Lukas-Passion (BWV 246/1)
INFO
Original German Text. Status: The general consensus today is that this composition is a work not by J.S. Bach.
1. Coro Furcht und Zittern, Scham und Schmerzen, / Herr, zerknirschen unsre Herzen / Beim Gedächtinis deiner Not / Wir sind Sklaven, Knecht' und Sünder, / Du bist Herrscher und Entbinder / Und erwählst für uns den Tod.
2 Recitativo Evangelist: Es war aber nahe das Fest der süßen Brot', da das Ostern heißet. / Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten, wie sie ihn töteten, und furcht'ten sich vor dem Volke. / Es war aber der Satanas gefahren in den Judas, genannt Ischarioth; der war aus der Zahl der Zwölfen. / Und er ging hin, und redet' mit den Hohenpriestern und mit den Hauptleuten, wie er ihn wollte ihnen überantworten.
3 Choral Verruchter Knecht, wo denkst du hin, / wie denkst du nur an Godgewinn / und fürchtest nicht die Hölle? / Willst du um schnödes Geld und Gut verraten / deines Meisters Blut / als Satanasgeselle? / Denk an die lange Ewigkeit, kehr um, kehr um, / noch ist es Zeit!
4 Recitativo Evangelist: Und sie wurden froh / und gelobten ihm Geld zu geben.
5 Choral Die Seel' weiß hochzuschätzen, / was Hand und Kasten füllt, / was Augen kann ergötzen und Lust der Sinne stillt. / Sie ringt nach eitlen Dingen und / bleibt der Ew'gen bar: / wer reißt sie aus den Schlingen / der tödlichen Gefahr?
6 Recitativo Evangelist: Und er versprach es und suchte Gelegenheit, / daß er ihn überantwortete ohne Rumor.
7 Choral Stille, stille! ist die Losung der Gottlosen / in der Welt; / traue ja nicht der Liebkosung, / wenn sie sich zu dir gesellt. / Spricht der Mund ein gutes Wort, / hegt das Herze Trug und Mord / und daß es die List erfülle, ist die Losung: / Stille, stille!
8 Recitativo Evangelist: Es kam nun der Tag der süßen Brot', / auf welchem man mußte opfern das Osterlamm. / Und sandte Petrum und Johannem und sprach: / Jesus: Gehet hin, bereitet uns das Osterlamm, / auf daß wir's essen. / Evangelist: Er sprach zu ihnen:
9 Coro Die Jünger Jesu: Wo willt du, daß wir's bereiten?
10 Recitativo Jesus: Siehe, wenn ihr hinein kommt in die Stadt, / wrid euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Wasserkrug. / Folget ihm nach in das Haus, da er hineingehet / und saget zu dem Hausherrn: Der Meister läßt dir sagen: / "Wo ist die Herberge, darinnen ich das Osterlamm / essen möge mit meinen Jüngern?"
11 Choral Weide mich und mach' mich satt, Himmelsspeise! / Tränke mich, mein Herz ist matt, Seelenweide! / Sei du meine Ruhestatt, Ruh' der Seelen, / Jesu, Ruh' der Seelen!
12 Recitativo Jesus: Und er wird euch einen großen gepflasterten Saal zeigen; / daselbst bereitet es. / Evangelist: Sie gingen hinein und funden, / wie er ihnen gesagt hatte und bereiteten das Osterlamm. / Und da die Stunde kam, setzte er sich nieder / und die zwölf Apostel mit ihm; und er sprach zu ihnen: / Jesus: Mich hat herzlich verlanget, das Osterlamm / mit euch zu essen, ehe denn ich leide.
13 Choral Nicht ist lieblicher als du, liebste Liebe, / nichts ist freundlicher als du, milde Liebe, / auch nichts süßer ist als du, süße Liebe, / Jesu, süße Liebe!
14 Recitativo Jesus: Denn ich sage euch, daß ich hinfort nicht mehr davon essen werde, / bis es erfüllet werde im Reich Gottes. / Evangelist: Und er nahm den Kelch, / dankte und sprach: / Jesus: Nehmet denselben und teilet ihn unter euch; denn ich sage euch: / Ich werde nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, / bis das Reich Gottes komme. / Evangelist: Und er nahm das Brot, dankte und brach's / und gab's ihnen und sprach: Jesus: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird: / das tut zu meinem Gedächtnis.
15 Aria: Sopran Dein Leib, das Manna meiner Seelen, / Erquickt und stärkt die matte Brust. / Es schmecket, wenn ich es genieße, / dem Geist so wunderbarlich süße / Und schafft ihm lauter Himmelslust.
16 Recitativo Evangelist: Desselbigen gleichen auch den Kelch / nach dem Abendmahl und sprach: / Jesus: Das ist der Kelch, das neue Testament / in meinem Blut, das für euch vergossen wird.
17 Aria: Alt Du gibst mir Blut, ich schenk' dir Tränen, / Nur ist mein Tausch gar schlecht an Wert. / Du triefst, und ich wein' um die Wette; / Ach, daß ich so was Kostbar's hätte, / Als mir dein Kraftkelch hier gewährt!
18 Recitativo Jesus: Doch siehe, die Hand mienes Verräters / ist mit mir über Tische; / und zwar, des Menschen Sohn gehet hin, / wie es beschlossen ist, / doch wehe dem selbigen Menschen, / durch welchen er verraten wird. / Evangelist: Und sie fingen an zu fragen unter sich selbst, / welcher es doch wäre unter ihnen, der das tun würde-
19 Choral Ich, ich und meine Sünden, die sich wie / Körnlein finden des Sandes an dem Meer, / die haben dir erreget das Elend, das dich / schläget und das betrübte Marterheer.
20 Recitativo Evangelist: Es erhub sich auch ein Zank unter ihnen, / welcher unter ihnen solle für den Größten gehalten werden. / Er aber sprach zu ihnen: / Jesus: Die weltlichen Könige herrschen, und die Gewaltigen heißt man gnädige Herren. / Ihr aber nicht also: sondern der Größeste unter euch soll sein wie der Jüngste, / und der Fürnehmste wie ein Diener. / Denn welcher ist der Größeste? Der zu Tische sitzet, oder der da dient? / Ist's nicht also, daß, der zu Tische sitzet? / Ich aber bin unter euch wie ein Diener. / Ihr aber seid's, die ihr beharret habet bei mir in meinen Anfechtungen.
21 Choral Ich werde dir zu Ehren alles wagen, / kein Kreuz nicht achten, keine Schmach noch Plagen, / nichts von Verfolgung, nichts von Todesschmerzen / nehmen zu Herzen.
22 Recitativo Jesus: Und ich will euch das Reich bescheiden, / wie mir's mein Vater beschieden hat, / daß ihr essen nd trinken sollt über meinem Tisch in meinem Reich, / und sitzen auf Stühlen, und richten die zwölf Geschlechte Israel.
23 Choral Der heiligen zwölf Boten Zahl / und die lieben Propheten all, / die teuren Märt'rer allzumal loben dich, / Herr, mit großem Schall.
24 Recitativo Evangelist: Der Herr aber sprach: / Jesus: Simon, Simon, siehe, der Satanas hat euer begehret, / daß er euch möchte sichten wie den Weizen; / ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre; / und wenn du dermal einst dich bekehrest, so stärke deine Brüder. / Evangelist: Er aber sprach zu ihm: / Petrus: Her, ich bin bereit, mit dir in's Gefängnis und in den Tod zu gehen. / Evangelist: Er aber sprach: / Jesus: Petre, ich sage dir, der Hahn wird heute nicht krähen, / ehe denn du dreimal verleugent hast, daß du mich kennest. / Evangelist: Und er sprach zu ihnen: / Jesus: So oft ich euch gesandt habe ohne Beutel, / ohne Tasche und ohne Schuh', / habet ihr auch je Mangel gehabt? / Evangelist: Sie sprachen:
25 Coro Die Jünger Jesu: Nie, keinen.
26 Recitativo Evangelist: Da sprach er zu ihnen: / Jesus: Aber nun, wer eine Beutel hat, / der nehme ihn desselbigen gleichen auch die Tasche; / wer aber nichts hat, verkaufe sein Kleid, und kaufe ein Schwert. / Denn ich sage euch: es muß noch das auch vollendet werden an mir, / das geschrieben stehet: "Er ist unter die Übeltäter gerechnet." / Denn was von mir geschrieben stehet, das hat ein Ende. / Evangelist: Sie aber sprachen:
27 Coro Die Jünger Jesu: Herr, siehe Herr, / hier sind zwei Schwert'.
28 Recitativo Evangelist: Er aber sprach zu ihnen: / Jesus: Es ist genug. / Evangelist: Und er ging hinaus, nach seiner Gewohnheit, / an den Ölberg. Es folgeten ihm aber seine Jünger nach / an denselbigen Ort; und als er dahin kam, sprach er zu ihnen: / Jesus: Betet, auf daß ihr nicht in Anfechtung fallet.
29 Choral Wir armen Sünder bitten, / du wolltest uns erhören, lieber Herre Gott!
30 Recitativo Evangelist: Und er riß sich von ihnen bei einem Steinwurf, / und knieete nieder, betete und sprach: / Jesus: V, willt du, so nimm diesen Kelch von mir; / doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe.
31 Choral Mein Vater, wie du willt, so bin ich auch zufrieden: / was du mir auf der Welt zu meinem Teil beschieden, / ich nehm' es auf dein Wort, dein Wille wird' erfüllt, / und sage allezeit; Mein Vater, wie du willt!
32 Recitativo Evangelist: Es erschiehn ihm aber ein Engel vom Himmel, und stärkete ihn. / Und es kam, daß er mit dem Tode rang, und betete heftiger. / Es ward aber sein Schweiß wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde.
33 Choral Durch deines Todes Kampf und / blutigen Schweiß hilf uns, lieber Herre Gott!
34 Recitativo Evangelist: Und er stund auf von dem Gebet, / und kam zu seinen Jüngern, und fand sie schlafend / vor Traurigkeit, und sprach zu ihen: / Jesus: Was schlafet ihr? Stehet auf und betet, / auf daß ihr nicht in Anfechtung fallet.
35 Choral Laß mich Gnade für dir finden, / der ich bin voll Traurigkeit, / hilf du mir selbst überwinden, / so oft ich muß in den Streit. / Meinen Glauben täglich mehr' / deines Geistes Schwert verehr', / damit ich den Feind kann schlagen, / alle Pfeile von mir jagen.
36 Recitativo Evangelist: Da er aber noch redet', siehe, / die Schaar und einer von den Zwölfen, genannt Judas, / ging vor ihnen her, und nahete sich Jesu, ihn zu küssen. / Jesus aber sprach zu ihm; / Jesus: Judas, verrätzst du des Menschen Sohn mit einem Kuß?
37 Choral Vopn außen sich gut stellen, im Herzen böse sein, / zu Judas sich gesellen, trägt nur Verdammnis ein. / Wenn du mit Judasküssen verrätst des Menschen Sohn, / du wirst es büßen müssen einst vor des Richters Thron.
38 Recitativo Evangelist: Da aber sahen, die um ihn waren, / was da werden wollte, sprachen sie zu ihm:
39 Coro Die Jünger Jesu: Herr sollen wir mit dem Schwert drein schlagen?
40 Recitativo Evangelist: Und einer aus ihnen schlug des Hohenpriesters Knecht, / und hieb ihm ein Ohr ab. / Jesus aber antwortete und sprach: / Jesus: Lasset sie doch so ferne machen! / Evangelist: Und er rührete sein Ohr an, und heilete ihn.
41 Choral Ich will daraus studieren, wie ich mein Herz soll zieren / mit stillem, sanftem Mut, / und wie ich dich soll lieben, die mich so sehr betrüben / mit Werken, so die Bosheit tut.
42 Recitativo Evangelist: Jesus aber sprach zu den Hohenpriestern und Hauptleuten des Tempels / und den Ältesten, die über ihn kommen waren: / Jesus: Ihr seid, als zu einem Mörder, mit Schwertern und mit Stangen ausgegangen. / Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen, und ihr habt keine Hand an mich gelegt; / aber dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis. / Evangelist: Sie griffen ihn aber, und führeten ihn, und brachten ihn in des Hohenpriesters Haus. / Petrus aber folgete von ferne.
43 Choral Und führe uns nicht in Versuchung, / sondern erlöse uns von dem Übel.
44 Recitativo Evangelist: Da zündeten sie ein Feuer an mitten im Palast, / und setzten sich zusammen. Und Petrus setzte sich unter sie. / Da sahe ihn eine Magd sitzen bei dem Lichte, / und sahe eben auf ihn, und sprach zu ihm: / Ancilla (Magd): Dieser war auch mit ihm. / Evangelist: Er aber verleugnete ihn und sprach: / Petrus: Weib ich kenne sein nicht. / Evangelist: Und über eine kleine Weile sahe ihn eine andere, und sprach: / Ancilla (Magd): Du bist auch deren einer. / Evangelist: Petrus aber sprach: / Petrus: Mensch, ich bin's nicht. / Evangelist: Und über eine Weile, bei einer Stunde, / bekräftigt' es ein andrer, und sprach: / Servus (Knecht): Wahrlich, dieser war auch mit ihm, denn er ist Galiläer. / Evangelist: Petrus aber sprach: / Petrus: Mensch, ich weiß nicht, was du sagest. / Evangelist: Und alsbald, da er noch redete, krähete der Hahn. / Und der Herr wandte sich, und sahe Petrum an.
