öffnete sie ihre Lippen und sprach: ‘Meine Augen werden verdunkelt, doch das andere Licht tagt auf in meiner Seele. Ja, ich sehe es. Höre, Irtha, und freue dich mit mir. In den Zeiten,  dass Aldland versunken ist, stand die erste Speiche des Juls im Topp. Danach  ist sie niedergegangen und unsere Freiheit mit ihr. Wenn es zwei Speichen oder Zweitausend Jahre sich niedergewendelt hat, so werden die Söhne aufstehen, die die Fürsten und Priester durch Buhlerei bei dem Volke gezeugt haben, und werden wider ihre Väter zeugen. Diese alle werden durch Mord erliegen : aber was sie gekündet haben, wird fürder bleiben und fruchtbar wer den in den Busen der rüstigen Männer, gleich gutem Samen, der niedergelegt ward in deinen Schoss. Noch tausend Jahre wird die Speiche sich nieder neigen und immer mehr sinken in Dunkelheit und Blut, über dich ausgegossen durch die Ränke der Fürsten und Priester. Dann wird das Morgenrot wieder anfangen zu glasten. Dies sehend, werden die falschen Fürsten und Priester zusammen wider die Freiheit kämpfen und ringen. Aber Freiheit, Liebe und Eintracht werden das Volk in ihre Hut nehmen und mit dem Jul aus dem Pfuhl aufsteigen. Das Licht, das zuerst getagt hat, wird dann von lichter Lohe zu einer wallenden Glut werden . Das Blut der Argen wird über deinen Leib strömen, aber du darfst es nicht zu dir nehmen. Zuletzt wird das giftige Getier darauf äsen und darob sterben. Alle unreinen Geschichten, die erSöhnen sind, um die Fürsten und Priester zu rühmen, werden der Flamme geopfert werden. Fürder werden alle deine Kinder in Frieden leben.’ Als sie ausgesprochen hatte, sank sie nieder. Aber der Magy, der sie nicht gut verstanden hatte, schrie : ‘Ich habe dich gefragt, ob ich herrschen werde über alle Lande und Völker Fryas, und nun hast du zu einem anderen gesprochen.’ Frana richtete sich wieder auf, sah ihn starr an und sagte : ‘Ehe sieben Etmelda  um sein werden, wird deine Seele mit den Nachtvögeln um die Gräber irren und dein Leichnam auf dem Meeresgrund liegen.’Sehr wohl’, sagte der Magy mit verborgener Wut, ‘sag nur, dass ich komme.’ Weiter sagte er zu seinen Schergen : ‘Wirf das Weib über Schiffsbord.’ Also war das Ende der letzten der Mutter. Rache wollen wir darob nicht rufen, die wird die Zeit nehmen. Aber tausend mal tausendmal wollen wir Frya nachrufen : ‘Wache, wache, wache!’

 

Wie es dem !Magy weiter ergangen ist.  Nachdem die Mutter ermordet war, liess er die Lampe und die Maiden nach seinem Schiffe führen, nebst allem Hausrat, der ihm gut deuchte. Fürder fuhr er die Flysee aufwärts, denn er wollte die Maid von Medeasblik oder Stavora rauben und dann zur Mutter machen. Doch da waren sie auf ihrer Hut. Die Seeleute von Stavora und Alderga waren ihm gerne entgegengezogen, aber die grosse Flotte war auf einer weiten Fahrt. Nun gingen sie hin und führen mit ihrer kleinen Flotte nach Medeasblik und hielten sich versteckt in dem Lee der Bäume. Der Magy näherte sich Medeasblik am hellen Tage und bei scheinender Söhne. Trotzdem gingen seine Leute dreist auf die Burg los. Aber als das Volk mit den Booten gelandet war, kamen unsere Seefahrer aus dem Schlupfhafen hervor und schossen ihre Pfeile mit Terpentinballen auf seine Flotte. Sie waren so wohl gerichtet, dass viele seiner Schiffe zur Stund in Brand gerieten. Die auf den Schiffen die Wacht hielten, schossen auch auf uns ; doch sie trafen nichts. Als zuletzt ein Schiff brennend nach dem Schiff des Magy trieb, befahl er seinem Schiffer, er sollte abhalten. Aber der Schiffer, der der Dänemärker war, der den Finnen gefällt hatte, antwortete : »Du hast unsere Ehrenmutter auf den Seegrund gesandt, um zu melden, dass du kommen würdest. Das könntest du in der Hast wohl vergessen. Nun will ich sorgen, dass du dein Wort haltst. Der Magy wollte ihn abwehren; aber der Schiffer, ein echter Fryas und stark wie ein Jochochse, klemmte seine beiden Hände um seinen Schädel und hub ihn über Bord in das wogende Haff. Dar auf hisste er seinen braunen Schild* in Topp und fuhr geradezu nach unserer Flotte hin. Dadurch kamen die Maiden unversehrt zu uns ; aber die Lampe war ausgegangen und niemand wusste, wie das gekommen war. Als sie auf den nicht zerstörten Schiffen hörten, dass der Magy ertrunken war, machten sie sich davon, denn die Seeleute darauf waren meistens Dänemärker. Nachdem die Flotte fern genug war, wendeten unsere Seeleute und schossen ihre Brandpfeile auf die Finnen herab. Als die Finnen das sahen, wie sie verraten waren, lief alles durcheinander : es gab länger keinen Gehorsam noch Gebot. In dem Augenblick jagte die Wehr sie aus der Burg. Wer nicht floh, wurde niedergemacht, und wer floh, fand sein Ende in den Pfuhlen des Krylinger Waldes.

 


 

Aus dem Buche der Folger Adelas. Dreissig Jahre nach dem Tage , da die Volksmutter umgebracht war von dem obersten Magy, war es schlimm bestellt. Alle Staaten, welche liegen an der anderen Seite der Weser, waren von uns abgekehrt und unter die Gewalt des Magy geraten. Und es war zu befürchten, dass er gewaltig werden könnte über das ganze Land. Um dem Unglück zu wehren, hatte man eine gemeine Acht belegt, wo alle Männer versammelt waren, die in einem guten Rufe bei den Maiden standen. Doch nachdem da mehr als drei Etmelda  verstrichen waren, war der ganze Gaurat durcheinander und alles wie bei ihrem Kommen.

 

Zuletzt erbat Adela das Wort und sagte : ‘Ihr alle wisst, dass ich zur Mutter gekoren wurde, und auch, dass ich keine Mutter sein wollte, weil ich Apol zu meinem Ehegatten begehrte. Doch was ihr nicht wisst, das ist, dass ich allen Ereignissen nachgegangen bin, gleich wenn ich eine wirkliche Volksmutter gewesen wäre. Ich bin allemal hin und her gefahren, um zu sehen, was geschah. Dadurch sind mir viele Sachen offenbart worden, welche andere nicht wissen. Ihr habt gestern gesagt, dass unsere Sippen an der anderen Seite der Weser unterwürfig und feige waren. Doch ich darf zu euch sagen, dass der Magy nicht einen Gau durch die Gewalt seiner Waffen abgewonnen hat, sondern bloss durch arglistige Ränke und noch mehr durch die Gierigkeit der Herzöge und Edelingen. Frya hat gesagt, wir sollten keine unfreien Leute bei uns zulassen. Doch was haben sie getan? Sie sind unseren Feinden gefolgt : denn anstatt ihre Gefangenen zu töten oder frei zu lassen, haben sie Fryas Rat missgeachtet und sie zu ihren Sklaven gemacht. Dieweil sie so taten, mochte Frya nicht länger über sie wachen : sie haben einem anderen die Freiheit genommen, und das ist die Ursache, dass sie ihre eigene verloren haben.

 

Doch dies hiesse euch Bekanntes vermehren. Ich will euch aber sagen, wie sie allmählich so niedrig versegelt sind. Die Weiber der Finnen bekamen Kinder. Diese wuchsen mit unseren freien Kindern auf. Zuweilen tollten und spielten sie zusammen auf dem Hof, oder sie waren miteinander bei dem Herd. Dort hörten sie mit Lust nach den irreführenden Sagen der Finnen, weil sie deutungsvoll und neu waren. So sind sie entartet , trotz der Gewalt ihrer Eltern. Als die Kinder gross wurden und sahen,  dass die Kinder der Finnen keine Waffen führen durften und nur arbeiten mussten, so gewannen sie eine Verachtung für die Arbeit und wurden sehr hochfährtig. Die Führer und ihre kraftigsten Söhne krochen zu den lockeren Finnenmädchen, und ihre eigenen Töchter, durch das unreine Beispiel irregeführt, liessen sich selber schwangern von den schönsten Finnenknaben, ihren unreinen Eltern zum Spotte. Als der Magy davon Witterung erhielt, da nahm er die schönsten seiner Finnen und Magjaren und versprach ihnen Kühe mit goldenen Hörnern, so sie sich von unserem Volke fassen liessen, damit sie seine Lehre weiterverbreiteten. Aber seine Leute taten mehr : Kinder wurden beiseitegeschafft, nach den Upsalanden weggebracht, und sobald sie in seiner Lehre aufgezogen worden waren, wurden sie wieder zurückgesandt. Als die Scheinsklaven unserer Sprache mächtig waren, da klammerten sie sich den Herzögen und Edelingen an Bord und kündeten, dass sie dem Magy hörig sein sollten, so könnten ihre Söhne ihnen nachfolgen, ohne von dem Volke gekoren zu werden.

 

Denjenigen, die um guter Taten willen ein Vorderteil zu ihrem Hause er halten hatten, verhiessen sie von seinetwegen einen Afterteil dazu ; solchen, die einen Vorder- und Afterteil erhalten hatten, versprachen sie einen Rundteil dazu, und denen, die einen Rundteil hatten, eine ganze State . Waren die Eltern zu hartgesottene Fryas, so wendeten sie den Steven und hielten auf die verbasterten Söhne an.

 

008

 

Gestern gab es welche unter euch, die wollten all das Volk zuhauf rufen, um die östlichen Staaten wieder zu ihrer Pflicht zu zwingen. Doch nach meiner einfältigen Meinung würde das verkehrt ausgehen. Denket einmal, es wäre eine schwere Lungenseuche unter dem Vieh gewesen und hätte arg gewütet, würdet ihr dann wohl wagen, euer heiles Vieh inmitten des siechen Viehes zu führen? So wenn ein jemand nun bejahen und bestätigen muss,  dass es seinem Viehstapel übel ergehen könnte, wie würde er dann so dreist sein, seine Kinder zu wagen inmitten eines Volkes, das ganz und gar verdorben ist?

 

Dürfte ich euch einen Rat geben, ich würde zu euch sagen : ‘Ihr müsstet vor allen Dingen eine neue Volksmutter kiesen. Ich weiss wohl, dass ihr damit in der Verlegenheit seid, aus dem Grunde, weil von den dreizehn Burgmaiden, die wir noch übrig haben, wohl acht da sind, die nach dieser Ehre dingen. Aber dessen würde ich keine Acht haben. Tüntja, die Maid ist auf der Burg Medeasblik, hat sich darob nie gekümmert : doch sie ist voller Wissen und Klarsehen und hält so fest zu ihrem Volke und unseren Sitten als alle anderen zusammen. Fürder würde ich euch raten : Ihr solltet zu den Burgen gehen und dort aufschreiben alle Gesetze, Fryas Rat, nebst allen Geschichten, ja alles, was da auf den Wänden zu finden ist, damit nicht alles verloren gehe und mit den Burgen zerstört werde. Da steht geschrieben : ‘Die Mutter und eine jegliche Burgmaid soll haben, ausser Helfern und Sendboten, einundzwanzig Maiden und sieben Lehrmädchen. Dürfte ich dem etwas hinzufügen, so würde ich schreiben - und also viele ehrsame Töchter, um zu lehren, als da auf den Burgen sein können. Denn ich sage in Treue und die Zeit wird es bestätigen : So wenn ihr echte Fryaskinder bleiben wollt, nimmer zu überwinden, weder durch List noch durch Waffen, so habt ihr dessen Obacht zu geben, dass eure Töchter echte Fryasweiber werden. Die Kinder soll man lehren, wie gross unser Land ehemals gewesen ist, wie grosse Männer unsere Ahnen waren, wie gross wir noch sind, so wir uns zu den anderen herablassen ; man soll ihnen erzählen von den Recken und ihren reckenhasten Taten, auch von den fernen Seezügen. Alle diese Erzählungen sollen bei dem Herd geschehen, auf dem Hof und wo es sein mag, so mit Freude wie mit Tränen. Aber soll es standfest werden in den Köpfen und den Herzen, so müssen alle Lehren über die Lippen eurer Weiber und Töchter darin strömen.’ Adelas Rat ist befolgt.

 

So wir uns mit den anderen messen.

 

Dies sind die Grevetmänner, unter deren Walten dies Buch verfasst wurde.  Apol, Adelas Mann. Dreimal i£t er Seekönig gewesen, nun ist er Grevetmann über Ost-Flyland und über die Lindaorte. Die Burgen Ljudgarda, Lindahem und Stavia sind unter seiner Hut. Der Saxmann Storo, Sytjas Mann, Grevetmann über die hohen Fennen und Walder. Neunmal ist er zum Herzog, das ist Heermann, gekoren. Die Burgen Buda und Mannagarda-forda sind unter seiner Hut. Abelo, Jaltjas Mann, Grevetmann über die Süder-Flylande und Texland. Neunmal ist er zum Seekönig gekoren. Die Waraburg, Medeasblik, Forana und Alt-Fryasburg sind unter seiner Hut. Foppa, Mann von Dunros, Grevetmann über die See-Inseln. Fünfmal ist Seekönig gewesen. Die Burg Walhallagara ist unter seiner Hut

 

Mein Name ist Adelbrost, Sohn von Apol und Adela. Durch mein Volk bin ich gekoren zum Grevetmann über die Linda-Orte. Darum will ich dieses Buch fortsetzen auf die Weise, wie meine Mutter gesprochen hat. Nachdem der Magy erschlagen und Fryasburg wiederhergestellt war, sollte eine Mutter gekoren werden. Bei ihrem Leben hatte die Mutter keine Nachfolgerin ernannt. Ihr letzter Wille war weg und nirgends zu finden. Sieben Monate später wurde eine gemeine Acht belegt, und zwar zu Grenega , aus dem Grunde, weil es an die Sachsenmarken grenzt. Meine Mutter wurde gekoren, aber sie wollte nicht Mutter sein. Sie hatte das Leben meines Vaters gerettet : dadurch hatten sie einander liebgewonnen und wollten nun Gatten werden. Viele wollten meine Mutter von ihrem Beschlusse abbringen. Aber meine Mutter sagte : »Eine Ehrenmutter soll also rein in ihrem Gemüt sein, als sie äusserlich erscheint und gleich mild für alle ihre Kinder. Nachdemmalen ich Apol nun lieb habe über alles in der Welt, so kann ich eine solche Mutter nicht sein. So sprach und redete Adela ; aber die anderen Burgmaiden wollten allesamt Mutter sein. Jedweder Staat dingte für seine eigene Maid und wollte nicht zurückstehen. Dadurch ist keine gekoren worden, und das Reich wurde ohne Zusammenhalt. Aus dem folgenden möget ihr es begreifen.

 

Ljudgert, der König, der heutigentages verschieden ist, war beim Leben der Mutter gekoren, anscheinend durch alle Staaten mit Liebe und Zutrauen. Es war seine Reihe, um auf dem grossen Hof zu Dokhem zu hausen ; und bei dem Leben der Mutter ward ihm dort grosse Ehre bewiesen. Denn es war dort immer voll von Boten und Reutern von nahe und fern, wie man es nie zuvor gesehen hat. Doch nun war er einsam und verlassen, denn ein jeder befürchtete, dass er sich rechtswidrig zum Herrn machen könnte und herrschen wie die Sklavenkönige. Jeder Häuptling wähnte fürder, dass er genug tat, wenn er über seinen eigenen Staat wachte ; und der eine gab dem anderen nicht nach.

