Evangelische Lutherischen Gesangbuch 

 

 

Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ / Nikolaus Selnecker et al., 1611

1. Ach bleib bei uns, Herr Jesu Christ, / Weil es nun Abend worden ist; / Dein göttlich Wort, das heile Licht, / Laß ja bei uns auslöschen nicht! / 2. In dieser, letzt'n, betrübten Zeit / Verleih uns, Herr, Beständigkeit, / Daß wir dein Wort und Sakrament / Rein b'halten bis an unser End'! / 3. Herr Jesu, hilf, dein' Kirch' erhalt, / Wir sind gar silcher, faul und kalt! / Gib Glück und Heil zu deinem Wort, / Damit es schall' an allem Ort! / 4. Erhalt uns nur bei deinem Wort / Und wehr des Teufels Trug und Mord! / Gib deiner Kirche Gnad' und Huld, / Fried', Einigkeit, Mut und Geduld! / 5. Ach Gott, es geht gar übel zu, / Auf dieser Erd' ist keine Ruh', / Viel Sekten und viel Schwärmerei / Auf einen Haufen kommt herbei. / 6. Den stolzen Geistern wehre doch, / Die sich mit G'walt erheben hoch / Und bringen stets was Neues her, / Zu fälschen deine rechte Lehr'. / 7. Die Sach' und Ehr', Herr Jesu Christ, / Nicht unser, sondern dein ja ist; / Darum so steh du denen bei, / Die sich auf dich verlaßen frei! / 8. Dein Wort ist unsers Herzens Trutz / Und deiner Kirche wahrer Schutz; / Dabei erhalt uns, lieber Herr, / Daß wir nichts anders suchen mehr! / 9. Gib, daß wir leb'n in deinem Wort / Und darauf ferner fahren fort / Von hinnen aus dem Jammertal / Zu dir in deinen Himmelssaal! - Tune - Ach bleib bei uns

 

Ach bleib mit deiner Gnade / Josua Stegmann, 1628

1. Ach bleib mit deiner Gnade / Bei uns, Herr Jesu Christ, / Daß uns hinfort nicht schade / Des bösen Feindes List! / 2. Ach bleib mit deinem Worte / Bei uns, Erlöser wert, / Daß uns beid' hier und dorte / Sei Güt' und Heil beschert! / 3. Ach bleib mit deinem Glanze / Bei uns, du wertes Licht; / Dein' Wahrheit uns umschanze, / Damit wir irren nicht! / 4. Ach bleib mit deinem Segen / Bei uns, du reicher Herr! / Dein' Gnad' und all's Vermögen / In uns reichlich vermehr! / 5. Ach bleib mit deinem Schutze / Bei uns, du starker Held, / Daß uns der Feind nicht trutze, / Noch fäll' die böse Welt! / 6. Ach bleib mit deiner Treue / Bei uns, mein Herr und Gott! / Beständigkeit verleihe, / Hilf uns aus aller Not!

 

Ach Gott und Herr, wie groß und schwer / Johann Major, 1613

1. Ach Gott und Herr, / Wie groß und schwer / Sind mein' begangne Sünden! / Da ist niemand, / Der helfen kann, / In dieser Welt zu finden. / 2. Lief' ich gleich weit / Zu dieser Zeit / Bis an der Welt ihr' Enden / Und wollt' los sein / Des Kreuzes mein, / Würd' ich doch solch's nicht wenden. / 3. Zu dir flieh' ich, / Verstoss mich nicht, / Wie ich's wohl hab' verdienet! / Ach Gott, zürn nicht, / Geh nicht ins G'richt, / Dein Sohn hat mich versöhnet. / 4. Soll's ja so sein, / Daß Straf' und Pein / Auf Sünden folgen müßen, / So fahr hier fort / Und schone dort / Und laß mich hier wohl büßen! / 5. Gib, Herr, Geduld, / Vergiß der Schuld, / Verleih ein g'horsam Herze; / Laß mich nur nicht, / Wie's oft geschicht, / Mein Heil murrend verscherzen! / 6. Handle mit mir, / Wie's dünket dir, / Auf dein' Gnad' will ich's leiden; / Laß mich nur nicht / Dort ewiglich / Von dir sein abgeschieden! - Tune - Ach Gott und Herr

 

Ach Gott, verlaß mich nicht / Salomo Franck, 1714

1. Ach Gott, verlaß mich nicht, / Gib mir die Gnadenhände! / Auch führe mich, dein Kind, / Daß ich den Lauf vollende / Zu meiner Seligkeit; / Sei du mein Lebenslicht, / Mein Stab, mein Hort, mein Schutz: / Ach Gott, verlaß mich nicht! / 2. Ach Gott, verlaß mich nicht, / Regiere du mein Wallen, / Ach laß mich nimmermehr / In Sünd' und Schande fallen! / Gib mir den guten Geist, / Gib Glaubenszuversicht, / Sei meine Stärk' und Kraft: / Ach Gott, verlaß mich nicht! / 3. Ach Gott, verlaß mich nicht, / Ich ruf' aus Herzensgrunde. / Ach Höchster, stärke mich / In jeder bösen Stunde; / Wenn mich Versuchung plagt / Und meine Seel' anficht, / So weiche nicht von mir: / Ach Gott, verlaß mich nicht! / 4. Ach Gott, verlaß mich nicht, / Ach, laß dich doch bewegen, / Ach Vater, kröne doch / Mit reichem Himmelssegen / Die Werke meines Amts, / Die Werke meiner Pflicht, / Zu tun, was dir gefällt: / Ach Gott, verlaß mich nicht! / 5. Ach Gott, verlaß mich nicht, / Ich bleibe dir ergeben. / Hilf mir, o großer Gott, / Recht glauben, christlich leben / Und selig scheiden ab, / Zu sehn dein Angesicht! / Hilf mir in Not und Tod: / Ach Gott, verlaß mich nicht!

 

Ach Gott vom Himmel, sieh darein / Martin Luther, 1523

1. Ach Gott vom Himmel, sieh darein / Und laß dich des erbarmen: / Wie wenig sind der Heil'gen dein, / Verlaßen sind wir Armen! / Dein Wort man nicht läßt haben wahr, / Der Glaub' ist auch verloschen gar / Bei allen Menschenkindern. / 2. Sie lehren eitel falsche List, / Was eigner Witz erfindet; / Ihr Herz nicht eines Sinnes ist, / In Gottes Wort gegründet. / Der wählet dies, der andre das, / Sie trennen uns ohn' alle Mass' / Und gleißen schön von außen. / 3. Gott woll' ausrotten alle Lehr'r, / Die falschen Schein uns lehren, / Dazu ihr' Zung' stolz offenbar / Spricht Trotz, wer will's uns wehren? / Wir haben Recht und Macht allein, / Was wir setzen, das gilt gemein; / Wer ist, der uns soll meistern? / 4. Darum spricht Gott: Ich muß auf sein, / Die Armen sind verstöret, / Ihr Seufzen dringt zu mir herein, / Ich hab' ihr' Klag' erhöret. / Mein heilsam Wort soll auf den Plan, / Getrost und frisch sie greifen an / Und sein die Kraft der Armen. / 5. Das Silber, durchs Feu'r siebenmal / Bewährt, wird lauter funden; / Am Gotteswort man warten soll / Desgleichen alle Stunden; / Es will durchs Kreuz bewähret sein, / Da wird sein' Kraft erkannt und Schein / Und leucht't stark in die Lande. / 6. Das woll'st du, Gott, bewahren rein / Vor diesem argen G'schlechte, / Und laß uns dir befohlen sein, / Daß sich's in uns nicht flechte! / Der gottlos' Hauf' sich umher find't, / Wo diese losen Leute sind / In deinem Volk erhaben. / Tune - Ach Gott vom Himmel

 

Ach, wie groß ist deine Gnade / Johann Olearius, 1671

1. Ach, wie groß ist deine Gnade, / Du getreues Vaterherz, / Daß dich unsre Not und Schmerz, / Daß dich aller Menschen Schade / Hat erbarmet väterlich, / Uns zu helfen ewiglich! / 2. Du hast uns so hoch geliebet, / Daß der Mensch soll aller Pein / Frei und ewig selig sein, / Daß dein Sohn sich selbst hingibet / Und beruft uns allzumal / Zu dem großen Abendmahl. / 3. Ja, dein werter Geist bezeuget / Durch die Tauf' und Abendmahl / Unser Heil im Himmelssaal, / Der die Herzen zu dir neiget, / Weil er uns den Glauben schenkt, / Daß uns Höll' und Tod nicht kränkt. / 4. Weil die Wahrheit nicht kann lügen, / Will ich dir vertrauen fest, / Weil du keinen nicht verläßt; / Weil dein Wort nicht kann betrügen, / Bleibt mir meine Seligkeit / Unverrückt in Ewigkeit. / 5. Lob sei dir für deine Gnade, / Du getreues Vaterherz, / Daß dich meine Not und Schmerz, / Daß dich auch mein Seelenschade / Hat erbarmt so väterlich; / Drum lob' ich dich ewiglich

 

Alle Jahre wieder / Johann Wilhelm Hey, 1837

1. Alle Jahre wieder / Kommt das Christuskind / Auf die Erde nieder, / Wo wir Menschen sind / 2. Kehrt mit seinem Segen / Ein in jedes Haus / Geht auf allen Wegen / Mit uns ein und aus. / 3. Steht auch mir zur Seite / Still und unerkannt, / Daß es treu mich leite / An der lieben Hand.

 

Alle Menschen müßen sterben / Johann G. Albinus, 1652

1. Alle Menschen müßen sterben, / Alles Fleisch vergeht wie Heu; / Was da lebet, muß verderben, / Soll es anders werden neu. / Dieser Leib, der muß verwesen, / Wenn er anders soll genesen / Zu der großen Herrlichkeit, / Die den Frommen ist bereit. / 2. Drum so will ich dieses Leben, / Wann es meinem Gott beliebt, / Auch ganz willig von mir geben, / Bin darüber nicht betrübt; / Denn in meines Jesu Wunden / Hab' ich schon Erlösung funden, / Und mein Trost in Todesnot / Ist des Herren Jesu Tod. / 3. Jesus ist für mich gestorben, / Und sein Tod ist mein Gewinn; / Er hat mir das Heil erworben, / Drum fahr' ich mit Freuden hin, / Hin aus diesem Weltgetümmel / In den schönen Gotteshimmel, / Da ich werde allezeit / Schauen die Dreieinigkeit. / 4. Dar wird sein das Freudenleben, / Da viel tausen Seelen schon / Sind mit Himmelsglanz umgeben, / Dienen Gott vor seinem Thron, / Da die Seraphinen prangen / Und das hohe Lied anfangen: / Heilig, heilig, heilig heißt / Gott der Vater, Sohn und Geist. / 5. Da die Patriarchen wohnen, / Die Propheten allzumal, / Da auf ihren Ehrenthronen / Sitzet die gezwölfte Zahl, / Da in so viel tausend Jahren / Alle Frommen hingefahren, / Da wir unserm Gott zu Ehr'n / Ewig Halleluja hör'n. / 6. O Jerusalem, du Schöne, / Ach, wie helle glänzest du! / Ach, wie lieblich Lobgetöne / Hört man da in sanfter Ruh'! / O der großen Freud' und Wonne! / Jetzund gehet auf die Sonne, / Jetzund gehet an der Tag, / Der kein Ende nehmen mag. / 7. Ach, ich habe schon erblicket / Diese große Herrlichkeit! / Jetzund werd' ich schön geschmücket / Mit dem weißen Himmelskleid / Und der goldnen Ehrenkrone, / Stehe da vor Gottes Throne, / Schaue solche Fruede an, / Die kein Ende nehmen kann. - Tune - Alle Menschen müßen sterben

 

Allein Gott in der Höh' sei Ehr' / Nikolaus Decius, 1525

1. Allein Gott in der Höh' sei Ehr' / Und Dank für seine Gnade, / Darum daß nun und nimmermehr / Uns rühren kann kein Schade. / Ein Wohlgefall'n Gott an uns hat, / Nun ist groß' Fried' ohn' Unterlaß, / All' Fehd' hat nun ein Ende. / 2. Wir loben, preis'n, anbeten dich / Für deine Ehr'; wir danken, / Daß du, Gott Vater ewiglich / Regierst ohn' alles Wanken. / Ganz ungemeß'n ist deine Macht, / Fort g'schieht, was dein Will' hat bedacht; / Wohl uns des feinen Herren! / 3. O Jesu Christ, Sohn eingebor'n / Deines himmlischen Vaters, / Versöhner der'r, die war'n verlor'n, / Du Stiller unsers Haders, / Lamm Gottes, heil'ger Herr und Gott, / Nimm an die Bitt' von unsrer Not, / Erbarm' dich unser aller! / 4. O Heil'ger Geist, du höchstes Gut, / Du allerheilsamst' Tröster, / Vor's Teufels G'walt fortan behüt', / Die Jesus Christ erlöset / Durch große Mart'r und bittern Tod, / Abwend all unsern Jamm'r und Not! / Darauf wir uns verlaßen.

 

Allein zu dir, Herr Jesu Christ / Johannes Schneesing, 1542

1. Allein zu dir, Herr Jesu Christ, / Mein' Hoffnung steht auf Erden; / Ich weiß, daß du mein Tröster bist, / Kein Trost mag mir sonst werden. / Von Anbeginn ist nichts erkor'n, / Auf Erden ist kein Mensch gebor'n, / Der mir aus Nöten helfen kann; / Ich ruf' dich an, / Zu dem ich mein Vertrauen han. / 2. Mein' Sünd' sind schwer und übergroß / Und reuen mich von Herzen, / Derselben mach mich quitt und loß / Durch deinen Tod und Schmerzen / Daß du hast g'nug für mich getan, / So werd' ich quitt der Sündenlast. / Herr, halt mir fest, / Wes du dich mir versprochen hast! / 3. Gib mir nach dein'r Barmherzigkeit / Den wahren Christenglauben, / Auf daß ich deine Süßigkeit / Möcht' inniglich anschauen, / Vor allen Dingen lieben dich / Und meinen Nächsten gleich als mich. / Am letzten End' dein' Hilf' mir send, / Dadurch behend / Des Teufels List sich von mir wend'. - Tune - Allein zu dir

 

Alles ist an Gottes Segen / Anonymous, c.1673

1. Alles ist an Gottes Segen / Und an siner Gnad' gelegen, / Über alles Geld und Gut. / Wer auf Gott sein' Hoffnung setzet, / Der behält ganz unverletzet / Einen freien Heldenmut. / 2. Der mich hat bisher ernähret / Und mir manches Glück bescheret, / Ist und bleibet ewig mein. / Der mich wunderlich geführet / Und noch leitet und regieret, / Wird forthin mein Helfer sein. / 3. Viel' bemühen sich um Sachen, / Die nur Sorg' und Unruh' machen / Und ganz unbeständig sind. / Ich begehr' nach dem zu ringen, / Was mir kann Vergnügen bringen / Und man jetzt gar selten find't. / 4. Hoffnung kann das Herz erquicken; / Was ich wünsche, wird sich schicken, / So es anders Gott gefällt. / Meine Seele, Leib und Leben / Hab' ich seiner Gnad' ergeben / Und ihm alles heimgestellt. / 5. Er weiß schon nach seinem Willen / Mein Verlangen zu erfüllen, / Es hat alles seine Zeit. / Ich hab' ihm nichts vorzuschreiben; / Wie Gott will, so muß es bleiben, / Wenn Gott will, bin ich bereit. / 6. Soll ich länger allhier leben, / Will ich ihm nicht widerstreben, / Ich verlaße mich auf ihn. / Ist doch nichts, das lang bestehet, / Alles Irdische vergehet / Und fährt wie ein Strom dahin. - Tune - Alles ist an Gottes Segen / Johann B. König, 1738

 

Also hat Gott die Welt geliebt / Anonymous, 1791

1. Also hat Gott die Welt geliebt, / Daß er uns seinen Sohn hergibt, / Daß, wer ihm traut und glaubt allein, / Kann und soll ewig selig sein. / 2. Der Glaubensgrund ist Jesus Christ, / Der für uns selbst Mensch worden ist. / Wer seinem Mittler fest vertraut, / Der bleibt auf diesen Grund gebaut. / 3. Dein Gott will nicht des Sünders Tod, / Sein Sohn hilft uns aus aller Not, / Der Heil'ge Geist lehrt dich durchs Wort, / Daß du wirst selig hier und dort. / 4. Drum sei getrost, weil Gottes Sohn / Die Sünd' vergibt, der Gnadenthron; / Du bist gerecht durch Christi Blut, / Die Tauf' schenkt dir das höchste Gut. / 5. Bist du krank, kommst du gar in Tod, / So merk dies wohl in aller Not; / Mein Jesus macht die Seel' gesund, / Das ist der rechte Glaubensgrund. / 6. Ehr' sei dem Vater und dem Sohn / Samt Heil'gem Geist in einem Thron, / Welch's ihm auch also sei bereit't / Von nun an bis in Ewigkeit. - Tune - St Crispin

 

Auf, auf, ihr Reichsgenossen / Johann Rist, 1651

1. Auf, auf, ihr Reichsgenossen, / Der König kommt heran! / Empfahet unverdroßen / Den großen Wundermann. / Ihr Christen, geht herfür, / Laßt uns vor allen Dingen / Ihm Hosianna singen / Mit heiliger Begier. / 2. Auf, ihr betrübten Herzen, / Der König ist gar nah! / Hinweg, all' Angst und Schmerzen, / Der Helfer ist schon da! / Seht, wie so mancher Ort / Hochtröstlich ist zu nennen, / Da wir ihn finden können / Im Nachtmahl, Tauf' und Wort. / 3. Auf, auf, ihr Vielgeplagten, / Der König ist nicht fern! / Seid fröhlich, ihr Verzagten! / Dort kommt der Morgenstern. / Der Herr will in der Not / Mit reichem Trost euch speisen; / Er will euch Hilf' erweisen, / Ja dämpfen gar den Tod. / 4. Frischauf in Gott, ihr Armen, / Der König sorgt für euch! / Er will durch sein Erbarmen / Euch machen groß und reich. / Der an ein Tier gedacht, / Der wird auch euch ernähren; / Was Menschen nur begehren, / Das steht in seiner Macht. / 5. Seid fromm, ihr Untertanen, / Der König ist gerecht, / Laßt uns den Weg ihm bahnen / Und machen alles schlecht. / Fürwahr, er meint es gut; / Drum laßet uns die Plagen, / Die er uns schickt, ertragen / Mit unerschrocknem Mut. / 6. Nun, Herr, du gibst uns reichlich, / Wirst selbst doch arm und schwach; / Du liebest unvergleichlich, / Du jagst den Sündern nach. / Drum woll'n wir insgemein / Die Stimmen hoch erschwingen, / Dir Hosianna singen / Und ewig dankbar sein.