45 Choral Kein Hirt kann so fleißig gehen, / nach dem Schaf, das sich verläuft. / Sollt'st du Gottes Herze sehen, / wie sich da der Kummer häuft, / wie es dürstet, jächt und brennt / nach dem, was sich abgetrennt / von ihm und auch von den Seinen, / würdest du für Liebe weinen.
46 Recitativo Evangelist: Und Petrus gedachte an des Herren Wort, als er zu ihm gesaget hatte: / "Ehe denn der Hahn krähet, wirst du mich dreimal verleugnen": / und Petrus ging hinaus, und weinete bitterlich.
47 Aria: Tenor Den Fels hat Moses' Stab geschlagen, / Drum quillt aus ihm ein starker Fluß. / Gesetz und Fluch schreckt den Verbrecher, / Er fürchtet einen harten Rächer; / Selbst sein Gewissen wird ihm sagen, / Daß er des Todes sterben muß. / /
48 Choral Aus der Tiefe rufe ich: / Jesu Gnade tröstet mich. / Ich hab' Unrecht zwar getan, / aber Jesus nimmt mich an.
Lukas Passion (BWV 246/2)
1 Recitativo Evangelist: Die Männer aber, die Jesum hielten, / verspotteten ihn und schlugen ihn, / verdeckten ihn und schlugen ihn in's Angesicht / und fragten ihn und sprachen:
2 Coro Die Männer: Weissage, wer ist's der dich schlug?
3 Choral Daß du nicht ewig Schande mögest tragen, / läßt er sich schimpflich in's Gesichte schlagen; / weil dich zum öftern eitler Ruhm erfreuet, / wird er verspeiet.
4 Recitativo Evangelist: Und viel and're Lästerungen sagten sie wider ihn. / Und als es Tag ward, sammelten sich die Ältesten des Volks, / die Hohenpriester und Schriftgelehrten / und führeten ihn hinauf vor ihren Rat und sprachen:
5 Coro Die Ältesten: Bist du Christus? Sage es uns!
6 Recitativo Evangelist: Er aber sprach zu ihnen: / Jesus: Sag ich's euch, so glaubet ihr's nicht; / frage cih aber, so antwortet ihr nicht / und lasset mich doch nicht los. / Darum, von nun an wird des Menschen Sohn / sitzen zur rechten Hand der Kraft Gottes. / Evangelist: Sie sprachen aber:
7 Coro Die Ältesten: Bist du den Gottes Sohn?
8 Choral Du Kön'g der Ehren, Jesu Christ, / Gott Vaters ew'ger Sohn du bist.
9 Recitativo Evangelist: Er sprach zu ihnen: / Jesus: Ihr sagt's, denn ich bin's. / Evangelist: Sie sprachen aber:
10 Coro Die Ältesten: Was dürfen wir weiter Zeugnis? / Wir haben's selbst gehörtet aus seinem Munde.
11 Recitativo Evangelist: Und der ganze Haufe stund auf, / und führeten ihn vor Pilatum und fingen an, / ihn zu verklagen und sprachen:
12 Coro Die Ältesten: Diesen finden wir, daß er das Volk abwendet / und verbeut, den Schoß dem Kaiser zu geben, / und spricht, er sei Christus, ein König.
13 Recitativo Evangelist: Pilatus aber fragte ihn und sprach: / Pilatus: Bist du der Juden König? / Evangelist: Er antwortete ihm: / Jesus: Du sagest's.
14 Choral Dein' göttlich' Macht und Herrlichkeit / geht üb'r Himmel und Erden weit.
15 Recitativo Evangelist: Pilatus sprach zu den Hohenpriestern und zu dem Volk: / Pilatus: Ich finde keine Ursach' an diesem Menschen.
16 Choral Ich bin's, ich sollte büßen, / an Händen und an Füßen / gebunden in der Höll'. / Die Geißeln und die Banden, / und was du ausgestanden, / das hat verdienet meine Seel'.
17 Recitativo Evangelist: Sie aber hielten an und sprachen:
18 Coro Das Volk: Er hat das Volk erreget, / damit daß er gelehret hat / hin und her im ganzen jüdischen Lande / und hat in Galiläa angefangen bis hieher.
19 Recitativo Evangelist: Da aber Pilatus "Galiläa" hörte, fragte er, ob er aus Galiläa wäre; / und als er vernahm, daß er unter Herodes Obrigkeit gehörte, / übersandte er ihn zu Herodes, welcher auch an dem selbigen Tage in Jerusalem war. / Da ber Herodes Jesum sahe, war er sehr froh, / denn er hätte ihn längst gerne gesehen und hoffete, / er würde ein Zeichen von ihm sehen / und fragte ihn mancherlei, und er antwortete ihm nichts.
20 Aria: Tenor Das Lamm verstummt vor seinem Scherer / Und leidet alles mit Geduld. / Wenn man bei Haß und Bosheit schweiget, / Gelassen ist und Großmut zeiget, / Verwandelt sich oft Wut in Huld.
21 Recitativo Evangelist: Die Hohenpriestaber und Schriftgelehrten stunden und verklagten ihn hart. / Aber Herodes mit seinem Hofgesinde verachtete und verspottete ihn, / legte ihm ein weiß' Kleid an und sandte ihn wieder zu Pilato.
22 Choral Was kann die Unschuld besser kleiden, / als des Herodes weißes Kleid, / ob auch die Juden wie die Heiden / entbrennen voller Haß und Neid. / Sie zeugen trotz der Spötterei, / daß Jesus Christ unschuldig sei.
23 Recitativo Evangelist: Auf den Tag wurden Pilatus und Herodes Freunde mit einander, / denn zuvor waren sie einander feind. / Pilatus aber rief die Hohenpriester und die Obersten und das Volk zusammen / und sprach zu ihnen: / Pilatus: Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht, / als der das Volk abwende, und siehe! / Ich haben ihn vor euch verhöret und finde an dem Menschen der Sachen keine, / der ihr ihn beschuldiget. Herodes auch nicht. / Denn ich habe euch zu ihm gesandt, und siehe! / Man hat nichts auf ihn gebracht, das des Todes wert sei. / Darum will ich ihn züchtigen und loslassen.
24 Choral Ei, was hat er denn getan, / was sind seine Schulden, / daß er da vor jedermann / solche Schmach muß dulden? / Hat er etwa Gott betrübt bei gesunden Tagen, / daß er ihm anitzo gibt seinen Lohn mit Plagen? / Nein, fürwahr, wahrhaftig nein! / er ist ohne Sünden; / sondern, was der Mensch für Pein / billig soll't empfinden, / was für Krankheit, Angst und Weh / uns von Recht gebühret, / das ist's, so ihn in die Höh' / an das Kreuz geführet.
25 Recitativo Evangelist: Denn er mußte ihnen einen nach Gewohnheit des Festes losgeben. / Da schrie der ganze Haufe und sprach:
26 Coro Das Volk: Hinweg, hinweg mit diesem / und gib uns Barabam los!
27 Recitativo Evangelist: Welcher war um eines Aufruhrs, so in der Stadt geschah, / und um eines Mord's willen in's Gefängnis geworfen. Da rief Pilatus abermahls zu ihnen und wollte Jesum loslassen. / Sie riefen aber und sprachen:
28 Coro Das Volk: Kreuzige ihn! / kreuzige, kreuzige ihn.
29 Recitativo Evangelist: Er aber sprach zum dritten Mal zu ihnen: / Pilatus: Was hat er denn Übels getan? / Ich finde keine Ursache des Todes an ihm, / darum will ich ihn züchtigen und loslassen. / Evangelist: Aber sie lagen ihm an mit starken Geschrei / und forderten, daß er gekreuziget würde. / Und ihr und der Hohenpriester Geschrei nahm überhand. / Pilatus aber urteilte, daß ihre Bitte geschähe / und ließ den los, der um Aufruhrs und Mord's willen war in's Gefängnis geworfen, / um welchen sie baten. Aber Jesum übergab er ihren Willen.
30 Choral Es wird in der Sünder Hände / überliefert Gottes Lamm, / daß sich dein Verderben wende; / Jud' und Heiden sind ihm gram / und werfen diesen Stein, / der ihr Eckstein sollte sein. / Ach, dies leidet der Gerechte / für die bösen Sünderknechte.
31 Recitativo Evangelist: Und als sie Jesum hinführeten, ergriffen sie einen, / Simon von Cyrene, der kam vom Felde; / und legten das Kreuz auf ihn, daß er's Jesu nachtrüge. / Es folgte ihm aber ein großer Haufe Volks und Weiber, / die klagten nd beweinten ihn.
32 Terzet: Sopran I, II, Alt Weh und Schmerz in dem Gebären / Heißt nicht gegen deine Not. / Ach, wir armen Sünderinnen / Werden itzt den Fluch recht innen, / Und wir trügen mit Geduld / Unserer ersten Mutter Schuld, / Retteten die unsre Zähren / Nur von deinem bittern Tod.
33 Recitativo Evangelist: Jesus aber wandte sich um zu ihnen und sprach: / Jesus: Ihr Töchter von Jerusalem, weinet nicht über mich, / sondern weinet über euch selbst und über eure Kinder. / Denn siehe! es wird die Zeit kommen, in welcher man sagen wird: / Selig sin die Unfruchtbaren und die Leiber, die nicht geboren haben, / und die Brüste, die nicht gesäuget haben. / Dann werden sie anfahen zu sagen zu den Bergen: / Fallet über uns! uns zu den Hügeln: Decket uns! / Denn so man das tut am grünen Holz, was will am dürren werden? / Evangelist: Es wurden aber auch hingeführet zween andre Überltäter, / daß sie mit ihm abgetan würden. / Und als sie kamen an die Stätte, die da heißet Schädelstätt', / kreuzigten sie ihn daselbst und die Übeltäter mit ihm / einen zur Rechten und einen zur Linken. / Jesus aber sprach: / Jesus: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.
34 Choral Sein' allererste Sorge war, / zu schützen, die ihn hassen: / bat, daß sein Gott der bösen Schar / woll' ihre Sünd' erlassen. / Vergib! Sprach er, aus Lieb', o Vater, ihnen allen; / Ihr'r keiner ist, der säh und wüßt', in was für Tat sie fallen.
35 Recitativo Evangelist: Und sie teileten seine Kleider und wurfen das Los drum, / und das Volk stund und sahe zu. / Und die Obersten, samt ihnen, spotteten sein und sprachen:
36 Coro Das Volk: Er hat andern geholfen, / er helfe ihm selber, / ist er Christ, der Auserwählte Gottes.
37 Recitativo Evangelist: Es verspotteten ihn auch die Kriegsknechte, / traten zu ihm und brachten ihm Essig und sprachen:
38 Coro Die Kriegsknechte: Bist du der Jüden König, so hilf dir selber!
39 Choral Ich bin krank, komm stärke mich, meine Stärke! / Ich bin matt, erquicke mich, süßer Jesu! / Wenn ich sterbe, tröste mich, du mein Tröster! / Jesu, du mein Tröster!
40 Recitativo Evangelist: Es war auch oben über ihn geschrieben die Üpberschrift, / mit griechischen und lateinischen und hebräischen Buchstaben: / "Dies ist der Jüden König."
41 Choral Das Kreuz ist der Königsthron, / drauf man dich wird setzen, / dein Haupt mit der Dornenkron' / bis in Tod verletzen; / Jesu, dein Reich auf der Welt ist in lauter Leiden: / so ist es von dir bestellt bis zum letzten Scheiden.
42 Recitativo Evangelist: Aber der Übeltäter einer, / die da gehenket waren, lästerte ihn und sprach: / Latro impius (verstockter Mörder): / Bist du Christus so hilf dir selbst und uns. / Evangelist: Da antwortete der andre, strafte ihn und sprach: / Poenitens (reuiger Mörder): Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, / der du doch in gleicher Verdammnis bist? / Und zwar, wir sind billig drinnen, / denn wir empfahlen, was unsre Taten wert sind. / Dieser aber hat nichts Ungeschicktes gehandelt. / Evangelist: Und sprach zu Jesu: / Poenitens: Herr, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst.
43 Choral Tausend mal gedenk' ich dein, mein Erlöser, / und begehre dich allein, mein Erlöser, / sehne mich bei dir zu sein, mein Erlöser, / Jesu, mein Erlöser!
44 Recitativo Evangelist: Und Jesus sprach zu ihm: / Jesus: Wahrlich, ich sage dir: / heute wirst du mit mir im Paradies sein.
45 Choral Freu' dich sehr, o meine Seele, / und vergiß all' Not und Qual, / weil dich nun Christus, deine Herre, / ruft aus diesen Jammertal; / aus Trübsal und großem Leid / sollst du fahren in die Freud', / die kein Ohre hat gehöret / und in Ewigkeit auch währet.
46 Recitativo Evangelist: Und es war um die sechste Stunde, / und es ward eine Finsternis über das ganze Land bis an die neunte Stunde; / und die Sonne verlor ihren Schein, / und der Vorhang im Tempel zerriß mitten entzwei.
47 Aria: Sopran Selbst der Bau der Welt erschüttert / Über frecher Menschen Wut! / Er erkennt, was ihr gemacht: / Sie vergießen unbedacht / Ihres eignen Schöpfers Blut. / /
48 Recitativo Evangelist: Und Jesus rief laut und sprach: / Jesus: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände. / Evangelist: Und als er das gesagt, verschied er.