 

Mit den Burgmaiden war es noch schlimmer bestellt. Jedwede rühmte sich der eigenen Weisheit, und wenn die Grevetmänner etwas taten ohne sie, so erwirkten sie Misstrauen zwischen ihm und seinem Volke. Geschah eine Sache, die viele Staaten betraf, und hatte man den Rat einer Maid eingeholt, so riefen die anderen, dass sie gesprochen hätte zum Nutzen ihres eigenen Staates. Durch solche Ränke brachten sie Zwiespalt über die Staaten und lockerten sie die Banden dermassen, dass das Volk des einen Staates neidisch wurde auf das Volk des anderen Staates und es mindestens als Fremde betrachtete. Der Nutzen davon ist gewesen, dass die Golen oder Trowyden uns all das Land abgewonnen haben bis zur Schelde und der Magy bis zur Weser. Wie es hierbei zugegangen ist, hat meine Mutter dargelegt ; sonst wäre dies Buch nicht geschrieben worden, obgleich ich alle Hoffnung verloren habe, dass es noch frommen wird. Ich schreibe also nicht in dem Wahne, dass ich dadurch das Land werde gewinnen oder behalten. Das ist meines Erachtens untunlich. Ich schreibe allein für das nachkommende Geschlecht, auf dass sie allesamt wissen mögen, auf welche Art und Weise wir zugrunde gingen, und damit ein jeder daraus lernen möge, dass alles Übel seine Busse zeugt.

 

Man hat mich Apollonia geheissen. Zweimal dreissig Tage nach dem Tode meiner Mutter hat man Adelbrost, meinen Bruder, erschlagen gefunden auf der Werft, sein Haupt gespalten und seine Glieder auseinandergerissen. Mein Vater, der siech daniederlag, ist vor Schrecken gestorben. Da ist Apol, mein jüngerer Bruder, von hier nach der Westseite von Schonland gefahren. Dort hat er eine Burg gebaut, Lindasburch geheissen, um von da unser Leid zu rachen. Wralda hat ihm dazu viele Jahre verliehen. Er hat fünf Söhne gewonnen: allesamt bringen sie dem Magy Schrecken und meinem Bruder Freuden. Nach dem Tode meiner Mutter und meines Bruders sind die Wäckersten aus dem Lande zusammengekommen : sie haben einen Bund geschlossen, Adelbund geheissen. Auf dass uns kein Leid widerfahren sollte, haben sie mich und Adelhirt, meinen jüngsten Bruder, auf die Burg gebracht, mich zu den Maiden und meinen Bruder zu den Wehren. Als ich dreissig Jahre alt war, hat man mich zur Burgmaid gekoren, und als mein Bruder fünfzig war, wurde er zum Grevetmann gekoren. Von Mutters Seite war mein Bruder der sechste, aber von Vaters Seite der dritte. Nach Recht dürfen also seine Nachfahren nicht Overa Linda (Über die Linden) hinter ihrem Namen führen , aber ein jeder wollte es haben, meiner Mutter zu Ehren. Überdies hat man uns auch eine Abschrift gegeben von dem Buche derFolger Adelas. Darob freue ich mich am meisten, denn durch die Weisheit meiner Mutter kam es in die Welt. In der Burg habe ich noch andere Schriften gefunden, die nicht in dem Buche stehen, auch Lobreden auf meine Mutter. Von allen diesen will ich nachher schreiben.

 

Dies sind die nachgelassenen schriften brunnos, der schreiber gewesen ist auf dieser burg . Nachdem die Folger Adelas alles hatten abschreiben lassen, ein jeder in seinem Reiche, was auf den Wänden der Burg geschrieben war, beschlossen sie, eine Mutter zu kiesen. Dazu war eine gemeine Acht belegt auf diesem Hiem . Nach dem Rate Adelas wurde Tüntja empfohlen. Sie würde auch Erfolg gehabt haben. Doch da erbat meine Burgmaid das Wort. Sie hatte immer gewähnt, dass sie Mutter werden sollte, aus dem Grunde, dass sie hier auf der Burg sass, von der meist alle Mütter gekoren waren. Als ihr das Wort vergönnt wurde, offnete sie ihre falschen Lippen und sprach:  ‘Ihr alle scheint Adelas Rat grossen Wert beizumessen. Das wird darum meinen Mund nicht schliessen noch schnüren. Wer ist doch Adela, und woher kommt es, dass ihr ihr solch hohes Lob spendet? Gleich mir heutzutage, ist sie zuvor hier Burgmaid gewesen. Doch ist sie darum weiser und besser als ich und alle anderen? Oder hält sie mehr auf unsere Sitten und Bräuche? Wäre dies der Fall, so würde sie wohl Mutter geworden sein, als sie dazu gekoren war. Aber nein, sie wollte lieber eine Ehe haben mit aller Wonne und Lust, die damit verbunben ist, anstatt einsam über sich und das Volk zu wachen. Sie ist klarsehend. Gut! Aber meine Augen sind weit davon entfernt, verdunkelt zu sein. Ich habe gesehen,  dass sie ihren Friedel sehr minnte. Nun gut, das ist löblich. Aber ich habe fürder gesehen, dass Tüntja die Nichte Apols ist. Weiter will ich nichts sagen.’

 

Die Fürnehmsten begriffen sehr wohl, wo sie Luv suchte . Aber unter das Volk kam Zwiespalt, und sintemal die Mehrheit von hier kam, wollte sie Tüntja die Ehre nicht gönnen. Reden wurden geendet, die Messer aus der Scheide gezogen, aber da ward keine Mutter gekoren. Kurz darnach hatte einer unserer Boten seinen Gefährten gefällt. Bis heutzutag war er tüchtig gewesen, darum hat meine Burgmaid Urlaub, ihm aus den Landpfahlen zu helfen. Doch anstatt ihm zu helfen, nach dem Twiskland zu entkommen, floh sie selber mit ihm über die Weser und fürder zu dem Magy. Der Magy, der seinen Fryassöhnen gefallen wollte, bestellte sie als Mutter auf Godaburg und Schonland. Aber sie wollte mehr. Sie sagte ihm, dass, so er Adela beiseiteschaffen könnte, er Herr werden sollte über das ganze Fryasland. Sie wäre eine Feindin Adelas, sagte sie, denn durch ihre Ränke wäre sie keine Mutter geworden. So wenn er ihr Texland zusprechen wollte, würde ihr Bote seinen Kriegern als Wegweiser dienen. Alle diese Sachen hat ihr Bote selber gestanden.

 

Die andere Schrift.  Fünfzehn Monate nach der letzten Acht war Freundschafts- oder Winnemonat. Ein jeder gab sich der lusLigen Freudigkeit hin, und niemand hatte andere Sorge, als sein Vergnügen zu mehren. Doch Wralda wollte uns zeigen, dass Wachsamkeit nicht vernachlässigt werden darf. Inmitten des Festenfeierns kam der Nebel und hüllte unsere Orte in dichte Dunkelheit ein. Das Vergnügen floh dahin, aber die Wachsamkeit wollte nicht zurückkehren. Die Strandwächter waren von ihren Notfeuern weggelaufen, und auf den Zugangspfaden war niemand zu sehen. Als der Nebel hinwegzog, drang die Söhne durch die Wolkenspalten auf die Erde. Ein jeder kam zurück, um zu jauchzen und zu johlen : das junge Volk zog singend mit dem Maienbaum umher, und dieser erfüllte die Luft mit seinem lieblichen Geruch.

 

Aber dieweilen sich ein jeder in Vergnügen badete, war Verrat gelandet mit Rossen und Reutern. Gleich allen Bösen, wurde ihnen von der Finsternis geholfen, und sie waren hereingeschlüpft durch die Pfade des Lindenwaldes. Vor Adelas Türe zogen zwölf Mädchen mit zwölf Lämmern und zwölf Knaben mit zwölf Kälbern ; ein junger Saxmann beritt einen wilden Bullen, den er selber gefangen und gezähmt hatte. Mit allerhand Blumen waren sie geziert, und die leinenen Obergewänder der Mädchen waren umbordet mit Gold aus dem Rhein .

 

Als Adela von ihrem Hause auf den Weg kam, fiel ein Blumenregen auf ihr Haupt nieder ; alles jauchzte laut, und die Tuthörner der Knaben gellten uber alles hinaus. Arme Adela, armes Volk, wie kurz sollte die Freude hier weilen. Als die lange Schar den Blicken entschwunden war, kam eine Horde Magjaren-Reuter schnurgerade auf Adelas Hiem losgerannt. Ihr Vater und ihr Gatte sasten auf der Stufenbank. Die Türe stand offen, und drinnen stand Adelbrost, ihr Sohn. Als er sah, in welcher Gefahr seine Eltern waren, griff er seinen Bogen von der Wand und schoss nach dem vordersten der Räuber. Dieser wankte und taumelte nieder ins Gras. Dem zweiten und dem dritten war ein gleiches Los beschert. Inzwischen hatten seine Eltern ihre Waffen ergriffen und zogen unbesorgt ihnen entgegen. Sie wären bald von den Räubern gefangen worden, aber da kam Adela. Auf der Burg hatte sie gelernt, alle Waffen zu führen ; sieben Erdfüsse war sie lang, und ihr Schwert gleich lang . Dreimal schwang sie es, und als es niederkam war ein Reuter grasfällig. Gefolgsleute kamen um die Ecke des Feldweges heran. Die Räuber wurden gefällt oder gefangen. Doch zu spät. Ein Pfeil hatte ihren Busen getroffen. Verräterischer Magy. In Gift war seine Spitze getaucht, und darob ist sie gestorben.

 

Der Burgmaid Lob

 

Ja, fernbeheimateter Freund, Tausende sind schon gekommen und noch mehr sind unterwegs. Wohl, sie wollen Adelas Weisheit hören. Gewiss ist sie eine Fürstin, denn sie ist immer die fürderste gewesen.

 

O weh, wozu sollte sie dienen ? Ihr Hemd ist von Leinen, ihr Üäbergewand von Wolle, die sie selber s^ann und webte. Womit würde sie ihre Schonheit erhohen? Nicht mit Perlen, denn ihre Zähne sind weisser ; nicht mit Gold, denn ihr Haar ist leuchtender ; nicht mit Steinen. Wohl sind ihre, Augen sanft als Lammesaugen, doch zugleich so glastend, dass man darin mit Scheu nur sehen konnte. Jedoch was rede ich von schön? Ja, Freund, Frya, die sieben Schönheiten besass, deren ihre Töchter jede eine aber höchstens dreie geerbt haben, Frya war gewiss nicht schöner. Aber wäre sie hasslich gewesen, doch würde sie uns teuer sein. Ob sie reckenhaft war? Lausche, Freund, Adela ist das einzige Kind unseres Grevetmannes. Sieben Erdfüsse ist sie hoch, noch grösser als ihr Leib ist ihre Weisheit, und ihr Mut ist gleich beiden zusammen. Lug hier, da war einmal ein Fennbrand. Drei Kinder waren auf jenen Grabstein gesprungen. Wind blies scharf. Jedweder schrie, und die Mütter waren ratlos. Da kommt Adela. ‘Was steht und zaudert ihr’, ruft sie, ‘versucht Hilfe zu bringen, und Wralda wird euch Kräfte geben.’ Da läuft sie nach dem Krylwald, ergreift Gesträuch, versucht eine Brücke zu machen. Nun helfen auch die anderen, und die Kinder sind gerettet. Jährlich kamen die Kinder hier, um Blumen niederzulegen. Da kamen drei phönizische Schiffsleute, die an ihnen freveln wollten. Aber Adela eilte hinzu : sie hatte ihr Schreien gehört. In Ohnmacht schlug sie die Übeltäter, und damit sie es selber gestehen sollten, dass sie unwürdige Männer waren, band sie sie allesamt an einem Spinnrocken fest. Die fremden Herren kamen und forderten ihr Volk zurück. Als sie sahen, wie ihnen mitgespielt worden war, stieg der Zorn bei ihnen hoch. Doch man erzählte ihnen, wie es sich zugetragen hatte. Was sie fürder taten? Sie beugten sich vor Adela und küssten den Saum ihres Übergewandes. Komm, weitab wohnender Freund, die Waldvögel fliehen vor den vielen Besuchern. Komm, Freund, so darfst du ihre Weisheit hören.

 

Nun will ich selber schreiben, erst über meine Burg und dann über dasjenige, was ich habe sehen dürfen.  Meine Burg liegt an dem Nordende des Ljudgartens. Der Turm hat sechs Seiten. Dreimal dreissig Fuss ist er hoch, flach von oben ; ein kleines Häuschen darauf, von wo man die Sterne betrachten kann. An jeder Seite des Turms steht ein Haus, lang dreihundert und breit dreimal sieben Fuss, gleich hoch, ausser dem Dach, das rundlich ist : alle diese von hartgebakkenem Stein, und von aussen sind keine anderen. Um die Burg ist ein Ringdeich und darum ein Graben, tief dreimal sieben und breit dreimal zwölf Fuss. Sieht jemand von dem Turm herab, so sieht er die Gestalt des Juls. Auf dem Grund zwischen den südlichen Häusern sind allerlei Kräuter von nah und fern : deren Krafte müssen die Maiden lernen. Zwischen den nördlichen Häusern ist allein Feld. Die drei nördlichen Häuser sind voll Korn und anderem Behuf. Zwei südliche sind für die Maiden, um Schule zu halten und zu hausen. Das südlichste Haus ist das Heim der Burgmaid. In dem Turm hängt die Lampe. Die Wande des Turms sind geschmückt mit kostbaren Steinen . Auf der Südwand ist der ‘Rat’ (Fryas) geschrieben, an der rechten Seite findet man die Altlehre, an der linken Seite die Gesetze. Die anderen Sachen findet man auf den drei anderen Seiten. Gegen den Deich, bei dem Haus der Burgmaid, steht der Ofen und die Mühle, von vier Ochsen gedreht. Ausserhalb unseres Burgwalles ist das Hiem , auf dem die Burgherren und die Wehrer wohnen. Der Ringdeich darum ist eine Stunde gross, nicht eine Seemanns-, sondern eine Sonnenstunde, wovon zweimal zwölf auf eine Etmelde entfallen. An der Innenseite des Deiches ist eine Platte, fünf  Fuss unterhalb des Randes. Darauf sind dreihundert Kranbogen, zugedeckt mit Holz und Leder. Ausser den Hausern der Einwohnenden sind darinnen, den Deich entlang, noch dreimal zwölf  Nothauser für die Umwohnenden. Das Feld dient als Lager und Weide. An der Südseite des aussersten Ringdeiches ist die Ljudgarde umzäunt von dem grossen Lindawalde. Seine Gestalt ist dreihornig, der breite Teil auswärts, damit die Sonne darin scheinen möge. Denn darin sind viele fremdländische, von unseren Seefahrern mitgebrachte Bäume und Blumen. So wie die Gestalt unserer Burg ist, sind alle anderen; jedoch unsere ist die Grösste. Aber die von Texland ist die allergrösste : der Turm von Fryasburg ist so hoch, dass er die Wolken reisst. Dem Turm entprechend ist alles andere.

 

Bei uns auf der Burg ist alles so verteilt : sieben junge Maiden wachen bei der Lampe ; eine jede Wache dauert drei Stunden. In der anderen Zeit müssen sie Hausarbeit verrichten, lernen und schlafen. Haben sie sieben Jahre gewacht, so sind sie frei. Sie dürfen dann unter die Menschen gehen, um auf ihre Sitten zu achten und Rat zu geben. Ist eine drei Jahre Maid gewesen, so mag sie zeitweise mit den alteren Maiden mitgehen. Der Schreiber muss die Mädchen lesen, schreiben und rechnen lehren. Die Greise oder Greva müssen sie lehren Recht und Pflicht, Sittenkunde, Kräuterkunde, Heilkunde, Geschichte, Erzählungen und Gesange, nebst allerhand Dingen, die ihnen nützlich sind, um Rat zu erteilen. Die Burgmaid muss sie lehren, wie sie es bei den Menschen verwenden wollen. Ehe eine Burgmaid ihre Stelle antritt, soll sie durch das Land reisen ein volles Jahr. Drei Greva- Burgherren und drei Altmaiden gehen mit ihr mit. Also ist es auch mir gegangen. Meine Fahrt ist den Rhein entlang gewesen, dieses Ufer aufwärts, die andere Seite entlang abwärts. Je höher ich hinaufkam, um so ärmlicher erschienen mir die Menschen. Überall in dem Rhein hatte man Ausleger gemacht. Der Sand, der sich darin sammelte, wurde mit Wasser über Schafsfelle gegossen, um Gold zu gewinnen. Aber die Mädchen trugen davon keine goldenen Kronen. Es waren ehemals deren mehr gewesen, aber seit wir Schonland verloren hatten, sind sie nach den Bergen gegangen. Dort schürfen sie Eisenerde, wovon sie Eisen machen.