 

Auf, auf, mein Herz, mit Freuden / Paul Gerhardt, 1648

1. Auf, auf, mein Herz, mit Freuden, / Nimm wahr, was heut' geschieht! / Wie kommt nach großem Leiden / Nun ein so großes Licht! / Mein Heiland war gelegt / Da, wo man uns hinträgt, / Wenn von uns unser Geist / Gen Himmel ist gereist. / 2. Er war ins Grab gesenket, / Der Feind trieb groß Geschrei. / Eh' er's vermeint und denket / Ist Christus wieder frei / Und ruft: Viktoria! / Schwingt fröhlich hier und da / Sein Fähnlein als ein Held, / Der Feld und Mut behält. / 3. Das ist mir anzuschauen / Ein rechtes Freudenspiel; / Nun soll mir nicht mehr grauen / Vor allem, was mir will / Entnehmen meinen Mut / Zusamt dem edlen Gut, / So mir durch Jesum Christ / Aus Lieb' erworben ist. / 4. Die Höll' und ihre Rotten, / Die krümmen mir kein Haar; / Der Sünden kann ich spotten, / Bleib' allzeit ohn' Gefahr; / Der Tod mit seiner Macht / Wird schlecht bei mir geacht't; / Er bleibt ein totes Bild, / Und wär' er noch so wild. / 5. Die Welt ist mir ein Lachen / Mit ihrem großen Zorn; / Sie zuernt und kann nicht machen, / All' Arbeit ist verlor'n. / Die Trübsal trübt mir nicht / Mein Herz und Angesicht; / Das Unglück ist mein Glück, / Die Nacht mein Sonnenblick. / 6. Ich hang' und bleib' auch hangen / An Christo als ein Glied; / Wo mein Haupt durch ist gangen, / Da nimmt er mich auch mit. / Er reißet durch den Tod, / Durch Welt, durch Sünd' und Not, / Er reißet durch die Höll', / Ich bin stets sein Gesell. / 7. Er dringt zum Saal der Ehren, / Ich folg' ihm immer nach / Und darf mich gar nicht kehren / An einzig Ungemach. / Es tobe, was da kann, / Mein Haupt nimmt sich mein an; / Mein Heiland ist mein Schild, / Der alles Toben stillt. / 8. Er bringt mich an die Pforten, / Die in den Himmel führt, / Daran mit güldnen Worten / Der Reim gelesen wird: / Wer dort wird mit verhöhnt, / Wird hier auch mit gekrönt; / Wer dort mit sterben geht, / Wird hier auch mit erhöht. - Tune - Auf, auf mein Herz / Johann Crüger 1648

 

Auf, ihr Christen, Christi Glieder / Justus Falckner, 1697

1. Auf, ihr Christen, Christi Glieder, / Die ihr noch hängt an dem Haupt, / Auf, wacht auf, ermannt euch wieder, / Eh' ihr werdet hingeraubt! / Satan beut an den Streit / Christo und der Christenheit. / 2. Diesen Sieg hat auch empfunden / Vieler Heil'gen starker Mut, / Da sie haben überwunden / Fröhlich durch des Lammes Blut. / Sollten wir denn allhier / Nicht auch streiten mit Begier? / 3. Auf den, laßt uns überwinden / In dem Blute Jesu Christ / Und an unsre Stirne binden / Sein Wort, so ein Zeugnis ist, / Das uns deckt und erweckt / Und nach Gottes Liebe schmeckt, / 4. Da Gott seinen treuen Knechten / Geben wird den Gnadenlohn / Und die Hütten der Gerechten / Stimmen an den Siegeston, / Da fürwahr Gottes Schar / Ihn wird loben immerdar.

 

Auf meinen lieben Gott / Sigismund Weingärtner, 1607

1. Auf meinen lieben Gott / Trau' ich in Angst und Not, / Der kann mich allzeit retten / Aus Trübsal, Angst und Nöten, / Mein Unglück kann er wenden, / Steht all's in seinen Händen. / 2. Ob mich mein' Sünd' anficht, / Will ich verzagen nicht; / Auf Christum will ich bauen / Und ihm allein vertrauen; / Ihm tu' ich mich ergeben / Im Tod und auch im Leben. / 3. Ob mich der Tod nimmt hin, / Ist Sterben mein Gewinn, / Und Christus ist mein Leben, / Dem tu' ich mich ergeben; / Ich sterb' heut oder morgen, / Mein' Seel' wird er versorgen. / 4. O mein Herr Jesu Christ, / Der du so g'duldig bist / Für mich am Kreuz gestorben, / Hast mir das Heil erworben, / Auch uns allen zugleiche / Das ew'ge Himmelreiche. / 5. Amen, zu aller Stund' / Sprech' ich aus Herzensgrund. / Du wollest uns tun leiten, / Herr Christ, zu allen Zeiten, / Auf daß wir deinen Namen / Ewiglich preisen. Amen. - Tune - Auf meinen lieben Gott

 

Aus Gnaden soll ich selig werden / Christian L. Scheidt, 1742

1. Aus Gnaden soll ich selig werden! / Herz, glaubst du's, oder glaubst du's nicht? / Was willst du dich so blöd' gebärden? / Ist's Wahrheit, was die Schrift verspricht, / So muß auch dieses Wahrheit sein: / Aus Gnaden ist der Himmel dein. / 2. Aus Gnaden! Hier gilt kein Verdienen, / Die eignen Werke fallen hin; / Gott, der aus Lieb' im Fleisch erschienen, / Bringt uns den seligen Gewinn, / Daß uns sein Tod das Heil gebracht / Und uns aus Gnaden selig macht. / 3. Aus Gnaden! Merk dies Wort: Aus Gnaden. / Sooft dich deine Sünde plagt, / Sooft dir will der Satan schaden, / Sooft dich dein Gewissen nagt. / Was die Vernunft nicht faßen kann, / Das beut dir Gott aus Gnaden an. / 4. Aus Gnaden kam sein Sohn auf Erden / Und übernahm die Sündenlast. / Was nötigt' ihn, dein Freund zu werden? / Sag's, wo du was zu rühmen hast! / War's nicht, daß er dein Bestes wollt' / Und dir aus Gnaden helfen sollt'? / 5. Aus Gnaden! Dieser Grund wird bleiben, / Solange Gott wahrhaftig heißt. / Was alle Knechte Jesu schreiben, / Was Gott in seinem Wort anpreist, / Worauf all unser Glaube ruht, / Ist Gnade durch des Lammes Blut. / 8. Aus Gnaden bleibt dem blöden Herzen / Das Herz des Vaters aufgetan, / Wenn's unter größter Angst und Schmerzen / Nicht sieht und nichts mehr hoffen kann. / Wo nähm' ich oftmals Stärkung her, / Wenn Gnade nicht mein Anker wär'! / 9. Aus Gnaden! Hierauf will ich sterben. / Ich fühle nichts, doch mir ist wohl; / Ich kenn' mein sündliches Verderben, / Doch auch den, der mich heilen soll. / Mein Geist ist froh, die Seele lacht, / Weil mich die Gnade selig macht. - Tune - O daß ich tausend / Kornelius H. Dretzel, 1731

 

Aus meines Herzens Grunde / Georg Nigidius (Niege), 1585

1. Aus meines Herzens Grunde / Sag' ich dir Lob und Dank / In dieser Morgenstunde, / Dazu mein Leben lang, / O Gott, in deinem Thron, / Dir zu Preis, Lob und Ehren / Durch Christum, unsern Herren, / Dein'n eingebornen Sohn, / 2. Daß du mich hast aus Gnaden / In der vergangnen Nacht / Vor G'fahr und allem Schaden / Behütet und bewacht. / Ich bitt' demütiglich, / Woll'st mir mein' Sünd' vergeben, / Womit in diesem Leben / Ich hab' erzürnet dich. / 3. Du wollest auch behüten / Mich gnädig diesen Tag / Vor's Teufels List und Wüten, / Vor Sünden und vor Schmach, / Vor Feu'r und Wassersnot, / Vor Armut und vor Schanden, / Vor Ketten und vor Banden, / Vor bösem schnellem Tod. / 4. Dein'n Engel laß auch beiben / Und weichen nicht von mir, / Den Satan zu vertreiben, / Auf daß der bös' Feind hier / In diesem Jammertal / Sein' Tück' an mir nicht übe, / Leib und Seel' nicht betrübe / Und bring' mich nicht zu Fall. / 5. Gott will ich laßen raten, / Denn er all' Ding' vermag; / Er segne meine Taten, / Mein Vornehmen und Sach', / Denn ich ihm heimgestellt / Mein'n Leib, mein' Seel', mein Leben / Und was er mir sonst geben. / Er mach's, wie's ihm gefällt. / 6. Darauf so sprech' ich Amen / Und zweifle nicht daran, / Gott wird es all's zusammen / Sich wohlgefallen lan; / Und streck' nun aus mein' Hand, / Greif' an das Werk mit Freuden, / Dazu mich Gott bescheiden / In mein'm Beruf und Stand. - Tune - Aus meines Herzens Grunde

 

Aus tiefer Not schrei' ich zu dir / Martin Luther, 1523

1. Aus tiefer Not schrei' ich zu dir, / Herr Gott, erhoer' mein Rufen, / Dein gnädig' Ohren kehr zu mir, / Und meiner Bitt' sie öffnen! / Denn so du willst das sehen an, / Was Sünd' und Unrecht ist getan, / Wer kann, Herr, vor dir bleiben? / 2. Bei dir gilt nichts denn Gnad' und Gunst / Die Sünde zu vergeben; / Es ist doch unser Tun umsonst, / Auch in dem besten Leben. / Vor dir Niemand sich rühmen kann, / Des muß dich fürchten jedermann / Und deiner Gnade leben. / 3. Darum auf Gott will hoffen ich, / Auf mein Verdienst nicht bauen; / Auf ihn mein Herz soll laßen sich, / Und seiner Güte trauen, / Die mir zusagt sein wertes Wort, / Das ist mein Trost und treuer Hort, / Des will ich allzeit harren. / 4. Und ob es währt bis in die Nacht / Und wieder an den Morgen, / Doch soll mein Herz an Gottes Macht / Verzweifeln nicht noch sorgen, / So thu' Israel rechter Art, / Der aus dem Geist erzeuget ward, / Und seines Gott's erharre. / 5. Ob bei uns ist der Sünden viel, / Bei Gott ist viel mehr Gnade; / Sein' Hand zu helfen hat kein Ziel, / Wie groß auch sei der Schade. / Er ist allein der gute Hirt, / Der Israel erlösen wird / Aus seinen Sünden allen. - Tune - Aus tiefer Not

 

Befiehl du deine Wege / Paul Gerhardt, 1656

1. Befiehl du deine Wege, / Und was dein Herze kränkt, / Der allertreusten Pflege / Des, der den Himmel lenkt! / Der Wolken, Luft und Winden, / Gibt Wege, Lauf und Bahn, / Der wird auch Wege finden, / Da dein Fuß gehen kann. / 2. Dem Herren mußt du trauen, / Wenn dir's soll wohlergehn; / Auf sein Werk must du schauen, / Wenn dein Werk soll bestehn. / Mit Sorgen und mit Grämen / Und mit selbsteigner Pein / Läßt Gott sich gar nichts nehmen, / Es muß erbeten sein. / 3. Dein' ew'ge Treu' und Gnade, / O Vater, weiß und sieht, / Was gut sei oder schade / Dem sterblichen Geblüt; / Und was du dann erlesen, / Das treibst du, starker Held, / Und bringst zum Stand und Wesen, / Was deinem Rat gefällt. / 4. Weg' hast du allerwegen, / An Mitteln fehlt dir's nicht; / Dein Tun ist lauter Segen, / Dein Gang ist lauter Licht, / Dein Werk kann niemand hindern, / Dein' Arbeit darf nicht ruhn, / Wenn du, was deinen Kindern / Ersprießlich ist, willst tun. / 5. Und ob gleich alle Teufel / Hier wollten widerstehn, / So wird doch ohne Zweifel / Gott nicht zurückegehn; / Was er sich vorgenommen, / Und was er haben will, / Das muß doch endlich kommen / Zu seinem Zweck und Ziel. / 6. Hoff, o du arme Seele, / Hoff und sei unverzagt! / Gott wird dich aus der Höhle, / Da dich der Kummer plagt, / Mit großen Gnaden rücken; / Erwarte nur die Zeit, / So wirst du schon erblicken / Die Sonn' der schönsten Freud'. / 7. Auf, auf, gib deinem Schmerze / Und Sorgen gute Nacht! / Laß fahren, was dein Herze / Betrübt und traurig macht! / Bist du doch nicht Regente / Der alles führen soll; / Gott sitzt im Regimente / Und führet alles wohl. / 8. Ihn, ihn laß tun und walten, / Er ist ein weiser Fürst / Und wird sich so verhalten, / Daß du dich wundern wirst, / Wenn er, wie ihm gebühret, / Mit wunderbarem Rat / Die Sach' hinausgeführet, / Die dich bekümmert hat. / 9. Er wird zwar eine Weile / Mit seinem Trost verziehn / Und tun an seinem Teile, / Als hätt' in seinem Sinn Er deiner sich begeben, / Und sollt'st du für und für / In Angst und Nöten schweben, / Frag' er doch nichts nach dir. / 10. Wird's aber sich befinden, / Daß du ihm treu verbleibst / So wird er dich entbinden, / Da du's am mind'sten gläubst; / Er wird dein Herze lösen / Von der so schweren Last, / Die du zu keinem Bösen / Bisher getragen hast. / 11. Wohl dir, du Kind der Treue! / Du hast und trägst davon / Mit Ruhm und Dankgeschreie / Den Sieg und Ehrenkron'. / Gott gibt dir selbst die Palmen / In deine rechte Hand, / Und du singst Freudenpsalmen / Dem, der dein Leid gewandt. / 12. Mach End', o Herr, mach Ende / An aller unsrer Not, / Stärk unsre Füß' und Hände / Und laß bis in den Tod / Uns allzeit deiner Pflege / Und Treu' empfohlen sein, / So gehen unsre Wege / Gewiß zum Himmel ein. - Tune - Herzlich tut mich

 

Bis hierher hat mich Gott gebracht / Ämilie Juliane, 1699

1. Bis hierher hat mich Gott gebracht / Durch seine große Güte; / Bis hierher hat er Tag und Nacht / Bewahrt Herz und Gemüte; / Bis hierher hat er mich geleit't, / Bis hierher hat er mich erfreut, / Bis hierher mir geholfen. / 2. Hab Lob und Ehre, Preis und Dank / Für die bisher'ge Treue, / Die du, o Gott, mir lebenslang / Bewiesen täglich neue! / In mein Gedächtnis schreib' ich an: / Der Herr hat große Ding' getan / An mir und mir geholfen. / 3. Hilf ferner auch, mein treuer Hort, / Hilf mir zu allen Stunden! / Hilf mir an all und jedem Ort, / Hilf mir durch Jesu Wunden; / Hilf mir im Leben, Tod und Not / Durch Christi Schmerzen, Blut und Tod: / Hilf mir, wie du geholfen! - Tune - Allein Gott in der Höh

 

Brich auf und werde lichte / Martin Opitz, 1628

1. Brich auf und werde lichte, / Laß gehn die nacht zunichte. / Den Licht komm her zu dir; / Die Herrlichtkeit des Herren / Glänzt prächtig weit und ferren / Und zeigt sich um und über dir. Zwar finster ist die Erde, / Der armen Heiden Herde / Liegt dunket weit und breit; / Dich hat der Herr, dein Leben, / Dein Heil und Trost, umbegen / Mit großer Ehr und Herrlichkeit. Die Völker auf der Erden, / So je beschienen werden / Durch klare Sonnenlicht, / Die sollen dien Licht kennen, / Zum Glanze frölich rennen, / Der aus der Höh' des Himmels bricht. Heb auf, heb dein Gesichte; / Das Volk folgt deinem Lichte, / Die Welt kommt ganz zu dir; / Sie hat von dir venommen / Die Sohn und Töcher kommen / Und suchen deinen Ruhm und Zier. Dein Herz wird dir wallen, / Wenn dir komm zu gefallen / Die Anzahl um das Meer; / Du wirst die Augen weiden / Am Volke viele Heiden, / So dringst mit Haufen zu dir her.