49 Sinfonia Choral Derselbe mein Herr Jesu Christ / vor all' mein' Sünd gestorben ist / und auferstanden mir zu gut, / der Höllen Glut gelöscht mit seinem teuren Blut. Sinfonia
50 Recitativo Evangelist: Da aber der Hauptmann sahe, / was da geschah, preisete er Gott und sprach: / Hauptmann: Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen. / Evangelist: Und alles Volk, das dabei war und zu sahe / und sahe, was da geschah, schlugen sie an ihre Brust / und wandten wiederum um.
51 Choral Straf' mich nicht in deinem Zorn, / großer Gott verschone, / ach, laß mich nicht sein verlor'n, / nach Verdnicht lohne. / Hat die Sünd' dich entzünd't, / lösch' ab in dem Lamme / deines Grimmes Flamme.
52 Recitativo Evangelist: Es stunden aber alle Verwandten von ferne, / und die Weiber, die ihm aus Galiläa waren nach gefolget / und sahen das alles. Und siehe, ein Mann, mit Namen Joseph, / ein Ratsherr, der war ein guter, frommer Mann; / der hatte nicht gewilliget in ihren Rat und Handel, / der war von Arimathia, der Stadt der Juden, / der auch auf das Reich Gottes wartete; / der ging zu Pilato und bat um den Leib Jesu.
53 Aria: Tenor Laßt mich ihn nur noch einmal küssen / Und legt dann meinen Freund ins Grab. / Geliebter, deine blassen Wangen / Erwecken bei mir das Verlangen, / Denn meine Liebe stirbt nicht ab.
54 Recitativo Evangelist: Und nahm ihn ab, wickelte ihn in Leinwand / und legte ihn in ein gehauen Grab, / darinnen niemand je gelegen war.
55 Choral Nur ruh, Erlöser, in der Gruft, / bis dich des Vaters Stimme ruft; / dein heil'ger Leib wird aufersteh'n / und nimmer die Verwesung seh'n. / Wir müssen die Verwesung seh'n, / wenn wir dereinst zu Grabe gehn; / Gott Lob, daß unser treuer Hirt, / der für uns starb, uns wecken wird.
Markuspassion (BWV 247/1) (Musik verschollen)
INFO
1. Coro Geh, Jesu, geh zu Deiner Pein! / Ich will so lange Dich beweinen, / Bis mir Dein Trost wird wieder scheinen, / Da ich versöhnet werde sein.
2a. Evangelist Und nach zween Tagen war Ostern, und die Tage der süßen Brote. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit Listen ergriffen und töteten. Sie sprachen aber:
2b. Coro Ja nicht auf das Fest, dass nicht ein Aufruhr im Volk werde.
2c. Evangelist Und da er in Bethanien war, in Simonis, des Aussätzigen Hause, und saß zu Tische, da kam ein Weib, die hatte ein Glas mit ungefälschtem und köstlichem Narden-Wasser: und sie zerbrach das Glas, und goss es auf sein Haupt. Da waren etliche, die wurden unwillig, und sprachen:
2d. Coro Was soll doch dieser Unrat? Man könnte das Wasser mehr denn um dreihundert Groschen verkauft haben, und dasselbe den Armen geben.
2e. Evangelist Und murreten über sie.
3. Choral Sie stellen uns wie Ketzern nach, / Nach unserm Blut sie trachten, / Noch rühmen sie sich Christen auch, / Die Gott allein groß achten. / Ach Gott! Der teure Name Dein, / Muss ihrer Schalkheit Deckel sein, / Du wirst einmal aufwachen. 4a. Evangelist Jesus aber sprach:
4b. Jesus Lasset sie zufrieden; was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit! Sie hat getan, was sie konnte; sie ist zuvor gekommen, meinen Leichnam zu salben zu meinem Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo dies Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat.
4c. Evangelist Und Judas Ischariot, einer von den Zwölfen, ging hin zu den Hohenpriestern, dass er ihn verriete. Da sie das höreten, wurden sie froh, und verhießen ihm das Geld zu geben. Und er suchte, wie er ihn füglich verriete.
5. Choral Mir hat die Welt trüglich gericht, / Mit Lügen und mit falschen G'dicht, / Viel Netz und heimlich Stricke. / Herr nimm mein wahr, / In dieser G'fahr, / B'hüt mich vor falschen Tücken.
6a. Evangelist Und am ersten Tage der süßen Brote, da man das Osterlamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm:
6b. Coro Wo willst du, dass wir hingehen, und bereiten, dass du das Osterlamm essest?
6c. Evangelist Und er sandte seiner Jünger zween, und sprach zu ihnen:
6d. Jesus Gehet hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser, folget ihm nach, und wo er eingehet, da sprecht zu dem Hauswirt: der Meister lässt dir sagen: Wo ist das Gasthaus, darin ich das Osterlamm esse mit meinen Jüngern? Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der gepflastert und bereitet ist, daselbst richtet für uns zu.
6e. Evangelist Und die Jünger gingen aus, und kamen in die Stadt, und funden, wie wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Osterlamm. Am Abend aber kam er mit den Zwölfen. Und als sie zu Tische saßen, und aßen, sprach Jesus:
6f. Jesus Wahrlich, ich sage euch, der mit mir isset, wird mich verraten.
6g. Evangelist Und sie wurden traurig, und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich's: Und der andere:
6h. Alterus Bin ich's?
7. Choral Ich, ich und meine Sünden, / Die sich wie Körnlein finden / Des Sandes an dem Meer. / Die haben Dir erreget / Das Elend, das Dich schläget, / Und das betrübte Marter-Heer.
8a. Evangelist Er antwortete und sprach zu ihnen:
8b. Jesus Einer aus den Zwölfen, der mit mir in die Schüssel tauchet. Zwar des Menschen Sohn gehet hin, wie von ihm geschrieben stehet. Wehe aber dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird: es wäre demselben Menschen besser, dass er nie geboren wäre.
8c. Evangelist Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's, und gab's ihnen und sprach:
8d. Jesus Nehmet, esset, das ist mein Leib.
8e. Evangelist Und nahm den Kelch, und dankte, und gab ihnen den; und sie trunken alle daraus. Und er sprach zu ihnen:
8f. Jesus Das ist mein Blut des Neuen Testaments, das für viele vergosen wird. Wahrlich, ich sage euch, dass ich hinfort nicht trinken werde vom Gewächse des Weinstocks, bis auf den Tag, da ich's neu trinke in dem Reich Gottes.
9. Aria Mein Heiland, Dich vergess ich nicht, / Ich hab Dich in mich verschlossen, / Und Deinen Leib und Blut genossen, / Und meinen Trost auf Dich gericht'.
10a. Evangelist Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. Und Jesus sprach zu ihnen:
10b. Jesus Ihr werdet Euch in dieser Nacht alle an mir ärgern. Denn es stehet geschrieben: ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich verstreuen. Aber nachdem ich auferstehe, will ich vor Euch hingehen in Galiläam.
11. Choral Wach auf, oh Mensch, vom Sünden-Schlaf / Ermuntre Dich, verlorenes Schaf, / Und bessre bald Dein Leben! / Wach auf, es ist doch hohe Zeit, / Es kommt heran die Ewigkeit, / Dir Deinen Lohn zu geben. / Vielleicht ist heut der letzte, / Wer weiß noch, wie man sterben mag.
12a. Evangelist Petrus aber saget zu ihm:
12b. Petrus Und wenn sie sich alle ärgerten, so wollte ich doch mich nicht ärgern.
12c. Evangelist Und Jesus sprach zu ihm:
12d. Jesus Wahrlich, ich sage Dir, heute in dieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal krähet, wirst Du mich dreimal verleugnen.
12e. Evangelist Der redet aber noch weiter:
12f. Petrus Ja, wenn ich mit Dir auch sterben müßte, wollt ich Dich nicht verleugnen.
12g. Evangelist Dasselbe gleichen sagten sie alle. Und sie kamen zu dem Hofe, mit Namen Gethsemane. Und er sprach zu seinen Jüngern:
12h. Jesus Setzet Euch hier, bis ich hingehe, und bete.
12i. Evangelist Und nahm zu sich Petrum, und Jacobum, und Johannem; und fing an zu zittern und zu zagen, und sprach:
12j. Jesus Meine Seele ist betrübt bis in den Tod, enthaltet euch hier, und wachet.
13. Choral Betrübtes Herz, sei wohlgemut, / Tu nicht sogar verzagen. / Es wird noch werden alles gut, / All dein Kreuz, Not und Klagen / Wirid sich in lauter Fröhlichkeit / Verwandeln in gar kurzer Zeit, / das wirst du wohl erfahren
14a. Evangelist Und ging ein wenig fürbass, fiel auf die Erde, und betete, dass so es möglich wäre, die Stunde vorüberginge, und sprach:
14b. Jesus Abba, mein Vater, es ist Dir alles möglich, überhebe mich dieses Kelchs. Doch nicht wie ich will, sondern wie Du willst.
15. Choral Mach's mit mir Gott nach Deiner Güt, / Hilf mir in meinem Leiden, / Was ich Dich bitt, versag mich nicht, / Wenn sich mein Seel soll scheiden. / So nimm sie, Herr, in Deine Händ, / Ist alles gut, wenn gut das End.
16a. Evangelist Und kam, und fand sie schlafend. Und sprach zu Petrus:
16b. Jesus Simon, schläfest Du? Vermöchtest Du denn nicht eine Stunde zu wachen? Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.
16c. Evangelist Und ging wieder hin, und sprach dieselben Worte. Und kam wieder, und fand sie abermal schlafend, und ihre Augen waren voll Schlafs, und wussten nicht, was sie ihm antworteten. Und er kam zum drittenmal und sprach zu ihnen:
16d. Jesus Ach wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug, die Stunde ist kommen. Siehe, des Menschen Sohn wird überantwortet in der Sünder Hände. Stehet auf, lasst uns gehen. Siehe, der mich verrät, ist nahe.
17. Aria S Er kommt, er kommt, er ist vorhanden! / Mein Jesu, Ach! Er suchet Dich, / Entfliehe doch, und lasse mich / Mein Heil, statt Deiner in den Banden.
18a. Evangelist Und alsbald, da er noch redet, kam herzu Judas, der Zwölfen einer, und eine große Schar mit ihm, mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben, und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's, den greifet, und führet ihn gewiss. Und da er kam, trat er bald zu ihm, und sprach zu ihm:
18b. Judas Rabbi, Rabbi.
18c. Evangelist Und küsset ihn.
19. Aria Falsche Welt, dein schmeichelnd Küssen, / Ist der frommen Seelen Gift. / Deine Zungen sind voll Stechen, / Und die Worte, die sie prechen, / Sind zu Fallen angestift.
20a. Evangelist Die aber legten ihre Hände an ihn, und griffen ihn. Einer aber von denen, die dabei stunden, zog sein Schwert aus, und schlug des Hohenpriesters Knecht, und hieb ihm ein Ohr ab. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen:
20b. Jesus Ihr seid ausgegangen, als zu einem Mörder, mit Schwerden und mit Stangen, mich zu fassen. Ich bin täglich im Tempel bei Euch gesessen, und habe gelehret, und ihr habt mich nicht gegriffen. Aber auf dass die Schrift erfüllet werde.
21. Choral Jesu, ohne Missetat, / Im Garten Vorhanden, / Da man dich gebunden hat / Fest mit harten Banden. / Wenn uns will der böse Feind / Mit der Sünde binden, / So lass uns, oh Menschenfreund! / Dadurch Lösung finden. 22. Evangelist Und die Jünger verließen ihn alle, und flohen. Und es war ein Jüngling, der folgete ihm nach; der war mit Leinwand bekleidet auf der bloßen Haut; und diesen Jüngling griffen sie. Er aber ließ den Leinwand fahren und flohe nackt von ihnen.
23. Choral Ich will hier bei Dir stehen, / Verlasse mich doch nicht, / Von Dir will ich nicht gehn, / Wenn Dir Dein Herze bricht, / Wenn Dein Haupt wird erblassen / Im letzten Todesstoß, / alsdann will Dich fassen / in meinen Arm und Schoß.
Mein Tröster ist nicht mehr bei mir - Markus Passion (BWV 247/2) (Musik verschollen)
24. Aria T Mein Tröster ist nicht mehr bei mir, mein Jesu, soll ich / Dich verlieren, und zum Verderben sehen führen? / Das kömmt der Seele schmerzlich für. / Der Unschuld, welche nichts verbrochen, / Dem Lamm, das ohne Missetat / Wird in dem ungerechten Rat / Ein Todesurteil zugesprochen.
25a. Evangelist Und sie führtetn Jesum zu den Hohenpriestern und Ältesten und Schriftgelehrten. Petrus aber folgete ihm nach von ferne, bis hinein in des Hohenpriesters Palast; und saß bei den Knechten, und wärmte sich bei dem Licht. Aber die Hohenpriester und der ganze Rat suchten Zeugnis wider Jesum und funden nichts. Viel gaben falsches Zeugnis wider Jesum, aber ihr Zeugnis stimmete nicht überein. Und etliche stunden auf, und gaben falsches Zeugnis wider ihn, und sprachen:
25b. Zeugen Coro Wir haben gehöret, dass er saget: Ich will den Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen und in dreien Tagen einen andern bauen, der nicht mit Händen gemacht ist.
25c. Evangelist Aber ihr Zeugnis stimmete noch nicht überein.