 

Oberhalb des Rheines, zwischen dem Gebirge, da habe ich Marsaten gesehen. Die Marsaten sind Menschen, die in den Maren wohnen. Ihre Häuser sind auf Pfählen gebaut. Das ist wegen des wilden Getieres und der bösen Menschen. Da gibt es Wölfe, Bären und schwarze greuliche Löwen. Und sie sind die Stammnachbarn oder Angrenzenden der nahen Krekaländer , der Kelta-Anhänger und der verwilderten Twisker, alle gierig nach Raub und Beute. Die Marsaten erhalten sich mit Fischen und Jagen. Die Häute werden von den Frauen verarbeitet und zubereitet mit Rinde von Birken. Die kleinen Häute sind sehr weich, wie Frauenfilz. Die Burgmaid von Fryasburg sagte uns, dass sie gute, einfältige Menschen waren. Doch hätte ich sie dies nicht vorher sagen hören, so würde ich meinen,  dass dieselben keine Fryas, sondern Wilde wären : so dreist sahen sie aus. Ihre Felle und Kräuter werden von den Rheinbewohnern eingehandelt und durch die Schiffe ausgeführt.

 

Die andere Seite entlang war es desgleichen bis zur Lydasburg. Da war eine grosse Flete. Auf dieser Flete waren auch Menschen, die Häuser auf Pfählen hatten. Aber das war kein Fryas-Volk, sondern schwarze und braune Menschen, die als Ruderer gedient hatten, um den Austenfahrern nach Hause zu helfen. Sie mussten dort bleiben, bis die Flotte wieder wegzog. Zuletzt kamen wir nach dem Alderga. Am Südhafenkopf steht die Waraburg, ein Steinhaus ; darin werden allerhand Muscheln, jedwegliche Waffen und Kleider verwahrt, aus fernen Landen von den Seefahrern mitgebracht. Ein Viertel von dort ist das Alderga, eine grosse Flete, umrandet von Scheunen, Häusern und Garten, alles reichlich geschmückt. Auf der Flete lag eine grosse Flotte bereit, mit Fahnen von allerhand  Farben. Auf  Fryastag hingen die Schilde um die Schiffsborde herum, welche blinkten wie die Sonne. Die Schilder des Weisskönigs und des Schultes-bei-Nacht waren mit Gold umbortet. Hinter der Flete war eine Gracht gegraben, welche von dort längs der Burg Forana und weiter mit einem engen Mund in die See auslief. Für die Flotte war dies der Ausgang und das Fly der Eingang. An beiden Seiten der Gracht sind schöne Häuser, mit hellblinkenden Farben bemalt. Die Gärten sind mit immergrünen Hagen umzäunt. Ich habe dort Frauen gesehen, die Filzgewänder trugen, als ob es Schreibfilz wäre. Wie zu Staveren, waren die Mädchen mit goldenen Kronen auf ihrem Haupte und mit Ringen an den Armen und Fussen geschmuckt.

 

Südlich von Forana liegt Alkmarum . Alkmarum ist eine Mare oder Flete, darinnen eine Insel liegt : auf der Insel müssen die schwarzen und braunen Menschen verweilen, gleich wie zu Lydasburg. Die Burgmaid von Forana sagte mir, dass die Burgherren täglich zu ihnen gingen, um sie zu lehren, was echte Freiheit sei, und wie die Menschen in Minne leben sollten, um Segen von Wraldas Geist zu gewinnen. War einer dabei, der hören wollte und begreifen könnte, so wurde er dabehalten, bis er ausgelernt hatte. Das wurde getan, um die fernwohnenden Völker weise zu machen und um überall Freunde zu ge~ winnen. Ehedem war ich in den Sachsenmarken auf der Burg

 

Mannagardaforda gewesen. Doch da habe ich mehr Dürftigkeit gesehen als hier Reichtum. Sie antwortete : ‘So wenn da in den Sachsenmarken ein Freier kommt, um ein Mädchen zu freien, so fragen die Mädchen: Kannst du dein Haus freiwerr ren wider die geächteten Twiskländer? Hast du schon einen gefällt? Wieviel Wildochsen hast du schon gefangen, und wie viele Bären- und Wolfshäute hast du schon zu Markt gebracht?’ Daher ist es gekommen,  dass die Sachsmänner den Ackerbau den Frauen überlassen haben ; dass von hundert zusammen nicht einer lesen und schreiben kann.

 

Daher ist es gekommen, dass niemand einen Spruch auf seinem Schilde hat, sondern bloss eine missformige Gestalt eines Tieres, das er gefällt hat. Und endlich ist es daher gekommen, dass sie sehr kriegerisch geworden sind, aber zumalen ebenso dumm sind wie das Getier, das sie fangen, und ebenso arm wie die Twiskländer, mit denen sie Krieg führen. Für Fryas Volk ist Erde und See geschaffen. Alle unsere Flüsse strömen in die See. Lydas Volk und Findas Volk werden einander vertilgen, und wir müssen die ledigen Lande bevölkern. In dem Hin- und Umfahren liegt unser Heil. Willst du nun, dass die Oberländer teilhaben an unserem Reichtum und unserer Weisheit, so werde ich dir einen Rat geben. Lastt es den Mädchen zur Gewohnheit werden, ihre Freier zu fragen, ehe sie ‘ja’ sagen : ‘Wo bist du schon in der Welt umhergefahren? Was kannst du deinen Kindern erzählen von fernen Ländern und von den feme wohnenden Völkern?’ Tun sie also, dann werden die streitbaren Knaben zu uns kommen . Sie werden weiser und reicher werden, und wir werden dieses schmutzigen Volkes nicht weiter bedürfen. Die jüngste der Maiden, die bei mir waren, kam aus den Sachsmarken her. Als wir nun nach Hause kamen, hat sie Urlaub erbeten, um heimwärts zu gehen. Nachdem ist sie dort Burgmaid geworden, und daher ist es gekommen, dass heutzutage so viele Sachsmänner mit unseren Seeleuten fahren.

 


 

Die Schriften von Frethorik und Wiljow. Mein Name ist Frethorik, zugenannt Ura Linda, das heisst ‘Über die Linden’.

1 . Zu Ljudwardja bin ich zum Asega gekoren worden. Ljudwardja ist ein neues Dorf, innerhalb des Ringdeiches der Burg Ljudgarda, deren Name in Unehre geraten ist. Zu meinen Zeiten hat sich viel ereignet. Viel habe ich darüber geschrieben ; aber mir wurden noch viel Dinge gemeldet. Von dem einen und anderen will ich eine Geschichte nach diesem Buche schreiben, den guten Menschen zur Ehre, den schlechten zur Unehre. In meiner Jugend hörte ich ällerseits klagen : arge Zeit kam, arge Zeit war gekommen, Frya hätte uns verlassen ; ihre Wachmaiden hatte sie zurückgehalten, denn götzengleichende Bildwerke wären innerhalb unserer Landpfähle gefunden. Ich brannte vor Neugierde, diese Bildwerke zu sehen. In unserer Nachbarschaft humpelte ein altes Weiblein in die Häuser hinein und heraus und rief immer über die arge Zeit. Ich drehte ihr langsseits bei . Sie strich mir ums Kinn. Nun wurde ich dreist und fragte sie, ob sie mir die arge Zeit und die Bilder einmal zeigen wollte. Sie lächelte gütig und brachte mich auf die Burg. Ein Greis fragte mich, ob ich schon lesen und schreiben könnte. ‘Nein’, sagte ich. ‘Dann musst du erst gehen und lernen’, sagte er,  ‘sonst darf  ich es dir nicht zeigen.’ Täglich ging ich zu dem Schreiber, um zu lernen. Acht Jahre später hörte ich, dass unsere Burgmaid Hurerei getrieben hätte und einige Burgherren Verrat mit dem Magy geübt hätten und viele Menschen auf ihrer Seite wären. Überall entstand Zwiespalt. Da waren Kinder, die wider ihre eigenen Eltern sich auflehnten. Im geheimen wurden die braven Leute ermordet. Das alte Weiblein, das alles offenkündig gemacht hatte, wurde tot in einem Graben gefunden. Mein Vater, der Richter ist, wollte sie rächen. Zur Nacht wurde er in seinem Hause ermordet. Drei Jahre später war der Magy Herr ohne Kampf. Die Sachsmänner waren fromm und klug geblieben. Zu ihnen flohen alle guten Menschen. Meine Mutter ist darob gestorben. Nun tat ich wie die anderen. Der Magy brüstete sich mit seiner Schlauheit. Aber Irtha sollte ihm zeigen, dass sie keinen Magy noch Götzen zulassen mochte zu ihrem heiligen Schoss, aus dem sie Frya gebar. Gleich dem wilden Rosse, das seine Mähne schüttelt, nachdem es seinen Reiter grasfällig gemacht hat, so schüttelte Irtha ihre Wälder und Berge. Flüsse ergossen sich über die Felder. Die See kochte. Die Berge spien Feuer nach den Wolken, und was sie gespien hatten, schmetterten die Wolken wieder auf die Erde. Am Anfange des Arnemonates neigte sich die Erde nordwärts ; sie sank nieder, immer tiefer und tiefer. In dem Wolfenmonat lagen die niederen Marken (Dänemarken) von Fryas Land in der See versunken. Die Wälder, in denen Bildwerke waren, wurden empor gehoben von der Winde Spiel. Das Jahr darauf kam Frost in dem Herdemonat und bedeckte Alt-Fryas Land gänzlich mit einem Eisbrett. Im Sellamonat  kam Sturmwind aus dem Norden her und führte Berge von Eis und Steinen mit sich. Als die Springflut kam, hob Irtha sich selber hoch. Das Eis schmolz dahin. Ebbe kam und die Wälder mit den Bildwerken trieben zur See. In dem Winne- oder Minnemonat  fuhr ein jeder, der es wagte, wieder heim.

 

Ich kam mit einer Maid auf die Burg Ljudgarda. Wie traurig sah es da aus. Die Wälder der Linda-Orte waren grösstenteils fort. Da, wo der Ljudgarten gewesen war, war See. Seine Wellen peitschten den Ringdeich. Eis hatte den Turm zerstört, und die Häuser lagen durcheinander. An dem Abhang des Deiches fand ich einen Stein : unser Schreiber hatte seinen Namen eingeritzt. Das war mir eine Bake . So wie es unserer Burg ergangen war, so war es auch den anderen ergangen. In den hohen Landen waren sie durch die Erde, in den niederen Landen durch das Wasser zerstört. Nur Fryasburg auf Texland ward unverletzt gefunden. Aber alles Land, das nordwärts gelegen war, lag unter See. Noch ist es nicht wieder emporgehoben. An dieser Seite der Flysee hatten sich, wie berichtet wurde, dreissig salzige Seen gebildet, entst anden durch die Wälder, die mit Boden und allem weggetrieben waren. In West-Flyland fünfzig. Die Gracht, die vor dem Alderga quer durch das Land lief, war versandet und zerstört. Die Seeleute und anderes fahrendes Volk, die daheim waren, hatten sich selber mit Wagen und Sippen auf die Schiffe gerettet. Aber das schwarze Volk von Lydasburg und Alkmarum hatte desgleichen getan. Derweilen die Schwar zen südwärts trieben, hatten sie viele Mädchen gerettet, und da niemand kam, sie zurückzufordern, behielten sie sie als ihre Frauen. Die Menschen, die zurückkamen, liessen sich alle innerhalb der Ringdeiche der Burgen nieder, weil ausserhalb alles Schlamm und Bruch war. Die alten Häuser waren zusammengerüttelt. Aus den Oberlanden kauste man Kühe und Schafe, und in den grossen Häusern, da zuvoren die Maiden untergebracht waren, wurde nur Tuch und Filz gemacht, um des Lebens willen. Dies geschah eintausendachthundertundachtundachtzig Jahre, nachdem Atland versunken war . Zweihundertzweiundachtzig Jahre hatten wir keine Ehrenmutter gehabt, und nun alles verloren schien, ging man eine kiesen. Das Los fiel auf Gosa, zugenannt Makonta. Sie war Burgmaid in Fryasburg auf Texland. Hell von Haupt und klar von Sinn, sehr gut, und dieweil ihre Burg allein erhalten war, sah ein jeder daraus ihren Ruf. Zehn Jahre später kamen die Seeleute von Forana und von Lydasburg. Sie wollten die schwarzen Leute mit Weib und Kind zum Lande hinaust reiben. Darob wollten sie den Rat der Mutter einholen. Aber Gosa fragte: ‘Kannst du den einen und anderen zurückführen nach seinen Landen, dann solltet du dich beeilen, sonst werden sie ihre Magen nicht wiederfinden.’ Nein’, sagten sie. Da sagte Gosa : ‘Sie haben dein Salz gekostet und dein Brot gegessen. Ihr Leib und Leben sind unter eure Hut gestellt. Ihr musst euer eigenes Herz untersuchen. Aber ich will euch einen Rat geben. Behaltet sie so lange, bis ihr imstande seid, sie wieder heimzuführen. Aber haltet sie ausserhalb eurer Burgen. Wachet über ihre Sitten und lehret sie, als ob sie Fryas Söhne waren. Ihre Frauen sind hier die starksten. Wie Rauch wird

ihr Blut sich verflüchtigen, bis zuletzt nichts anderes als Fryas Blut in ihren Nachkommen bleiben wird. So sind sie hier geblieben. Nun wünschte ich wohl, dass meine Nachkommenschaft darauf achtete, inwiefern Gosa Wahrheit sprach. Als unsere Lande wieder begangen werden konnten, kamen da Bande armer Sachsmänner und Frauen nach den Orten von Staveren und dem Alderga, um goldene und andere Schmucksachen in dem sumpfigen Boden zu suchen. Doch die Seeleute wollten es nicht zulassen. Da gingen sie und besiedelten die leeren Dörfer von West-Flyland, um ihren Leib zu erhalten.

 

Nun will ich schreiben, wie die Geertmänner und viele Folger der Hellenia zurückkamen.  Zwei Jahre nachdem Gosa Mutter wurde  , fiel eine Flotte in den Flysee ein. Das Volk rief ‘ho-n-seen!’ Sie führen nach Stavoren, da riefen sie noch einmal. Die Fahnen waren im Topp, und zur Nacht schossen sie Brandpfeile in die Luft. Als es tagte, ruderten welche mit einer Schnecke in den Hafen hinein ; sie riefen wieder: ‘ho-n-seen!’ Als sie landeten, sprang ein junger Kerl auf den Wall. In seinen Händen hatte er ein Schild, darauf war Brot und Salz gelegt. Danach kam ein Greis. Er sagte: ‘Wir kommen von den fernen Krekalanden her, um unsere Sitten zu wahren. Nun wünschen wir, ihr möchtet so mild sein und so viel Land geben,  dass wir darauf wohnen können. Er erzählte eine ganze Geschichte, die ich hiernach besser beschreiben will. Die Greise wussten nicht, was tun ; sie sandten Boten allewege, auch zu mir. Ich ging hin und sagte: »Nun wir eine Mutter haben, sollten wir ihren Rat erfragen.’ Ich selber ging mit. Die Mutter, die schon alles wusste, sagte : ‘Lass sie kommen, so mögen sie unser Land erhalten helfen. Aber lasst sie nicht an einer Stelle bleiben, damit sie keine Gewalt über uns bekommen.Wir taten, wie sie gesagt hatte. Das war ganz in ihrem Sinn. Friso verblieb mit seinen Leuten in Stavoren, das sie wieder zu einer Seestadt machten, so gut sie konnten. Wichhirte ging mit seinen Leuten ostwärts nach der Eemude. Einige der Jonier, die meinten, dass sie dem Alderga-Volk entsprossen waren, gingen dahin. Ein kleiner Teil, der wähnte, dass seine Vorfahren von den sieben Inseln hergekommen waren , ging dorthin und liess sich innerhalb des Ringdeiches der Burg Wallhallagara nieder.