 

Christ ist erstanden / Anonymous, 12th Century

1. Christ ist erstanden / Von der Marter alle, / Des solln wir alle froh sein, / Christ will unser Trost sein. / Kyrie eleis. / 2. Wär er nicht erstanden, / So wär die Welt vergangen; / Seit daß er erstanden ist, / So lobn wir den Vater Jesu Christ. / Kyrie eleis. / 3. Halleluja, / Halleluja, Halleluja! / Des solln wir alle froh sein, / Christ will unser Trost sein. / Kyrie eleis. - Tune - Christ ist erstanden

 

Christ lag in Todesbanden / Martin Luther, 1524

1. Christ lag in Todesbanden, / Für unsre Sünd' gegeben, / Der ist wieder erstanden / Und hat uns bracht das Leben. / Des wir sollen fröhlich sein, / Gott loben und dankbar sein / Und singen: Halleluja! / Halleluja! / 2. Den Tod Niemand zwingen konnt' / Bei allen Menschenkindern; / Das macht alles unser' Sünd', / Kein' Unschuld war zu sinden. / Davon kam der Tod so bald / Und nahm ueber uns Gewalt, / Hielt uns in sei'm Reich gefangen. / Halleluja! / 3. Jesus Christus, Gottes Sohn, / An unser Statt ist kommen, / Und hat die Sünde abgethan, / Damit dem Tod genommen / All sein Recht und sein' Gewalt, / Da bleibt nichts denn Tod's Gestalt, / Den Stachel hat er verloren. / Halleluja! / 4. Es war ein wunderlicher Krieg, / Da Tod und Leben rungen; / Das Leben, das behielt den Sieg, / Es hat den Tod verschlungen. / Die Schrift hat verkündet das, / Wie ein Tod den andern fraß, / Ein Spott der Tod ist worden. / Halleluja! / 5. Hier ist das rechte Osterlamm, / Davon Gott hat geboten, / Das ist dort an des Kreuzes Stamm / In heißer Lieb' gebraten; / Des Blut zeichnet unsre Tür, / Das hält der Glaub' dem Tod für, / Der Würger kann nicht würgen. / Halleluja! / 6. So feiern wir dies hohe Fest / Mit Herzens Freud' und Wonne, / Das uns der Herre scheinen läßt; / Er ist selber die Sonne, / Der durch seiner Gnaden Glanz / Erleucht't unsre Herzen ganz, / Der Sünd' Nacht ist vergangen. / Halleluja! / 7. Wir essen nun und leben wohl / In rechten Osterfladen; / Der alte Sauerteig nicht soll / Sein bei dem Wort der Gnaden. / Christus will die Koste sein / Und speisen die Seel' allein; / Der Glaub' kein's andern lebet. / Halleluja! - Tune - Christ lag in Todesbanden / Latin, c. 1100

 

Christ, unser Herr, zum Jordan kam / Martin Luther, 1541

1. Christ, unser Herr, zum Jordan kam / Nach seines Vaters Willen, / Von Sanct Johann's die Taufe nahm, / Sein Werk und Amt zu 'rfüllen. / Da wollt' er stiften uns ein Bad, / Zu waschen uns von Sünden, / Ersäufen auch den bittern Tod / Durch sein selbst Blut und Wunden, / Es galt ein neues Leben. / 2. So hört und merket alle wohl, / Was Gott heißt selbst die Taufe, / Und was ein Christen glauben soll, / Zu meiden Ketzer Haufen: / Gott spricht und will, das Wasser sei / Doch nicht allein schlecht Wasser, / Sein heiligs Wort ist auch dabei / Mit reichem Geist ohn Massen, / Der ist allhie der Täufer. / 3. Solchs hat er uns beweiset klar, / Mit Bildern und mit Worten, / Des Vaters Stimm man offenbar / Daselbst am Jordan hörte. / Er sprach: das ist mein lieber Sohn, / An dem ich hab Gefallen, / Den will ich euch befohlen han, / Daß ihr ihn höret alle / Und folget seinen Lehren. / 4. Auch Gottes Sohn hie selber steht / In seiner zarten Menschheit, / Der heilig Geist hernieder fährt / In Taubenbild verkleidet; / Daß wir nicht sollen zweifeln dran, / Wenn wir getaufet werden, / All' drei Person getaufet han, / Damit bei uns auf Erden / Zu wohnen sich ergeben. / 5. Sein Jünger heißt der Herre Christ: / Geht hin all Welt zu lehren, / Daß sie verlor'n in Sünden ist, / Sich soll zur Busse kehren; / Wer glaubet und sich taufen läßt, / Soll dadurch selig werden, / Ein neugeborner Mensch er heißt, / Der nicht mehr konne sterben, / Das Himmelreich soll erben. / 6. Wer nicht glaubt dieser großen Gnad, / Der bleibt in seinen Sünden, / Und ist verdammt zum ewgen Tod / Tief in der Höllen Grunde, / Nichts hilst sein eigen Heiligkeit, / All sein Thun ist verloren. / Die Erbsünd machts zur Nichtigkeit, / Darin er ist geboren, / Vermag ihm selbst nichts helfen. / 7. Das Aug' allein das Wasser seiht, / Wie Menschen Wasser gießen, / Der Glaub im Geist die Kraft versteht / Des Blutes Jesu Christi, / Und ist für ihm ein rothe Fluth / Von Christus Blut gefärbet, / Die allen Schaden heilen tut / Von Adam her geerbet, / Auch von uns selbst begangen.

 

Christe, du Beistand deiner Kreuzgemeine / Matthäus Apelles von Löwenstern, 1644

1. Christe, du Beistand deiner Kreuzgemeine, / Eile, mit Hilf' und Rettung uns erscheine; / Steuere den Feinden, ihre Blutgerichte / Mache zunichte! / 2. Streite doch selber für uns arme Kinder, / Wehre dem Teufel, seine Macht verhinder'; / Alles, was kämpfet wider deine Glieder, / Stürze danieder! / 3. Frieden bei Kirch' und Schulen uns beschere, / Frieden zugleich der Obrigkeit gewähre, / Frieden dem Herzen, Frieden dem Gewißen / Gib zu genießen! / 4. Also wird zeitlich deine Güt' erhoben, / Also wird ewig und ohn' Ende loben / Dich, o du Wächter deiner armen Herde, / Himmel und Erde. - Tune - Herzliebster Jesu

 

Christe, du Lamm Gottes / Anonymous, 1528

1. Christe, du Lamm Gottes, / Der du trägst die Sünd' der Welt, / Erbarm dich unser! / 2. Christe, du Lamm Gottes, / Der du trägst die Sünd' der Welt, / Erbarm dich unser! / 3. Christe, du Lamm Gottes, / Der du trägst die Sünd' der Welt, / Gib uns dein'n Frieden! Amen.

 

"Christum wir sollen loben schon" / (A solis ortus cardine) / Martin Luther, 1524

1. Christum wir sollen loben schon, / Der reinen Magd Marien Sohn, / Soweit die liebe Sonne leucht't / Und an aller Welt Ende reicht. / 2. Der selig' Schöpfer aller Ding' / Zog an ein's Knechtes Leib gering, / Daß er das Fleisch durchs Fleisch erwürb' / Und sein Geschöpf nicht all's verdürb'. / 3. Die göttlich' Gnad' vom Himmel groß / Sich in die keusche Mutter goß; / Ein Mägdlein trug ein heimlich Pfand, / Das der Natur war unbekannt. / 4. Das züchtig' Haus des Herzens zart / Gar bald ein Tempel Gottes ward; / Die kein Mann rühret noch erkannt, / Von Gottes Wort man schwanger fand. / 5. Die edle Mutter hat gebor'n / Den Gabriel verhieß zuvorn, / Den Sankt Johann's mit Springen zeigt', / Da er noch lag im Mutterleib. / 6. Er lag im Heu mit Armut groß, / Die Krippe hart ihn nicht verdroß; / Es ward ein' kleine Milch sein' Speis', / Der nie kein Vöglein hungern ließ. / 7. Des Himmels Chör' sich freuen drob, / Und die Engel singen Gott Lob; / Den armen Hirten wird vermeld't / Der Hirt und Schöpfer aller Welt. / 8. Lob, Ehr' und Dank sei dir gesagt, / Christ, gebor'n von der reinen Magd, / Mit Vater und dem Heil'gen Geist / Von nun an bis in Ewigkeit! Author: Martin Luther (German)1524 / Poem by: Coelius Sedulius, c. 450 / Poem titled: "Paean Alphabeticus de Christo" / Tune: Christum wir sollen loben schon

 

Christus, der ist mein Leben / Anonymous, 1609, 1612

1. Christus der ist mein Leben, / Sterben ist mein Gewinn; / Dem tu ich mer ergeben, / Mit Fried fahr ich dahin. / 2. Mit Freud' fahr ich von dannen / Zu Christ, dem Bruder mein, / Daß ich mög zu ihm kommen / Und ewig bei ihm sei. / 3. Nun hab nun überwunden / Kreuz, Leiden, Angst und Not; / Durch sein' heilig' fünf Wunden / Bin ich versöhnt mit Gott. / 4. Wenn meine Kräfte brechen, / Mein Atem schwer geht aus / Und kann kein Wort mehr sprechen: / Herr, nimm mein Seufzen auf! / 5. Wenn mein Herz und Gedanken / Vergehen wie ein Licht, / Das hin und her muß wanken, / Wenn ihm die Flamm' gebricht: / 6. Alsdann fein sanft und stille, / Herr, laß mich schlafen ein / Nach deinem Rat und Willen, / Wenn kommt mein Stündelein. / 7. Und laß mich an dir kleben / Wie eine Klett' am Kleid / Und ewig bei dir leben / In Himmelswonn' und -freud'! / 8. Amen, das wirst du, Christe, / Verleihen gnädiglich! / Mit deinem Geist mich rüste, / Daß ich fahr' seliglich! - Tune - Christus der ist mein Leben

 

Christus ist erstanden / Michael Weisse, 1531

1. Christus ist erstanden / Von des Todes Banden; / Des freuet sich der Engel Schar, / Singend im Himmel immerdar: / Halleluja! / 2. Der für uns sein Leben / In Tod hat gegeben, / Der ist nun unser Osterlamm, / Des wir uns freuen allesamt, / Halleluja! / 3. Der, ans Kreuz gehangen, / Kein'n Trost konnt' erlangen, / Der lebet nun in Herrlichkeit, / Uns zu vertreten stets bereit. / Halleluja! / 4. Der so ganz verschwiegen / Zur Hölle gestiegen, / Den wohlgerüst'ten Starken band, / Der wird nun in der Höh' erkannt. / Halleluja! / 5. Der da lag begraben, / Der ist nun erhaben, / Und sein Tun wird kräftig erweist / Und in der Christenheit gepreist. / Halleluja! / 6. Er läßt nun verkünden / Vergebung der Sünden, / Und wie man die durch rechte Buß' / Nach seiner Ordnung suchen muß. / Halleluja! / 7. O Christe, Osterlamm, / Speis uns heut' allesamt, / Nimm weg all unsre Missetat, / Daß wir dir singen früh und spat: / Halleluja!

 

Da Jesus an des Kreuzes Stamm / Johann Böschenstain, c. 1515

1. Da Jesus an des Kreuzes Stamm / Der ganzen Welt Sünd' auf sich nahm, / Sprach er in seinen Schmerzen / Noch sieben Wort', die laßet uns / Erwägen wohl im Herzen. / 2. Zum ersten: Vater, strafe nicht / An ihnen, was mir jetzt geschicht, / Weil sie es nicht verstehen. / Vergib uns, Gott, wenn wir auch noch / Aus Irrtum was begehen! / 3. Zum andern er des Schächers dacht': / Fürwahr du wrist noch vor der Nacht / In meinem Reich heut' leben. / O Herr, nimm uns auch bald zu dir, / Die wir im Elend schweben. / 4. Zum dritten: Deinen Sohn sieh, Weib! / Johannes, ihr zu Dienste bleib / Und sie als Mutter liebe! / Versorg, Herr, die wir laßen hier, / Daß niemand sie betrübe! / 5. Zum vierten sagte er: Mich dürst't! / O Jesu, großer Lebensfürst, / Du hast Durst und Verlangen / Nach unsrer Seligkeit; drum hilf, / Daß wir sie auch empfangen. / 6. Zum fünften: O mein Gott, mein Gott, / Wie läßt du mich so in der Not? / Hier wirst du, Herr, verlassen, / Daß uns Gott wieder dort aufnhem'. / Den Trost laß uns wohl fassen. / 7. Zum sechsten: Hiermit ist vollbracht / Und alles nunmehr gutgemacht. / Gib, daß wir auch durchdringen, / Und was du, Herr, uns auferlegt, / Hilf seliglich vollbringen. / 8. Zum siebenten: Ich meine Seel', / O Gott, mein Vater, dir befehl' / Zu deinen treuen Händen. / Dies Wort sei unser letzter Wunsch, / Wenn wir das Leben enden. / 9. Wer oft an diese Wort' gedenkt, / Wenn seine Missetat ihn kränkt, / Der wird es wohl geniessen; / Denn er durch Gottes Gnad' erlangt / Ein ruhiges Gewissen. / 10. Verleih und dies, Herr Jesu Christ, / Der du für uns gestorben bist! / Gib, daß wir deine Wunden, / Dein Leiden, Marter, Kreuz, und Tod / Betrachten alle Stunden!

 

Dank sei Gott in der Höhe / Johannes Mühlmann, 1618

1. Dank sei Gott in der Höhe / In dieser Morgenstund', / Durch den ich wied'r aufstehe / Vom Schlaf frisch und gesund! / Mich hatte fest gebunden / Mit Finsternis die Nacht, / Ich hab' sie überwunden / Durch Gott, der mich bewacht. / 2. Wied'rum tu' ich dich bitten, / O Schutzherr Israel, / Du woll'st treulich behüten / Den Tag mein'n Leib und Seel', / All' christlich' Obrigkeiten, / Unsre Schul' und Gemein' / In diesen bösen Zeiten / Laß dir befohlen sein! / 3. Erhalt uns durch dein' Güte / Bei guter, reiner Lehr', / Vor Ketzerei behüte, / Streit' für dein Wort und Ehr', / Daß wir dich allzusammen / Loben in einem Geist, / Sprechen: Des Herren Namen / Sei groß und hoch gepreist! / 4. Dem Leibe gib daneben / Nahrung und guten Fried', / Ein g'sund und mäßig Leben, / Dazu ein froh Gemüt, / Daß wir in allen Ständen / Tugen und Ehrbarkeit / Lieben und Fleiß drauf wenden / Als rechte Christenleut'. / 5. Gib mildiglich dein'n Segen, / Daß wir nach dein'm Geheiß / Wandeln auf guten Wegen, / Tun unser Amt mit Fleiß, / Daß ein jeder sein Netze / Auswerf' und auf dein Wort / Sein'n Trost mit Petro setze, / So geht die Arbeit fort. / 6. Wir sind die zarten Reben, / Der Weinstock selbst bist du, / Daran wir wachs'n und leben / Und bringen Frucht dazu. / Hilf, daß wir an dir bleiben / Und wachsen immer mehr, / Dein guter Geist uns treibe / Zu Werken deiner Ehr'!

 

Das alte Jahr vergangen ist / Johann Steuerlein, 1588

1. Das alte Jahr vergangen ist, / Wir danken dir, Herr Jesu Christ, / Daß du uns hast in aller G'fahr / So gnädiglich behüt't dies Jahr. / 2. Wir bitten dich, ewigen Sohn / Des Vaters in dem höchsten Thron, / Du woll'st dein' arme Christenheit / Ferner bewahren allezeit. / 3. Entzeuch uns nicht dein heilsam Wort, / Welch's ist der Seelen Trost und Hort, / Vor's Papsts Lehr' und Abgötterei / Bewahr uns, Herr, und steh uns bei! / 4. Hilf, daß wir von der Sand' ablan / Und fromm zu werden fahen an. / Kein'r Sünd' im alten Jahr gedenk, / Ein gnadenreich neu Jahr uns schenk. / 5. Christlich zu leben, seliglich / Zu sterben und hernach fröhlich / Am Jüngsten Tag wied'r aufzustehn, / Mit dir in Himmel einzugehn, / 6. Zu danken und zu loben dich / Mit allen Engeln ewiglich. / O Jesu, unsern Glauben mehr / Zu deines Namens Lob und Ehr'! - Tune - Herr Jesu Christ, dich

 

Das ist der Gemeinde Stärke / Samuel Preiswerk, 1844

1. Das ist der Gemeinde Stärke / Sie bekennt es laut und frei, / Daß zu ihrem großen Werke / Sie vom Herrn erkoren sei. / 2. Er hat festgelegt die Gründe, / Er ist seines Werkes Hort; / Wir, umgeben noch von Sünde, / Bauen, wie wir könne, fort. / 3. Unsre Tage sind gezählet, / Unsre Kräfte schwinden hin; / Wir nicht haben ihm erwählet, / Sondern sind erwählt durch ihn. / 4. Darum gehn wir ohne Zagen / Ruhig unsern Pilgergang, / Wollen Jesu Zeugnis tragen / Unter Schmerz und Lobgesang. / 5. Ob wir auch mit Schwachheit rangen, / Ob auch manche Träne fiel, / Er, der's mächtig angefangen, / Führt es herrlich einst ans Ziel.

 

Der Bräut'gam wird bald rufen / Johann Walther, 1552

1. Der Bräut'gam wird bald rufen: / Kommt all', ihr Hochzeitsgäst'! / Hilf, Gott, daß wir nicht schlafen, / In Sünden schlummern fest, / Bald hab'n in unsern Händen / Die Lampen, Öl und Licht / Und dürfen uns nicht wenden / Von deinem Angesicht. / 2. Da werden wir mit Freuden / Den Heiland schauen an, / Der durch sein Blut und Leiden / Den Himmel aufgetan, / Die lieben Patriarchen, / Propheten allzumal, / Die Märt'rer und Apostel / Bei ihm, ein' große Zahl. / 3. Die werden uns annehmen / Als ihre Brüderlein, / Sich unser gar nicht schämen, / Uns mengen mitten ein. / Wir werden alle treten / Zur Rechten Jesu Christ, / Als unsern Gott anbeten, / Der unsers Fleisches ist. / 4. Gott wird sich zu uns kehren, / Ein'm jeden setzen auf / Die güldne Kron' der Ehren / Und herzen freundlich drauf, / Wird uns an sein' Brust drücken / Aus Lieb' ganz väterlich, / An Leib und Seel' uns schmücken / Mit Gaben mildiglich. / 5. Da wird man hören klingen / Die rechten Saitenspiel'; / Die Musikkunst wird bringen / In Gott der Freuden viel. / Die Engel werden singen, / All' Heil'gen Gottes gleich, / Mit himmelischen Zungen / Ewig in Gottes Reich. / 6. Er wird uns fröhlich leiten / Ins ew'ge Paradeis, / Die Hochzeit zu bereiten / Zu seinem Lob und Preis. / Da wird sein Freud' un Wonne / In rechter Lieb' und Treu' / Aus Gottes Schatz und Bronne / Und täglich werden neu. / 7. Also wird Gott erlösen / Uns gar aus aller Not, / Vom Teufel, allem Bösen, / Von Trübsal, Angst und Spott, / Von Trauern, Weh und Klagen, / Von Krankheit, Schmerz und Leid, / Von Schwermut, Sorg' und Zagen, / Von aller bösen Zeit. - Tune - Ach Gott vom Himmelreiche

 

Der du bist drei in Einigkeit / Martin Luther, 1543

1. Der du bist drei in Einigkeit, / Ein wahrer Gott von Ewigkeit; / Die Sonn' mit dem Tag von uns weicht: / Laß leuchten uns dein göttlich Licht. / 2. Des Morgens, Gott, dich loben wir, / Des Abends auch beten für dir, / Unser armes Lied rühmt dich / Jetzt und immer und ewiglich. / 3. Gott Vater, dem sei ewig Ehr, / Gott Sohn der ist der einig' Herr, / Und dem Tröster heiligen Geist, / Von nun an bis in Ewigkeit.