26. Choral Was Menschen Kraft und Witz anfässt, / Soll und billig nicht schrecken, / Er sitzet an der höchsten Stätt, / Er wird ihr'n Rat aufdecken. / Wenn sie aufs klügste greifen an, / So geht doch Gott ein andre Bahn, / Es steht in seinen Händen. 27a. Evangelist Und der Hohepriester stund unter ihnen auf, und fragte Jesum; und sprach:
27b. Hohepriester Antwortest Du nichts zu dem, was diese wider Dich zeugen?
27c. Evangelist Er aber schwieg stille, und antwortete nichts.
28. Choral Befiehl Du Deine Wege, / Und was Dein Herze kränkt, / Der allertreusten Pflege, / Des, der den Himmel lenkt, / Der Wolken, Luft und Winden, / Gibt Wege, Lauf und Bahn, / Der wird auch Wege finden, / Da Dein Fuß gehen kann. 29a. Evangelist Da fraget ihn der Hohepriester abermal und sprach zu ihm:
29b. Hohepriester Bist Du Christus, der Sohn des Hochgelobten?
29c. Evangelist Jesus sprach:
29d. Jesus Ich bin's. Und ihr werdet sehen des Menschen Sohn sitzen zur rechten Hand der Kraft, und kommen auf des Himmels Wolken.
29e. Evangelist Da zerriss der Hohepriester seine Kleider und sprach:
29f. Hohepriester Was dürfen wir weiter Zeugen? Ihr habt gehört die Gortteslästerung. Was dünket Euch?
29g. Evangelist Sie aber verdammten ihn alle, dass er des Todes schuldig wäre. Da fingen an etliche ihn zu verspeien, und mit Fäusten zu schlagen, umd zu ihm zu sagen:
29h. Coro Weissage uns!
29i. Evangelist Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht.
30. Choral Du edles Angesichtre, / Dafür sonst schrickt und scheut / Das große Weltgerichte, / Wie bist Du so bespeit, / Wie bist Du so erbleichet, / Wer hat Dein Augenlicht, / Dem sonst kein Licht nicht gleichet, / So schändlich zugericht? 31a. Evangelist Und Petrus war da nieder in dem Palast, da kam des Hohenpriesters Mägde eine. Und da sie sahe Petrum sich wärmen, schauet sie ihn an, und sprach:
31b. Ancilla Und du warest auch mit Jesum von Nazareth.
31c. Evangelist Er leugnete aber und sprach:
31d. Petrus Ich kenne ihn nicht, weiß auch nicht, was du sagest.
31e. Evangelist Und er ging hinaus in den Vorhof; und der Hahn krähet. Und die Magd sahe ihn, und hub abermal an zu sagen zu denen, die dabei stunden:
31f. Ancilla Dieser ist der einer.
31g. Evangelist Und er leugnete abermal. Und nach einer kleinen Weile sprachen abermal zu Petro, die dabei stunden:
31h. Coro Wahrlich, du bist der einer; denn du bist ein Galiläer, und deine Sprache lautet gleich also.
31i. Evangelist Er aber fing an sich zu verfluchen und zu schwören.
31j. Petrus Ich kenne des Menschen nicht, von dem ihr redet.
31k. Evangelist Und der Hahn krähet zum andernmal. Da gedachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm saget: Ehe der Hahn zweimal krähet, wirst Du mich dreimal verleugnen. Und er hub an zu weinen.
32. Choral Herr, ich habe missgehandelt, / Ja mich, drückt der Sünden Last, / Ich bin nicht den Weg gewandelt, / Den Du mir gezeiget hast. / Und jetzt wollt ich gern aus Schrecken / Mich vor Deinem Zorn verstecken.
33a. Evangelist Und bald am Morgen hielten die Hohenpriester einen Rat mit den Ältesten und Schriftgelehrten, dazu der ganze Rat, und banden Jesum, und führeten ihn hin, und überantworteten ihn Pilato. Und Pilatus fraget ihn:
33b. Pilatus Bist Du der König der Juden.
33c. Evangelist Er antwortete und sprach:
33d. Jesus Du sagest's.
33e. Evangelist Und die Hohenpriester beschuldigten ihn hart. Pilatus aber fragte ihn abermals, und sprach:
33f. Pilatus Antwortest Du nichts? Siehe, wie hart sie Dich verklagen.
33g. Evangelist Jesus aber antwortete nichts mehr, also, dass sich auch Pilatus verwunderte. Er pflegte aber, ihnen auf das Osterfest einen Gefangenen los zu geben, welchen sie begehrten. Es war aber einer, genannt Barrabas, gefangen mit den Aufrührerischen die im Aufruhr einen Mord begangen hatten. Und das Volk ging hinauf, und bat, dass er tät, wie er pfleget. Pilatus aber antwortet ihnen:
33h. Pilatus Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden losgebe?
33i. Evangelist Denn er wusste, dass ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten. Aber die Hohenpriester reizeten das Volk, dass er ihnen viel lieber Barrabam losgebe. Pilatus aber antwortet wiederum, und sprach:
33j. Pilatus Was wollt ihr denn, dass ich dem tue, den ihr schuldiget, er sei der König der Juden?
33k. Evangelist Sie schrien abermals:
33l. Coro Kreuzige ihn!
33m. Evangelist Pilatus aber sprach zu ihnen:
33n. Pilatus Was hat er denn Übels getan?
33o. Evangelist Aber sie schrien noch viel mehr:
33p. Coro Kreuzige ihn!
34. Aria Angenehmes Mordgeschrei! / Jesus soll am Kreuze sterben, / Nur damit ich vom Verderben / Der verdammten Seelen frei, / Damit mir Kreuz und Leiden, / Sanfte zu ertragen sei.
35a. Evangelist Pilatus aber gedachte dem Volk genug zu tun, und gab ihnen Barrabam los; und überantwortet ihnen Jesum, dass er gegeißelt und gekreuzigt würde. Die Kriegsknechte aber führeten ihn hinein in das Richthaus, und riefen zusammen die ganze Schar; und zogen ihm ein Purpur an, und flochten eine Dornenkrone, und setzten sie ihm auf. Und fingen an zu grüßen:
35b. Coro Gegrüßet seist Du, der Juden König!
35c. Evangelist Und schlugen ihm das Haupt mit dem Rohr, und verspeieten ihn, und fielen auf die Knie, und beteten ihn an.
36. Choral Man hat Dich sehr hart verhöhnet / Dich mit großem Schimpf belegt / Und mit Dornen gar gekrönet: / Was hat Dich dazu bewegt? / Dass Du möchtest mich ergötzen, / Mir die Ehrenkron aufsetzen. / Tausendmal, tausendmal sei Dir, / Liebster Jersu, Dank dafür. 37. Evangelist Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpur aus, und legten ihm seine eigenen Kleider an, und führeten ihn hinaus, dass sie ihn kreuzigten. Und zwangen einen, der vorüberging, mit Namen Simon von Cyrene, der vom Felde kam (der ein Vater war, Alexandri und Ruffi), dass er ihm das Kreuz nachtrüge. Und sie brachten ihn an die Stätte Golgatha, das ist verdolmetscht Schädelstätt'. Und sie gaben ihm Myrrhen im Wein zu trinken, und er nahm's nicht zu sich. Und da sie ihn gekreuziget hatten, teilten sie seine Kleider, und warfen das Los darüber, welcher was überkäme.
38. Choral Das Wort sie sollen lassen stahn, / Und keinen Dank dazu haben: / Er ist bei uns wohl auf dem Plan / Mit seinem Geist und Gaben. / Nehmen sie uns den Leib, / Gut, Ehr, Kind und Weib, / Lass fahren dahin, / Sie haben's kein Gewinn, / Das Reich Gotts muss uns bleiben. 39a. Evangelist Und es war um die dritte Stunde, da sie ihn kreuzigten: Und es war oben über ihn geschrieben, was man ihm Schuld gab, nämlich ein "König der Juden". Und sie kreuzigten mit ihm zween Mörder, einen zu seiner Rechten, und einen zur Linken. Da ward die Schrift erfüllet, die da saget:"Er ist unter die Übeltäter gerechnet". Und die vorüber gingen, lästerten ihn, und schüttelten ihre Häupter und sprachen:
39b. Coro Pfui dich, wie fein zerbrechst du den Tempel, und bauest ihn in dreien Tagen! Hilf dir nun selber, und steig herab vom Kreuze.
39c. Evangelist Desselben die Hohenpriester verspotteten ihn untereinander, sammt den Schriftgelehrten, und sprachen:
39d. Coro Er hat andern geholfen, und kann ihm selber nicht helfen. Ist er Christus und König in Israel, so steige er vom Kreuze, dass wir sehen und gläuben.
39e. Evangelist Und die mit ihm gekreuziget waren, schmäheten ihn auch. Und nach der sechsten Stunde ward eine Finsternis über das ganze Land, bis um die neunte Stunde. Und um die neunte Stunde rief Jesus laut, und sprach:
39f. Jesus Eli, Eli, lama asabthani?
39g. Evangelist Das ist verdolmetscht: Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?
40. Choral Keinen hat Gott verlassen, / Der ihm vertraut allzeit, / Und ob ihn gleich viel hassen, / Geschieht ihm doch kein Leid; / Gott will die Seinen schützen, / Zuletzt erheben doch, / Und geben was ihn'n nützet, / Hier zeitlich und auch dort.
41a. Evangelist Und etliche, die dabei stunden, da sie das höreten, sprachen sie:
41b. Coro Siehe, er rufet dem Elias.
41c. Evangelist Da lief einer, und füllete einen Schwamm mit Essig und steckte ihn auf ein Rohr, und tränket ihn und sprach:
41d. Soldat Halt, lasst sehen, ob Elias komme, und ihm helfe.
41e. Evangelist Und Jesus schrie laut, und verschied.
42. Aria Welt und Himmel nehmt zu Ohren / Jesus schreiet überlaut. / Allen Sündern sagt er an, / Dass ihm nun genug getan, Dass das Eden aufgebaut, / Welches wir zuvor verloren.
43a. Evangelist Und der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stück, von oben an bis unten aus. Der Hauptmann aber, der dabei stund ihm gegenüber, und sahe, dass er mit solchem Geschrei verschied, sprach er:
43b. Centurion Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen.
43c. Evangelist Und es waren auch Weiber da, die von ferne solches schaueten, unter welchen war Maria Magdalena, und Maria des kleinen Jakobs und Joses Mutter, und Salome; die ihm auch nachgefolget, da er in Galiläa war, und gedienet hatten; und viele andere, die mit ihm hinauf gen Jerusalem gegangen waren. Und am Abend, dieweil es der Rüsttag war, welcher ist der Vor-Sabbath, kam Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Ratsherr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete, der wagt's und ging hinein zu Pilato, und bat um den Leichnam Jesu. Pilatus aber verwundert' sich, dass er schon tot war; und rief dem Hauptmann, und fraget ihn, ob er schon gestorben wäre? Und als er's erkundet von dem Hauptmann, gab er Joseph den Leichnam.
44. Choral O! Jesu Du, / Mein Hilf und Ruh! / Ich bitte Dich mit Tränen, / Hilf, dass ich mich bis ins Grab / Nach Dir möge sehnen. 45. Evangelist Und er kaufte ein Leinwand, und nahm in ab, und wickelte ihn in die Leinwand, und legte ihn in ein Grab, das war in einen Felsen gehauen; und wälzte einen Stein vor des Grabes Tür. / Aber Maria Magdalena und Maria Joses, schaueten zu, wo er hingeleget ward.
46. Coro Bei Deinem Grab und Leichenstein, / Will ich mich stets, mein Jesu, weiden / Und über Dein verdienstlich Leiden, / Von Herzen froh und dankbar sein. / Schau, diese Grabschrift sollst Du haben; / Mein Leben kommt aus Deinem Tod, / Hier hab ich meine Sündennot / Und Jesum selbst in mich begraben.