 

T>er folgende Teil, welcher die 'Rückfahrt der Indo-Friesen erzahlt, wurde von mir geslrichen, da er wahrscheinlich eine humanislische 'llberarbeitung dar Relit, also aus der Teder des Schreibers von TCodex C slammen würde. jilt und von grofiter 'Wichtigkeit, wie ich in der Cinleitung (S. 280 f.) dargelegt habe,  ist der Sftnfang : »jSachdem wir zwölfmal und zweimal zwölfjahre bei den vTunf r Wasserngesessen flatten 2 , derweilen unsere Seekämpen alle Seen beführen, die zufinden sind, kam Alexander der TConig mit einem gewaltigen jHeer von oben, den Strom entlang, und befuhr unsere T>drfer.« Csgeht daraus hervor,  dass die von Strabo erwahnte Siedlung jVfinagara, welche an der Indusmundung am jMeere lag, nicht umfangreich gewesen sein kann. £s wird nun erzahlt,  dass die am jMeere wohnenden Seeleute sich mit ihrer ganzen jHabe aufdie Tlotte ein' schifsten und die hohe See gewannen. Alexander, der erfuhr, welche grofie Tlotte ihm entgangen war, drohte alle T>6rferzu verbrennen, falls sie nicht wiederkdme. Zwischen dem krank am 'Wall liegenden 'Wichirte und Alexander wird nun eine IJbereinkunft geschlossen,  dass die Fryas ihm als freie gegen Xohn dienen sollen, und zwarfür die 'lib erf uhrung seines jHeeres nach dem »heiligen Ganges«, den Alexander zu %ande nicht hatte erreichen können, Alexander lief, von seinen Soldaten 'Baume fallen, die die friesischen Zimmerleute zu Schiffen verarbeiten sollten. Tfie aus den Bergen slammenden Soldaten, die sich vor der Seefürchte' ten, zilndeten die Zimmerschuppen an, wobei dasganze T>orf verbrannte. S%lex~ ander  ist wütend und will die Schuldigen hinrichten lassen. OSearchus rat ihm ab. Alexander gibt seinen Tlan aufund entschliess sich zum 'Ruckzug. Diefrie~ sische Tlotte, mit 'Weibern und 'Kindern - anscheinend als Tfand für ihre Treue - und die neuen Schiffe, welche dem 'Brand entkommen und mit loniern und TCrekalandern bemannt waren, fahren nun nach der Cuphratmündung, wahrend Alexander die 'Küsle entlang durch die 'Wüsle zieht. Der 'Vertrag lautete dahin,  dass die GeertMänner so weit fahren sollen und dann dort eine Siedlungsslatte wahlen oder zuruckkehren könnten. jiufNear chus' Crsuchen fdhrt dann die Tlotte im Goldsolde Alexanders noch bis zum Cnde des r Roten jMeeres, wo sie von zweihundert Clefanten und taufend 'Kame' len auf 'Balken innerhalb dreier jM.ona.te nach dem jMittelmeer gezogen wird, und zwar durch die 'Wüsle, welche sich seit jener Tfürchfahrt der Tlotte der Seeland Alexander erscheint 327 v. Chr. am Indus ; die Niederlassung der GeertMänner hat also 1551 v. Chr. stattgefunden. © Geertmtinner-JLhnen gebildet hatte. 'Nearchus htitte ihnen gesagt,  dass sein r K6nig den anderen 'Königen seine Sftllmacht zeigen wollte. »Ms Alexander er fuhr, wie sein Cntwurf ausgegangen war, wurde er so vermessen,  dass er die trok~ kene Strafie ausheben lassen wollte, Irtha zum Spotte. Jlber 'Wralda liefi seine Seek los ; darum ertrank er in dem 'Wein und seinem llbermut, ehe er damit beginnen könnte.'Nearchus schltigt den Geertmtinnern die Sftnsiedlung an der phonizischen %usle vor. Sie lehnen ab und erkltiren, lieber die 'Ruckfahrt nach Fryasland wagen zu wollen. Trotzdem scheinen sie aus Treundschaft für Nearchus, »den wir als ein Mischblut erkannten, wegen seiner frischen 'Haut, feiner blauen Sftugen und seines hellen ( Haares«, noch geblieben zu sein, und verhelfen dem Sttidtezwinger 'Demetrius, dem Sohne seines Treundes Antigonus, in dem See' kampfegegen Ttolemtius zum Siege. Jluch weiterfahren sie sein J-ieer nach 'Rho' dos hinuber. Demetrius vergreift sich aber in JLbwesenheit des friesischen SeeKönigs Triso an dessen Töchter und Sohn. Triso bewegt seine entweihten 'Kinder durch einen geheimen 'Boten zum Selbslmord, welchen seine Trau aus Gram bereits begangen hat. 'Bemerkenswert  ist die 'Botschaft des Friso an seine %inder : yy'Wider euren 'Willen  ist euer Teib verunreinigt : das wird euch nicht angerechnet werden. T>och wenn ihr eure Seele verunreinigt, werdet ihr niemals in 'Walhalla kommen. Cure Seelen werden dann auferden umherirren, sonder je das Tichtsehen zu dtirfen. Gleich den Tledermtiusen und Nachteulen werdet ihr euch immer am Tage in eure 'H'dhlen verkriechen und nachts hervorkommen und dann aufunseren Grabern weinen und heulen, derweilen Frya ihr 'Haupt von euch abwenden mufi.Sftus 'Rache zündet Triso die 'Vorratsscheuern des 'Demetrius an undftihrt mit der ganzen Flotte, mit Weibern und TCindern, Sack und Tack aufund davon. Der Angrijfder sie verfolgenden TCriegsflotte des 'Demetrius wird abgeschlagen. Ilnterwegs will sich ihnen noch eine Flotte mit loniern anschliefien, die von dem Vorgefallenen vernommen und sich ebenfalls der Zwingherrschaft des Demetrius entziehen mochten. ‘Friso, der viel mit loniern gefahren war, sagte , ja, aber Wichirte, unser König, sagte ,nein.’ ‘Die lonier sind Gotzen' diener«, sagte er, »ich habe selber gehbrt, wie sie diese anriefen.Triso sagte, das kdme von ihrem 'Verkehr mit den anderen 'Krekaltindern. ‘Das habe ich selber auch oft getan, und doch bin ich so gut Fryas wie der Cchtesle von euch.Friso war der Mann, der uns nach Fryasland führen mufite. JLlso gingen die lonier mit. Sftuch schien es Wralda wohl zu gefallen, denn ehe drei Monate verstrichen waren, führen wir an Britannien entlang, und drei Tage spater durften wir ‘ho-n-seen’ rufen.’

 

 

Diese Schrift ist mir über Nordland oder Schonland gegeben Zur Zeit , da unser Land niedersank, war ich in Schonland. Da ging es also her. Es gab grosse Seen, die von dem Grunde auf sich wie eine Blase ausdehnten ; dann spalteten sie sich, aus den Rissen kam ein Stoff, als ob es glühendes Eisen wäre. Da waren Berge, deren Gipfel abbrachen. Sie taumelten herab und fegten Wälder und Dörfer hinweg. Ich selber sah, dass ein Berg von einem anderen losgerissen wurde. Senkrecht sank er nieder. Als ich nachher ging, um zu sehen, war dort eine Mar entstanden. Als die Erde sich erholte, kam ein Herzog von Lindasburg her, mit seinem Volk und einer Maid. Die Maid rief alleweg : ‘Der Magy ist schuldig an allem Leid, das wir gelitten haben.’ Sie zogen immer weiter und das Heer wurde stetig grosser. Der Magy floh von dannen. Man fand seine Leiche : er hatte sich selber umgebracht. Da wurden die Finnen vertrieben nach einer Statte, wo sie leben durften. Es waren da welche von gemischtem Blute : diese durften bleiben. Doch viele gingen mit den Finnen mit. Der Herzog ward zum König gekoren. Die Kirchen , die heil geblieben waren, wurden zerstört. Seitdem kommen die guten Nordleute öfter um Rat zu der Mutter nach Texland. Doch wir können sie nicht als rechte Fryas anerkennen.

 

In den Niederen Marken (Dänemarken) wird es gewiss wie bei uns vor sich gegangen sein. Die Seeleute, die sich selber kühn Seekämpen nennen, sind auf die Schiffe und nachher wieder zurück gegangen. Heil! Wenn der Kroder eine Zeit weitergedreht hat  , werden die Nachfahren wähnen, dass jene Mängel und Gebrechen, welche die Bruchmänner mitgebracht haben, ihren Vorfahren eigen wären. Dawider werde ich wachen und darum so viel uber ihre Bräuche schreiben, als ich gesehen habe.

 

Über die Geertmänner kann ich leicht hinweggehen. Ich habe mit ihnen nicht viel verkehrt. Doch soviel ich gesehen habe, sind sie am meisten Sprache und Sitten treu geblieben. Das kann ich nicht von den anderen sagen. Die aus den Krekalanden herkamen, sind von übler Sprache und ihrer Sitte wegen kann man sie nicht rühmen. Viele haben braune Augen und braunes Haar. Sie sind bösartig und dreist und ängstlich durch Aberglauben. Wenn sie sprechen, nennen sie die Worte zuerst, die zuletzt kommen sollen. Zu ‘ald’ sagen sie ‘ad’, zu ‘salt’ ‘sad’’, ‘ma’ für ‘man’, ‘sel’ für ‘skil’, ‘sode’ für ‘skolde’, zuviel, um alles aufzuzählen. Auch führen sie meistens sonderbare und verkürzte Namen, denen man keine Bedeutung zulegen kann. Die Ionier sprechen besser, aber sie verschweigen das h, und wo es nicht sein soll, wird es ausgesprochen, Wenn jemand ein Bildwerk macht nach einem Verstorbenen und es gleicht, so glauben sie, dass der Geist des Verstorbenen hineinfährt. Darum halten sie alle Bildwerke von Frya, Festa, Medea, Thjanja, Hellenja und vielen anderen verborgen. Wird ein Kind geboren, so kommen die Sippen zusammen und beten zu Frya,  dass sie ihre Mädchen (Dienerinnen) kommen lassen möge, um das Kind zu segnen. Haben sie gebetet, so darf sich niemand rühren noch hören lassen. Fängt ein Kind an zu greinen und hält dies eine Weile an, so ist das ein übles Zeichen, und man vermutet, dass die Mutter Hurerei begangen hat. Davon habe ich arge Dinge gesehen. Fängt das Kind an zu schlafen, so ist das ein Zeichen, dass die Dienerinnen gekommen sind. Lacht es im Schlafe, dann haben sie dem Kinde Glück zugesagt. Überdies glauben sie an böse Geister, Hexen, Unholde, Kobolde und Elfen, als ob sie von den Finnen herstammten. Hiermit will ich enden, und nun meine ich, dass ich mehr geschrieben habe als einer meiner Vorfahren. Frethorik.

 

Wiljow

 

Frethorik, mein Gatte, ist dreiundsechzig Jahre alt geworden. Seit hundertundacht Jahren ist er der erste seines Geschlechtes, der friedlich gestorben ist. Alle anderen sind den Hieben erlegen, dadurch dass sie kämpften wider eigene und Fremde um Recht und Pflicht. Mein Name ist Wiljo, ich bin die Maid, die mit ihm aus den Sachsenmarken heimfuhr. Durch Rede und Umgang kam es heraus, dass wir alle beide von Adelas Geschlecht waren : da entstand Liebe, und nachdem sind wir Mann und Weib geworden. Er hat mir fünf Kinder nachgelassen, zwei Söhne und drei Töchter. Konered, so heisst mein Ältester, Hachgana mein Zweiter ; meine älteste Tochter heisst Adela, die zweite Frulik und die jüngste Nocht. Als ich nach den Sachsenmarken fuhr, habe ich drei Bücher gerettet : das Buch der Gesange, das Buch der Erzahlungen und das Helenja-Buch. Ich schreibe dies, damit man nicht denken soll, dass sie von Apollanja sind : ich habe darob viel Leid gehabt und will deshalb auch die Ehre haben. Auch habe ich mehr getan : als Gosa-Makonta gestorben ist, deren Güte und Klarsichtigkeit zu einem Sprichwort geworden war, da bin ich allein nach Texland gegangen, um die Schriften abzuschreiben, die sie nachgelassen hat. Und als der letzteWille Franas gefunden wurde und die nachgelassenen Schriften der Dela oder Hellenia, habe ich es noch einmal getan. Dies sind die Schriften von Hellenia. ‘‘Ich habe sie zuvorderst gestellt, weil sie die allerältesten sind

 

Hellenia

 

Allen echten Fryas Heil! In früheren Zeiten wussten die slawonischen Völker nichts von Freiheit. Gleich Ochsen wurden sie unter das Joch gebracht. Sie wurden in der Erde Eingeweide gejagt, um Metall zu schürfen, und aus den harten Bergen mussten sie Häuser bauen zum Heim der Fürsten und Priester. Bei allem, was sie taten, war nichts für sie zum Sättigen, sondern alles musste dienen, um die Fürsten und Priester noch reicher und gewaltiger zu machen. Unter dieser Arbeit wurden sie grau und stramm, ehe sie bejahrt geworden waren, und star ben ohne Genuss, obgleich die Erde dessen in Überfluss zum Nutzen aller ihrer Kinder gibt. Aber unsere Briten und unsere Verbannten überzogen Twiskland bis in ihre Marken und unsere Steuerer (Seeleute) kamen in ihre Hafen. Von diesen hörten sie reden über die gleiche Freiheit und Recht und Gesetze, ohne die niemand sein kann. Alles dies wurde von diesen betrübten Menschen aufgesogen wie der Tau von den dürren Feldern. Als sie dessen voll waren, begannen die Dreistesten mit ihren Ketten zu klippern, also dass es den Fürsten weh tat. Die Fürsten sind stolz und kriegerisch, darum ist auch keine Tugend in ihren Herzen : sie berieten sich zusammen und gaben von ihrem Überfluss etwas ab. Aber die feigen, scheinfrommen Priester mochten das nicht leiden ; unter ihren ersonnenen Göttern hatten sie auch bösartig- grausame Herren geschaffen. Die Pest kam über das Land. Nun sagten sie, dass die Herren über die Unbotmässigkeit der Bösen zornig seien. Da wurden die dreistesten Menschen mit ihren Ketten erwürgt. Die Erde hat ihr Blut getrunken ; mit diesem Blut nährte sie ihre Früchte und Gewächs, und alle, die davon assen, wurden weise.

 

Sechszehnhundert Jahre  waren vergangen seit Atland versunken war, und zu diesen Zeiten ereignete sich etwas, womit niemand gerechnet hatte. In dem Herzen des Findaslandes auf den Bergen liegt eine Fläche, welche Kasamyr  geheissen ist (das ist ‘seltsam’). Da ward ein Kind geboren, seine Mutter war die Tochter eines Königs und sein Vater ein Hauptpriester. Um der Scham zu entkommen, mussten sie ihr eigenes Blut verleugnen. Darum wurde es ausserhalb der Stadt zu armen Leuten gebracht. Inzwischen war ihm nichts verhehlt worden ; darum tat er alles, um Weisheit zu erlangen und zu sammeln. Sein Verstand war so gross, dass er alles verstand, was er sah und hörte. Das Volk schaute mit Ehrerbietung auf ihn, und die Priester wurden von seinen Fragen in die Enge getrieben. Als er (voll)jährig wurde, ging er zu seinen Eltern. Diese mussten harte Dinge hören. Um seiner Guitt zu werden, gaben sie ihm Überfluss von köstlichen Steinen ; aber sie trauten sich nicht, ihn offenbar als ihr Blut zu bekennen. Von Betrübnis überwältigt über die falsche Scham seiner Eltern, begann er herumzuirren. Immerfort fahrend begegnete er einem Fryas-Steurer (Seefahrer), der als Sklave diente ; von diesem lernte er unsere Sitten und Gepflogenheiten. Er kaufte ihn frei, und bis zu ihrem Tode sind sie Freunde geblieben.