 

Der Tag, der is so freudenreich / German c.1400

1. Der Tag, der is so freudenreich / Aller Kreature, / Denn Gottes Sohn vom Himmelreich / Uber die Nature / Von einer Jungfrau is beboren, / Maria, du bist auserkoren / Das du Mutter wärest. / Was geschah so wunderlich? / Gottes Sohn vom Himmelreich, / Der is Mench geboren. Ein Kiddelein so löbelich / Ist uns geboren heute / Von einer Jungfrau säuberlich / Zu Trost uns armen Leuten. / Wär uns das Kindein nicht geboren, / So wären wir allzumal verloren; / Das Heil is under aller. / Ei du süsser Jesu Christ, / Dass du Mensch geboren bist, / Behüttet uns vor der Holle!

 

Die güldne Sonne, voll Freud und Wonne / Paul Gerhardt, 1667

1. Die güldne Sonne, voll Freud und Wonne / Bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen / Ein herzerquickendes, liebliches Licht. / Mein Haupt und Glieder, die lagen darnieder; / Aber nun steh ich, bin munter und fröhlich, / Schaue den Himmel mit meinem Gesicht. / 2. Mein Auge schauet, was Gott gebauet / Zu seinen Ehren und uns zu lehren, / Wie sein Vermögen sei mächtig und groß / Und wo die Frommen dann sollen hinkommen, / Wann sie mit Frieden von hinnen geschieden / Aus dieser Erde vergänglichem Schoß. / 3. Laßet uns singen, dem Schöpfer bringen / Güter und Gaben; was wir nur haben, / Alles sei Gottes zum Opfer gesetzt! / Die besten Güter sind unsre Gemüter; / Lieder der Frommen, von Herzen gekommen, / Sind Weihrauch, der ihn am meisten ergötzt. / 4. Abend und Morgen sind seine Sorgen; / Segnen und mehren, unglück verwehren / Sind seine Werke und Taten allein. / Wann wir uns legen, so ist er zugegen; / Wann wir aufstehen, so läßt er aufgehen / Über uns seiner Barmherzigkeit Schein. / 5. Ich hab erhoben zu dir hoch droben / All meine Sinnen; laß mein Beginnen / Ohn allen Anstoß und glücklich ergehn. / Laster und Schande, des Seelenfeinds Bande, / Fallen und Tücke treib ferne zurücke; / Laß mich auf deinen geboten bestehn. / 6. Laß mich mit Freuden ohn alles Neiden / Sehen den Segen, den Du wirst legen / In meines Bruders und Nächsten Haus. / Geiziges Brennen, unchristliches Rennen / Nach Gut mit Sünde, das tilge geschwinde / Aus meinem Herzen und wirf es hinaus. / 7. Menschliches Wesen, was ist's? Gewesen! / In einer Stunde geht es zu Grunde, / Sobald die Lüfte des Todes dreinwehn. / Alles in allen muß brechen und fallen; / Himmel und Erden, die müßen das werden, / Was sie gewesen vor ihrem Bestehn. / 8. Alles vergehet. Gott aber stehet / Ohn alles Wanken; seine Gedanken, / Sein Wort und Wille hat ewigen Grund. / Sein Heil und Gnaden, die nehmen nicht Schaden, / Heilen im Herzen die tödlichen Schmerzen, / Halten uns zeitlich und ewig gesund. / 9. Gott, meine Krone, vergib und schone! / Laß meine Schulden in Gnad' und Hulden / Aus deinen Augen sein abgewandt. / Sonst, Herr, regiere mich, lenke und führe, / Wie dir's gefället; ich habe gestellet / Alles in deine Beliebung und Hand. / 10. Willst du mir geben, womit mein Leben / Ich kann ernähren, so laß mich hören / Allzeit im Herzen dies heilige Wort: / Gott ist das Größte, das Schönste und Beste; / Gott ist das Süßte und Allergewißte, / Aus allen Schätzen der edelste Hort. / 11. Willst Du mich kränken, mit Galle tränken, / Und soll von Plagen ich auch was tragen, / Wohlan, so mach es, wie dir es beliebt. / Was gut und tüchtig, was schädlich und nichtig / Meinem Gebeine, das weißt du alleine, / Hast niemals einen zu bitter betrübt. / 12. Kreuz und Elende, das nimmt ein Ende; / Nach Meeresbrausen und Windessausen / Leuchtet der Sonne erwünschtes Gesicht. / Freude die Fülle und selige Stille / Darf ich erwarten im himmlischen Garten; / Dahin sind meine gedanken gericht't.

 

Die helle Sonn' leucht't jetzt herfür / Nikolaus Herman, 1560

1. Die helle Sonn' leucht't jetzt herfür, / Fröhlich vom Schlaf aufstehn wir. / Gott Lob, der uns heut' diese Nacht / Behüt't hat vor des Teufels Macht! / 2. Herr Christ, den Tag uns auch behüt / Vor Sünd' und Schand' durch deine Güt', / Laß deine lieben Engelein / Unsre Hüter und Wächter sein, / 3. Daß unser Herz in G'horsam leb', / Dein'm Wort und Will'n nicht widerstreb', / Daß wir dich stets vor Augen han / In allem, was wir heben an! / 4. Laß unser Werk geraten wohl, / Was ein jeder ausrichten soll, / Daß unsre Arbeit, Müh' und Fleiß / Gereich' zu dein'm Lob, Ehr' und Preis!

 

Die Nacht ist kommen / Petrus Herbert, 1566

1. Die Nacht ist kommen, / Drin wir ruhen sollen; / Gott wal'ts, zum Frommen / Nach sein'm Wohlgefallen, / Daß wir uns legen / In sein'm G'leit und Segen, / Der Ruh' zu pflegen. / 2. Treib, Herr, von uns fern / Die unreinen Geister, / Halt die Nachtwach' gern, / Sei selbst unser Schutzherr, / Beschirm Leib und Seel' / Unter deinen Flügeln, / Send' uns dein' Engel! / 3. Laß uns einschlafen / Mit guten Gedanken, / Fröhlich aufwachen / Und von dir nicht wanken; / Laß uns mit Züchten / Unser Tun und Dichten / Zu dein'm Preis richten! / 4. Pfleg auch der Kranken / Durch deinen Geliebten, / Hilf den Gefangnen, / Tröste die Betrübten; / Pfleg auch der Kinder, / Sei selbst ihr Vormünder, / Des Feinds Neid hinder! / 5. Denn wir kein' bessre / Zuflucht können haben / Als zu dir, o Herr, / In dem Himmel droben. / Du verläßt keinen, / Gibst acht aud die Deinen, / Die dich recht meinen. / 6. Vater, dein Name / Werd' von uns gepreiset; / Dein Reich zukomme, / Dein Will' werd' beweiset; / Gib Brot, vergib' Sünd', / Versuchung abwende, / Erlös uns! Amen.

 

Dies ist die Nacht, da mir erschienen / Caspar Friedrich Nachtenhöfer, 1683

1. Dies ist die Nacht, da mir erschienen / Des großen Gottes Freundlichkeit! / Das Kind, dem alle Engel dienen, / Bringt Licht in meine Dunkelheit, / Und dieses Welt- und Himmelslicht / Weicht hunderttausend Sonnen nicht. / 2. Laß dich erleuchten, meine Seele, / Versäume nicht den Gnadenschein! / Der Glanz in dieser kleinen Höhle / Streckt sich in alle Welt hinein, / Er treibet weg der Hölle Macht, / Der Sünden and des Kreuzes Nacht. / 3. In diesem Lichte kannst du sehen / Das Licht der klaren Seligkelt. / Wenn Sonne, Mond und Stern' vergehen, / Vielleicht schon in ganz kurzer Zeit, / Wird dieses Licht mit seinem Schein / Dein Himmel und dein alles sein. / 4. Laß nur indessen helle scheinen / Dein Glaubens- und dein Liebeslicht. / Mit Gott mußt du es treulich meinen, / Sonst hilft dir diese Sonne nicht; / Willt du genießen diesen Schein, / So darfst du nicht mehr dunkel sein. / 5. Drum, Jesu, schöne Weihnachtssonne, / Bestrahle mich mit deiner Gunst! / Dein Licht sei meine Weihnachtswonne / Und lehre mich die Weihnachtskunst, / Wie ich im Lichte wandeln soll / Und sei des Weihnachtsglaubens voll!

 

Dies sind die heil'gen Zehn Gebot' / Martin Luther, 1524

1. Dies sind die heil'gen Zehn Gebot', / Die uns gab unser Herre Gott / Durch Moses, seinen Diener treu, / Hoch auf dem Berg Sinai. / Kyrieleis! / 2. Ich bin allein dein Gott, der Herr, / Kein' Götter sollst du haben mehr; / Du sollst mir ganz vertrauen dich, / Von Herzensgrund lieben mich. / Kyrieleis! / 3. Du sollst nicht führen zu Unehr'n / Den Namen Gottes, deines Herrn; / Du sollst nicht preisen recht noch gut, / Ohn' was Gott selbst red't und tut. / Kyrieleis! / 4. Du sollst heil'gen den Feiertag, / Daß du und dein Haus ruhen mag; / Du sollst von dein'm Tun laßen ab, / Daß Gott sein Werk in dir hab'. / Kyrieleis! / 5. Du sollst ehr'n und gehorsam sein / Dem Vater und der Mutter dein, / Und wo dein' Hand ihn'n dienen kann, / So wirst du lang's Leben hab'n. / Kyrieleis! / 6. Du sollst nicht töten zorniglich, / Nicht haßen noch selbst rächen dich, / Geduld haben und sanften Mut / Und auch dem Feind tun das Gut'. / Kyrieleis! / 7. Dein Eh' sollst du bewahren rein, / Daß auch dein Herz kein' andre mein', / Und halten keusch das Leben dein / Mit Zucht und Mässigkeit fein. / Kyrieleis! / 8. Du sollst nicht stehlen Geld noch Gut, / Nicht wuchern jemands Schweiß und Blut; / Du sollst auftun dein' milde Hand / Den Armen in deinem Land. / Kyrieleis! / 9. Du sollst kein falscher Zeuge sein, / Nicht lügen auf den Nächsten dein; / Sein Unschuld sollst auch retten du / Und seine Schand' decken zu. / Kyrieleis! / 10. Du sollst dein's Nächsten Weib und Haus / Begehren nicht noch etwas draus; / Du sollst ihm wünschen alles Gut', / Wie dir dein Herz selber tut. / Kyrieleis! / 11. Die Gebot all' uns geben sind, / Daß du dein' Sünd', o Menschenkind, / Erkennen sollst und lernen wohl, / Wie man vor Gott leben soll. / Kyrieleis! / 12. Das helf' uns der Herr Jesus Christ, / Der unser Mittler worden ist; / Es ist mit unserm Tun verlor'n, / Verdienen doch eitel Zorn. / Kyrieleis! - Tune - Dies sind die heil'gen

 

Dir, dir, Jehova will ich singen / Bartholomäus Crasselius 1697

1. Dir, dir, Jehova, will ich singen, / Denn wo ist noch ein solcher Gott wie du? / Dir will ich meine Lieder bringen, / Ach, gib mir deines Geistes Kraft dazu, / Daß ich es tu im Namen Jesu Christ, / So wie es dir durch ihn gefällig ist. / 2. Zeuch mich, o Vater, zu dem Sohne, / Damit dein Sohn mich wieder zieh' zu dir; / Dein Geist in meinem Herzen wohne / Und meine Sinne und Verstand regier', / Daß ich den Frieden Gottes schmeck' und fühl' / Und dir darob im Herzen sing' und spiel'. / 3. Verleih mir, Höchster, solche Güte, / So wird gewiß mein Singen recht getan, / So klingt es schön in meinem Liede, / So bet ich dich im Geist und Wahrheit an, / So hebt dein Geist mein Herz zu dir empor, / Daß ich dir Psalmen sing im höhern Chor. / 4. Denn der kann mich bei dir vertreten / Mit Seufzern, die ganz unaussprechlich sind, / Der lehret mich recht gläubig beten, / Gibt Zeugnis meinem Geist, daß ich dein Kind / Und ein Miterbe Jesu Christi sei / Daher ich Abba, lieber Vater! schrei'. / 5. Wenn dies aus meinem Herzen schallet / Durch deines Heil'gen Geistes Kraft und Trieb, / So bricht dein Vaterherz und wallet / Ganz brünstig gegen mich vor heißer Lieb', / Daß mir's die Bitte nicht versagen kann, / Die ich nach deinem Willen hab' getan. / 6. Was mich dein Geist selbst bitten lehret, / Das ist nach deinem Willen eingericht't / Und wird gewiß von dir erhöret, / Weil es im Namen deines Sohns geschieht, / Durch welchen ich dein Kind und Erbe bin / Und nehme von dir Gnad' um Gnade hin. / 7. Wohl mir, daß ich dies Zeugnis habe! / Drum bin ich voller Trost und Freudigkeit / Und weiß daß all gute Gabe, / Die ich von dir verlange jederzeit, / Die gibst du und tust überschwenglich mehr, / Als ich verstehe, bitte und begehr. / 8. Wohl mir ich bitt in Jesu Namen, / Der mich zu deiner Rechten selbst vertritt; / In ihm ist alles Ja und Amen, / Was ich von dir im Geist und Glauben bitt. / Wohl mir, Lob dir jetzt und in Ewigkeit, / Daß du mir schenkest solche Seligkeit!

 

Dir, Herr, sei dieses Kind empfohlen / Christoph Friedrich Neander, 1793

1. Dir, Herr, sei dieses Kind empfohlen, / Dir, dessen Treu' unwandelbar, / Wir bringen's, wie du selbst befohlen, / Dir in der heil'gen Taufe dar. / Gib, Vater, gib an deinem Heil, / An Jesu Christ gib ihm Teil. / 2. Durch dieses Siegel deiner Gnade / Wird jedes Recht der Christen sein; / Du weihst es in dem Wasserbade / Zu deinem Kind und Erben ein. / Im Wasser, Vater, ströme du, / Ström ihm des Geistes Gaben zu.

 

Du Lebensbrot, Herr Jesu Christ / Johann Rist, 1654

1. Du Lebensbrot, Herr Jesu Christ, / Mag dich ein Sünder haben, / Der nach dem Himmel hungrig ist / Und sich mit dir will laben, / So bitt' ich dich demütiglich, / Du wollest so bereiten mich, / Daß ich recht würdig werde. / 2. Auf grüner Aue wollest du / Mich diesen Tag, Herr, leiten, / Den frischen Wassern führen zu, / Den Tisch für mich bereiten. / Ach, ich bin sündlich, matt und krank, / Laß, Herr, mich deinen Gnadentrank / Aus deinem Becher schmecken! / 3. Du angenehmes Himmelsbrot, / Du wollest mir verziehen, / Daß ich in meiner Seelennot / Zu dir muß kläglich schreien; / Dein Glaubensrock bedecke mich, / Auf daß ich möge würdiglich / An deiner Tafel sitzen! / 4. Tilg allen Haß und Bitterkeit, / O Herr, aus meinem Herzen, / Laß mich die Sünd' in dieser Zeit / Bereuen ja mit Schmerzen; / Du heissgebratnes Osterlamm, / Du meiner Seele Bräutigam, / Laß mich dich recht geniessen! / 5. Zwar ich bin deiner Gunst nicht wert, / Als der ich jetzt erscheine / Mit Sünden allzuviel beschwert, / Die schmerzlich ich beweine. / In solcher Trübsal tröstet mich, / Herr Jesu, daß du gnädiglich / Der Sünder dich erbarmest. / 6. Ich bin ein Mensch, krank von der Sünd', / Laß deine Hand mich heilen! / Erleuchte mich, denn ich bin blind; / Du kannst mir Gnad' erteilen. / Ich bin verdammt, erbarme dich; / Ich bin verloren, suche mich / Und hilf aus lauter Gnaden! / 7. Mein Bräutigam, komm her zu mir / Und wohn in meiner Seelen; / Laß mich dich küßen für und für / Und mich mit dier vermählen! / Ach, laß doch deine Süßigkeit / Für meine Seele sein bereit / Und stille ihren Jammer! / 8. Du Lebensbrot, Herr Jesu Christ, / Komm selbst, dich mir zu schenken! / O Blut, das du vergossen bist, / Komm eiligst, mich zu tränken! / Ich bleib' in dir und du in mir, / Drum wirst du, meiner Selle Zier, / Auch mich dort auferwecken. - Tune - Herr, wie du willst

 