JOHANNES PASSION (BWV 245/1)
INFO
1. CHOR Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm / in allen Landen herrlich ist. / Zeig uns durch deine Passion, / daß du, der wahre Gottessohn, / zu aller Zeit, / auch in der größten Niedrigkeit, / verherrlicht worden bist. /
2a. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Jesus ging mit seinen Jüngern über den Bach Kidron, da war ein Garte, darein ging Jesus und seine Jünger. Judas aber, der ihn verriet, wußte den Ort auch; denn Jesus versammlete sich oft daselbst mit seinen Jüngern. Da nun Jud as zu sich hatte genommen die Schar und der Hohenpriester und Pharisäer Diener, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen. Als nun Jesus wußte alles, was ihm begegnen sollte, ging er hinaus und sprach zu ihnen: / JESUS / Wen suchet ihr? / EVANGELIST / Sie antworteten ihm: /
2b. CHOR Jesum von Nazareth. / 2c. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Jesus spricht zu ihnen: / JESUS / Ich bin's. / EVANGELIST / Judas aber, der ihn verriet, stund auch bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin's, wichen sie zurücke und fielen zu Boden. Da fragete er sie abermal: / JESUS / Wen suchet ihr? / EVANGELIST / Sie aber sprachen: / 2d. CHOR Jesum von Nazareth. / 2e. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Jesus antwortete: / JESUS / Ich hab's euch gesagt, daß ich's sei, suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen. /
3. CHORAL O große Lieb, o Lieb ohn alle Maße, / die dich gebracht auf diese Marterstraße, / ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden, / und du mußt leiden. /
4. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Auf daß das Wort erfüllet würde, welches er sagte: Ich habe der keine verloren, die du mir gegeben hast. Da hatte Simon Petrus ein Schwert und zog es aus und schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm sein recht Ohr ab, und der Knecht hieß Malchus. Da sprach Jesus zu Petro: / JESUS / Stecke dein Schwert in die Scheide, soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat? /
5. CHORAL Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich / auf Erden wie im Himmelreich, / gib uns Geduld in Leidenszeit, / gehorsam sein in Lieb und Leid, / Wehr und steuer allem Fleisch und Blut, / Das wider deinen Willen tut. /
6. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Die Schar aber und der Oberhauptmann und die Diener der Jüden nahmen Jesum und bunden ihn und führeten ihn aufs erste zu Hannas, der war Kaiphas Schwäher, welcher des Jahres Hoherpriester war. Es war aber Kaiphas, der den Jüden riet , es wäre gut, daß ein Mensch würde umbracht für das Volk. /
7. ARIE / Alt Von den Stricken meiner Sünden / mich zu entbinden, / wird mein Heil gebunden. / Mich von allen Lasterbeulen / völlig zu heilen, / läßt er sich verwunden. /
8. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Simon Petrus aber folgete Jesu nach und ein ander Jünger. /
9. ARIE / Sopran Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten / und lasse dich nicht, / mein Leben, mein Licht. / Befördre den Lauf / und höre nicht auf, / selbst an mir zu ziehen, zu schieben, zu bitten. /
10. REZITATIV / Sopran / Tenor I, II / Baß I, II EVANGELIST / Derselbige Jünger war dem Hohenpriester bekannt und ging mit Jesu hinein in des Hohenpriesters Palast. Petrus aber stund draußen für der Tür. Da ging der andere Jünger, der dem Hohenpriester bekannt war, hinaus und redete mit der Türhüterin und führete Petrum hinein. Da sprach die Magd, die Türhüterin, zu Petro: / MAGD / Bist du nicht dieses Menschen Jünger einer? / EVANGELIST / Er sprach: / PETRUS / Ich bin's nicht. / EVANGELIST / Es stunden aber die Knechte und Diener und hatten ein Kohlfeuer gemacht (denn es war kalt)
und wärmeten sich. Petrus aber stund bei ihnen und wärmete sich. Aber der Hohepriester fragte Jesum um seine Jünger und um seine Lehre. Jesus antw ortete ihm: / JESUS / Ich habe frei, öffentlich geredet für der Welt. Ich habe allezeit gelehret in der Schule und in dem Tempel, da alle Juden zusammenkommen, und habe nichts im Verborgnen geredt. Was fragest du mich darum? Frage die darum, die gehöret haben , was ich zu ihnen geredet habe. Siehe, dieselbigen wissen, was ich gesaget habe. / EVANGELIST / Als er aber solches redete, gab der Diener einer, die dabei stunden, Jesu einen Backenstreich und sprach: / DIENER / Solltest du dem Hohenpriester also antworten? / EVANGELIST / Jesus aber antwortete: / JESUS / Hab ich übel geredt, so beweise es, daß es böse sei, hab ich aber recht geredt, was schlägest du mich? /
11. CHORAL Wer hat dich so geschlagen, / mein Heil, und dich mit Plagen / so übel zugericht', / du bist ja nicht ein Sünder / wie wir und unsre Kinder, / von Missetaten weißt du nicht. / Ich, ich und meine Sünden, / die sich wie Körnlein finden / des Sandes an dem Meer, / die haben dir erreget / das Elend, das dich schläget, / und das betrübte Marterheer. /
12a. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Und Hannas sandte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas. Simon Petrus stund und wärmete sich, da sprachen sie zu ihm: /
12b. CHOR Bist du nicht seiner Jünger einer? / 12c. REZITATIV / Tenor I, II / Baß EVANGELIST / Er leugnete aber und sprach: / PETRUS / Ich bin's nicht. / EVANGELIST / Spricht des Hohenpriesters Knecht einer, ein Gefreundter des, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: / DIENER / Sahe ich dich nicht im Garten bei ihm? / EVANGELIST / Da verleugnete Petrus abermal, und alsobald krähete der Hahn. Da gedachte Petrus an die Worte Jesu und ging hinaus und weinete bitterlich. /
13. ARIE / Tenor Ach, mein Sinn, / wo willt du endlich hin, / wo soll ich mich erquicken, / bleib ich hier, / oder wünsch ich mir / Berg und Hügel auf den Rücken? / Bei der Welt ist gar kein Rat, / und im Herzen / stehn die Schmerzen / meiner Missetat, / weil der Knecht den Herrn verleugnet hat. /
14. CHORAL Petrus, der nicht denkt zurück, / seinen Gott verneinet, / der doch auf ein ernsten Blick / bitterlichen weinet, / Jesu, blicke mich auch an, / wenn ich nicht will büßen, / wenn ich Böses hab getan, / rühre mein Gewissen.
JOHANNES PASSION (BWV 245/2)
INFO
1. CHORAL Christus, der uns selig macht, / kein Bös' hat begangen, / der ward für uns in der Nacht / als ein Dieb gefangen, / geführt für gottlose Leut / und fälschlich verklaget, / verlacht, verhöhnt und verspeit, / wie denn die Schrift saget. /
2. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Da führeten sie Jesum von Kaipha vor das Richthaus, und es war frühe. Und sie gingen nicht in das Richthaus, auf daß sie nicht unrein würden, sondern Ostern essen möchten. Da ging Pilatus zu ihnen heraus und sprach: / PILATUS / Was bringet ihr für Klage wider diesen Menschen? / EVANGELIST / Sie antworteten und sprachen zu ihm: /
3. CHOR Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten dir ihn nicht überantwortet. / 16c. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Da sprach Pilatus zu ihnen: / PILATUS / So nehmet ihr ihn hin und richtet ihn nach eurem Gesetze. / EVANGELIST / Da sprachen die Jüden zu ihm: / 16d. CHOR Wir dürfen niemand töten. /
4. REZITATIV / Tenor / Baß I, II EVANGELIST / Auf daß erfüllet würde das Wort Jesu, welches er sagte, da er deutete, welches Todes er sterben würde. Da ging Pilatus wieder hinein in das Richthaus und rief Jesu und sprach zu ihm: / PILATUS / Bist du der Jüden König? / EVANGELIST / Jesus antwortete: / JESUS / Redest du das von dir selbst, oder haben's dir andere von mir gesagt? / EVANGELIST / Pilatus antwortete: / PILATUS / Bin ich ein Jüde? Dein Volk und die Hohenpriester haben dich mir überantwortet, was hast du getan? / EVANGELIST / Jesus antwortete: / JESUS / Mein Reich ist nicht von dieser Welt, wäre mein Reich von dieser Welt, meine Diener würden darob kämpfen, daß ich den Jüden nicht überantwortet würde, aber nun ist mein Reich nicht von dannen. /
5. CHORAL Ach, großer König, groß zu allen Zeiten, / wie kann ich gnugsam diese Treu ausbreiten, / keins Menschen Herze mag indes ausdenken, / was dir zu schenken. / Ich kann's mit meinen Sinnen nicht erreichen, / womit doch dein Erbarmen zu vergleichen, / wie kann ich dir denn deine Liebestaten / im Werk erstatten? / 18a. REZITATIV / Tenor / Baß I, II EVANGELIST / Da sprach Pilatus zu ihm: / PILATUS / So bist du dennoch ein König? / EVANGELIST / Jesus antwortete: / JESUS / Du sagst's, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt kommen, daß ich die Wahrheit zeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der höret meine Stimme. / EVANGELIST / Spricht Pilatus zu ihm: / PILATUS / Was ist Wahrheit? / EVANGELIST / Und da er das gesaget, ging er wieder hinaus zu den Jüden und spricht zu ihnen: / PILATUS / Ich finde keine Schuld an ihm. Ihr habt aber eine Gewohnheit, daß ich euch einen losgebe, wollt ihr nun, daß ich euch der Jüden König losgebe? / EVANGELIST / Da schrieen sie wieder allesamt und sprachen: / 18b. CHOR Nicht diesen, sondern Barrabam! / 18c. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Barrabas aber war ein Mörder. Da nahm Pilatus Jesum und geißelte ihn. /
6. ARIOSO / Baß Betrachte, meine Seel, mit ängstlichem Vergnügen, / mit bittrer Lust und halb beklemmtem Herzen, / dein höchstes Gut in Jesu Schmerzen, / wie dir aus Dornen, so ihn stechen, / die Himmelsschlüsselblumen blühn, / du kannst viel süße Frucht von seiner Wermut brechen; / drum sieh ohn Unterlaß auf ihn. /
7. ARIE / Tenor Erwäge, wie sein blutgefärbter Rücken / in allen Stücken / dem Himmel gleiche geht. / Daran, nachdem die Wasserwogen / von unsrerSündflut sich verzogen, / der allerschönste Regenbogen / als Gottes Gnadenzeichen steht. / 21a. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Und die Kriegsknechte flochten eine Krone von Dornen und satzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurkleid an und sprachen: / 21b. CHOR Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig! / 21c. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Und gaben ihm Backenstreiche. Da ging Pilatus wieder heraus und sprach zu ihnen: / PILATUS / Sehet, ich führe ihn heraus zu euch, daß ihr erkennet, daß ich keine Schuld an ihm finde. / EVANGELIST / Also ging Jesus heraus und trug eine Dornenkrone und Purpurkleid. Und er sprach zu ihnen: / PILATUS / Sehet, welch ein Mensch! / EVANGELIST / Da ihn die Hohenpriester und die Diener sahen, schrieen sie und sprachen: / 21d. CHOR Kreuzige, kreuzige! / 21e. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Pilatus sprach zu ihnen: / PILATUS / Nehmet ihr ihn hin und kreuziget ihn; denn ich finde keine Schuld an ihm. / EVANGELIST / Die Jüden antworteten ihm: / 21f. CHOR Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz soll er sterben; denn er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht. / 21g. REZITATIV / Tenor / Baß I, II EVANGELIST / Da Pilatus das Wort hörete, fürchtet er sich noch mehr und ging wieder hinein in das Richthaus und spricht zu Jesu: / PILATUS / Von wannen bist du? / EVANGELIST / Aber Jesus gab ihm keine Antwort. Da sprach Pilatus zu ihm: / PILATUS / Redest du nicht mit mir? Weißest du nicht, daß ich Macht habe, dich zu kreuzigen, und Macht habe, dich loszugeben? / EVANGELIST / Jesus antwortete: / JESUS / Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben; darum, der mich dir überantwortet hat, der hat's größre Sünde. / EVANGELIST / Von dem an trachtete Pilatus, wie er ihn losließe. /
8. CHORAL Durch dein Gefängnis, Gottes Sohn, / muß uns die Freiheit kommen, / dein Kerker ist der Gnadenthron, / die Freistatt aller Frommen; / denn gingst du nicht die Knechtschaft ein, / müßt unsre Knechtschaft ewig sein. / 23a. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Die Jüden aber schrieen und sprachen: / 23b. CHOR Lässest du diesen los, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum Könige machet, der ist wider den Kaiser. / 23c. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Da Pilatus das Wort hörete, führete er Jesum heraus, und satzte sich auf den Richtstuhl, an der Stätte, die da heißet: Hochpflaster, auf ebräisch aber: Gabbatha. Es war aber der Rüsttag in Ostern um die sechste Stunde, un d er spricht zu den Jüden: / PILATUS / Sehet, das ist euer König! / EVANGELIST / Sie schrieen aber: / 23d. CHOR Weg, weg mit dem, kreuzige ihn! / 23e. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Spricht Pilatus zu ihnen: / PILATUS / Soll ich euren König kreuzigen? / EVANGELIST / Die Hohenpriester antworteten: / 23f. CHOR Wir haben keinen König denn den Kaiser. / 23g. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Da überantwortete er ihn, daß er gekreuziget würde. Sie nahmen aber Jesum und führeten ihn hin. Und er trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißet Schädelstätt, welche heißet auf ebräis ch: Golgatha. /
9. CHOR und ARIE / Baß Eilt, ihr angefochtnen Seelen, / geht aus euren Marterhöhlen, / eilt - Wohin? - nach Golgatha. / Nehmet an des Glaubens Flügel, / flieht - Wohin? - zum Kreuzeshügel, / eure Wohlfahrt blüht allda. / 25a. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Allda kreuzigten sie ihn, und mit ihm zween andere zu beiden Seiten, Jesum aber mitten inne. Pilatus aber schrieb eine Überschrift und satzte sie auf das Kreuz, und war geschrieben: "Jesus von Nazareth, der Jüden König". Diese Übers chrift lasen viele Jüden; denn die Stätte war nahe bei der Stadt, da Jesus gekreuziget ist. Und es war geschrieben auf ebräische, griechische und lateinische Sprache. Da sprachen die Hohenpriester der Jüden zu Pilato: / 25b. CHOR Schreibe nicht: der Jüden König, sondern daß er gesaget habe: Ich bin der Jüden König. / 25c. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Pilatus antwortet: / PILATUS / Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben. /
10. CHORAL In meines Herzens Grunde / dein Nam und Kreuz allein / funkelt all Zeit und Stunde; / drauf kann ich fröhlich sein. / Erschein mir in dem Bilde / zu Trost in meiner Not, / wie du, Herr Christ, so milde / dich hast geblut' zu Tod. / 27a. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Die Kriegsknechte aber, da sie Jesum gekreuziget hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, einem jeglichen Kriegesknechte sein Teil, dazu auch den Rock. Der Rock aber war ungenähet, von oben an gewürket durch und durch. Da sprachen sie untereinander: / 27b. CHOR Lasset uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wes er sein soll. / 27c. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Auf daß erfüllet würde die Schrift, die da saget: "Sie haben meine Kleider unter sich geteilet und haben über meinen Rock das Los geworfen". Solches taten die Kriegesknechte. Es stund aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter und seine r Mutter Schwester, Maria, Kleophas Weib, und Maria Magdalena. Da nun Jesus seine Mutter sahe und den Jünger dabei stehen, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: / JESUS / Weib, siehe, das ist dein Sohn. / EVANGELIST / Darnach spricht er zu dem Jünger: / JESUS / Siehe, das ist deine Mutter. /
11. CHORAL Er nahm alles wohl in acht / in der letzten Stunde, / seine Mutter noch bedacht, / setzt ihr ein Vormunde. / o Mensch mache Richtigkeit, / Gott und Menschen liebe, / stirb darauf ohn alles Leid, / und dich nicht betrübe. /
12. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Und von Stund an nahm sie der Jünger zu sich. Darnach, als Jesus wußte, daß schon alles vollbracht war, daß die Schrift erfüllet würde, spricht er: / JESUS / Mich dürstet. / EVANGELIST / Da stund ein Gefäße voll Essigs. Sie fülleten aber einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Isopen und hielten es ihm dar zum Munde. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: / JESUS / Es ist vollbracht. /
13. ARIE / Alt Es ist vollbracht, / o Trost vor die gekränkten Seelen, / die Trauernacht / läßt nun die letzte Stunde zählen, / der Held aus Juda siegt mit Macht / und schließt den Kampf. / es ist vollbracht.
14. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Und neiget das Haupt und verschied. /
15. CHOR und ARIE / Baß Mein teurer Heiland, laß dich fragen, / da du nunmehr ans Kreuz geschlagen / und selbst gesagt, es ist vollbracht, / bin ich vom Sterben frei gemacht, / kann ich durch deine Pein und Sterben / das Himmelreich ererben. / ist aller Welt Erlösung da? / Du kannst vor Schmerzen zwar nichts sagen; / doch neigest du das Haupt / und sprichst stillschweigend Ja. / Jesu, der du warest tot, / lebest nun ohn Ende, / in der letzten Todesnot, / nirgend mich hinwende / als zu dir, der mich versühnt, / o du lieber Herre, / gib mir nur, was du verdient, / mehr ich nicht begehre. /
16. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stück von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebete, und die Felsen zerrissen, und die Gräber täten sich auf, und stunden auf viel Leiber der Heiligen. /
17. ARIOSO / Tenor Mein Herz, in dem die ganze Welt / bei Jesu Leiden gleichfalls leidet, / die Sonne sich in Trauer kleidet, / der Vorhang reißt, der Fels zerfällt, / die Erde bebt, die Gräber spalten, / weil sie den Schöpfer sehn erkalten, / was willst du deines Ortes tun? /
18. ARIE / Sopran Zerfließe, mein Herze, in Fluten der Zähren / dem Höchsten zu Ehren. / Erzähle der Welt und dem Himmel die Not, / dein Jesus ist tot. /
19. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Die Jüden aber, dieweil es der Rüsttag war, daß nicht die Leichname am Kreuze blieben den Sabbat über (denn desselbigen Sabbats Tag war sehr groß)
, baten sie Pilatum, daß ihre Beine gebrochen und sie abgenommen wür den. Da kamen die Kriegsknechte und brachen dem ersten die Beine und dem andern, der mit ihm gekreuziget war. Als sie aber zu Jesu kamen, da sie sahen, daß er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht; sondern der Kriegsknechte einer er&o uml;ffnete seine Seite mit einem Speer, und alsobald ging Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der hat es bezeuget, und sein Zeugnis ist wahr, und derselbige weiß, daß er die Wahrheit saget, auf daß ihr gläubet; denn sol ches ist geschehen, auf daß die Schrift erfüllet würde: "Ihr sollet ihm kein Bein zerbrechen." Und abermal spricht eine andere Schrift: "Sie werden sehen, in welchen sie gestochen haben." /
20. CHORAL O hilf, Christe, Gottes Sohn, / durch dein bitter Leiden, / daß wir dir stets untertan / all Untugend meiden, / deinen Tod und sein Ursach / fruchtbarlich bedenken, / dafür, wiewohl arm und schwach, / dir Dankopfer schenken. /
21. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Darnach bat Pilatum Joseph von Arimathia, der ein Jünger Jesu war (doch heimlich, aus Furcht vor den Jüden)
, daß er möchte abnehmen den Leichnam Jesu. Und Pilatus erlaubete es. Derowegen kam er und nahm den Leichnam Jesu herab. Es kam aber auch Nikodemus, der vormals bei der Nacht zu Jesu kommen war, und brachte Myrrhen und Aloen untereinander bei hundert Pfunden. Da nahmen sie den Leichnam Jesu, und bunden ihn in leinen Tücher mit Spezereien, wie die Jüden pflegen zu beg raben. Es war aber an der Stätte, da er gekreuziget ward, ein Garte, und im Garten ein neu Grab, in welches niemand je geleget war. Daselbst hin legten sie Jesum, um des Rüsttags willen der Jüden, dieweil das Grab nahe war. /
22. CHOR Ruht wohl, ihr heiligen Gebeine, / die ich nun weiter nicht beweine, / ruht wohl und bringt auch mich zur Ruh. / Das Grab, so euch bestimmet ist, / und ferner keine Not umschließt, / macht mir den Himmel auf und schließt die Hölle zu. /
23. CHORAL Ach Herr, laß dein lieb Engelein / am letzten End die Seele mein / in Abrahams Schoß tragen, / den Leib in sein'm Schlafkämmerlein / gar sanft, ohn einge Qual und Pein, / ruhn bis am jüngsten Tage. / Alsdenn vom Tod erwecke mich, / daß meine Augen sehen dich / in aller Freud, o Gottes Sohn, / mein Heiland und Genadenthron, / Herr Jesu Christ, erhöre mich, erhöre mich, / ich will dich preisen ewiglich. /
MATTHÄUSPASSION (BWV 244/1)
INFO
Chor I / Chor II / Chor I und II, (im Öffnungschor Chor III)
1. CHOR Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen, / sehet, wen? den Bräutigam, / seht ihn, wie? als wie ein Lamm. / O Lamm Gottes unschuldig / am Stamm des Kreuzes geschlachtet / Sehet, was? seht die Geduld, / allzeit erfund'n geduldig / wiewohl du warest verachtet. / seht, wohin? auf unsre Schuld, / all Sünd hast du getragen, / sonst müßten wir verzagen, / sehet ihn aus Lieb und Huld / Holz zum Kreuze selber tragen. / erbarm dich unser o Jesu. /
2. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Da Jesus diese Rede vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern: / JESUS / Ihr wisset, daß nach zween Tagen Ostern wird, und des Menschen Sohn wird überantwortet werden, daß er gekreuziget werde. /
3. CHORAL Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen, / daß man ein solch scharf Urteil hat gesprochen, / was ist die Schuld, in was für Missetaten / bist du geraten. / 4a. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Da versammleten sich die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die Ältesten im Volk in den Palast des Hohenpriesters, der da hieß Kaiphas, und hielten Rat, wie sie Jesum mit Listen griffen und töteten. Sie sprachen aber: / 4b. CHOR Ja nicht auf das Fest, auf daß nicht ein Aufruhr werde im Volk. / 4c. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Da nun Jesus war zu Bethanien, im Hause Simonis des Aussätzigen, trat zu ihm ein Weib, die hatte ein Glas mit köstlichem Wasser, und goß es auf sein Haupt, da er zu Tische saß. Da das seine Jünger sahen, wurden sie unwillig und sprachen: / 4d. CHOR Wozu dienet dieser Unrat? Dieses Wasser hätte mögen teuer verkauft und den Armen gegeben werden. / 4e. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Da das Jesus merkete, sprach er zu ihnen: / JESUS / Was bekümmert ihr das Weib? Sie hat ein gut Werk an mir getan. Ihr habet allezeit Armen bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. Daß sie dies Wasser hat auf meinen Leib gegossen, hat sie getan, daß man mich begraben wird. Wahrlich, ich sage euch, wo dies Evangelium geprediget wird in der ganzen Welt, da wird man auch sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat. /
5. REZITATIV / Alt Du lieber Heiland du, / wenn deine Jünger töricht streiten, / daß dieses fromme Weib / mit Salben deinen Leib / zum Grabe will bereiten, / so lasse mir inzwischen zu, / von meiner Augen Tränenflüssen / ein Wasser auf dein Haupt zu gießen. /
6. ARIE / Alt Buß und Reu / knirscht das Sündenherz entzwei, / Daß die Tropfen meiner Zähren / angenehme Spezerei, / treuer Jesu, dir gebären. /
7. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Da ging hin der Zwölfen einer mit Namen Judas Isharioth zu den Hohenpriestern und sprach: / JUDAS / Was wollt ihr mir geben? Ich will ihn euch verraten. / EVANGELIST / Und sie boten ihm dreißig Silberlinge. Und von dem an suchte er Gelegenheit, daß er ihn verriete. /
8. ARIE / Sopran Blute nur, du liebes Herz. / Ach, ein Kind, das du erzogen, / das an deiner Brust gesogen, / droht den Pfleger zu ermorden; / denn es ist zur Schlange worden. / 9a. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Aber am ersten Tage der süßen Brot traten die Jünger zu Jesu und sprachen zu ihm: / 9b. CHOR Wo willst du, daß wir dir bereiten, das Osterlamm zu essen? / 9c. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Er sprach: / JESUS / Gehet hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister läßt dir sagen: Meine Zeit ist hier, ich will bei dir die Ostern halten mit meinen Jüngern. / EVANGELIST / Und die Jünger täten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Osterlamm. Und am Abend satzte er sich zu Tische mit den Zwölfen. Und da sie aßen, sprach er: / JESUS / Wahrlich, ich sage euch, einer unter euch wird mich verraten. / EVANGELIST / Und sie wurden sehr betrübt, und huben an, ein jeglicher unter ihnen, und sagten zu ihm: / 9d. CHOR Herr, bin ich's? /
10. CHORAL Ich bin's, ich sollte büßen, / an Händen und an Füßen / gebunden in der Höll, / die Geißeln und die Banden / und was du ausgestanden, / das hat verdienet meine Seel. /
11. REZITATIV / Tenor / Baß I, II EVANGELIST / Er antwortete und sprach: / JESUS / Der mit der Hand mit mir in die Schüssel tauchet, der wird mich verraten. Des Menschen Sohn gehet zwar dahin, wie von ihm geschrieben stehet; doch wehe dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird, es wäre ihm besser, daß derselbige Mensch noch nie geboren wäre. / EVANGELIST / Da antwortete Judas, der ihn verriet, und sprach: / JUDAS / Bin ich's, Rabbi? / EVANGELIST / Er sprach zu ihm: / JESUS / Du sagest's. / EVANGELIST / Da sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankete und brach's, und gab's den Jüngern und sprach: / JESUS / Nehmet, esset, das ist mein Leib. / EVANGELIST / Und er nahm den Kelch, und dankete, gab ihnen den und sprach: / JESUS / Trinket alle daraus, das ist mein Blut des neuen Testaments, welches vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Ich sage euch, ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken, bis an den Tag, da ich's neu trinken werde mit euch in meines Vaters Reich. /
12. REZITATIV / Sopran Wiewohl mein Herz in Tränen schwimmt, / daß Jesus von mir Abschied nimmt, / so macht mich doch sein Testament erfreut, / sein Fleisch und Blut, o Kostbarkeit, / vermacht er mir in meine Hände. / Wie er es auf der Welt mit denen Seinen / nicht böse können meinen, / so liebt er sie bis an das Ende. /
13. ARIE / Sopran Ich will dir mein Herze schenken, / senke dich, mein Heil, hinein. / Ich will mich in dir versenken, / ist dir gleich die Welt zu klein, / ei, so sollst du mir allein / mehr als Welt und Himmel sein. /
14. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. Da sprach Jesus zu ihnen: / JESUS / In dieser Nacht werdet ihr euch alle ärgern an mir, denn es stehet geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen. Wenn ich aber auferstehe, will ich vor euch hingehen in Galiläam. /
15. CHORAL Erkenne mich, mein Hüter, / mein Hirte, nimm mich an, / von dir, Quell aller Güter, / ist mir viel Guts getan, / dein Mund hat mich gelabet / mit Milch und süßer Kost, / dein Geist hat mich begabet / mit mancher Himmelslust. /
16. REZITATIV / Tenor / Baß I, II EVANGELIST / Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: / PETRUS / Wenn sie auch alle sich an dir ärgerten, so will ich doch mich nimmermehr ärgern. / EVANGELIST / Jesus sprach zu ihm: / JESUS / Wahrlich, ich sage dir, in dieser Nacht, ehe der Hahn krähet, wirst du mich dreimal verleugnen. / EVANGELIST / Petrus sprach zu ihm: / PETRUS / Und wenn ich mit dir sterben müßte, so will ich dich nicht verleugnen. / EVANGELIST / Desgleichen sagten auch alle Jünger. /
17. CHORAL Ich will hier bei dir stehen, / verachte mich doch nicht, / von dir will ich nicht gehen, / wenn dir dein Herze bricht, / wenn dein Herz wird erblassen / im letzten Todesstoß, / alsdenn will ich dich fassen / in meinem Arm und Schoß. /
18. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Da kam Jesus mit ihnen zu einem Hofe, der hieß Gethsemane, und sprach zu seinen Jüngern: / JESUS / Setzet euch hie, bis daß ich dort hingehe und bete. / EVANGELIST / Und nahm zu sich Petrum und die zween Söhne Zebedäi, und fing an zu trauern und zu zagen. Da sprach Jesus zu ihnen: / JESUS / Meine Seele ist betrübt bis an den Tod, bleibet hie und wachet mit mir. /