 

Allerwärts, wo er fürderhin zog, lehrte er die Leute, dass sie weder Reiche noch Priester zulassen sollten ; dass sie sich hüten sollten vor der falschen Scham, die allerwege Übel der Liebe tut. Die Erde, sagte er, schenkt ihre Gaben nach dem Masse, in der man ihre Haut klaubt ; dass man darin soll schürfen, ackern und säen, so man derob mähen wolle. Doch, sagte er, niemand braucht etwas für einen anderen zu tun, es sei denn, dass es bei gemeinem Willen oder aus Liebe geschehe. Er lehrte, dass niemand in ihren Eingeweiden um Gold oder Silber oder kostbare Steine wühlen sollte, denen Neid anklebt und Liebe fliehet. Um eure Maiden und Weiber zu zieren, gibt der Fluss (Gold) genug. Niemand, sagte er, hat dessen Gewalt, alle Menschen massreich zu machen und (allen) gleiches Glück zu geben. Denn es ist aller Menschen Pflicht, die Menschen so massreich zu machen und so viel Geniessen zu geben, als erlangt werden kann. Keine Wissenschaft, sagte er, darf man geringschätzen, doch gleichteilen ist die grösste Wissenschaft, welche die Zeit uns lehren mag. Darum, dass sie Ärgernis von der Erde wehret und die Liebe nährt. Sein erster Name war Jes-us. Doch die Priester, die ihn sehr hassten, hiessen ihn Fo, das ist ‘falsch’ ; das Volk hiess in ‘Kris-en’  , das ist ‘Hirte’, und sein friesischer Freund nannte ihn ‘Buda’, weil er in seinem Haupt einen Schatz an Weisheit hatte und in seinem Herzen einen Schatz an Liebe. Zuletzt musste er vor der Rache der Priester fliehen, aber überall, wohin er kam, war seine Lehre ihm vorhergegangen, und überall, wohin er ging, folgten ihm seine Feinde wie sein Schatten. Was meinst du nun, dass die Priester taten ? Das muss ich dir melden. Auch musst du sehr darauf achten, fürder musst du wachen über ihr Betreiben und Ränke, mit allen Kraften, welche Wralda in dich gelegt hat. Derweilen die Lehre Jesus' über die Erde fuhr, gingen die falschen Priester nach dem Land seiner Geburt, seinen Tod offenkündlich zu machen. Sie sagten, dass sie von seinen Freunden wären ; sie trugen grosse Trauer zur Schau, indem sie ihre Kleider in Fetzen rissen und ihre Köpfe kahl schoren. Sie gingen in die Höhlen der Berge wohnen; doch dahin hatten sie ihre Schätze gebracht ; da drinnen machten sie Bildwerke des Jesus. Diese Bildwerke gaben sie den Unarges denkenden Leuten. Zu länger letzt sagten sie, dass Jesus ein Herr- Gott (drochten) wäre ; dass er dies selber ihnen bekannt hatte und dass alle, die an ihn und seine Lehre glauben wollten, nachmals in sein Königreich kommen würden, wo Freude und geniessen seien.

Sintemal sie wussten, dass Jesus wider die Reichen zu Felde gezogen war, kündeten sie allerwege, dass Armuthaben und Einfältigsein die Türen wären, um in sein Reich zu kommen ; dass diejenigen, die auf Erden das meiste gelitten hatten, nochmals die meiste Freude (Geniessen) haben würden. Obgleich sie wussten,  dass Jesus gelehrt hatte, dass man über seine Triebe Gewalt haben und sie lenken sollte, lehrten sie, dass man alle seine Triebe töten sollte, und dass die Vollkommenheit der Menschen darin bestände,  dass er eben unver störbar wäre wie der kalte Stein. Um dem Volk nun glauben zu machen, dass sie selber also taten, gebärdeten sie Armut auf den Strassen, und um fürder zu beweisen, dass sie alle ihre Leidenschaften getötet hätten, nahmen sie kein Weib. Doch, so irgendwo eine junge Tochter einen Fehltritt begangen hatte, so wurde ihr dies schnell vergeben. Den Schwachen, sagten sie, sollte man helfen, und um seine eigene Seele zu behalten, sollte man der Kirche viel geben. Dermassen hatten sie Weib und Kinder ohne Haushalt, und sie wurden reich, ohne zu werken. Aber das Volk ward viel ärmer und mehr elend als bevor. Diese Lehre, bei der die Priester keiner anderen Wissenschaft bedurften, als betrügerisch zu reden, frommen Scheines und Unrechtes zu pflegen, breitete sich von Osten nach Westen aus und wird auch über unser Land kommen.

 

Aber wenn die Priester wähnen werden, dass sie alles Licht von Fryas und von Jesus' Lehre ausgelöscht haben werden, dann werden an allen Orten Menschen aufstehen, die Wahrheit in Stille unter sich wahrten und für die Priester verborgen haben. Diese werden sein aus fürstlichem Blute, aus priesterlichem Blute, aus slawonischem Blute und aus Fryas Blute. Diese werden ihre Lampen  und das Licht hinaustragen, so dass allmänniglich Wahrheit sehen mag. Sie werden Wehe rufen über die Taten der Priester und Fürsten. Die Fürsten, die Wahrheit minnen und Recht, die werden vor den Priestern weichen. Das Blut wird strömen ; aber daraus wird das Volk neue Kräfte sammeln. Findas Volk wird seine Findigkeit zu gemeinem Nutzen anwenden und Lydas Volk seine Kräfte und wir unsere Weisheit. Dann werden die falschen Priester von der Erde weggefegt werden. Wraldas Geist wird allum und allerwege geehrt und angerufen werden. Die Gesetze , welche Wralda am Anfang in unser Gemüt legte, werden allein gehört werden ; da werden keine anderen Meister, noch Fürsten, noch Obmänner sein, als diejenigen, die bei gemeinem Willen geküret sein werden. Dann wird Frya jauchzen und Irtha wird ihre Gaben allein schenken dem werkenden Menschen. Dies alles wird anfangen viertausend Jahre nachdem Atland versunken ist , und tausend Jahre später wird da länger kein Priester noch Zwang auf Erden sein. Dela, zugenannt Hellenja. Wache!

 

So lautete Franas letzter Wille.  Allen edlen Fryas,  Heil! In dem Namen Wraldas und der Freiheit grüsse ich euch und bitte ich euch, wenn ich sterben sollte, ehe ich eine Nadr folgerin ernannt habe, so empfehle ich euch Tüntja, die Burgmaid ist auf der Burg Medeasblik : bis auf den heutigen Tag ist sie die beste.

 

Dies hat Gosa nachgelassen.  Allen Menschen Heil! Ich habe keine Ehrenmutter ernannt, weil ich keine wusste, und es ja besser ist, keine Mutter zu haben, als eine, auf die ihr euch nicht verlassen könnt. Arge Zeit ist vorbeigefahren, aber es kommt noch eine andere. Irtha hat sie nicht geboren und Wralda hat sie nicht geschaffen. Sie kommt aus dem Osten, aus dem Busen der Priester her. So viel Leid wird sie brüten, dass Irtha das Blut ihrer erschlagenen Kinder allesamt nicht wird trinken können. Finsternis wird sie über die Geister der Menschen ausbreiten, wie die Donnerwolken über das Sonnenlicht. Allum und allewege wird List und Götzentreiben wider Freiheit und Recht kämpfen. Recht und Freiheit wer den erliegen und wir mit ihnen. Aber dieser Gewinn wird ihren Verlust erwirken. Von den drei Worten werden unsere Nachkommen ihre Leute und Sklaven die Bedeutung lehren: sie sind - gemeine Liebe, Freiheit und Recht. Zuerst werden sie erglänzen, darnach mit Finsternis kämpfen so lange, bis es hell und klar in jedwedem Herzen und Haupte wird. Dann wird Zwang von der Erde fortgefegt werden wie Donnerwolken vom Sturmwind, und alles Götzentreiben wird dagegen nichts mehr vermögen. Gosa.

 

Die Schrift von Konered. Meine Ahnen haben nacheinander dieses Buch geschrieben. Das will ich überdies tun, weil in meinem Staat keine Burg übrig ist, an der die Geschehnisse aufgeschrieben werden wie bevor. Mein Name ist Konered, meines Vaters Name Frethorik, meiner Mutter Name ist Wiljow. Nach meines Vaters Tod bin ich zu seinem Nachfolger gekoren, und als ich fünfzig Jahr zählte, kor man mich zum obersten Grevetmann.

 

Mein Vater hat beschrieben, wie die Linda-Orte und die Ljudgärten zerstört worden sind. Lindahem ist noch weg, die Linda-Orte zu einem Teile, die nördlichen Ljudgärten sind durch die salzige See verschlungen. Das brausende Haff schlingt an dem Ringdeich der Burg. Wie mein Vater es berichtet hat, sind die habelosen Menschen hingegangen und haben Häuschen gebauet innerhalb des Ringdeiches der Burg. Darum ist der Rundteil nun Ljudwerd geheissen. Die Seeleute sagen Ljuwrd, aber das ist Fehlsprache. In meiner Jugend war das andere Land, das ausserhalb des Ringdeiches liegt, alles Pfuhl und Bruch. Aber Fryas Volk ist wacker und fleissig, sie werden weder müde noch mürbe, weil ihr Ziel zum Besten führt. Durch Ausheben von Gräben und Bauen von Kaideichen aus Erde, die aus den Gräben kam, erhielten wir wieder eine gute Heimstätte ausserhalb des Ringdeiches, welche die Gestalt eines Hufes hat, drei Pfähle ostwärts, drei Pfähle südwärts und drei Pfähle westwärts gemessen. Heutzutage sind wir dabei, Wasserpfähle einzurammen, um einen Hafen zu gewinnen und zugleich unseren Ringdeich zu beschirmen. Sobald das Werk vollendet ist, werden wir Seeleute darin aussetzen.

In meiner Jugend stand es hier kraus, aber heute sind die Häuschen schon Häuser, die in Reihen stehen. Und Mängel und Gebrechen, die mit Armut sich hier eingeschlichen hatten, sind durch Fleiss ausgetrieben worden. Hieraus kann ein jeder lernen, dass Wralda, unser Allerhälter , alle seine Geschöpfe ernährt, so sie Mut behalten und einander männlich helfen wollen.

 

Nun will ich über Friso schreiben. Friso, der bereits durch seine Leute machtvoll war, wurde zum obersten Grevetmann gekoren durch die Umländer Staverens. Er trieb den Spott mit unserer Weise der Landwehr und des Seekampfes. Darum hat er eine Schule gegründet, in der Knaben nach Art der Krekaländer fechten lernen. Doch ich glaube, dass er das getan hat, um das junge Volk an seine Schnur zu binden. Ich habe meinen Bruder auch dahin geschickt : das ist nun zehn Jahre her. Denn, dachte ich, nun wir nicht länger eine Mutter haben, um den einen gegen den anderen zu schirmen, so geziemt es mir, zweifach zu wachen, dass er nicht Herr uber uns wird. Gosa hat uns keine Nachfolgerin genannt : darob will ich kein Urteil fällen. Aber hier gibt es noch alte argdenkende Menschen, die meinen, dass sie deswegen mit Friso uneinig geworden ist. Als Gosa gestorben war, da wollten die Leute von allen Orten eine andere Mutter kiesen. Aber Friso, der sich anschickte, sein Reich für ihn selbst zu schaffen, Friso begehrte weder Rat noch Boten von Texland. Als die Boten der Landsassen zu ihm kamen, sprach er und sagte : ‘Gosa’, sagte er, ‘war weitsehend und weiser als alle Grevetmänner zusammen : darum hat sie nicht den Mut gehabt, eine Nachfolgerin zu kiesen. Und um eine Nachfolgerin zu kiesen, die zweifelhaft war, darin hat sie Nachteil gesehen. Darum hat sie in ihrem letzten Willen geschrieben : ‘es ist euch besser keine Mutter zu haben, als eine, auf die ihr euch nicht verlassen konnt.’ Friso hatte viel gesehen ; im Krieg ward er auferzogen und von den Ränken und Listen der Golen und Fürsten hatte er grade so viel gelernt und ergattert, als er brauchte, um die anderen Grafen dahin zu führen, wohin er wollte. Sieh, wie es sich damit hat zugetragen.

 

Friso hatte hier ein anderes Weib genommen, die Tochter Wilfrethes : in seinem Leben war er oberster Greva in Stavoren gewesen. Bei ihr hatte er zwei Söhne gewonnen und zwei Töchter. Auf sein Betreiben  ist Kornelja, seine jüngste Tochter, meinem Bruder angetraut. Kornelja  ist schlechtes Friesisch und muss Kornhelja geschrieben werden. Wehmut, seine älteste, hat er an Kauch verbunden. Kauch, der auch bei ihm zur Schule ging,  ist der Sohn Wichhirtes, des Königs der Gertmänner. Aber Kauch  ist auch schlechtes Friesisch und soll Kap sein. Aber übele Sprache haben sie mehr mitgebracht als gute Sitten. Nach der grossen Flut , worüber mein Vater geschrieben hat, waren viele Jutten und Letten mit der Ebbe aus Balda oder ‘Übele See’ geführet. Bei Kathisgat trieben sie in ihren Kähnen mit dem Eis auf die Niederen Marken (Dänemarken) fest, und darauf sind sie sitzengeblieben. Da waren nirgends Menschen in Sicht. Darum haben sie das Land eingenommen : nach ihrem Namen haben sie das Land Juttarland geheissen. Nachdem kamen viele Dänemärker zurück von der hohen See, aber diese liessen sich südlicher nieder. Und als die Seeleute zurückkamen, die nicht untergegangen waren, ging der eine mit dem anderen auf See oder nach den Inseln. Durch diese Fügung durften die Jutten das Land behalten, auf das Wralda sie geführt hatte. Die Seeländer Schiffer, die sich nicht nur mit Fisch erhalten oder ernahren wollten und einen grossen Widerwillen gegen die Golen hatten, begannen die phönizischen Schiffe zu berauben.

 

An der südwestlichen Ecke Schonlands, da liegt Lindasburg zugenannt Lindasnase, von unserem Apol gegründet, so wie in diesem Buch beschrieben steht. Alle Küstenbewohner und Umländer waren dort echte Fryas geblieben, aber durch die Lust zur Rache wider die Golen und wider die Keltana-Folger machten sie mit den Seeländern gemeinsame Sache. Doch diese Gemeinschaft hat nicht standgehalten. Denn die Seeländer hatten viele übele Bräuche und Gewohnheiten von den schlechten Magjaren übernommen, Fryas Volk zum Spott. Fürderhin raubte jeder für sich, doch wo es sich traf, standen sie einander treulich bei. Zu guter Letzt aber fing es den Seeländern an guten Schiffen an zu mangeln. Ihre Schiffbauer waren umgekommen und ihre Wälder mit Grund und allem von dem Lande fortgefegt worden. Nun kamen unerwartet drei Schiffe und legten an dem Ringdeich unserer Burg an. Durch die Einbrüche unseres Landes waren sie verirrt, und ihre Fahrt hatte den Flymund verfehlt. Der Kaufmann, der mitgegangen war, wollte von uns Schiffe haben : dazu hatten sie allerhand köstliche Waren mitgebracht, die sie von den Keltanalanden und den phönizischen Schiffen geraubt hatten. Sintemal wir selber keine Schiffe hatten, gab ich ihnen flinke Rosse und vier gewappnete Rennboten mit zu Friso. Denn in Staveren und das Alderga entlang wurden die besten Wehrschiffe gemacht von hartem Eichenholz, in das nie Fäulnis hineinkommt.