Durch Adams Fall ist ganz verderbt / Lazarus Spengler, 1524

1. Durch Adams Fall ist ganz verderbt / Menschlich Natur und Wesen, / Dasselb Gift ist auf uns errebt, / Daß wir nicht mocht'n genesen / Ohn' Gottes Trost, der uns erlöst / Hat von dem großen Schaden, / Darein die Schlang Eva bezwang, / Gotts Zorn auf sich zu laden. / 2. Weil denn die Schlang Eva hat bracht, / Daß sie ist abgefallen / Von Gottes Wort, welchs sie veracht, / Dadurch sie in uns allen / Bracht hat den Tod, so war je Not, / Daß uns auch Gott sollt geben / Sein lieben Sohn, der Gnaden Thron, / Iin dem wir möchten leben. / 3. Wie uns nun hat ein fremde Schuld / In Adam all verhöhnet, / Also hat uns ein fremde Huld / In Christo all versöhnet; / Und wie mir all durch Adams Fall / Sind ewigs Tods gestorben, / Also hat Gott durch Christi Tod / Verneut, was war verdorben. / 4. So er uns deen sein Sohn geschenkt, / Da wir sein Feind noch waren, / Der für uns ist ans Kreuz gehenkt, / Getöt, gen Himmel g'fahren, / Dadurch wir sein von Tod und Pein / Erlöst, so wir vertrauen / In diesen Hort, des Vaters Wort, / Wem wollt vor Sterben grauen? / 5. Er ist der Weg, das Licht, die Pfort, / Die Wahrheit und das Leben, / Des Vaters Rat und ewigs Wort, / Den er uns hat gegeben / Zu einem Schutz, daß wir mit Trutz / An ihn fest sollen glauben, / Darum uns bald kein Macht noch G'walt / Aus seiner Hand wird rauben. / 6. Der Mensch ist gottlos und verflucht, / Sein Heil ist auch noch ferne, / Der Trost bei einem Menschen sucht / Und nicht bei Gott dem Herren; / Denn wer ihm will ein ander Ziel / Ohn' diesen Tröster stecken, / Den mag gar bald des Teufels G'walt / Mit seiner List erscheken. / 7. Wer hofft in Gott und dem vertraut, / Wird nimmermehr zu Schanden; / Denn wer auf diesen Felsen baut, / Ob ihm gleich geht zuhanden / Wie Unfalls hie, hab ich doch nie / Den Menschen sehen fallen, / Der sich verläßt auf Gottes Trost, / Er hilft sein Gläub'gen allen. / 8. Ich bitt o Herr, aus Herzensgrund, / Du wollst nicht von mir nehmen / Dein heilges Wort aus meinem Mund, / So wird mich nicht beschämen / Mein Sünd und Schuld, denn in dein Huld, / Setz ich all mein Vertrauen; / Wer sich nur fest darauf verläßt, / Der wird den Tod nicht schauen. / 9. Mein Füßen ist dein heilges Wort / Ein brennende Luzerne, / Ein Licht, das mir den Weg weist fort; / So dieser Morgensterne / In uns aufgeht, so bald versteht / Der Mensch die hohen Gaben, / Die Gottes Geist den g'wiß verheißt, / Die Hoffnung darein haben. - Tune - Wenn wir in höchsten Nöten

 

Ein' feste Burg is unser Gott / Martin Luther, 1529

1. Ein' feste Burg ist unser Gott, / Ein gute Wehr und Waffen; / Er hilft uns frei aus aller Not, / Die uns jetzt hat betroffen. / Der alt' böse Feind, / Mit Ernst er's jetzt meint, / Groß' Macht und viel List / Sein' grausam' Rüstung ist, / Auf Erd' ist nicht seingleichen. / 2. Mit unsrer Macht is nichts getan, / Wir sind gar bald verloren; / Es steit't für uns der rechte Mann, / Den Gott hat selbst erkoren. / Fragst du, wer der ist? / Er heißt Jesu Christ, / Der Herr Zebaoth, / Und ist kein andrer Gott, / Das Feld muß er behalten. / 3. Und wenn die Welt voll Teufel wär' / Und wollt' uns gar verschlingen, / So fürchten wir uns nicht so sehr, / Es soll uns doch gelingen. / Der Fürst dieser Welt, / Wie sau'r er sich stellt, / Tut er uns doch nicht, / Das macht, er ist gericht't, / Ein Wörtlein kann ihn fällen. / 4. Das Wort sie sollen laßen stahn / Und kein'n Dank dazu haben; / Er ist bei uns wohl auf dem Plan / Mit seinem Geist und Gaben. / Nehmen sie den Leib, / Gut, Ehr', Kind und Weib: / Laß fahren dahin, / Sie haben's kein'n Gewinn, / Das Reich muß uns doch bleiben. Ein feste Burg ist unser Gott, / Ein gute Wehr und Waffen, / Er hilft uns frei aus aller Noth, / Die uns jetzt hat betroffen; / Der alte böse Feind, / Mit Ernst es jetzt meint, / Groß Macht und viel List / Sein grausam Rüstung ist; / Auf Erd ist nicht seins Gleichen. / 2. Und wenn die Welt voll Teufel wär, / Und wollten uns verschlingen, / So fürchten wir uns nimmermehr, / Es soll uns doch gelingen; / Der Feind von dieser Welt, / Wie wild er sich stellt, / Thut er uns doch nichts; / Er scheuet ja das Licht, / Ein Wort das kann ihn fällen. / 3. Gott Ehr und Preis, der uns zu Gut, / Den Feind durch uns will schlagen, / Und über uns hat treue Hut / Auf seinem Feuerwagen; / Sein ganz himmlisch Heer / Rondet um uns her, / Lobsingt, lobsinget ihm, / Lobsingt mit heller Stimm: / Ehr sey Gott in der Höhe! / 4. Sein Wort sie sollen lassen stehn, / Kein Dank dafür nicht haben, / Wir haben es wohl eingesehn / Mit seinem Geist und Gaben. / Nehmen sie den Leib, / Gut, Ehr, Kind und Weib, / Laß fahren dahin, / Sie haben keinen Gewinn; / Das Reich muß uns doch bleiben! / 5. Lob, Ehr und Preis sey seiner Macht, / Sein ist die ewge Veste, / Er wacht und schillert Tag und Nacht, / Daß alles geht aufs Beste; / Jesus ist sein Wort, / Ein heimlich offen Wort, / Ihn ruft Wacht zu Wacht / Zum Trost durch die Nacht, / Bis alle Vögel ihm singen. - Tune - Ein' feste Burg

 

Ein Lämmlein geht / Paul Gerhardt, 1648

1. Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld / Der Welt und ihrer Kinder; / Es geht und träget in Geduld / Die Sünden aller Sünder; / Es geht dahin, wird matt und krank, / Ergibt sich auf die Würgebank, / Verzeiht sich aller Freuden; / Es nimmet an Schmach, Hohn und Spott, / Angst, Wunden, Striemen, Kreunz und Tod / Und spricht: Ich will's gern leiden. / 2. Das Lämmlein ist der große Freund / Und Heiland meiner Seelen; / Den, den hat Gott zum Sündenfeind / Und Sühner wollen wählen. / Geh hin, mein Kind, und nimm dich an / Der Kinder, die ich ausgetan / Zur Straf' und Zornesruten. / Die Straf' ist schwer, der Zorn ist groß, / Du kannst und sollst sie machen los / Durch Sterben und durch Bluten. / 3. Ja, Vater, ja, von Herzensgrund, / Leg' auf, ich will dir's tragen; / Mein Wollen hängt an deinem Mund, / Mein Wirken ist dein Sagen. / O Wunderlieb', o Liebesmacht, / Du kannst, was nie kein Mensch gedacht, / Gott seinen Sohn abzwingen! / O Liebe, Liebe, du bist stark, / Du streckest den ins Grab und Sarg, / Vor dem die Felsen springen! / 4. Du marterst ihn am Kreuzesstamm / Mit Nägeln und mit Spießen, Du schlachtest ihn als wie ein Lamm, / Machst Herz und Adern fließen, / Das Herze mit der Seufzer Kraft, / Die Adern mit dem edlen Saft / Des purpurroten Blutes. / O süßes Lamm, was soll ich dir / Erweisen dafür, daß du mir / Erzeigest so viel Gutes? / 5. Mein Lebetage will ich dich / Aus meinem Sinn nicht lassen, / Dich will ich stets gleichwie du mich / Mit Liebesarmen fassen. / Du sollst sein meines Herzens Licht, / Und wann mein Herz in Stücke bricht, / Sollt du mein Herze bleiben. / Ich will mich dir, mein höchster Ruhm, / Hiermit zu deinem Eigentum / Beständiglich verschreiben. / 6. Ich will von deiner Lieblichkeit / Bei Nacht und Tage singen, / Mich selbst auch dir zu aller Zeit / Zum Freudenopfer bringen. / Mein Bach des Lebens soll sich dir / Und deinem Namen für und für / In Dankbarkeit ergießen, / Und was du mir zugut getan, / Das will ich stets, so tief ich kann, / In mein Gedächtnis schließen. / 7. Erweitre dich, mein Herzensschrein, / Du sollst ein Schatzhaus werden / Der Schätze, die viel größer sein / Als Himmel, Meer und Erden. / Weg mit dem Gold Arabia, / Weg Kalmus, Myrrhen, Kassia, / Ich hab ein Bessers funden. / Mein großer Schatz, Herr Jesu Christ, / Ist dieses, was geflossen ist / Aus deines leibes Wunden. / 8. Das soll und will ich mir zu Nutz / Zu allen Zeiten machen, / Im Streite soll es sein mein Schutz, / In Traurigkeit mein Lachen, / In Fröhlichkeit mein Saitenspiel, / Und, wann mir nichts mehr schmecken will, / Soll mich dies Manna speisen; / Im Durst solls sein mein Wasserquell, / In Einsamkeit mein Sprachgesell / Zu Haus und auch auf Reisen. / 9. Was schadet mir des Todes Gift? / Dein Blut, das ist mein Leben; / Wenn mich der Sonne Hitze trifft, / So kann mir's Schatten geben. / Setzt mir der Wehmut Schmerzen zu, / So find' ich bei dir meine Ruh' / Als auf dem Bett ein Kranker; / Und wenn des Kreuzes Ungestüm / Mein Schifflein treibet um und um, / So bist du dann mein Anker. / 10. Wenn endlich ich soll treten ein / In deines Reiches Freuden, / So soll dies Blut mein Purpur sein, / Ich will mich darein kleiden. / Es soll sein meines Hauptes Kron', / In welcher ich will vor dem Thron / Des höchsten Vaters gehen / Und dir, dem er mich anvertraut, / Als eine wohlgeschmückte Braut / An deiner Seite stehen. - Tune - An Wasserflüssen Babylon

 

Ein neues Lied wir heben an / Martin Luther, 1523

1. Ein neues Lied wir heben an, / Das walt' Gott unser Herre, / Zu singen was Gott hat getan / Zu seinem Lob und Ehre. / Zu Brüssel in dem Niederland / Wohl durch zween junge Knaben / Hat er sein Wunder g'macht bekannt, / Die er mit seinen Gaben / So reichlich hat gezieret. / 2. Der Erst' recht wohl Johannes heißt, / So reich an Gottes Hulden; / Sein Bruder Heinrich nach dem Geist, / Ein rechter Christ ohn' Schulden. / Von dieser Welt geschieden sind, / Sie ha'n die Kron' erworben, / Recht wie die frommen Gottes Kind / Für sein Wort sind gestorben, / Sein' Märt'rer sind sie worden. / 3. Der alte Feind sie fangen ließ, / Erschreckt sie lang mit Dräuen, / Das Wort Gott man sie lenken hieß, / Mit List auch wollt' sie täuben, / Von Löwen der Sophisten viel, / Mit ihrer Kunst verloren, / Versammelt er zu diesem Spiel; / Der Geist sie macht zu Thoren, / Sie konnten nichts gewinnen. / 4. Sie sungen süß, sie sungen sau'r, / Versuchten manche Listen; / Die Knaben standen wie ein' Mau'r, / Veracht'ten die Sophisten. / Den alten Feind das sehr verdroß, / Daß er war überwunden / Von solchen Jungen, er so groß; / Er ward voll Zorn von Stunden, / Gedacht' sie zu verbrennen. / 5. Sie raubten ihn'n das Klosterkleid, / Die Weih' sie ihn'n auch nahmen; / Die Knaben waren des bereit, / Sie sprachen fröhlich: Amen! / Sie dankten ihrem Vater, Gott, / Daß sie los sollten werden / Des Teufels Larvenspiel und Spott, / Darin durch falsche Berden / Die Welt er gar betreuget. / 6. Da schickt Gott durch sein Gnad' also, / Daß sie recht Priester worden: / Sich selbst ihm mußten opfern da / Und geh'n im Christen Orden, / Der Welt ganz abgestorben sein, / Die Heuchelei ablegen, / Zum Himmel kommen frei und rein, / Die Möncherei ausfegen / Und Menschen Tand hie laßen. / 7. Man schrieb ihn'n für ein Brieflein klein, / Das hieß man sie selbst lesen, / Die Stück' sie zeigten alle drein, / Was ihr Glaub' war gewesen. / Der hüchste Irrthum dieser war: / Man muß allein Gott glauben, / Der Mensch leugt und treugt immerdar, / Dem soll man nichts vertrauen; / Deß mußten sie verbrennen. / 8. Zwei große Feur sie zünd'ten an, / Die Knaben sie her brachten, / Es nahm groß Wunder Jedermann, / Daß sie solch' Pein veracht'ten, / Mit Freuden sie sich gaben drein, / Mit Gottes Lob und Singen, / Der Muth ward den Sophisten klein / Für diesen neuen Dingen, / Da sich Gott ließ so merken. / 9. Der Schimpf sie nun gereuet hat, / Sie wollten's gern schön machen; / Sie thürn nicht rühmen sich der That / Sie bergen fast die Sachen, / Die Schand' im Herzen beißet sie / Und klagen's ihr'n Genoßen, / Doch kann der Geist nicht schweigen hie: / Des Habels Blut vergoßen, / Es muß den Kain melden. / 10. Die Asche will nicht laßen ab, / Sie stäubt in allen Landen; / Hier hilft kein Bach, Loch, Grub' noch Grab; / Sie macht den Feind zuschanden. / Die er im Leben durch den Mord / Zu schweigen hat gedrungen, / Die muß er tot an allem Ort / Mit aller Stimm' und Zungen Gar fröhlich laßen singen. / 11. Noch laßen sie ihr Lügen nicht, / Den großen Mord zu schmücken, / Sie gehen für ein falsch Gedicht, / Ihr G'wissen thut sie drücken, / Die Heil'gen Gott's auch nach dem Tod / Von ihn'n gelästert werden, / Sie sagen: in der lessten Noth / Die Knaben noch auf Erden / Sich sollen ha'n umkehret. / 12. Die laß man lügen immerhin, / Sie haben's keinen Frommen, / Wir sollen danken Gott darin, / Sein Wort ist wieder kommen. / Der Sommer ist hart für der Thür / Der Winter ist vergangen, / Die zarten Blümlein geh'n herfür: / Der das hat angefangen, / Der wird es wohl vollenden. - Tune - Denby

 

Eins ist not, ach Herr, dies eine / Johann H. Schröder, 1697

1. Eins ist not, ach Herr, dies eine / Lehre mich erkennen doch! / Alles andre, wie's auch scheine, / Ist ja nur ein schweres Joch, / Darunter das Herze sich naget und plaget / Und dennoch kein wahres Vergnügen erjaget. / Erlang' ich dies eine, das alles ersetzt, / So werd' ich mit einem in allem ergötzt. / 2. Seele, willst du dieses finden, / Such's bei keiner Kreatur; / Laß, was irdisch ist, dahinten, / Schwing dich über die Natur. / Wo Gott und die Menschheit in einem vereinet, / Wo alle vollkommene Fülle erscheinet: / Da, da ist das beste, notwendigste Teil, / Mein ein und mein alles, mein seligstes Heil. / 3. Wie Maria war beflissen / Auf des einigen Geniess, / Da sie sich zu Jesu Füßen / Voller Andacht niederließ / Ihr Herze entbrannte, dies einzig zu hören, / Was Jesus, ihr Heiland, sie wollte belehren; / Ihr alles war gänzlich in Jesum versenkt, / Und wurde ihr alles in einem geschenkt, / 4. Also ist auch mein Verlangen, / Liebster Jesu, nur nach dir; / Laß mich treulich an dir hangen, / Schenke dich zu eigen mir! / Ob viel' auch umkehrten zum größesten Haufen, / So will ich dir dennoch in Liebe nachlaufen, / Denn dein Wort, o Jesu, ist Leben und Geist; / Was ist wohl, da man nicht in Jesu geneusst? / 5. Aller Weisheit höchste Fülle / In dir ja verborgen liegt. / Gib nur, daß sich auch mein Wille / Fein in solche Schranken fügt, / Worinnen die Demut und Einfalt regieret / Und mich zu der Weisheit, die himmlisch ist, führet. / Ach, wenn ich nur Jesum recht kenne und weiß, / So hab' ich der Weisheit vollkommenen Preis. / 6. Nichts kann ich vor Gott ja bringen / Als nur dich, mein höchstes Gut; / Jesu, es muß mir gelingen / Durch dein rosinfarbnes Blut. / Die höchste Gerechtigkeit ist mir erworben, / Da du bist am Stamme des Kreuzes gestorben; / Die Kleider des Heils ich da habe erlangt, / Worinnen mein Glaube in Ewigkeit prangt. / 7. Nun so gib, daß meine Seele / Auch nach deinem Bild erwacht; / Du bist ja, den ich erwähle, / Mir zur Heiligung gemacht. / Was dienet zum göttlichen Wandel und Leben, / Ist in dir, mein Heiland, mir alles gegeben; / Entreiße mich aller vergänglichen Lust, / Dein Leben sei, Jesu, mir einzig bewußt. / 8. Ja was soll ich mehr verlangen? / Mich umströmt die Gnadenflut; / Du bist einmal eingegangen / In das Heil'ge durch dein Blut; / Da hast du die ewge Erlösung gefunden, / Daß ich nun der höllischen Herrschaft entbunden; / Dein Eingang die völlige Freiheit mir bringt, / Im kindlichen Geiste das Abba nun klingt. / 9. Volles Gnügen, Fried und Freude / Jetzo meine Seel ergötzt, / Weil auf eine frische Weide / Mein Hirt Jesus mich gesetzt. / Nichts Süßes kann also meine Herze erlaben, / Als wenn ich nur, Jesu, dich immer soll haben; / Nichts, nichts ist, das also mich innig erquickt, / Als wenn ich dich, Jesu, im Glauben erblickt. / 10. Drum auch, Jesu, du alleine, / Sollst mein ein und alles sein. / Prüf, erfahre, wie ich's meine, / Tilge allen Heuchelschein! / Sieh, ob ich auf bösem, betrüglichem Stege, / Und leite mich, Höchster, auf ewigem Wege! / Gib, daß ich hier alles nur achte für Kot / Und Jesum gewinne! Dies eine ist not. - Tune - Eins ist not

 