19. CHOR / und / REZITATIV / Tenor O Schmerz, / hier zittert das gequälte Herz, / wie sinkt es hin, wie bleicht sein Angesicht, / Was ist die Ursach' aller solcher Plagen, / der Richter führt ihn vor Gericht, / da ist kein Trost, kein Helfer nicht, / ach, meine Sünden haben dich geschlagen, / er leidet alle Höllenqualen, / er soll vor fremden Raub bezahlen. / ich, ach, Herr Jesu, habe dies verschuldet, / was du erduldet. / Ach, könnte meine Liebe dir, / mein Heil, dein Zittern und dein Zagen / vermindern oder helfen tragen, / wie gerne blieb ich hier. /
20. CHOR / und / ARIE / Tenor Ich will bei meinem Jesu wachen / so schlafen unsre Sünden ein / Meinen Tod / büßet seiner Seelen Not / sein Trauren machet mich voll Freuden; / drum muß uns sein verdienstlich Leiden / recht bitter und doch süße sein. /
21. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Und ging hin ein wenig, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: / JESUS / Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch von mir; doch nicht wie ich will, sondern wie du willt. /
22. REZITATIV / Baß Der Heiland fällt vor seinem Vater nieder, / dadurch erhebt er mich und alle / von unserm Falle / hinauf zu Gottes Gnade wieder. / Er ist bereit, / den Kelch, des Todes Bitterkeit / zu trinken, / in welchen Sünden dieser Welt / gegossen sind und häßlich stinken, / weil es dem lieben Gott gefällt. /
23. ARIE / Baß Gerne will ich mich bequemen / Kreuz und Becher anzunehmen, / trink ich doch dem Heiland nach. / Denn sein Mund, / der mit Milch und Honig fließet, / hat den Grund / und des Leidens herbe Schmach / durch den ersten Trunk versüßet. /
24. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu ihnen: / JESUS / Könnet ihr denn nicht eine Stunde mir mir wachen? Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach / EVANGELIST / Zum andernmal ging er hin, betete und sprach: / JESUS / Mein Vater, ist's nicht möglich, daß dieser Kelch von mir gehe, ich trinke ihn denn, so geschehe dein Wille. /
25. CHORAL Was mein Gott will, das gescheh allzeit, / sein Will, der ist der beste, / zu helfen den' er ist bereit, / die an ihn gläuben feste, / er hilft aus Not, / der fromme Gott, / und züchtiget mit Maßen, / wer Gott vertraut, / fest auf ihn baut, / den will er nicht verlassen. /
26. REZITATIV / Tenor / Baß I, II EVANGELIST / Und er kam und fand sie aber schlafend, und ihre Augen waren voll Schlafs. Und er ließ sie und ging abermals hin und betete zum drittenmal und redete dieselbigen Worte. Da kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: / JESUS / Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist hie, daß des Menschen Sohn in der Sünder Hände überantwortet wird. Stehet auf, lasset uns gehen, siehe, er ist da, der mich verrät. / EVANGELIST / Und als er noch redete, siehe, da kam Judas, der Zwölfen einer, und mit ihm eine große Schar mit Schwerten und mit Stangen von den Hohenpriestern und Ältesten des Volks. Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist's, den greifet. Und alsbald trat er zu Jesum und sprach: / JUDAS / Gegrüßet seist du, Rabbi! / EVANGELIST / Und küssete ihn. Jesus aber sprach zu ihm: / JESUS / Mein Freund, warum bist du kommen? / EVANGELIST / Da traten sie hinzu, und legten die Hände an Jesum, und griffen ihn. / 27a. CHOR / und / ARIE / Sopran / Alt So ist mein Jesus nun gefangen. / Laßt ihn, haltet, bindet nicht! / Mond und Licht / ist vor Schmerzen untergangen, / weil mein Jesus ist gefangen. / Laßt ihn, haltet, bindet nicht! / Sie führen ihn, er ist gebunden. / 27b. CHOR Sind Blitze, sind Donner in Wolken verschwunden? / Eröffne den feurigen Abgrund, o Hölle, / zertrümmre, verderbe, verschlinge, zerschelle / mit plötzlicher Wut / den falschen Verräter, das mördrische Blut. /
28. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Und siehe, einer aus denen, die mit Jesu waren, reckete die Hand aus und schlug des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm ein Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm: / JESUS / Stecke dein Schwert an seinen Ort; denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Oder meinest du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte mehr denn zwölf Legion Engel? Wie würde aber die Schrift erfüllet? Es muß also gehen. / EVANGELIST / Zu der Stund sprach Jesus zu den Scharen: / JESUS / Ihr seid ausgegangen als zu einem Mörder, mit Schwerten und mir Stangen, mich zu fahen, bin ich doch täglich bei euch gesessen und habe gelehret im Tempel, und ihr habt mich nicht gegriffen. Aber das ist alles geschehen, daß erfüllet würden die Schriften der Propheten. / EVANGELIST / Da verließen ihn alle Jünger und flohen. /
29. CHORAL O Mensch, bewein dein Sünde groß, / darum Christus seins Vaters Schoß / äußert und kam auf Erden, / von einer Jungfrau rein und zart / für uns er hie geboren ward, / er wollt der Mittler werden. / Den Toten er das Leben gab, / und legt darbei all Krankheit ab, / bis sich die Zeit herdrange, / daß er für uns geopfert würd, / trüg unsrer Sünden schwere Bürd / wohl an dem Kreuze lange.
MATTHÄUSPASSION (BWV244/2)
INFO
1. CHOR / und / ARIE / Alt Ach, nun ist mein Jesus hin. / Wo ist denn dein Freund hingegangen, / o du Schönste unter den Weibern? / Ist es möglich, kann ich schauen? / Wo hat sich dein Freund hingewandt? / Ach, mein Lamm in Tigerklauen, / ach, wo ist mein Jesus hin? / So wollen wir mit dir ihn suchen. / Ach, was soll ich der Seele sagen, / wenn sie mich wird ängstlich fragen, / ach, wo ist mein Jesus hin? /
2. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Die aber Jesum gegriffen hatten, führeten ihn zu dem Hohenpriester Kaiphas, da nun die Schriftgelehrten und Ältesten sich versammlet hatten. Petrus aber folgete ihm nach von ferne bis in den Palast des Hohenpriesters und ging hinein und satzte sich bei die Knechte, auf daß er sähe, wo es hinaus wollte. Die Hohenpriester aber und Ältesten und der ganze Rat suchten falsche Zeugnis wider Jesum, auf daß sie ihn töteten, und funden keines. /
3. CHORAL Mir hat die Welt trüglich gericht' / mit Lügen und mit falschem Gedicht, / viel Netz und heimlich Stricke, / Herr, nimm mein wahr in dieser Gefahr, / behüt mich für falschen Tücken. /
4. REZITATIV / Alt / Tenor I, II / Baß EVANGELIST / Und wiewohl viel falsche Zeugen herzutraten, funden sie doch keins. Zuletzt traten herzu zween falsche Zeugen und sprachen: / ZEUGEN / Er hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen und in dreien Tagen denselben bauen. / EVANGELIST / Und der Hohepriester stund auf und sprach zu ihm: / HOHERPRIESTER / Antwortest du nichts zu dem, was diese wider dich zeugen? / EVANGELIST / Aber Jesus schwieg stille. /
5. REZITATIV / Tenor Mein Jesus schweigt / zu falschen Lügen stille, / um uns damit zu zeigen, / daß sein Erbarmens voller Wille / vor uns zum Leiden sei geneigt, / und daß wir in dergleichen Pein / ihm sollen ähnlich sein, / und in Verfolgung stille schweigen. /
6. ARIE / Tenor Geduld, / wenn mich falsche Zungen stechen. / Leid ich wider meine Schuld / Schimpf und Spott, / ei, so mag der liebe Gott / meines Herzens Unschuld rächen / 36a. REZITATIV / Tenor / Baß I, II EVANGELIST / Und der Hohepriester antwortete, und sprach zu ihm: / HOHERPRIESTER / Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagest, ob du seiest Christus, der Sohn Gottes? / EVANGELIST / Jesus sprach zu ihm: / JESUS / Du sagest's; doch sage ich euch, von nun an wird's geschehen, daß ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels. / EVANGELIST / Da zerriß der Hohepriester seine Kleider, und sprach: / HOHERPRIESTER / Er hat Gott gelästert, was dürfen wir weiter Zeugnis? Siehe, itzt habt ihr seine Gotteslästerung gehöret. Was dünket euch? / EVANGELIST / Sie antworteten und sprachen: / 36b. CHOR Er ist des Todes schuldig! / 36c. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Da speieten sie aus in sein Angesicht, und schlugen ihn mit Fäusten. Etliche aber schlugen ihn ins Angesicht und sprachen: / 36d. CHOR Weissage uns, Christe, wer ist's, der dich schlug? /
7. CHORAL Wer hat dich so geschlagen, / mein Heil, und dich mit Plagen / so übel zugericht'? / Du bist ja nicht ein Sünder, / wie wir und unsre Kinder, / von Missetaten weißt du nicht. / 38a. REZITATIV / Sopran / Tenor / Baß EVANGELIST / Petrus aber saß draußen im Palast, und es trat zu ihm eine Magd und sprach: / ERSTE MAGD / Und du warest auch mit dem Jesu aus Galiläa. / EVANGELIST / Er leugnete aber vor ihnen allen und sprach: / PETRUS / Ich weiß nicht, was du sagest. / EVANGELIST / Als er aber zur Tür hinausging, sahe ihn eine andere und sprach zu denen, die da waren: / ZWEITE MAGD / Dieser war auch mit dem Jesu von Nazareth. / EVANGELIST / Und er leugnete abermal und schwur dazu: / PETRUS / Ich kenne des Menschen nicht. / EVANGELIST / Und über eine kleine Weile traten hinzu, die da stunden, und sprachen zu Petro: / 38b. CHOR Wahrlich, du bist auch einer von denen; denn deine Sprache verrät dich. / 38c. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Da hub er an, sich zu verfluchen und zu schwören: / PETRUS / Ich kenne des Menschen nicht. / EVANGELIST / Und alsbald krähete der Hahn. Da dachte Petrus an die Worte Jesu, da er zu ihm sagte: Ehe der Hahn krähen wird, wirst du mich dreimal verleugnen. Und ging heraus und weinete bitterlich. /
8. ARIE / Alt Erbarme dich / mein Gott, um meiner Zähren willen. / Schaue hier, / Herz und Auge weint vor dir / bitterlich. /
9. CHORAL Bin ich gleich von dir gewichen, / stell ich mich doch wieder ein, / hat uns doch dein Sohn verglichen / durch sein Angst und Todespein. / Ich verleugne nicht die Schuld, / aber deine Gnad und Huld / ist viel größer als die Sünde, / die ich stets in mir befinde. / 41a. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Des Morgens aber hielten alle Hohepriester und die Ältesten des Volks einen Rat über Jesum, daß sie ihn töteten. Und bunden ihn, führeten ihn hin und überantworteten ihn dem Landpfleger Pontio Pilato. Da das sahe Judas, der ihn verraten hatte, daß er verdammt war zum Tode, gereuete es ihn und brachte herwieder die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten und sprach: / JUDAS / Ich habe übel getan, daß ich unschuldig Blut verraten habe. / EVANGELIST / Sie sprachen: / 41b. CHOR Was gehet uns das an? Da siehe du zu! / 41c. REZITATIV / Tenor / Baß I, II EVANGELIST / Und er warf die Silberlinge in den Tempel, hub sich davon, ging hin und erhängete sich selbst. Aber die Hohenpriester nahmen die Silberlinge und sprachen: / HOHEPRIESTER / Es taugt nicht, daß wir sie in den Gotteskasten legen; denn es ist Blutgeld. /
10. ARIE / Baß Gebt mir meinen Jesum wieder! / Seht, das Geld, den Mörderlohn, / wirft euch der verlorne Sohn / zu den Füßen nieder. /
11. REZITATIV / Tenor / Baß I, II EVANGELIST / Sie hielten aber einen Rat, und kauften einen Töpfersacker darum zum Begräbnis der Pilger. Daher ist derselbige Acker genennet der Blutacker, bis auf den heutigen Tag. Da ist erfüllet, das gesagt ist durch den Propheten Jeremias, da er spricht: Sie haben genommen dreißig Silberlinge, damit bezahlet ward der Verkaufte, welchen sie kauften von den Kindern Israel, und haben sie gegeben um einen Töpfersacker, als mir der Herr befohlen hat. Jesus aber stund vor dem Landpfleger, und der Landpfleger fragte ihn und sprach: / PILATUS / Bist du der Jüden König? / EVANGELIST / Jesus aber sprach zu ihm: / JESUS / Du sagest's. / EVANGELIST / Und da er verklagt war von den Hohenpriestern und Âltesten, antwortete er nichts. Da sprach Pilatus zu ihm: / PILATUS / Hörest du nicht, wie hart sie dich verklagen? / EVANGELIST / Und er antwortete ihm nicht auf ein Wort, also daß sich auch der Landpfleger sehr verwunderte. /