 

Während die Seekämpen bei mir verweilten, waren einige Jutten nach Texland gefahren und von dannen an Friso verwiesen worden. Die Seeländer hatten viele von ihren grössten Knaben geraubt, die mussten auf ihren Bänken rudern, und von ihren grössten Töchtern, um bei ihnen Kinder zu zeugen. Die grossen Jutten vermochten dem nicht zu wehren, weil sie keine guten Waffen hatten. Als sie ihr Leid erzählt hatten und darob viele Worte gewechselt waren, fragte Friso zuletzt, ob sie keinen guten Hafen in ihrem Land hatten. ‘O ja’, antworteten sie, ‘einen sehr guten, einen von Wralda geschaffenen. Er ist eurem Bierkrug dort gleichend, der Hals ist eng, doch in seinem Balg können wohl tausend grosse Kähne liegen. Aber wir haben weder Burg noch Burgwaffen, um die Raubschiffe fernzuhalten.’ ‘Da müsst ihr eine machen’, sagte Friso. ‘Gut geraten’, sagten die Jutten, ‘aber wir haben keine Handwerksleute noch Bauzeug ; wir sind alle Fischer und Jutter. Die anderen sind ertrunken oder nach den Hochlanden geflohen.

 

Mittlerweile sie so redeten, kamen meine Boten mit den Seeländer Herren an seinen Hof. Hier müsst ihr Obacht geben, wie Friso alle hineinzulegen wusste, zur Zufriedenheit beider Parteien und zum Nutzen seines eigenen Zieles. Den Seeländern sagte er zu, sie würden jährlich fünfzig Schiffe haben, nach festen Massen, ausgerüstet mit eisernen Ketten und Kranbogen und mit vollem Zeug, also es für Kriegsschiffe äBurgwaffen, Holz, hartgebackenen Steinen, Zimmerleuten, Maurern und Schmieden, um damit Burgen zu bauen. Witto, das ist Weisse, seinen Sohn, sandte er mit als Aufsicht.

 

Was da vorgefallen isl;, ist mir nicht berichtet. Aber so viel ist mir klar geworden, dass an beiden Seiten des Hafenmundes eine Trutzburg gebauet worden ist ; darin ist Volk gelegt, das Friso aus den Sachsenmarken zog. Witto hat Sjuchhirte befreiet und zur Frau genommen. Wilhelm, so hieE ihr Vater : er war der oberste Aldermann der Jutten, das ist oberster Grevetmann oder Graf. Wilhelm ist kurz darnach gestorben und Witto an seiner Stelle gekoren. 'Was ‘‘Friso fürder tat Von seiner erst en Frau hat er zwei Schwager behalten, die sehr wacker waren. Hetto, das ist Heisse, den jüngst en, schickte er als Sendboten nach Kattaburg, das tief in den Sachsenmarken liegt. Er hatte von Friso mitbekommen sieben Rosse ausser seinem eigenen, beladen mit kostlichen Sachen, durch die Seekämpen geraubt. Bei jedem Pferd waren zwei junge Seekämpen und zwei junge Reuter, mit reichen Gewandern bekleidet und mit Geld in ihren Beuteln. Wie er Hetto nach Kattaburg schickte, sandte er Bruno, das ist Braune, den anderen Schwager, nach Mannagarda Wrda (Ort. Mannagarda Wrda ist weiter in diesem Buche Mannagardaforda geschrieben : aber das ist fehl getan.

 

Alle Reichtümer, die sie mit hatten, wurden den Umständen nach verschenkt an die Fürsten und Fürstinnen und die auserwählten Jungfrauen. Kamen seine Knaben auf die Dorfaue, um mit dem Jungvolk zu tanzen, so liessen sie Körbe mit Kräuterkuchen kommen und Tonnen des besten Bieres. Nach diesen Boten liess er immer Jungvolk über die Sachsenmarken fahren, die alle Geld in ihren Beuteln hatten und alle Gaben oder Geschenke mitbrachten, und auf der Dorfaue verzehrten sie unbekümmert darauf los. Wenn es nun geschah, dass die Sachsenknaben neidisch darnach sahen, dann lachten sie gütlich und sagten : ‘Wenn du den gemeinen Feind zu bekämpfen wagst, so kannst du deiner Braut noch viel reichere Gaben geben und noch fürstlicher verzehren.’

 

Alle beiden Schwäger Frisos sind mit Töchtern der ruhmreichsten Fürsten getraut, und nachdem kamen die Sachsenknäben und Mädchen in ganzen Haufen zu dem Flymeer hinunter. Die Burgmaiden und alten Maiden, die noch von ihrer ehemaligen Grosse wussten, neigten nicht dem Treiben Frisos zu :

 

darum redeten sie von ihm nichts Gutes. Aber Friso, schlauer als sie, liess sie schwatzen.

 

Doch die jungen Maiden verleitete er mit goldenen Fingern zu seiner Sache. Sie sagten allum : ‘Wir haben länger keine Mutter mehr, aber das kommt, weil wir jährig sind. Heute geziemt uns ein König, damit wir unsere Lande wiedergewinnen, welche die Mutter verloren haben durch ihre Unsorgsamkeit.’ Weiter kündeten sie : ‘Jedwedem Fryaskind ist Freiheit gegeben seine Stimme hören zu lassen, bevor zur Küre eines Fürsten geschritten wird. Aber wenn es dazu kommen möchte, dass ihr wieder einen König kiest, so will ich euch auch meine Meinung sagen. Nach allem, was ich schauen kann, ist Friso derjenige, der von Wralda erkoren ist : denn er hat ihn wunderlich hiergeführt. Friso kennt die Ränke der Golen, deren Sprache er spricht ; er kann also wider ihre Listen wachen. Dann ist aber noch etwas zu erwägen : welchen Grafen sollte man zum König kiesen, ohne dass die anderen darob neidisch waren?’ Derartige Redensarten wurden durch die jungen Maiden verbreitet ; aber die alten Maiden, obgleich wenig an der Zahl, zapsten ihre Reden aus einem anderen Fasse. Sie kündeten alleweg und jedwedem : ‘Friso’, so sagten sie, ‘macht es wie die Spinnen :

 

des Nachts spannt er Netze nach allen Seiten und am Tage über rascht er seine nichts Arges wahnenden Freunde. Friso sagt, dass er keine Priester noch fremde Fürsten mag. Aber ich sage, er mag niemanden ausser sich selbst. Darum will er nicht gewahren, dass die Burg Stavia wieder aufgerichtet wird. Darum will er keine Mutter wieder haben. Heute ist Friso euer Ratgeber, aber morgen will er euer König werden, damit er euch alle richten mag.’ In dem Innern des Volkes entstanden nun zwei Parteien. Die Alten und Armen wollten wieder eine Mutter haben, aber das Jungvolk, das voller Kampfeslust war, wollte einen Vater oder König haben. Die ersten nannten sich selber »Muttersohne«, und die anderen nannten sich selber ‘Vatersohne’. Aber die Muttersohne wurden nicht beachtet. Denn dadurch, dass viele Schiffe gemacht wurden, war hier Uberfluft für die Schiffmacher, Schmiede, Segelmacher, Seildreher und für alle anderen Handwerksleute. Zudem brachten die Seekämpen allerhand Schmucksachen mit. Daran hatten die Weiber Vergnugen, die Maiden Vergnugen, die Mädchen Vergnügen, daran hatten alle ihre Magen und alle ihre Freunde Vergnugen. Als Friso um die vierzig Jahre in Staveren gewirtschastet hatte, starb er . Durch seine Bemuhungen hatte er viele Staaten wieder zueinander gebracht. Aber ob wir dadurch besser wurden, wage ich nicht zu bestatigen. Von allen Grafen, die vor ihm waren, ist niemand so bekannt gewesen wie Friso. Doch, wie ich vorher sagte, die jungen Maiden kündeten sein Lob, wahrend die alten Maiden alles taten, um ihn zu achten und verhaEt zu machen bei allen Menschen. Nun vermochten die alten Maiden ihn damit zwar nicht in seinen Bemühungen zu st6ren, aber sie haben mit ihrem Gebaren doch so viel ausgerichtet, dass er gest orben ist, ohne dass er König ward. Nun will ich schreiben uber seinen Sohn Adel Friso, der unsere Geschichte aus dem Buche der Adelingen kennengelernt hatte, hat alles getan, um ihre Freundschaft zu erwerben. Seinen ersten Sohn, den er hier gewann bei Swethirte, seinem Weibe, hat er zur Stund Adel geheiEen. Und obgleich er seine ganze Macht dafür einsetzte, dass keine Bur gen wieder hergestellt noch aufgebaut wurden, so sandte er doch Adel nach der Burg auf Texland, auf  dass er durch und durch alles dessen kundig werden sollte, was zu unseren Gesetzen, unserer Sprache und unseren Sitten gehört. Als Adel zwanzig Jahre zahlte, lieft Friso ihn in seine eigene Schule kommen, und als er ausgelernt hatte, lieE er ihn durch alle Staaten fahren. Adel war ein liebenswürdiger Jungling : auf seinen Fahrten hat er sich viele Freunde gewonnen. Daher ist es gekommen, dass das Volk ihn Atharik (Freundereich) nannte, was ihm nachdem sehr wohl zustatten gekommen ist. Denn als sein Vater gestorben war, blieb er an seiner Statt, ohne dass die Wahl eines anderen Grafen zur Erorterung gekommen wäre.

 

Derweilen Adel in Texland in der Lehre war, befand sich gleichzeitig eine sehr liebe Maid auf der Burg. Sie war den aus den Sachsenmarken herkünftig, aus dem Staat, der geheissen ist Svoboland . Darum ward sie zu Texland Svobene geheissen, obgleich ihr Name Ifkja war. Adel hatte sie liebgewonnen, und sie hatte Adel lieb. Aber sein Vater befahl ihm, er solle noch warten. Adel war gehorsam, aber sobald sein Vater gestxtrben war und er auf dessen Sitz sass, sandte er sofort Boten zu Bertholde, ihrem Vater, ob er seine Töchter zum Weibe haben dürste. Bertholde war ein Fürst von unverdorbenen Sitten. Er hatte Ifkja nach Texland in die Lehre gesandt, in der Hoffnung, dass sie einmal zur Burgmaid gekoren werde in seinem eigenen Lande. Doch er hatte ihrer beider Begehren erfahren : darum ging er hin und gab ihnen seinen Segen. Ifkja war eine rechte Fryas. Soweit ich sie kennengelernt habe, hat sie immer gewirkt und gestxebt, auf dass Fryas Kinder wieder unter dasselbe Ge~ setz und unter einen Bann kommen mochten. Um die Menschen auf ihre Seite zu bringen, war sie, als sie von ihrem Vater fortging, mit ihrem Friedel durch alle Sachsenmarken gefahren und weiter nach Gertmannia. Gertmannia, also hatten die GertMänner ihren Staat geheiEen, den sie durch Gosas Betreiben erhalten hatten. Von dort gingen sie nach den Danemarken. Von den Danemarken schifsten sie sich ein nach Texland. Von Texland gingen sie nach Westflyland und so die See entlang nach Walhallagara hin. Von Walhallagara zogen sie den Rhein entlang, bis sie mit groEer Gefahr zu den Marsaten kamen, wor über unsere Apollanja geschrieben hat. Als sie dort eine Weile geblieben waren, gingen sie wieder abwärts. Als sie nun eine Zeitlang zur Niederung ab~ wärts gefahren waren, bis sie in die Gegend der alten Burg Aken (Aachen) kamen, sind unversehens vier Knechte ermordet und nackt ausgeplündert worden. Sie waren ein wenig zuruckgeblieben. Mein Bruder, der überall dabei war, hatte es ihnen oft verboten, doch sie hatten nicht gehorcht. Die Morder, die das getan hatten, waren Twisklander, die heutzutage dreist über den Rhein kommen, um zu morden und zu rauben 1 . Wie Apollonja, sahen sie sich die Lydasburg und das Alderga an. Von dort zogen sie über Staverens Orte bei ihren Leuten herum. Sie hatten sich so liebenswert gefuhrt, dass die Menschen sie allewege behalten wollten. Drei Monate später sandte Adel Boten an alle Freunde, die er gewonnen hatte, und liefi sie bitten, sie sollten im Minnemonat weise Leute zu ihm senden ...

 

Hierfehlt in der Sftbschrift ein Blatt, zwei Seiten, welches dem Schreiber des Codex D bei seiner Abschrift von Codex C bereits gefehlt haben muss.

 

Seine Frau, sagte er, die Maid gewesen war zu Texland, hatte davon eine Abschrift erhalten. Auf Texland werden noch viele Schriften gefunden, die nicht in dem Buche der Adelingen abgeschrieben sind. Von diesen Schriften hat Gosa eine zu ihrem letzten Willen gelegt, welche durch die älteste Maid, Albethe, offenkundig werden sollte, sobald Gosa gestorben wäre.

 

Hier ist die Schrift mit Gosas Rat. Als Wralda den Müttern des menschlichen Geschlechtes Kinder gab, da legte er eine Sprache auf alle Zungen und auf alle Lippen. Dies Geschenk hatte Wralda den Menschen gegeben, damit sie einander dadurch erkennbar machen konnten, was man meiden muss und welchen Dingen man nachstreben muss, um Seligkeit zu finden und Seligkeit zu behalten in aller Ewigkeit. Wralda ist weise und gut und alles vorhersehend. Sintemal er nun wuftte,  dass Glück und Seligkeit von der Erde fliehen müssen, wenn die Bosheit die Tügend betrügen kann, so hat er mit der Sprache eine gerechte Eigentümlichkeit fest verbunden. Diese Eigentümlichkeit liegt darin, dass man damit keine Lüge sagen, noch trügerische Worte sprechen kann sonder Stimmentstellung und sonder Schamrot, wodurch man die von Herzen Bösen zur Stund erkennen mag. Nachdemmalen unsere Sprache also den Weg zum Glück und zur Seligkeit zeigt und also mitwacht wider die bösen Neigungen, darum  ist sie, mit Recht Gottessprache geheissen, und alle diejenigen, die sie in Ehren halten, haben dadurch Freude. Doch was ist geschehen? Alsobald inmitten unserer Halbschwestern und Halbbrüder Betrüger aufstanden, die sich selbst für Gottesknechte ausgaben,  ist das gar schnell anders geworden. Die betrügerischen Priester und die ruchlosen Fürsten, die immer miteinander verschworen sind, wollten nach Willkür leben und ausser dem Gottesgesetz handeln. In ihrer Schlechtigkeit sind sie hingegangen und haben andere Sprachen ersonnen, damit sie heimlich sprechen können in Gegenwart aller anderen über alle bösen Dinge und über alle unwürdigen Dinge, ohne dass Stammeln sie verraten noch Schamrot ihr Antlitz entstellen könnte. Aber was  ist daraus geboren? Ebenso leicht wie der Same der guten Kräuter in der Erde aufgeht, der offenkundig gesäet worden  ist von guten Leuten am hellen Tage, ebenso leicht bringt die Zeit die schädlichen Kräuter an das Licht, die gesäet sind von bosen Leuten im Verborgenen und in der Finsternis.