Erhalt uns deine Lehre / Andreas Gryphius, 1676

1. Erhalt uns deine Lehre, / Herr zu der letzten Zeit, / Erhalt dein Reich, vermehre / Dein' edle Christenheit; / Erhalt standhaften Glauben, / Der Hoffnung Leitsternstrahl; / Laß uns dein Wort nicht rauben / In diesem Jammertal! / 2. Erhalt dein' Ehr' und wehre / Dem, der dir widerspricht; / Erleucht, Herr, und bekehre, / Allwissend ewig Licht, / Was dich bisher nicht kennet; / Entdecke doch der Welt / (Der du dich Licht genennet), / Was einzig dir gefällt! / 3. Erhalt, was du gebauet / Und durch dein Blut erkauft, / Was du dir hast vertauet, / Die Kirch', auf welch' anlauft / Der grimme Sturm des Drachen; / Sei du ihr Schutz und Wall, / Daß, ob die Welt will krachen, / Sie nimmermehr verfall'! / 4. Erhalt, Herr deine Schafe, / Der grimme Wolf kommt an; / Erwach aus deinem Schlafe, / Weil niemand retten kann / Als du, o großer Hirte; / Leit uns auf gute Weid', / Treib, nähr, erfreu, bewirte / Uns in der wüsten Heid'! / 5. Erhalt uns, Herr, dein Erbe, / Dein wertes Heiligtum; / Zerreiß, zerschmeiß, verderbe, / Was wider deinen Ruhm! / Laß dein Gesetz uns führen, / Gönn uns dein Himmelsbrot, / Laß deinen Schmuck uns zieren, / Heil uns durch deinen Tod! / 6. Erhalt und laß uns hören / Dein Wort, das selig macht, / Den Spiegel deiner Ehren, / Das Licht in dieser Nacht, / Daß dieser Brunn uns tränke, / Der Himmelstau uns netz', / Daß diese Richtschnur lenke, / Der Honigseim ergötz'! / 7. Erhalt in Sturm und Wellen / Dein Häuflein, laß doch nicht / Uns Wind und Wetter fällen, / Steur selbst dein Schiff und richt / Den Lauf, daß wir erreichen / Die Anfurt nach der Zeit / Und hilf uns Segel streichen / In sel'ger Ewigkeit! - Tune - Herzlich tut mich

 

Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort / Martin Luther, 1541

1. Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort / Und steur des Papsts und Türken Mord, / Die Jesum Christum, deinen Sohn, / Wollen stürzen von deinem Thron! / 2. Beweis dein' Macht, Herr Jesu Christ, / Der du Herr aller Herren bist; / Beschirm' dein' arme Christenheit, / Daß sie dich lob' in Ewigkeit! / 3. Gott Heil'ger Geist, du Tröster wert, / Gib dein'm Volk ein'rlei Sinn auf Erd', / Steh bei uns in der letzten Not, / G'leit uns ins Leben aus dem Tod! - Tune - Erhalt uns, Herr

 

Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort / Martin Luther, 1541

1. Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort / Und steur des Papsts und Türken Mord, / Die Jesum Christum, deinen Sohn, / Wollen stürzen von deinem Thron! / 2. Beweis dein' Macht, Herr Jesu Christ, / Der du Herr aller Herren bist; / Beschirm' dein' arme Christenheit, / Daß sie dich lob' in Ewigkeit! / 3. Gott Heil'ger Geist, du Tröster wert, / Gib dein'm Volk ein'rlei Sinn auf Erd', / Steh bei uns in der letzten Not, / G'leit uns ins Leben aus dem Tod! - Tune - Erhalt uns, Herr

 

Ermuntert euch, ihr Frommen / Laurentius Laurenti, 1700

1. Ermuntert euch, ihr Frommen / Zeigt eurer Lampen Schein! / Der Abend ist gekommen, / Die finstre Nacht bricht ein. / Es hat sich aufgemachet / Der Bräutigam mit Pracht: / Auf, betet, Kämpft und wachet! / Bald ist es Mitternacht. / 2. Die Wächter Zions schreien: / Der Bräutigam ist nah; / Begegnet ihm in Reihen / Und singt Halleluja! / Die Tür ist aufgeschloßen, / Die Hochzeit ist bereit: / Auf, auf, ihr Reichsgenoßen! / Der Bräut'gam ist nicht weit. / 3. Die ihr Geduld getragen / Und mit gestorben seid, / Sollt nun nach Kreuz und Klagen / In Freuden sonder Leid / Mitleben und -regieren / Und vor des Lammes Thron / Mit Jauchzen triumphieren / In einer Siegeskron'. / 4. O Jesu, meine Wonne, / Komm bald und mach dich auf! / Geh auf, verlangte Sonne, / Und fördre deinen Lauf! / O Jesu, mach ein Ende / Und führ uns aus dem Streit! / Wir heben Haupt und Hände / Nach der Erlösungszeit. - Tune - Valet will ich dir geben

 

Erneure mich, o ew'ges Licht / Johann F. Ruopp, 1714

1. Erneure mich, o ew'ges Licht, / Und laß von deinem Angesicht / Mein Herz und Seel' mit deinem Schein / Durchleuchtet und erfüllet sein! / 2. Ertöt in mir die schnöde Lust, / Feg aus den alten Sündenwust; / Ach rüst mich aus mit Kraft und Mut, / Zu streiten wider Fleisch und Blut! / 3. Schaff in mir, Herr, den neuen Geist, / Der dir mit Lust Gehorsam leist't / Und nichts sonst, als was du willst, will; / Ach Herr, mit ihm mein Herz erfüll! / 8. Auf dich laß meine Sinnen gehn, / Laß sie nach dem, was droben, stehn, / Bis ich dich schau', o ew'ges Licht, / Von Angesicht zu Angesicht! - Tune - Herr Jesu Christ, mein's

 

Erstanden, erstanden is Jesus Christ / Carl Ferdinand Wilhelm Walther, 1860

1. Erstanden, erstanden is Jesus Christ / Es freue sich, was auf Erde ist, / Es jauchze der Himmel mit seinem Heer; / O hüpfet ihr Berge, und brause, du Meer! / Kyrieleis. / 2. Der Feind triumphierte auf Golgotha; / Hie Holle durchtönte Viktoria. / Denn endlich hatte der Finsternis Macht / Den Fürsten des Lebens ans Kreuz gebracht. / Kyrieleis. / 3. Doch Trotz dir, du Hölle, und Trotz dir, o Welt / Der Herzog des Helles behält das Feld / Kaum waren vergangen der Tage drei, / So war dein Gefangener los und frei. / Kyrieleis. / 4. Wo ist nun dein Stachel, o Todesgestalt? / Wo ist nun dein Sieg, o Höllengewalt? / Wo ist nun, o Sünde, deine Kraft? / Wo sind nun Gesetz, deine Flüche und Haft? / Kyrieleis. / 5. Der herr is erstanden, das Gab is leer, / Entschlafen ist nun unser Sünden Heer; / Nun jauchze alles, was Sünder helßt, / Und preise den Vater, Sohn und Geist. / Kyrieleis.

 

Es ist das Heil uns kommen her / Paul Speratus, 1523

1. Es ist das Heil uns kommen her / Von Gnad' und lauter Güte, / Die Werke helfen nimmermehr, / Sie mögen nicht behüten, / Der Glaub' sieht Jesum Christum an / Der hat g'nug für uns all' getan, / Er ist der Mittler worden. / 2. Was Gott im G'setz geboten hat, / Da man es nicht konnt' halten, / Erhub sich Zorn und große Not / Vor Gott so mannigfalten; / Vom Fleisch wollt' nicht heraus der Geist, / Vom G'setz erfordert allermeist, / Es war mit uns verloren. / 3. Es war ein falscher Wahn dabei, / Gott hätt' sein G'setz drum geben, / Als ob wir möchten selber frei / Nach seinem Willen leben; / So ist es nur ein Spiegel zart, / Der uns zeigt an die sünd'ge Art, / In unserm Fleisch verborgen. / 4. Nicht möglich war es, diese Art / Aus eignen Kräften laßen. / Wiewohl es oft versuchet ward, / Doch mehrt' sich Sünd' ohn Maßen; / Denn Gleisnerswerk Gott hoch verdammt, / Und je dem Fleisch der Sünde Schand' / Allzeit war angeboren. / 5. Doch mußt' das G'setz erfüllet sein, / Sonst wär'n wir all' verdorben; / Darum schickt' Gott sein'n Sohn herein, / Der selber Mensch ist worden; Das ganz' Gesetz hat er erfüllt, / Damit sein's Vaters Zorn gestillt, / Der über uns ging alle. / 6. Und wenn es nun erfüllet ist / Durch den, der es konnt' halten, / So lerne jetzt dein frommer Christ / Des Glaubens recht' Gestalte. / Nicht mehr, denn: Lieber Herre mein, / Dein Tod wird mir das Leben sein, / Du hast für mich bezahlet! / 7. Daran ich keinen Zweifel trag', / Dein Wort kann nicht betrügen. / Nun sagst du, daß kein Mensch verzag', / Das wirst du nimmer lügen: / Wer glaubt an mich und wird getauft, / Demselben ist der Himm'l erkauft, / Daß er nicht wird verloren. / 9. Es wird die Sünd' durchs G'setz erkannt / Und schlägt das G'wissen nieder, / Das Evangelium kommt zuhand / Und stärkt den Sünder wieder / Und spricht: Nur kreuch zum Kreuz herzu, / Im G'setz ist weder Rast noch Ruh' / Mit allen seinen Werken! / 10. Die Werk', die kommen g'wisslich her / Aus einem rechten Glauben; / Denn das nicht rechter Glaube wär', / Wollt'st ihn der Werk' berauben. / Doch macht allein der Glaub' gerecht, / Die Werke sind des Nächsten Knecht'. / Dabei wir'n Glauben merken. / 13. Sei Lob und Ehr' mit hohem Preis / Um dieser Gutheit willen / Gott Vater, Sohn, Heiligen Geist! / Der woll' mit Gnad' erfüllen, / Was er in uns ang'fangen hat / Zu Ehren seiner Majestät, / Daß heilig werd' sein Name. - Tune - Es ist das Heil / Erfuhrt Encridion 1524

 

Es ist ein Ros' entsprungen / Anonymous, 15th Century

1. Es ist ein Ros entsprungen / Aus einer Wurzel zart. / Wie es die Alten sungen, / Aus Jesse kam die Art. / Und hat ein Blümelein ‘bracht / Mitten im kalten Winter / Wohl zu der halben Nacht. / / Das Röslein, das ich meine, / Davon Jesaias sagt, / Hat uns gebracht alleine / Marie, die reine Magd; / Aus Gottes ew’gem Rat / Hat sie ein Kind geboren / Wohl zu der halben Nacht. / / Das Blümelein so kleine, / Das duftet uns so süß; / Mit seinem hellen Scheine / Vertreibt’s die Finsternis: / Wahr’ Mensch und wahrer Gott, / Hilft uns aus allem Leide, / Rettet von Sünd’ und Tod.

 

Es ist gewißlich an der Zeit / Bartholomäus Ringwaldt, 1586

1. Es ist gewißlich an der Zeit, / Daß Gottes Sohn wird kommen / In seiner großen Herrlichkeit, / Zu richten Bös' und Frommen. / Dann wird das Lachen werden teu'r, / Wenn alles wird vergehn in Feu'r, / Wie Petrus davon schreibet. / 2. Posaunen wird man hören gehn / An aller Welt ihr Ende, / Darauf bald werden auferstehn / All' Toten gar behende; / Die aber noch das Leben han, / Die wird der Herr von Stunden an / Verwandeln und verneuen. / 3. Danach wird man ablesen bald / Ein Buch, darin geschrieben, / Wa alle Menschen, jung und alt, / Auf Erden hab'n getrieben, / Da dann gewiß ein jedermann / Wird hören, was er hat getan / In seinem ganzen Leben. / 4. O weh demselben, welcher hat / Des Herren Wort verachtet / Und nur auf Erden früh und spat / Nach großem Gut getrachtet! / Der wird fürwahr ganz kahl bestehn Und mit dem Satan müßen gehn / Von Christo in die Hölle. / 5. O Jesu, hilf zur selben Zeit / Von wegen deiner Wunden, / Daß ich im Buch der Seligkeit / Werd' angezeichnet funden! / Daran ich denn auch zweifle nicht, / Denn du hast ja den Feind gericht't / Und meine Schuld bezahlet. / 6. Derhalben mein Fürsprecher sei, / Wenn du nun wirst erscheinen, / Und lies mich aus dem Buche frei, / Darinnen stehn die Deinen, / Auf daß ich samt den Brüdern mein / Mit dir geh' in den Himmel ein, / Den du uns hast erworben. / 7. O Jesu Christ, du machst es lang / Mit deinem Jüngsten Tage! / De Menschen wird auf Erden bang / Von wegen vieler Plage. / Komm doch, komm doch, du Richter groß, / Und mach uns in Genaden los / Von allem Übel! Amen. - Tune - Es ist gewißlich

 

Es ist noch Raum! / Anonymous, c.1760

1. Es ist noch Raum! / Sein Haus ist noch nicht voll, / Sein Tisch ist noch zu leer. / Der Platz ist da, / Wo jeder sitzen soll, / Bringt seine Gäste her! / Geht, nötigt sie auf allen Straßen! / Der Herr hat viel bereiten laßen. / Es ist noch Raum. / 2. Es ist noch Zeit, / Die Liebe rufet noch, / Noch gehen Deiner aus, / O Stadt, O Land, / O eilet heute noch / Ins große Rettungshaus! / Noch ist die Türe nicht verschloßen, / Die Gnadenzeit noch nicht verfloßen, / Es ist noch Zeit. / 3. Doch ist es Zeit! / Die Stunden folgen schnell, / Es geht auf Mitternacht! / Bald schlägt es voll, / Und drüben schimmert's hell, / Ihr Jungfrauen, erwacht! / Der Bräutigam erscheint von weitem, / Auf, auf, die Lampen zu bereiten! / Auf, es ist Zeit! - Tune - Es ist genug / Drittes Zehn neuer geistliche Arien, Mühlhausen, 1672

 

Es ist noch eine Ruh' vorhanden / Johann S. Kunth, 1730

1. Es ist noch eine Ruh' vorhanden, / Auf, müdes Herz, und werde Licht! / Du seufzest hier in deinen Banden, / Und deine Sonne scheinet nicht: / Sieh auf das Lamm, das dich mit Freuden / Dort wird vor seinem Stuhle weiden, / Wirf hin die Last und eil herzu! / Bald ist der schwere Kampf geendet, / Bald, bald der saure Lauf vollendet, / Dann gehst du ein zu deiner Ruh'. / 2. Die Ruhe hat Gott auserkoren, / Die Ruhe, die kein Ende nimmt. / Es hat, da noch kein Mensch geboren, / Die Liebe sie uns schon bestimmt. / Das Gotteslamm wollt' darum sterben, / Uns diese Ruhe zu erweben; / Es ruft, es locket weit und breit: / Ihr müden Seelen und ihr Frommen / Versämet nicht, heut' einzukommen / Zu meiner Ruhe Lieblichkeit! / 3. So kommet denn, ihr matten Seelen, / Die manche Last und Bürde drückt! / Eilt, eilt aus euren Kummerhöhlen, / Geht nicht mehr müde und gebückt! / Ihr habt des Tages Last getragen, / Dafür läßt euch der Heiland sagen: / Ich selbst will eure Ruh'statt sein. / Ihr seid sein Volk, gezeugt von oben. / Ob Sünde, Welt und Teufel toben, / Seid nur getrost und gehet ein! / 7. Da ruhen wir und sind im Frieden / Und leben ewig sorgenlos. / Ach, faßet dieses Wort, ihr Müden! / Legt euch dem Lamm in seinen Schoß! / Ach, Flügel her! Wir müßen eilen / Und uns nicht länger hier verweilen, / Dort wartet schon die frohe Schar. / Fort, fort, mein Geist, zum Jubilieren! / Auf, gürte dich zum Triumphieren! / Auf, auf, es kommt das Ruhejahr! - Tune - Wie wohl ist mir

 

Es spricht der Unweisen Mund wohl / Martin Luther, 1524

1. Es spricht der Unweisen Mund wohl: / Den rechten Gott wir meinen; / Doch ist ihr Herz Unglaubens voll, / Mit That sie ihn verneinen. / Ihr Wesen ist verderbet zwar, / Für Gott ist es ein Gräuel gar, / Es thut ihr'r Keiner kein gut. / 2. Gott selbst vom Himmel sah herab / Auf aller Menschen Kinder, / Zu schauen sie er sich begab, / Ob er Jemand wird finden, / Der sein'n Verstand gerichtet hätt / Mit Ernst, nach Gottes Worten thät / Und fragt nach seinem Willen. / 3. Da war Niemand auf rechter Bahn, / Sie war'n all' ausgeschritten; / Ein Jeder ging nach seinem Wahn / Und hielt verlor'ne Sitten. / Es that ihm Keiner doch kein gut, / Wie wohl gar viel betrog der Muth, / Ihr Thun sollt' Gott gefallen. 4. Wie lang wollen unwissend sein / Die solche Müh aufladen, / Und fressen dafür das Volk mein / Und nähr'n sich mit sei'm Schaden? / Es steht ihr Trauen nicht auf Gott, / Sie rufen ihm nicht in der Noth, / Sie woll'n sich selbst versorgen. / 5. Darum ist ihr Herz nimmer still / Und steht allzeit in Forchten; / Gott bei den Frommen bleiben will, / Dem sie mit Glauben g'horchen. / Ihr aber schmäht des Armen Rath, / Und höhnet alles, was er sagt, / Daß Gott sein Trost ist worden. / 6. Wer soll Israel dem Armen / Zu Zion Heil erlangen? / Gott wird sich sein's Volk's erbarmen / Und lösen, sie gefangen. / Das wird er thun durch seinen Sohn, / Davon wird Jakob Wonne ha'n / Und Israel sich freuen.