12. CHORAL Befiehl du deine Wege / und was dein Herze kränkt / der allertreusten Pflege / des, der den Himmel lenkt, / der Wolken, Luft und Winden / gibt Wege, Lauf und Bahn, / der wird auch Wege finden, / da dein Fuß gehen kann. / 45a. REZITATIV / Sopran / Tenor / Baß EVANGELIST / Auf das Fest aber hatte der Landpfleger Gewohnheit, dem Volk einen Gefangenen los zu geben, welchen sie wollten. Er hatte aber zu der Zeit einen Gefangenen, einen sonderlichen vor andern, der hieß Barabbas. Und da sie versammlet waren, sprach Pilatus zu ihnen: / PILATUS / Welchen wollet ihr, daß ich euch los gebe? Barabbam oder Jesum, von dem gesaget wird, er sei Christus? / EVANGELIST / Denn er wußte wohl, daß sie ihn aus Neid überantwortet hatten. Und da er auf dem Richtstuhl saß, schickete sein Weib zu ihm, und ließ ihm sagen: / PILATI WEIB / Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; ich habe heute viel erlitten im Traum von seinetwegen. / EVANGELIST / Aber die Hohenpriester und die Ältesten überredeten das Volk, daß sie um Barabbas bitten sollten und Jesum umbrächten. Da antwortete nun der Landpfleger, und sprach zu ihnen: / PILATUS / Welchen wollt ihr unter diesen zweien, den ich euch soll los geben? / EVANGELIST / Sie sprachen: / 45b. CHOR Barabbam! / 45c. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Pilatus sprach zu ihnen: / PILATUS / Was soll ich denn machen mit Jesu, von dem gesagt wird, er sei Christus? / EVANGELIST / Sie sprachen alle: / 45d. CHOR Laß ihn kreuzigen! /
13. CHORAL Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe, / der gute Hirte leidet für die Schafe, / die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte, / für seine Knechte. /
14. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Der Landpfleger sagte: / PILATUS / Was hat er denn Übels getan? /
15. REZITATIV / Sopran Er hat uns allen wohlgetan, / den Blinden gab er das Gesicht, / die Lahmen macht' er gehend, / er sagt' uns seines Vaters Wort, / er trieb die Teufel fort, / Betrübte hat er aufgericht', / er nahm die Sünder auf und an, / sonst hat mein Jesus nichts getan. /
16. ARIE / Sopran Aus Liebe will mein Heiland sterben, / von einer Sünde weiß er nichts. / Daß das ewige Verderben / und die Strafe des Gerichts / nicht auf meiner Seele bliebe. / 50a. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Sie schrieen aber noch mehr und sprachen: / 50b. CHOR Laß ihn kreuzigen! / 50c. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Da aber Pilatus sahe, daß er nichts schaffete, sondern daß ein viel größer Getümmel ward, nahm er Wasser und wusch die Hände vor dem Volk und sprach: / PILATUS / Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten, sehet ihr zu. / EVANGELIST / Da antwortete das ganze Volk und sprach: / 50d. CHOR Sein Blut komme über uns und unsre Kinder. / 50e. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Da gab er ihnen Barabbam los, aber Jesum ließ er geißeln und überantwortete ihn, daß er gekreuziget würde. /
17. REZITATIV / Alt Erbarm es Gott, / hier steht der Heiland angebunden, / o Geißelung, o Schläg, o Wunden, / ihr Henker, haltet ein! / Erweichet euch der Seelen Schmerz, / der Anblick solches Jammers nicht? / Ach ja, ihr habt ein Herz, / das muß der Martersäule gleich / und noch viel härter sein, / erbarmt euch, haltet ein! /
18. ARIE / Alt Können Tränen meiner Wangen / nichts erlangen, / o so nehmt mein Herz hinein. / Aber laßt es bei den Fluten, / wenn die Wunden milde bluten, / auch die Opferschale sein. / 53a. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Da nahmen die Kriegsknechte des Landpflegers Jesum zu sich in das Richthaus und sammleten über ihn die ganze Schar und zogen ihn aus und legeten ihm einen Purpurmantel an und flochten eine dornere Krone und satzten sie auf sein Haupt und ein Rohr in seine rechte Hand und beugeten die Knie vor ihm und spotteten ihn und sprachen: / 53b. CHOR Gegrüßet seist du, Jüdenkönig! / 53c. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Und speieten ihn an und nahmen das Rohr und schlugen damit sein Haupt. /
19. CHORAL O Haupt voll Blut und Wunden, / voll Schmerz und voller Hohn, / o Haupt, zu Spott gebunden / mit einer Dornenkron, / o Haupt, sonst schön gezieret / mit höchster Ehr und Zier, / jetzt aber hoch schimpfieret, / gegrüßet seist du mir. / Du edles Angesichte, / dafür sonst schrickt und scheut / das große Weltgewichte, / wie bist du so bespeit, / wie bist du so erbleichet, / wer hat dein Augenlicht, / dem sonst kein Licht nicht gleichet, / so schändlich zugericht'? /
20. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Und da sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an und führeten ihn hin, daß sie ihn kreuzigten. Und indem sie hinaus gingen, funden sie einen Menschen von Kyrene mit Namen Simon, den zwungen sie, daß er ihm sein Kreuz trug. /
21. REZITATIV / Baß Ja, freilich will in uns das Fleisch und Blut / zum Kreuz gezwungen sein, / je mehr es unsrer Seele gut, / je herber geht es ein. /
22. ARIE / Baß Komm, süßes Kreuz, so will ich sagen, / mein Jesu, gib es immer her. / Wird mir mein Leiden einst zu schwer, / so hilfst du mir es selber tragen. / 58a. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Und da sie an die Stätte kamen mit Namen Golgatha, das ist verdeutschet, Schädelstätt, gaben sie ihm Essig zu trinken mit Gallen vermischet, und da er's schmeckete, wollte er's nicht trinken. Da sie ihn aber gekreuziget hatten, teilten sie seine Kleider und wurfen das Los darum, auf daß erfüllet würde, das gesagt ist durch den Propheten: Sie haben meine Kleider unter sich geteilet, und über mein Gewand haben sie das Los geworfen. Und sie saßen allda und hüteten sein. Und oben zu seinen Häupten hefteten sie die Ursach seines Todes beschrieben, nämlich: Dies ist Jesus, der Jüden König. Und da wurden zween Mörder mit ihm gekreuziget, einer zur Rechten, und einer zur Linken. Die aber vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen: / 58b. CHOR Der du den Tempel Gottes zerbrichst und bauest ihn in dreien Tagen, hilf dir selber, bist du Gottes Sohn, so steig herab vom Kreuz! / 58c. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Desgleichen auch die Hohenpriester spotteten sein samt den Schriftgelehrten und Ältesten und sprachen: / 58d. CHOR Andern hat er geholfen und kann ihm selber nicht helfen. Ist er der König Israel, so steige er nun vom Kreuz, so wollen wir ihm glauben. Er hat Gott vertrauet, der erlöse ihn nun, lüstet's ihn; denn er hat gesagt: Ich bin Gottes Sohn. / 58e. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Desgleichen schmäheten ihn auch die Mörder, die mit ihm gekreuziget waren. /
23. REZITATIV / Alt Ach, Golgatha, unselges Golgatha! / Der Herr der Herrlichkeit muß schimpflich hier verderben, / der Segen und das Heil der Welt / wird als ein Fluch ans Kreuz gestellt, / der Schöpfer Himmels und der Erden / soll Erd und Luft entzogen werden, / die Unschuld muß hier schuldig sterben, / das gehet meiner Seele nah, / ach, Golgatha, unselges Golgatha! /
24. CHOR / und / ARIE / Alt Sehet, Jesus hat die Hand, / uns zu fassen ausgespannt, / kommt, wohin? in Jesu Armen / sucht Erlösung, nehmt Erbarmen, / suchet, wo? in Jesu Armen, / lebet, sterbet, ruhet hier, / ihr verlaßnen Küchlein ihr, / bleibet, wo? in Jesu Armen. / 61a. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Und von der sechsten Stunde an war eine Finsternis über das ganze Land bis zu der neunten Stunde. Und um die neunte Stunde schriee Jesus laut und sprach: / JESUS / Eli, Eli, lama asabthani? / EVANGELIST / Das ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Etliche aber, die da stunden, da sie das höreten, sprachen sie: / 61b. CHOR Der rufet dem Elias. / 61c. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Und bald lief einer unter ihnen, nahm einen Schwamm und füllete ihn mit Essig und steckete ihn auf ein Rohr und tränkete ihn. Die andern aber sprachen: / 61d. CHOR Halt! Laßt sehen, ob Elias komme und ihm helfe? / 61e. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Aber Jesus schriee abermals laut und verschied. /
25. CHORAL Wenn ich einmal soll scheiden, / so scheide nicht von mir, / wenn ich den Tod soll leiden, / so tritt du denn herfür, / wenn mir am allerbängsten / wird um das Herze sein, / so reiß mich aus den Ängsten / kraft deiner Angst und Pein. / 63a. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Und siehe da, der Vorhang im Tempel zerriß in zwei Stück von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebete und die Felsen zerrissen, und die Gräber täten sich auf und stunden auf viel Leiber der Heiligen, die da schliefen, und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. Aber der Hauptmann und die bei ihm waren und bewahreten Jesum, da sie sahen das Erdbeben und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: / 63b. CHOR Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen. / 63c. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Und es waren viel Weiber da, die von ferne zusahen, die da waren nachgefolget aus Galiläa und hatten ihm gedienet, unter welchen war Maria Magdalena und Maria, die Mutter Jacobi und Joses, und die Mutter der Kinder Zebedäi. Am Abend aber kam ein reicher Mann von Arimathia, der hieß Joseph, welcher auch ein Jünger Jesu war, der ging zu Pilato und bat ihn um den Leichnam Jesu. Da befahl Pilatus, man sollte ihm ihn geben. /
26. REZITATIV / Baß Am Abend da es kühle war, / ward Adams Fallen offenbar, / am Abend drücket ihn der Heiland nieder, / am Abend kam die Taube wieder / und trug ein Ölblatt in dem Munde, / o schöne Zeit, o Abendstunde! / Der Friedensschluß ist nun mit Gott gemacht; / denn Jesus hat sein Kreuz vollbracht, / sein Leichnam kömmt zur Ruh, / ach, liebe Seele, bitte du, / geh, lasse dir den toten Jesum schenken, / o heilsames, o köstlichs Angedenken! /
27. ARIE / Baß Mache dich, mein Herze, rein, / ich will Jesum selbst begraben. / Denn er soll nunmehr in mir / für und für / seine süße Ruhe haben, / Welt, geh aus, laß Jesum ein. / 66a. REZITATIV / Tenor EVANGELIST / Und Joseph nahm den Leib und wickelte ihn in ein rein Leinwand und legte ihn in sein eigen neu Grab, welches er hatte lassen in einen Fels hauen, und wälzete einen großen Stein vor die Tür des Grabes und ging davon. Es war aber allda Maria Magdalena und die andere Maria, die satzten sich gegen das Grab. Des andern Tages, der da folget nach dem Rüsttage, kamen die Hohenpriester und Pharisäer sämtlich zu Pilato und sprachen: / 66b. CHOR Herr, wir haben gedacht, daß dieser Verführer sprach, da er noch lebete: Ich will nach dreien Tagen wieder auferstehen. Darum befiehl, daß man das Grab verwahre bis an den dritten Tag, auf daß nicht seine Jünger kommen und stehlen ihn und sagen zu dem Volk, er ist auferstanden von den Toten, und werde der letzte Betrug ärger denn der erste. / 66c. REZITATIV / Tenor / Baß EVANGELIST / Pilatus sprach zu ihnen: / PILATUS / Da habt ihr die Hüter, gehet hin und verwahret's, wie ihr wisset. / EVANGELIST / Sie gingen hin und verwahreten das Grab mit Hütern und versiegelten den Stein. /
28. CHOR / und / REZITATIV / Sopran / Alt / Tenor / Baß Nun ist der Herr zur Ruh gebracht. / Mein Jesu, gute Nacht! / Die Müh ist aus, die unsre Sünden ihm gemacht. / Mein Jesu, gute Nacht! / O selige Gebeine, / seht, wie ich euch mit Buß und Reu beweine, / daß euch mein Fall in solche Not gebracht. / Mein Jesu, gute Nacht! / Habt lebenslang / vor euer Leiden tausend Dank, / daß ihr mein Seelenheil so wert geacht'. / Mein Jesu, gute Nacht! /
29. CHOR Wir setzen uns mit Tränen nieder / und rufen dir im Grabe zu, / ruhe sanfte, sanfte ruh. / Ruht, ihr ausgesognen Glieder, / euer Grab und Leichenstein / soll dem ängstlichen Gewissen / ein bequemes Ruhekissen / und der Seelen Ruhstatt sein, / höchst vergnügt schlummern da die Augen ein.
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Johann Sebastian Bach (1685-1750)
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