 

Die lockeren Mädchen und die unmännlichen Knaben, die mit den unreinen Priestern und Fürsten hurten, entlockten die neuen Sprachen ihren Buhlen. Auf solche Weise sind sie weitergekommen unter die Völker, bis dass die Gottessprache gänzlich vergessen wurde. Willst du nun wissen, was daraus geworden ist? Nun Stimmentstellung und Miene ihre bösen Leidenschaften nicht länger verrieten,  ist die Tugend aus ihrer Mitte gewichen, Weisheit  ist gefolgt und Freiheit  ist geschwunden ; Eintracht ist verlorengegangen und Zwiespalt hat ihre Statte eingenommen ; Liebe  ist geflohen und Hurerei sitzt mit Neid am Tisch, und da, wo ehemals Gerechtigkeit waltete, waltet nun das Schwert. Alle sind Sklaven geworden, die Leute von ihren Herren, die Herren von Neid, bösen Gelüsten und Begehrlichkeit. Hätten sie nun noch eine Sprache erfunden, möglicherweise wäre es dann noch eine Weile gut gegangen. Aber sie haben so viele Sprachen erfunden, als es Staaten gibt. Dadurch vermag das eine Volk das andere ebensowenig zu verstehen als die Kuh den Hund oder der Wolf das Schaf. Dies können die Seefahrer bezeugen. Daher ist es nun gekommen, dass alle Sklavenvölker einander als andere Menschen betrachten und dass sie zur Strafe für ihre Unachtsamkeit und ihre Vermessenheit einander so lange bekriegen und bekämpfen mussen, bis sie alle vertilget sind.

 

Hier ist nun mein Rat. Bist du also begierig, die Erde allein zu erben, so sollst du nimmer eine andere Sprache über deine Lippen kommen lassen als die Gottessprache, und dann geziemt es dir zu sorgen, dass deine eigene Sprache freibleibt von ausheimischen Klängen. Willst du nun, dass welche von Lydas Kindern und von Findas Kindern bleiben, dann tuest du desgleichen. Die Sprache der Ost-Schonlander ist von den unreinen Magjaren verhunzt ; die Sprache der Keltana-Folger ist von den schmutzigen Golen verdorben. Nun sind wir so mild gewesen, die zurückkehrenden Hellenja-Anhänger wieder in unsere Mitte auf zunehmen, aber ich befürchte sehr, dass sie unsere Milde vergelten werden durch Verhunzung unserer reinen Sprache. Vieles ist uns widerfahren, aber von allen Burgen, die durch die arge Zeit zerstört und vertilgt worden sind, hat Irtha Fryasburg unversehrt erhalten. Auch darf ich dabei berichten, dass Fryas oder Gottes Sprache hier ebenso unversehrt erhalten ist.

 

Hier auf Texland sollte man also Schulen stiften : von allen Staaten, die es mit den alten Sitten halten, muss das junge Volk hierher gesandt werden ; danach dürfen diejenigen, die ausgelernt haben, den anderen wieder helfen, die daheim verharren. Wollen die anderen Völker Eisenwaren von euch kaufen und darüber mit euch sprechen und dingen, so mussen sie zur Gottessprache wiederkehren. Lernen sie die Gottessprache, so werden die Worte ‘frei sein’ und ‘recht haben’ zu ihnen eingehen, in ihren Häuptern wird es dann beginnen zu glimmen und glühen, bis es zu einer Lohe wird. Diese Flamme wird alle bösen Fürsten und Scheinfrommen und schmutzigen Priester verzehren.

 

 

Die einheimischen und ausheimischen Sendboten fanden Gefallen an der Schrift : doch es kamen keine Schulen. Da gründete Adel selber Schulen ; nach ihm taten die anderen Fürsten wie er. Alljährlich gingen Adel und Ifkja hin und besuchten die Schulen. Fanden die unter den Einheimischen und Ausheimischen ‘Selige’, die einander Freundschaft entgegenbrachten, so zeigten sie grosse Freude. Hatten einige ‘Selige’ einander Freundschaft geschworen, so liessen sie alle Menschen zusammenkommen, und mit grossem Gepränge liessen sie dann deren Namen in ein Buch schreiben, von ihnen das Buch der Freundschaft geheissen. Alle diese Bräuche wurden aufrechterhalten, um die gesonderten Zweige des Fryas-Stammes wieder zu verbinden. Doch die Maiden, die Adel und Ifkja neideten, sagten, dass sie es um nichts anderes taten, als um des guten Rufes willen und um allmählich zu herrschen über den Staat eines anderen.

 

 

 

Mein Name ist Beden, Hachganas Sohn. Konered, mein Ohm, ist nie beweibt gewesen und also kinderlos gestorben. Man hat mich an seiner Stelle gekoren, Adel, der dritte König dieses Namens, hat die Küre gutgeheissen, falls ich ihn als meinen Herrn anerkennen wollte. Ausser dem vollen Erbe meines Ohms hat er mir ein ganzes Stuck Boden gegeben, das an mein Erbe grenzte, unter der Bedingung,  dass ich darauf Menschen setzen wurde, die seine Leute nimmer wurden ...

 

[…]

 

Brief von Rika, der Altemaid, hergesagt zu Staveren beim Julfest. Ihr alle, deren Vorfahren mit Friso hierher kamen, meine Ehrerbietung an euch. So ihr meint, seid ihr der Abgötterei unschuldig. Darüber will ich heut nicht sprechen, sondern will euch auf ein Gebrechen weisen, das wenig besser ist. Ihr wisst oder wisst es nicht, dass Wralda tausend Glanznamen hat. Doch das wisst ihr alle, dass er All-Ernährer  geheissen ward, aus dem Grunde, dass alles aus ihm wird und wächst zur Ernährung seiner Geschöpfe. Es ist wahr, dass Irtha zuweilen auch All-Ernährerin geheissen wird, weil sie alle Früchte und Genüge gebiert, womit Menschen und Tiere sich selber ernähren. Doch sie würde keine Früchte noch Genüge gebären, gäbe Wralda ihr keine Kräfte. Auch Frauen, die ihre Kinder saugen lassen an ihren Brüsten, werden Ernährerinnen geheissen. Doch gäbe Wralda darin keine Milch, so würden die Kinder davon keinen Nutzen haben. So dass zum Schlusse Wralda allein Ernährer bleibt. Dass Irtha zuweilen All-Ernährerin wird geheissen und eine Mutter Ernährerin, das kann man noch gelten lassen. Aber dass der Mann sich Ernährer nennen lässt, weil er Vater ist, das ist strittig aller Vernunft. Doch ich weiss, von wannen diese Torheit kommt. Horcht hier : - sie kommt von unseren Feinden, und so sie befolgt wird, werdet ihr dadurch Sklaven werden zum Schmerze Fryas und eurem Hochmut zur Strafe.

 

Ich werde euch berichten, wie es bei den Sklavenvölkern zugegangen ist : davon möget ihr lernen. Die fremden Könige, die nach Willkür leben, strecken die Hand aus nach Wraldas Krone : aus Neid, dass Wralda Allernährer, Allvater heisst, wollen sie auch Ernährer- Vater der Völker genannt werden. Nun weiss jedermann, dass ein König nicht über das Wachstum Gewalt hat und dass ihm seine Nahrung vom Volke gebracht wird. Aber trotzdem wollen sie in ihrer Vermessenheit verharren. Damit sie zu ihrem Ziele gelangen mochten, begnügten sie sich erst nicht mit den freiwilligen Abgaben, sondern haben dem Volke einen Zins auferlegt. Für den Schatz, der daraus entstand, heuerten sie ausländische Söldner, die sie um ihre Höfe herum legten. Fürder nahmen sie so viele Weiber als ihnen gelüstete, und die kleinen Fürsten und Herren taten desgleichen. Als Zwist und Zwiespalt nachher in die Haushaltungen sich einschlichen und darob Klagen kamen, da haben sie gesagt : ein jeder Mann ist der Ernährer seiner Haushaltung, darum soll er auch Herr und Richter darüber sein. Da kam Willkür, und gleich wie diese mit den Männern über den Haushaltungen waltete, so tat sie auch mit den Königen über Staaten und Völker. Als die Könige es so weit gebracht hatten, dass sie Ernährer-Väter der Völker hiessen, da gingen sie hin und liessen Bildwerke nach ihrer Gestalt machen : diese Bildwerke liessen sie in die ‘Kirchen’ setzen neben den Bildwerken der Götter, und diejenigen, die sich davor nicht beugen wollten, wurden umgebracht oder in Ketten gelegt. Eure Vorfahren und die Twiskländer haben mit den fremden Fürsten verkehrt : davon haben sie diese Torheit gelernt. Doch nicht nur, dass manche eurer Männer sich schuldig machen an dem Rauben der Glanznamen, auch über eure Weiber muss ich mich beklagen. Werden bei euch Männer gefunden, die sich Wralda gleichstellen wollen, es werden auch Weiber gefunden, die dies mit Frya tun wollen. Weil sie Kinder geboren haben, lassen sie sich selber ‘Mutter’ nennen. Doch sie vergessen, dass Frya Kinder gebar ohne Eingang eines Mannes. Ja, nicht nur haben sie Frya und die Ehrenmutter ihrer glanzreichen Namen berauben wollen, an die sie doch nicht heranreichen können, sie tun dergleichen mit den Glanznamen ihrer Nächsten. Es gibt Weiber, die sich ‘Fraue’ nennen lassen, obgleich sie wissen, dass dieser Name nur den Weibern der Fürsten gehört. Auch lassen sie ihre Töchter ‘Maiden’ heissen, trotzdem sie wissen,  dass keine Jungfer so heissen darf, es wäre denn, sie gehörte zu einer Burg.

 

Ihr alle wähnet, dass ihr durch den Namenraub besser werdet, doch ihr vergesst, dass daran Neid haftet und dass jedes Übel seine eigene Zuchtrute säet. Kehret ihr nicht um, so wird die Zeit ihr Wachstum verleihen, so stark, dass man das Ende nicht absehen kann. Eure Nachfahren werden damit gefesselt werden ; sie werden nicht begreifen, von wannen die Schläge kommen. Aber obgleich ihr den Maiden keine Burgen bauet und es dem Geschick uberlasst, doch werden sie bleiben. Sie werden aus Wald und Höhlen kommen, sie wer den euren Nachkommen beweisen, dass ihr dessen mit Willen schuldig seid. Dann wird man euch verdammen, eure Schatten werden aufgescheucht aus den Gräbern aufsteigen : sie werden Wralda, sie werden Frya und ihre Maiden anrufen, doch niemand wird etwas daran bessern können, bevor das Jul in einen anderen Kreislauf tritt. Aber das wird erst geschehen, wenn dreitausend Jahre verstrichen sind nach diesem Jahrhundert.

 

 

... darum will ich erst über den schwarzen Adel schreiben. Schwarzer Adel war der vierte König nach Friso. In seiner Jugend hat er zu Texland gelernt, nachdem hat er zu Staveren gelernt, und fürder ist er über alle Staaten gefahren. Als er vierundzwanzig Jahre war, hat sein Vater erwirkt, dass er zum Asega- Heischer gekoren wurde. Da er einmal Heischer war, heischte er immer zum Vorteile der Armen. ‘Die Reichen’, sagte er, ‘verüben genug unrechte Dinge mittels ihres Geldes : darum geziemt es uns, dafür zu sorgen, dass die Armen sich nach uns (um Hilfe) umsehen.’  Durch diese und andere Redensarten ward er der Freund der Armen und der Schrecken der Reichen. Also arg ist es gekommen, dass sein Vater sich nach ihm richtete. Als sein Vater gestorben war, hat er dessen Sitz erstiegen: da wollte er gleicherweise sein Amt beibehalten, wie es bei den Königen des Ostens üblich ist. Die Reichen wollten es nicht dulden ; aber nun lief alles Volk zuhauf und die Reichen waren froh,  dass sie mit heiler Haut von der Acht wegkamen. Seitdem hörte man nimmermehr über gleiches Recht reden. Er verurteilte die Reichen und schmeichelte den Armen, mit deren Hilfe er alle Sachen heischte, die seine Zustandigkeit betrafen. König Askar (Heischer), wie er immer geheissen ward, war reichlich sieben Erdfuss lang, und so groft wie seine Gestalt war, waren auch seine Kräfte. Er hatte einen klaren Verstand, so dass er alles erfasste, worüber gesprochen wurde : doch in seinem Tun könnte man keine Weisheit spüren. Zu einem schönen Antlitz hatte er eine glatte Zunge : aber noch schwärzer als sein Haar  ist seine Seele befunden worden. Als er ein Jahr König war, notigte er alle Knaben seines Staates, jährlich zu dem Gefechtsspiel [Toernooi] zu kommen und dort einen Scheinkrieg zu veranstalten. Erst hatte er damit Schwierigkeiten, aber zuletzt ward es üblich, dass alt und jung aus allen Orten herbeikamen, um zu bitten, ob sie mitmachen dürften. Als er es so weit gebracht hatte, liess er Kriegsschulen gründen. Die Reichen kamen und beklagten sich, dass ihre Kinder nicht mehr lesen oder schreiben lernten. Askar achtete dessen nicht, aber als kurz danach wieder Scheinkrieg gehalten wurde, stellte er sich auf den Upstal und rief laut : ‘Die Reichen sind zu mir gekommen, um sich zu beklagen, dass ihre Knaben nicht genügend lesen und schreiben lernen. Ich habe darauf nichts gesagt. Doch ich will hier meine Meinung sagen und die gemeine Acht es bedingen lassen.’ Als nun jedermann neugierig zu ihm aufsah, sagte er fürder : ‘Nach meinem Begriffe soll man heute das Lesen und Schreiben den Maiden und den alten 'Leuchten' überlassen. Ich will kein Übles reden über unsere Vorfahren, ich will allein sagen : zu den Zeiten, deren sich manche so hoch rühmen, haben die Burgmaiden Zwiespalt über unsere Lande gebracht, und die Mütter, für und nach, könnten den Zwiespalt nicht wieder zum Lande hinaustreiben. Noch ärger, derweilen sie schwatzten und redeten über nutzlose Sitten, sind die Golen gekommen und haben all unsere schönen Südlande geraubt. Heutzutage sind sie mit unseren entarteten Brüdern und ihren Söldnern schon über die Schelde gekommen. Es verbleibt uns also zu wählen zwischen dem Tragen des Joches oder des Schwertes. Wollen wir frei verbleiben, so geziemt unseren Knaben, das Lesen und Schreiben für jetzt unterbleiben zu lassen und anstatt dass sie auf der Aue zum Spiele sich tummeln, sollen sie mit dem Schwert und dem Speere spielen. Sind wir in allen Teilen geübt und die Knaben rüstig genug, um Helm und Schild zu tragen und Waffen zu handhaben, dann werde ich mich mit eurer Hilfe auf die Feinde werfen. Die Golen mögen dann die Niederlage ihrer Helfer und Söldner auf unsere Felder schreiben mit dem Blute, das aus ihren Wunden trieft. Haben wir den Feind einmal vor uns hergetrieben, so müssen wir damit fortfahren, bis dass es keine Golen, noch Slawen, noch Tartaren mehr von Fryas Erde zu vertreiben gibt

 

‘Das ist recht’, riefen die meisten, und die Reichen wagten nicht, ihren Mund zu öffnen. Diese Ansprache hatte er gewiss vorher ersonnen und abschreiben lassen, denn am Abend desselben Tages waren die Abschriften davon bereits in zwanzig Händen, und diese alle waren gleichlautend. Nachdem befahl er den Schiffsleuten, sie sollten doppelte Vorsteven machen, an denen man einen stählernen Kranbogen befestigen könnte. Der dies unterliess, fiel in Busse ; könnte jemand schwören, dass er keine Mittel hatte, so mussten die Reichen seines Gaues es bezahlen. Nun wird man sehen, worauf all dies Bahei hinausgelaufen ist.

 

An dem Nordende Britannias, das voll hoher Berge ist, da sitzt ein schottisches Volk, mehrenteils Fryas-Blut, einesteils aber den Keltana-Folgern entsprossen, andernteils den Briten und Geachteten, die allmählich im Laufe der Zeit aus den Zinnlanden hierher geflohen waren. Die aus den Zinnlanden herkamen, haben allesamt fremdrassige Weiber und ausheimisches Dirnengesindel. Sie alle sind unter der Gewalt der Golen, ihre Waffen sind hölzerne Bogen und Stangen mit Spitzen von Hirschhorn oder Flinsstein. Ihre Häuser sind von Schollen und Stroh, und manche wohnen in Berghöhlen. Schafe, die sie geraubt haben, sind ihre einzige Habe. Aber von den Nachfahren der Keltana-Folger haben manche noch eiserne Waffen, die sie von ihren Ahnen geerbt haben.