 

Es woll' uns Gott genädig sein / Martin Luther, 1524

1. Es woll' uns Gott genädig sein / Und seinen Segen geben; / Sein Antlitz uns mit hellem Schein / Erleucht' zum ew'gen Leben, / Daß wir erkennen seine Werk', / Und was ihm liebt auf Erden, / Und Jesus Christus Heil und Stärk' / Bekannt den Heiden werden / Und sie zu Gott bekehren. / 2. So danken, Gott, und loben dich / Die Heiden überalle, / Und alle Welt, die freue sich / Und sing' mit großem Schalle, / Daß du auf Erden Richter bist / Und läßt die Sünd' nicht walten; / Dein Wort die Hut und Weide ist, / Dei alles Volk erhalten, / In rechter Bahn zu wallen. 3. Es danke, Gott, und lobe dich / Das Volk in guten Taten; / Das Land bringt Frucht und bessert sich, / Dein Wort ist wohl geraten. / Uns segne Vater und der Sohn, / Uns segne Gott der Heil'ge Geist, / Dem alle Welt die Ehre tu', / Vor ihm sich fürchte allermeist. / Nun sprecht von Herzen: Amen! - Tune - Es woll' uns Gott genädig sein / Teutsch Kirchenamt, Straßburg, 1525;

 

Freuet euch, ihr Christen alle / Christian Keimann, 1646

1. Freuet euch, ihr Christen alle! / Freue sich, wer immer kann, / Gott hat viel an uns getan. / Freuet euch mit großem Schalle, / Daß er uns so hoch geacht't, / Sich mit uns befreund't gemacht. / Freude, Freude ueber Freude! / Christus wehret allem Leide. / Wonne, Wonne über Wonne! / Er ist die Genadensonne. / 2. Siehe, siehe, meine Seele, / Wie dein Heiland kommt zu dir, / Brennt in Liebe für und für, Daß er in der Krippe Höhle / Harte lieget dir zugut, / Dich zu lösen durch sein Blut. / Freude, Freude ueber Freude! / Christus wehret allem Leide. / Wonne, Wonne über Wonne! / Er ist die Genadensonne. / 3. Jesu, wie soll ich dir danken? / Ich bekenne, daß von dir / Meine Seligkeit herrühr'. / O laß mich von dir nicht wanken, / Nimm mich dir zu eigen hin, / So empfindet Herz und Sinn / Freude, Freude ueber Freude! / Christus wehret allem Leide. / Wonne, Wonne über Wonne! / Er ist die Genadensonne. / 4. Jesu, nimm dich deiner Glieder / Ferner in Genaden an! / Schenke, was man bitten kann, / Zu erquicken deine Brüder; / Gib der ganzen Christenschar / Frieden und ein sel'ges Jahr. / Freude, Freude ueber Freude! / Christus wehret allem Leide. / Wonne, Wonne über Wonne! / Er ist die Genadensonne.

 

Fröhlich soll mein Herze springen / Paul Gerhardt, 1653

1. Fröhlich soll mein Herze springen / Dieser Zeit, Da vor Freud' / Alle Engel singen. / Hört, hört, wie mit vollen Chören / Alle Luft Laute ruft: / Christus ist geboren! / 2. Heute geht aus seiner Kammer / Gottes Held, Der die Welt / Reißt aus allem Jammer. / Gott wird Mensch dir, Mensch, zugute. / Gottes Kind, Das verbind't / Sich mit unserm Blute. / 3. Sollt' uns Gott nun können haßen, / Der uns gibt, Was er liebt / Über alle Maßen? / Gott gibt, unserm Leid zu wehren, / Seinen Sohn Aus dem Thron / Seiner Macht und Ehren. / 4. Sollte von uns sein gekehret, / Der sein Reich Und zugleich / Sich uns selbst verehret? / Sollt' uns Gottes Sohn nicht lieben, / Der jetzt kömmt, Von uns nimmt, / Was uns will betrüben? / 5. Hätte vor der Menschen Orden / Unser Heil Einen Greu'l, / Wär'er nicht Mensch worden. / Hätt' er Lust zu unserm Schaden, / Ei, so würd' Unsre Bürd' / Er nicht auf sich laden. / 6. Er nimmt auf sich, was auf Erden / Wir getan, Gibt sich an, / Unser Lamm zu werden, / Unser Lamm, das für uns stirbet / Und bei Gott Fuer den Tod / Gnad' und Fried' erwirbet. / 7. Nun, er liegt in seiner Krippen, / Ruft zu sich Mich und dich, / Spricht mit süßen Lippen: / Laßet fahr'n, o liebe Brüder, / Was euch quält, Was euch fehlt, / Ich bring' alles wieder. / 8. Ei, so kommt und laßt uns laufen! / Stellt euch ein, Groß und klein, / Eilt mit großem Haufen! / Liebt den, der vor Liebe brennet; / Schaut den Stern, Der uns gern / Licht und Labsal gönnet. / 9. Die ihr schwebt in großen Leiden, / Sehet, hier Ist die Tür / Zu den wahren Freuden. / Faßt ihn wohl, er wird euch führen / An den Ort, Da hinfort / Euch kein Kreuz wird rühren. / 10. Wer sich fühlt beschwert im Herzen, / Wer empfind't Seine Sünd' / Und Gewissensschmerzen, / Sei getrost, hier wird gefunden, / Der in Eil' Machet heil / Die vergift'ten Wunden. / 11. Die ihr arm seid und elende, / Kommt herbei, Füllet frei / Eures Glaubens Hände! / Hier sind alle guten Gaben / Und das Gold, Da ihr sollt / Euer Herz mit laben. / 12. Süßes Heil, laß dich umfangen, / Laß mich dir, Meine Zier, / Unverrückt anhangen! / Du bist meines Lebens Leben; / Nun kann ich Mich durch dich / Wohl zufrieden geben. / 13. Meine Schuld kann mich nicht drücken, / Denn du hast Meine Last / All' auf deinem Rücken. / Kein Fleck ist an mir zu finden, / Ich bin gar Rein und klar / Aller meiner Sünden. / 14. Ich bin rein um deinetwillen; / Du gibst g'nug Ehr' und Schmuck, / Mich darein zu hüllen. / Ich will dich ins Herze schließen; / O mein Ruhm, Edle Blum', / Laß dich recht genießen! / 15. Ich will dich mit Fleiß bewahren, / Ich will dir Leben hier, / Dir will ich abfahren; / Mit dir will ich endlich schweben / Voller Freud' Ohne Zeit / Dort im andern Leben.

 

Gegrüßet seist du, meine Kron / Paul Gerhardt, 1666

1. Gegrüßet seist du, meine Kron, / Und König aller Frommen, / Der du zum Trost von deinem Thron / Uns armen Sündern kommen. / O wahrer Mensch, o wahrer Gott, / Ein Helfer, voller Hohn und Spott, / Den du doch nicht verschuldest! / Ach wie so arm, wie nackt uns bloß / Hängst du am Kreuz, wie schwer und groß / Ist dein Schmerz, den du duldest! / 2. Es fleußet deines Blutes Bach / Mit ganzem vollen Haufen, / Dein Leib ist dir mit Ungemach / Ganz durch und durch belaufen. / O ungeschränkte Majestät, / Wie kömmt's, daß dir's so kläglich geht? / Das macht dein Huld und Treue. / Wer dankt dir des? Wo ist der Mann, / Der sich, wie du für uns getan, / Vor dir zu sterben freue? / 3. Was soll ich dir doch immermehr, / Mein Liebster, dafür geben, / Daß dein Herz sich so hoch und sehr / Bemüht hat um mein Leben? / Du rettest mich durch deinen Tod / Von mehr als eines Todes Not / Und machst mich sicher wohnen. / Laß Höll und Teufel böse sein: / Was schadt's? Sie müssen dannoch mein / Und meiner Seelen schonen. / 4. Für großer Lieb und heil'ger Lust, / Damit du mich erfüllet, / Drück ich dich an mein Herz und Brust, / So wird mein Leid gestillet, / Das deinen Augen wohl bekannt. / Und das ist dir ja keine Schand, / Ein krankes Herz zu laben. / Ach bleib mir hold und gutes Muts, / Bis mich die Ströme deines Bluts / Ganz rein gewaschen haben. / 5. Sei du mein Schatz und höchste Freud, / Ich will dein Diener bleiben, / Und deines Kreuzes Herzeleid / Will ich in mein Herz schreiben. / Verleihe du mir Kraft und Macht, / Damit, was ich bei mir bedacht, / Ich mög ins Werk auch setzen; / So wirst du, Schönster, meinen Sinn / Und alles, was ich hab und bin, / Ohn' Unterlaß ergötzen.

 

Geh' aus mein Herz und suche Freud / Paul Gerhardt, 1666

1. Geh' aus mein Herz und suche Freud / In dieser schönen Sommerzeit / An deines Gottes Gaben / Schau an der schönen Gärtenzier / Und siehe wie sie mir und dir / Sich ausgeschmücket haben / Sich ausgeschmücket haben / 2. Die Bäume stehen voller Laub / Das Erdreich decket seinen Staub / Mit einem grünen Kleide / Narzissen und die Tulipan / Die ziehen sich viel schöner an / Als Salomonis Seide. / Als Salomonis Seide. / 3. Die Lerche schwingt sich in die Luft / Das Täublein fliegt auf seiner Kluft / Und macht sich in die Wälder / Die hochbegabte Nachtigall / Ergötzt und füllt mit ihrem Schall / Berg Hügel Tal und Felder. / Berg Hügel Tal und Felder. / 4. Die Glucke führt ihr Völklein aus / Der Storch baut und bewohnt sein Haus / Das Schwälblein speist die Jungen / Der schnell Hirsch das leichte Reh / Ist froh und kommt aus seine Höh / In's tiefe Gras gesprungen. / In's tiefe Gras gesprungen. / 5. Die Bächlein rauschen in dem Sand / Und malen sich an ihrem Rand / Mit schattenreichen Myrten / Die Wiesen liegen hart dabei / Und klingen ganz vom Lustgeschrei / Der Schaf' und ihrer Hirten. / Der Schaf' und ihrer Hirten. / 6. Die unverdroßne Bienenschar / Fliegt hin und her, sucht hier und da / Ihr edle Honigspeise / Des süßen Weinstocks starker Saft / Bringt täglich neue Stärk' und Kraft / In seinem schwachen Reise. / In seinem schwachen Reise. / 7. Der Weizen wächset mit Gewalt / Darüber jauchzet jung und alt / Und rühmt die große Güte / Des, der so überflüssig labt / Und mit so manchem Gut begabt / Das menschliche Gemüte. / Das menschliche Gemüte. / 8. Ich selber kann und mag nicht ruhn / Des großen Gottes großes Tun / Erweckt mir alle Sinnen / Ich singe mit, wenn alles singt / Und lasse was dem Höchsten klingt / Aus meinem Herzen rinnen. / Aus meinem Herzen rinnen. / 9. Ach denk ich bist Du hier so schön / Und läßt Du's uns so lieblich gehn / Auf dieser armen Erde / Was will doch wohl nach dieser Welt / Dort in dem reichen Himmelszelt / Und güldnen Schlosse werden? / Und güldnen Schlosse werden? / 10. Welch hohe Lust, welch heller Schein / Wird wohl in Christi Garten sein! / Wie wird es da wohl klingen? / Da so viel tausend Seraphim / Mit unverdroßnem Mund und Stimm / Ihr Halleluja singen. / Ihr Halleluja singen. / 11. Oh wär ich da, o stünd ich schon / Ach süßer Gott vor Deinem Thron / Und trüge meine Palmen! / So wollt ich nach der Engel Weis' / Erhöhen Deines Namens Preis, / Mit tausend schönen Psalmen. / Mit tausend schönen Psalmen. / 12. Doch gleichwohl will ichweil ich noch / Hier trage dieses Leibes Joch / Auch gar nicht stille schweigen. / Mein Herze soll sich fort und fort / An diesem und an allem Ort / Zu Deinem Lobe neigen. / Zu Deinem Lobe neigen. / 13. Hilf mir und segne meinen Geist / Mit Segen, der vom Himmel fleußt, / Daß ich Dir stetig blühe; / Gib, daß der Sommer Deiner Gnad / In meiner Seele früh und spat / Viel Glaubensfrücht erziehe. / Viel Glaubensfrücht erziehe. / 14. Mach in mir Deinem Geiste Raum, / Daß ich Dir werd ein guter Baum, / Und laß mich Wurzeln treiben; / Verleihe, daß zu Deinem Ruhm, / Ich Deines Gartens schöne Blum / Und Pflanze möge bleiben. / Und Pflanze möge bleiben. / 15. Erwähle mich zum Paradeis, / Und laß mich bis zur letzten Reis / An Leib und Seele grünen; / So will ich Dir und Deiner Ehr / Allein und sonstern Keinem mehr / Hier und dort ewig dienen. / Hier und dort ewig dienen.

 

Gelobet sei der Herr / Johann Olearius, 1671

1. Gelobet sei der Herr, / Mein Gott, mein Licht, mein Leben, / Mein Schöpfer, der mir hat / Mein Leib und Seel' gegeben, / Mein Vater, der mich schützt / Von Mutterleibe an, / Der alle Augenblick' / Viel Gut's an mir getan! / 2. Gelobet sei der Herr, / Mein Gott, mein Heil, mein Leben, / Des Vaters liebster Sohn, / Der sich für mich gegeben, / Der mich erlöset hat / Mit seinem teuren Blut, / Der mir im Glauben schenkt / Das allerhöchste Gut! / 3. Gelobet sei der Herr, / Mein Gott, mein Trost, mein Leben, / Des Vaters werter Geist, / Den mir der Sohn gegeben, / Der mir mein Herz erquickt, / Der mir gibt neue Kraft, / Der mir in aller Not / Rat, Trost und Hilfe schafft! / 4. Gelobet sei der Herr, / Mein Gott, der ewig lebet, / Den alles lobet, was / In allen Lüften schwebet! / Gelobet sei der Herr, / Des Name heilig heisst: / Gott Vater, Gott der Sohn / Und Gott der werte Geist. / 5. Dem wir das Heilig jetzt / Mit Freuden laßen klingen / Und mit der Engel Schar / Das Heilig! Heilig! singen, / Den herzlich lobt und preist / Die ganze Christenheit. / Gelobet sei mein Gott / In alle Ewigkeit!

 

Gelobet seist du, Jesu Christ / Martin Luther, 1523

1. Gelobet seist du, Jesu Christ, / Dass du Mensch geboren bist / Von einer Jungfrau, das ist wahr; / Des freuet sich der Engel Schar. / Kyrieleis! / 2. Den aller Welt Kreis nie beschloss, / Der liegt in Marien Schoss; / Er ist ein Kindlein worden klein, / Der alle Ding' erhält allein. / Kyrieleis! / 3. Der Sohn des Vaters, Gott von Art, / Ein Gast in der Welt hier ward / Und führt unsaus dem Jammertal, / Er macht uns Erben in sein'm Saal. / Kyrieleis! / 4. Das ew'ge Licht geht da herein, / Gibt der Welt ein'n neuen Schein; / Es leucht't wohl mitten in der Nacht / Und uns des Lichtes Kinder macht. / Kyrieleis! / 5. Das hat er alles uns getan, / Sein' gross' Lieb' zu zeigen an. / Des freu' sich alle Christenheit / Und dank' ihm des in Ewigkeit. / Kyrieleis!

 

Gloria, laus et honor / St Theodulph c.770

1. Gloria, laus et honor, tibi sit, rex Christe, redemptor! / cui puerile decus prompsit hosanna plum. Israel es tu Rex, Davidis et inclyta proles: / Nomine qui in Domini, rex benedicte, venis. Coetus in excelsis, te laudat caelicus omnis, / Et mortalis homo, et cuncta create simul. Plebs Hebraea tibi cum palmis obvia venit: / Cum prece, voto, hymnis, adsumus ecce tibi. Hi tibi passuro solvebant munia laudis; / nos tibi regnanti pangimus ecce melos. Hi placuere tibi, placeat devotio nostra, rex bone, / rex clemens, cui bona cuncta placent.

 

Gott der Vater wohn' uns bei / revised by Martin Luther, 1524

1. Gott der Vater wohn' uns bei / Und laß uns nicht verderben, / Refrain: / Mach' uns aller Sünden frei / Und helf' uns selig sterben. / Für dem Teufel uns bewahr, / Halt' uns bei festem Glauben, / Und auf dich laß uns bauen, / Aus Herzen Grund vertrauen, / Dir uns laßen ganz und gar; / Mit allen rechten Christen / Entfliehen Teufels Listen, / Mit Waffen Gott's uns fristen. / Amen! Amen! das sei wahr, / So singen wir, Halleluja! / 2. Jesus Christus wohn' uns bei / Und laß uns nicht verderben, / Refrain: / 3. Der heilig' Geist wohn uns bei, / Und laß uns nicht verberben, / Refrain:

 

Gott des Himmels und der Erden / Heinrich Albert, 1644

1. Gott des Himmels und der Erden, / Vater, Sohn und Heil'ger Geist, / Der es Tag und Nacht läßt werden, / Sonn' und Mond uns scheinen heißt, / Dessen starke Hand die Welt / Und was drinnen ist, erhält. / 2. Gott, ich danke dir von Herzen, / Daß du mich in dieser Nacht / Vor Gefahr, Angst, Not und Schmerzen / Hast behütet und bewacht, / Daß des bösen Feindes List / Mein nicht mächtig worden ist. / 3. Laß die Nacht auch meiner Sünden / Jetzt mit dieser Nacht vergehn! / O Herr Jesu, laß mich finden / Deine Wunden offen stehn, / Da alleine Hilf' und Rat / Ist für meine Missetat! / 4. Hilf, daß ich mit diesem Morgen / Geistlich auferstehen mag / Und für meine Seele sorgen, / Daß, wenn nun dein großer Tag / Uns erscheint und dein Gericht, / Ich davor erschrecke nicht. / 5. Führe mich, o Herr, und leite / Meinen Gang nach deinem Wort! / Sei und bleibe du auch heute / Mein Beschützer und mein Hort! / Nirgends als von dir allein / Kann ich recht bewahret sein. / 6. Meinen Leib und meine Seele / Samt den Sinnen und Verstand, / Großer Gott, ich dir befehle / Unter deine starke Hand. / Herr, mein Schild, mein' Ehr' und Ruhm, / Nimm mich auf, dein Eigentum! / 7. Deinen Engel zu mir sende, / Der des bösen Feindes Macht, / List und Anschlag von mir wende / Und mich halt in guter Acht, / Der auch endlich mich zur Ruh / Trage nach dem Himmel zu. - Tune - Gott des Himmels

 