 

Um nun recht verstanden zu werden, muss ich meine Erzählung von dem schottischen Volke ruhen lassen und etwas von den nahen Krekalanden  schreiben. Die nahen Krekalande haben vorher uns allein gehört, aber seit un~ denklichen Zeiten haben sich dort auch Nachkommen von Lyda und Finda niedergelassen ; von diesen letzten kam ein ganzer Haufe aus Troje. Troje also hat eine Stadt geheiEen, die ein Volk der fernen Krekalande eingenommen und zerstört hat. Als die Trojaner in den nahen Krekalanden sich eingenistet hatten, haben sie mit Zeit und Fleisse eine starke Stätte mit Wallen und Burgen gebaut, Roma, das ist Raum  , geheissen. Als das getan war, hat das Volk durch List und Gewalt sich in den Besitz des ganzen Landes gesetzt. Das Volk, das an der Südseite der Mittelsee haust, ist mehrenteils von Fhonysja hergekommen. Die Fhonysjar sind ein Bastardvolk : sie sind von Fryas Blut und von Lydas Blut. Das Volk von Lyda ist dort als Sklave, aber durch die Unzucht der Weiber haben die schwarzen Menschen all das andere Volk verbastert und braun gefärbt. Dies Volk und das von Roma kämpfen fortwährend um die Herrschaft der Mittelsee. Weiter leben die von Roma in Feindschaft mit den Fhonysjar. Und ihre Priester, die des Erdreiches allein walten wollen, können die Golen nicht sehen. Zuerst haben sie den Fhonysjar Misselja weggenommen ; darnach alle Lander, die südwärts, west- und nordwärts liegen, auch den Südteil Britanniens , und alleweg haben sie die phonizischen Priester, das heisst die Golen, verjagt. Daher sind Tausende von Golen nach Nord-Britannien gezogen. Vor kurzem sass da der Oberste der Golen auf der Burg, die geheissen wird Kerenak, das ist Horn , von wannen er den anderen Golen seine Befehle gab. Auch war all ihr Gold dort zusammengebracht. ‘Keren herne’ oder ‘Kerenak’ ist eine steinerne Burg, die der Kelta gehörte. Darum wollten die Maiden der Nachfahren der Keltana-Folger die Burg wiederhaben. Also war durch die Feindschaft der Maiden und der Golen Fehde und Zwist über das Bergland gekommen mit Mord und Brand. Unsere Seeleute kamen dort des öfteren, um Wolle zu holen, die sie eintauschten gegen bereitete Häute und Leinen. Askar war öfters mitgewesen ; im stillen hatte er mit den Maiden und einigen der Fürsten Freundschaft geschlossen und sich verpflichtet, die Golen aus Kerenak zu verjagen. Als er danach wiederkam, gab er den Fürsten und reckenhaften Männern eiserne Helme und stählerne Bogen. Krieg war mitgekommen, und kurz danach flossen Ströme von Blut an den Abhängen der Berge hernieder. Als Askar meinte, dass das Glück ihm zulachte, ging er mit vierzig Schiffen hin und nahm Kerenak und den Obersten der Golen mit all seinem Golde hinweg. Das Volk, mit dem er wider die Söldner der Golen gekämpft hatte, hatte er aus den Sachsenmarken mit Versprechen grossen Heeresraubes und grosser Beute gelockt. Darum wurde den Golen nichts gelassen.

Nachdem nahm er zwei Inseln als Unterschlupf für seine Schiffe, von wannen er später auszog, um alle phönizischen Schiffe und Städte zu berauben, die er befahren konnte. Als er zurückkam, brachte er fast sechshundert der rüstigsten Knaben des schottischen Bergvolkes mit. Er sagte, dass sie ihm als Geisel gegeben waren, damit er dessen sicher sein könnte, dass ihre Eltern ihm treu verblieben. Aber das war Lug. Er hielt sie als eine Leibwache an seinem Hofe, wo sie täglich unterwiesen wurden im Reiten und Handhaben von allerhand Waffen. Sobald die Dänemärker, die sich selber hoch über allen anderen trutzlich Seekämpen hiesten, von den ruhmreichen Taten Askars gehört hatten, wurden sie darob neidisch, dermassen, dass sie die See und seine Lande mit Krieg überziehen wollten. Sieh hier, wie er den Krieg vermeiden konnte.

 

Zwischen den Trümmern der zerstörten Burg Stavia hauste noch eine kluge Burgmaid mit ihren Maiden. Ihr Name war Reintja, und es ging ein groster Ruf von ihrer Weisheit aus. Diese Maid bot Askar ihre Hilfe an unter Bedingung, dass Askar die Burg Stavia wieder aufbauen liess. Als er sich dazu verpflichtet hatte, ging Reintja mit den drei Maiden nach Hals ; sie reiste zur Nachtzeit und am Tage redete sie auf allen Märkten und allen Dorfauen. Wralda, sagte sie, hatte ihr durch Donner zurufen lassen, dass alles Fryas-Volk Freunde werden sollte, wie es Schwestern und Brudern geziemet : sonst würde Findas Volk kommen und sie allesamt vertilgen. Nach dem Donner waren Fryas sieben Wachmaiden ihr in ihrem Traume erschienen, sieben Nächte nacheinander. Sie hatten gesagt ‘Über Fryas Land dräut Unheil mit Joch und Ketten. Darum müssen alle Völker, die aus Fryas Blut entsprossen sind, ihre Zunamen  wegwerfen und sich selber nur Fryas Kinder oder Volk heissen. Fürder müssen alle aufstehen und Findas Volk von Fryas Erbe vertreiben. Wollen sie das nicht tun, so werden die fremden Herren ihre Kinder missbrauchen und geisseln lassen, bis das Blut sickert in eure Gräber. Dann werden die Schatten eurer Vorfahren kommen, euch zu wecken und euch zu tadeln ob eurer Feigheit und Sorglosigkeit.’

 

Das dumme Volk, das durch Betreiben der Magjaren schon vieler Torheit gewohnt war, glaubte alles, was sie sagte, und die Mütter pressten ihre Kinder an ihre Brust. Als Reintje den König von Hals und alle anderen Menschen zur Eintracht überredet hatte, sandte sie Boten an Askar und zog selber die Baldasee entlang. Von dort ging sie zu den Hlith-hawar (Litauern). Die Litauer sind Ausgewanderte und Geächtete aus unserem eigenen Volke, das in den Twisklanden sitzt und umherzieht. Weiter ging sie hinter den Sachsenmarken, quer durch die anderen Twisklande hindurch, und verkündete allewege dasselbe.

 

Nachdem zwei Jahre herum waren, kam sie den Rhein entlang heimwärts. Bei den Twiskländern hatte sie sich selber als Mutter ausgegeben und gesagt, dass sie als freie und franke Leute wiederkommen dürften ; aber dann sollten sie über den Rhein gehen und die Golen-Folger aus Fryas Südlanden verjagen. So sie dies täten, würde ihr König Askar über die Schelde ziehen und dort das Land abgewinnen. Bei den Twiskländern haben sich viele übele Sitten von den Tartaren und Magjaren eingeschlichen, aber auch viel sind unseren Sitten treu geblieben. Dadurch haben sie noch Maiden, die die Kinder lehren und den alten Rat erteilen. Im Anfang waren sie Reintja feindlich gesonnen, aber zuletzt folgten und dienten sie ihr, und sie wurde alleweg von ihnen gepriesen, wo es nutzlich und nötig war. Sobald Askar von den Boten Reintjas vernommen hatte, wie die Jutten gesonnen waren, sandte er zur Stund Boten von sich an den König von Hals. Das Schiff, mit dem die Boten gingen, war vollgeladen mit Frauenschmuck; dabei war ein goldener Schild, auf dem Askars Gestalt kunstvoll abgebildet war. Diese Boten sollten fragen, ob Askar des Königs Töchter Frethogunsta zu seinem Weibe haben durfte. Frethogunsta kam ein Jahr später nach Staveren : in ihrem Gefolge war auch ein Magy (Magier), denn die Jutten waren schon längst verdorben. Kurz nachdem Askar mit Frethogunsta getraut war, ward in Staveren ein Tempel gebaut ; in der ‘Kirche’ wurden üble ungestaltete Bildwerke aufgestellt, mit golddurchwirkten Kleidern. Auch wird behauptet, dass Askar zur Nacht und Unzeit mit Frethogunsta sich davor niederbeugte. Aber so viel ist gewiss : die Burg Stavia ward nicht wieder aufgebaut. Reintje war schon zurückgekommen und ging erbost zur Mutter auf Texland, sich zu beklagen. Prontlik ging hin und sandte allewege Boten, die verkündeten : Askar ist der Abgötterei ergeben. Askar tat, als bemerkte er nichts. Aber unerwartet kam eine Flotte aus Hals. Nachts wurden die Maiden aus der Burg vertrieben, und morgens könnte man von der Burg allein einen glühenden Haufen sehen. Prontlik und Reintja kamen zu mir, um einen Unterschlupf. Als ich später darüber nachdachte, schien es mir, dass dies Übles für meinen Staat bedeuten könnte. Darum haben wir zusammen eine List ersonnen, die uns allen frommen sollte. Sieh hier, wie wir es begonnen haben.

 

Inmitten des Krylwaldes, östlich [sic] von Ljudwerd, liegt unsere Flucht- oder Wehrburg, der man sich allein durch Irrwege nähern kann. Auf diese Burg hatte ich seit längerer Zeit junge Wächter gelegt, die alle einen Widerwillen gegen Askar hatten und alle anderen Menschen fernhielten. Nun war es bei uns so weit gekommen,  dass viele Weiber und auch Männer schon schwatzten von Spuk, weissen Weibern und Kobolden, wie die Dänemärker. Askar hatte alle diese Torheiten zu seinem Nutzen ausgebeutet, und das wollten wir auch zu unserem Nutzen tun. In einer dunklen Nacht brachte ich die Maiden zur Burg, und darauf gingen sie und spukten mit ihren Jungfrauen über die Irrwege, in weissen Gewändern gehüllt, so dass sich später kein Mensch mehr zu kommen getraute. Als Askar meinte, dass er freie Hand hatte, liess er die Magjaren (Magier) unter allerhand Namen durch seine Staaten fahren, und ausser Greninga (Groningen) und meinem Staat wurde ihnen nirgends gewehrt. Nachdem Askar also mit den Jutten und den anderen Dänemärkern verbündet war, zogen sie zusammen auf Raub aus : das hat aber keine guten Früchte gezeitigt. Sie brachten allerhand fremdländische Schätze mit nach Hause. Aber gerade dadurch wollte das junge Volk kein Handwerk mehr lernen noch auf den Feldern arbeiten, so dass er zuletzt wohl Sklaven nehmen musste. Aber dies war ganz wider Wraldas Willen und wider Fryas Rat : darum könnte die Strafe nicht ausbleiben. Sieh, wie die Strafe gekommen ist.

 

Einmal hatten sie zusammen eine ganze Flotte gewonnen : diese kam aus der Mittelsee (dem Mittelmeer). Die Flotte war geladen mit Purpurkleidern und anderen Kost barkeiten, die alle aus Phonisja (Phonizien) kamen. Das schwache Volk der Flotte ward südlich der Sejene an Wall gesetzt, aber das kräftige Volk wurde behalten. Das sollte ihnen als Sklaven dienen. Die Schönsten wurden zurückbehalten, um am Lande zu bleiben, und die Hässlichen und Schwarzen wurden an Bord behalten, um auf den Bänken zu rudern. In dem Fly, ward die Habe geteilt, aber sonder ihr Wissen ward auch die Strafe geteilt. Von den Menschen, die auf den ausländischen Schiffen eingestellt wur den, starben sechs an Bauchweh. Man dachte, dass das Essen und Trinken ver giftet war ; darum ward alles über Bord geworfen. Aber das Bauchweh blieb, und allewege, wo Sklaven oder Güter hinkamen, kam auch das Bauchweh her ein. Die Sachsmänner brachten es über ihre Marken ; mit den Jutten fuhr es nach Schonland und die Küst en der Baldasee entlang ; mit Askars Seeleuten fuhr es nach Britannien. Wir und die von Grenega liessen keine Güter noch Menschen über unsere Grenzpfähle kommen, und darum blieben wir des Bauchwehes ledig. Wie viele Menschen es dahingerafft hat, kann ich nicht schreiben. Aber Prontlik, die es später von den anderen Maiden erfuhr, hat mir gemeldet, dass Askar tausendmal mehr freie Menschen aus seinen Staaten hinausgeschafft hat, als er schmutzige Sklaven hereingebracht hatte. Als die Pest endgültig gewichen war, da kamen die frei gewordenen Twiskländer an den Rhein. Aber Askar wollte mit den Fürsten dieses schmutzigen und verbasterten Volkes nicht auf einer Stufe stehen. Er wollte nicht gewähren, dass sie sich Fryas Kinder nannten, wie Reintja es angeboten hatte, aber er vergaft dabei, dass er selber schwarze Haare hatte.

 

Unter den Twiskländern waren zwei Völker, die sich selber nicht Twiskländer hiessen. Das eine Volk kam ganz weit aus dem Südosten her : sie hiessen sich Allemanna. Das andere Volk, das mehr in unserer Nahe umherzog, nannte sich Franka, nicht weil sie frei waren, sondern Frank also hatte der erste König geheissen, der sich selber mit Hilfe der verdorbenen Maiden zum erblichen König über sein Volk gemacht hatte. Die Völker, die an sie grenzten, nannten sich Thjoths Söhne , das ist Volkssohne ; sie waren freie Menschen geblieben, dieweil sie nimmer einen König, noch Häuptling, noch Herrn anerkennen wollten ausser denjenigen, die durch gemeinen Willen auf der gemeinen Acht gekoren wurden. Askar hatte schon von Reintja vernommen, dass die Twiskländer Häuptlinge meistens miteinander in Feindschaft und Fehde waren. Nun machte er ihnen den Vorschlag, sie sollten einen Herzog von seinem Volke kiesen, weil er befürchtete, sie könnten miteinander um die Herrschaft streiten. Auch sagte er, dass seine Häuptlinge mit den Golen sprechen konnten. Das, sagte er, wäre auch die Meinung der Mutter. Da kamen die Häuptlinge der Twiskländer zusammen, und nach dreimal sieben Etmelde koren sie Alrik zum Herzog. Alrik war Askars Neffe ; er gab ihm zweihundert Schotten und hundert der rüstigsten Sachsmänner mit als Leibwehr. Die Häuptlinge mussten dreimal sieben von ihren Söhnen nach Staveren senden als Bürgschaft ihrer Treue. Soweit war alles nach Wunsch gegangen : aber als man über den Rhein fahren sollte, wollte der König der Fränken nicht unter Alriks Befehle stehen. Dadurch ging alles in die Guere. Askar, der vermeinte, dass alles gut ging, landete mit seinen Schiffen an der anderen Seite der Schelde ; aber da war man schon lange von seinem Kommen unterrichtet und auf seiner Hut. Sie mussten ebenso schnell fliehen als sie gekommen waren, und Askar wurde selber gefangengenommen. Die Golen wussten nicht, wen sie gefasst hatten, und also ward er später ausgewechselt gegen einen hohen Golen, den Askars Volk mitgefuhrt hatte. Dieweilen dies alles geschah, liefen die Magjaren (Magier) noch dreister als zuvoren über unsere Nachbarlande hin. Bei Egmuda, wo vorher die Burg Forana, gestanden hatte, liessen sie eine ‘Kirche’ bauen, noch grosser und reicher als Askar es zu Staveren getan hatte. Nachdem sagten sie, dass Askar den Kampf gegen die Golen verloren hatte, weil das Volk nicht glauben wollte,  dass Wodin ihnen helfen könnte, und dass sie ihn darum nicht anbeten wollten. Fürder gingen sie hin und entführten junge Kinder, die sie bei sich behielten und aufbrachten in den Geheimnissen ihrer verdorbenen Lehre. Waren Menschen da, die ... (Hier bricht die Handschrift ab.)

 

 

 

 

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