Gott, du hast in deinem Sohn / Caspar Neumann, 1711

1. Gott, du hast in deinem Sohn / Mich von Ewigkeit erwählet. / Sende nun von deinem Thron, / Was noch meinem Heile fehlet, / Und gib mir des Geistes Gaben, / Sodann werd' ich alles haben. / 2. Ach, ich bin lebendig tot / Und zum Guten ganz verloren! / Heil'ger Geist, mein Herr und Gott, / Mache du mich neugeboren! / Denn das Fleisch ist mein Verderben / Und kann nicht den Himmel erben. / 3. Treibe weg die finstre Nacht / Meiner irrigen Gedanken! / Dämpfe das, was Gott veracht't, / Halte die Vernunft in Schranken, / Daß ich anders nicht als gerne / Selbst von dir die Weisheit lerne. / 5. Schaffe mir ein reines Herz, / Daß ich stets an Gott gedenke / Und mich oft mir Reu' und Schmerz / Über meine Sünden kränke; / Doch nach den betrübten Stunden / Führe mich in Jesu Wunden! / 6. Pflanze mich daselbst in ihn / Als ein Glied an seinem Liebe. / Und wenn ich sein eigen bin, / Hilf mir, daß ich es auch bleibe! / Er sei Stock und ich die Rebe, / Daß ich ganz in Jesu lebe. / 7. Hierzu bitt' ich diese drei: / Glauben, Hoffnung und die Liebe. / Steh auch sonst mir also bei, / Daß kein Teufel mich betrübe! / Gib mir Demut, Fried' und Freude / Und auch Sanftmut, wenn ich leide! / 8. Hilf mir reden recht und wohl, / Auch zuweilen gar nichts sagen; / Hilf mir beten, wie ich soll, / Hilf mir auch mein Kreuze tragen! / Wenn es Zeit ist, hilf mir sterben / Und dabei den Himmel erben! - Tune - Liebster Jesu

 

Gott fähret auf gen Himmel / Gottfried W. Sacer, 1661

1. Gott fähret auf gen Himmel / Mit frohem Jubelschall, / Mit prächtigem Getümmel / Und mit Posaunenhall. / Lobsingt, lobsinget Gott! / Lobsingt, lobsingt mit Freuden / Dem Könige der Heiden, / Dem Herren Zebaoth! / 2. Der Herr wird aufgenommen, / Der ganze Himmel lacht; / Um ihn gehn alle Frommen, / Die er hat freigemacht. / Es holen Jesum ein / Die lautern Cherubinen, / Den hellen Seraphinen / Muß er willkommen sein. / 3. Wir wißen nun die Stiege, / Die unser Haupt erhöht; / Wir wißen zur Genüge, / Wie man zum Himmel geht. / Der Heiland geht voran, / Will uns nicht nach sich laßen, / Er zeiget uns die Straßen, / Er bricht uns sichre Bahn. / 4. Wir sollen himmlisch werden, / Der Herre macht uns Platz. / Wir gehen von der Erden / Dorthin, wo unser Schatz. / Ihr Herzen, macht euch auf! / Wo Jesus hingegangen, / Dahin sei das Verlangen, / Dahin sei euer Lauf! / 5. Laßt uns gen Himmel springen / Mit herzlicher Begier, / Laßt uns zugleich auch singen: / Dich, Jesu, suchen wir, / Dich, o du Gottessohn, / Dich Weg, dich wahres Leben, / Dem alle Macht gegeben, / Dich, unsers Hauptes Kron'! / 6. Ade mit deinen Schätzen, / Du Truges volle Welt. / Dein Rot kann nicht ergetzen; / Weißt du, was uns gefällt? / Der Herr ist unser Preis, / Der Herr ist unsre Freude / Und köstliches Geschmeide, / Zu ihm gilt unsre Reis. / 7. Wann soll es doch geschehen? / Wann kommt die liebe Zeit, / Daß wir ihn werden sehen / In seiner Herrlichkeit? / Du Tag, wann wirst du sein, / Daß wir den Heiland grüßen, / Daß wir den Heiland küssen? / Komm, stelle dich doch ein. - Tune - Aus meines Herzens Grunde / Hamburg, 1598

 

Gott Heil'ger Geist, hilf uns mit Grund / Bartholomaeus Ringwaldt, 1581

1. Gott Heil'ger Geist, hilf uns mit Grund / Auf Jesum Christum schauen, / Damit wir in der letzten Stund' / Auf seine Wunden bauen, / Die er für uns nach Gottes Rat / Am heil'gen Kreuz empfangen hat / Zu Tilgung unsrer Sünden. / 2. Durchs Wort in unsre Herzen schein / Und tu uns neu gebären, / Daß wir als Gottes Kinder rein / Vom bösen Wandel kehren / Und in dir bringen Früchte gut, / So viel, als unser blöder Mut / In diesem Fleisch kann tragen. / 3. In Sterbensnöten bei uns steh / Und hilf uns Wohl verscheiden, / Daß wir fein sanft aus allem Weh / Hinfahren zu den Freuden, / Die uns der fromme Vater wert / Aus lauter Gnade hat beschert / In Christo, seinem Sohne.

 

Gott ist gegenwärtig! / Gerhard Teerstegen, 1729

1. Gott ist gegenwärtig! / Laßet uns anbent, / Und in Ehrfurcht vor ihn treten. / Gott is in der Mitten; / Alles in uns schweige, / Und sich innigst vor ihm beuge. / We ihn kennt, wer ihn nennt, / Schlagt die Augen nieder; / Kommt, ergebt euch wieder! / 2. Gott ist gegenwärtig, / Dem die Cherubinen / Tag und Nacht mit Ehrfurcht dienen; / Heilig, heilig singen / Alle Engelchören, / Wenn sie Gott mit Jauchzen ehren. / Herr, vernimm unsre Stimm', / Da auch wir Geringen / Unsre Opfer bringen. / 3. Wir entsagen willig / Allen Eitelkeiten, / Aller Erdenlust und Freuden. / Da liegt unser Wille, / Seele, Leib und Leben, / Dir zum Eigentum ergeben. / Du allein sollst es sein, / Unser Gott und Herre, / Dir gebührt die Ehre. 4. Majestätisch Wesen! / Möcht' ich dich recht preisen, / Und im geist dir Dienst erweisen / Möcht' ich wie die Engel / Immer vor dir stehen / Und dich gegenwärtig sehen! / Laß mich dir für und für / Trachten zu gefallen, / Liebster Gott, in allen. 5. Luft, die alles füllet, / Drin wir immer schweben; / Aller Dinge Grund und Leben, / Meer ohn' Grund und Ende, / Wunder aller Wunder, / Ich senk' mich in dich hinunter; / Ich in dir, du in mir, / Laß mich ganz verschwinden, / Dich mir sehn und finden. / 6. Du durchdringest alles, / Laß dein schöuml;nstes Lichte, / Herr, berühren mein Gesichte. / Wie die zarten Blumen / Willig sich entfalten / Und der Sonne stille halten, / Laß mich so still und froh / Deine Strahlen fassen / Und dich wirken laßen. / 7. Mache mich recht kindlich, / Innig abgeschieden, / Sanfte und voll stillen Frieden! / Mach mich reines Herzens, / Daß ich deine Klarheit / Schauen mag in Geist und Wahrheit. / Laß mein Herz himmelwärts / Wie ein Adler schweben / Und in dir nur leben. 8. Herr, komm in mir wohnen, / Laß mein Geist auf Erden / Dir ein Heiligtum noch werden! / Komm, du treuer Heiland, / Dich in mir verkläre, / Daß ich dich stets lieb' und ehre. / Wo ich geh', sitz' und steh', / Laß mich dich erblicken / Und vor dir mich bücken.

 

Gott segne Sachsenland / Siegfried August Mahlmann, 1815

1. Gott segne Sachsenland, / Wo fest die Treue stand / In Sturm und Nacht! / Ew'ge Gerechtigkeit, / Hoch überm Meer der Zeit, / Die jedem Sturm gebeut, / Schütz uns mit Macht! / 2. Blühe, du Rautenkranz / In schöner Tage Glanz / Freudig empor! / Heil, Friedrich August, dir! / Heil, guter König, dir! / Dich, Vater, preisen wir / Liebend im Chor! / 3. Was treue Herzen flehn / Steigt zu des Himmels Höh'n / Aus Nacht zum Licht. / Der unsre Liebe sah, / Der unsre Tränen sah, / Er ist uns huldreich nah, / Verläßt uns nicht. / 4. Gott segne Sachsenland, / Wo fest die Treue stand / In Sturm und Nacht! / Ew'ge Gerechtigkeit, / Hoch überm Meer der Zeit, / Die jedem Sturm gebeut, / Schütz uns mit Macht!

 

Gott sei Dank durch alle Welt / Heinrich Held, 1659

1. Gott sei Dank durch alle Welt, / Der sein Wort beständig hält / Und der Sünder Trost und Rat / Zu uns hergesendet hat. / 2. Was der alten Väter Schar / Höchster Wunsch und Sehnen war, / Und was sie geprophezeit, / Ist erfüllt nach Herrlichkeit. / 3. Zions Hilf' und Abrams Lohn, / Jakobs Heil, der Jungfrau'n Sohn, / Der wohl zweigestammte Held, / Hat sich treulich eingestellt. / 4. Sei willkommen, o mein Heil! / Hosianna, o mein Teil! / Richte du auch eine Bahn / Dir in meinem Herzen an. / 5. Zeuch, du Ehrenkönig, ein, / Es gehöret dir allein; / Mach es, wie du gerne tust, / Rein von allem Sündenwust. / 6. Und gleichwie dein' Ankunft war / Voller Sanftmut, ohn' Gefahr, / Also sei auch jederzeit / Deine Sanftmut mir bereit. / 7. Tröste, tröste meinem Sinn, / Weil ich schwach und blöde bin / Und des Satans schlaue List / Sich zu hoch an mir vermisst. / 8. Tritt der Schlange Kopf entzwei, / Daß ich, aller Ängste frei, / Dir im Glauben um und an / Selig bleibe zugetan. / 9. Daß, wenn du, o Lebensfürst, / Prächtig wiederkommen wirst, / Ich dir mög' entgegengehn / Und vor Gott gerecht bestehn.

 

Gott sei gelobet und gebenedeiet / vs1 Anonymous; Martin Luther 1524 vs.2-3

1. Gott sei gelobet und gebenedeiet, / Der uns selber hat gespeiset / Mit seinem Fleische und mit seinem Blute, / Das gib uns, Herr Gott, zugute! / Kyrieleison! / Herr, durch deinen heiligen Leichnam, / Der von deiner Mutter Maria kam, / Und das heilige Blut / Hilf uns, Herr, aus aller Not! / Kyrieleison! / 2. Der heil'ge Leichnam ist für uns gegeben / Zum Tod, daß wir dadurch leben; / Nicht größre Güte konnt' er uns geschenken, / Debei wir sein soll'n gedenken. / Kyrieleison! / Herr, dein' Lieb' so groß dich zwungen hat, / Daß dein Blut an uns groß' Wunder tat / Und bezahlt' unsre Schuld, / Daß uns Gott ist worden hold. / Kyrieleison! / 3. Gott geb' uns allen seiner Gnade Segen, / Daß wir gehn auf seinen Wegen / In rechter Lieb' und brüderlicher Treue, / Daß uns die Speis' nicht gereue. / Kyrieleison! / Herr, dein Heil'ger Geist uns nimmer laß', / Der uns geb' zu halten rechte Mass, / Daß dein' arm' Christenheit / Leb' in Fried' und Einigkeit! / Kyrieleison! - Tune - Gott sei gelobet

 

Gottes Sohn ist kommen / Johann Roh, 1544

1. Gottes Sohn ist kommen / Uns allen zu Frommen / Hier auf diese Erden / In armen Gebärden, / Daß er uns von Sünde / Freiet' und entbünde. / 2. Er kommt auch noch heute / Und lehret die Leute, / Wie sie sich von Sünden / Zur Buss' sollen wenden, / Von Irrtum und Torheit / Treten zu der Wahrheit. / 3. Die sich sein nicht schämen / Und sein'n Dienst annehmen / Durch ein'n rechten Glauben / Mit ganzem Vertrauen, / Denen wird er eben / Ihre Sünd' vergeben. / 9. Ei nun, Herre Jesu, / Schicke unser Herz zu, / Daß wir alle Stunden / Rechtgläubig erfunden, / Darinnen verscheiden / Zur ewigen Freuden.

 

Großer Gott, wir loben dich / Anonymous, 1775

1. Großer Gott, wir loben dich, / Herr, wir preisen deine Stärke, / Vor dir beugt die Erde sich / Und bewundert deine Werke. / Wie du warst vor aller Zeit, / So bleibst du in Ewigkeit. / 2. Alles, was dich preisen kann, / Cherubim und Seraphinen, / Stimmen dir ein Loblied an. / Alle Engel, die dir dienen, / Rufen dir in sel'ger Ruh': / Heilig, heilig, heilig! zu. / 3. Heilig, Herr Gott Zebaoth, / Heilig, Herr der Weltenheere, / Starker Helfer in der Not, / Himmel, Erde, Luft und Meere / Sind erfüllt von deinem Ruhm, / Alles ist dein Eigentum. / 4. Der Apostel heil'ger Chor, / Der Propheten große Menge / Schickt zu deinem Thron empor / Neue Lob und Dankgesänge. / Der Blutzeugen große Schar / Lobt und preist dich immerdar. / 5. Auf dem ganzen Erdenkreis / Loben Große und auch Kleine / Dich, Gott Vater, dir zum Preis / Singt die heilige Gemeine. / Sie verehrt auf seinem Thron / Deinen eingebornen Sohn. / 6. Sie verehrt den Heil'gen Geist, / Welcher uns mit seinen Lehren / Und mit Troste kräftig speist; / Der, O König aller Ehren, / Der mit dir, Herr Jesu Christ, / Und dem Vater ewig ist. / 7. Du, das ewgen Vaters Sohn, / Hast die Menschheit angenommen, / Du bist auch von deinem Thron, / Zu uns auf die Welt gekommen. / Gnade hast du uns gebracht, / Von der Sünde frei gemacht. / 8. Nunmehr steht das Himmelsthor / Allen, welche glauben, offen; / Du stellst uns dem Vater vor, / Wenn wir kindlich auf ihn hoffen. / Endlich kommst du zum Gericht; / Zeit und Stunde weiß man nicht. / 9. Steh, Herr, deinen Dienern bei, / Welche dich mit Demut bitten, / Alle machtest du ja frei / Durch den Tod, so du gelitten. / Nimm uns nach vollbrachtem Lauf / Zu dir in den Himmel auf. / 10. Sieh dein Volk in Gnaden an, / Hilf uns, segne, Herr, dein Erbe, / Leit es auf der rechten Vahn, / Daß der Feind es nicht verderbe, / Hilf, daß es im Glauben steh, / Bis es dich im Himmel seh. / 11. Alle Tage wollen wir / Dich und deinen Namen preisen / Und zu allen Zeiten dir / Ehre, Lob und Dank erweisen. / Gieb, daß jeder sündenfrei / Durch die Gnade selig sei. / 12. Herr, erbarm, erbarme dich; / Über uns, Herr, sei dein Segen; / Deine Güte zeige sich / Allen der Verheißung wegen, / Auf dich hoffen wir allein, / Laß uns nicht verloren sein. - Tune - Grosser Gott

 

Guter Hirt, du hast gestillt / Johann W. Meinhold, 1835

1. Guter Hirt, du hast gestillt / Deines Lämmchens langen Jammer; / Ach, wie ruhig, blass und mild / Liegt's in seiner kleinen Kammer, / Und kein Seufzer bang und schwer / Quälet seinen Busen mehr. / 2. In der Welt voll Angst und Grau'n / Willst du es nicht länger leiden; / Auf den Paradiesesau'n / Soll dein liebes Lamm nun weiden / Und mit unbeflecktem Kleid / Schweben in der Herrlichkeit. / 3. O Herr Jesu, möchten wir, / Wo es schwebt, auch einmal schweben, / Und dein sel'ges Lustrevier / Uns auch Himmelsnahrung geben! / Dann sind Not und Tod Gewinn, / Nimmst du auch das Liebste hin.

 

Halleluja! Christus lebt / Carl Garve, 1825

1. Halleluja! Christus lebt, / Er war tot und lebet wieder, / Aus der Nacht des Grabes schwebt / Schon der Erstling seiner Brüder / Sprengt für sie des Todes Tor / Und tritt um Triumph hervor / 2. Christus lebt! O jauchzet ihm! / Dankt, ihr gottversöhnten Sünder! / Jauchzet mit, ihr Seraphim! / Dankt dem großen Überwinder, / Dem an seinem Siegestag / Sünd' und Tod' und Höll' erlag! / 3. Christus lebt! Wer ist betrübt, / Schlägt die Augen mutlos nieder? / Der uns bis Tod geliebt, / Unser Bruder, lebet wieder. / Endlos ist sein Leben nun, / Uns ohn' Ende wohlzutun. / 4. Christus lebt; euch grüßt sein Mund: / "Seht, ich leb', und ihr sollt leben! / Tut es meinen Brüdern kund, / Daß sie sich vom Staub' erheben! / Bei mir sollen im Verein / Alle meine Brüder sein." / 5. Christus lebt! Wer an ihn glaubt, / Stirbt nicht, ob der Leib auch sterbe. / Christi Glied, du folgst dem Haupt, / Erbst mit ihm sein Lebenserbe, / Stehst mit ihm - Halleluja! / Siegreich überm Grabe da. / 6. Christus lebt! Sein Lebenspfand, / Christi Geist, lebt mir im Herzen; / Furcht und Unruh' sind verbrannt, / Leer die Quelle meiner Schmerzen, / Und auf meinem Angesicht / Glänzt des ew'gen Lebens Licht. / 7.Christus lebt: und zu ihm zieht / Mich sein Geist mit sanftem Zuge. / Flieht, ihr Weltgefühle, flieht; / Hemmt nicht meine Seel' im Fluge! / Denn mein Herz fliegt ohne Ruh' / Seinem Urmagnete zu. / 8. Auf! in eurem Jubelklang / Sing mit uns, ihr Himmelschöre! / Sing den frohen Lobgesang: / Gott sei in den Höhen Ehre, / Friede jedem Erdenteil, / Und der Menschheit Gottes Heil!

 

Halleluja! Lob, Preis und Ehr' / Bartholomäus Crasselius, 1698

1. Halleluja! Lob, Preis und Ehr' / Sei unserm Gott je mehr und mehr / Für alle seine Werke; / Von Ewigkeit zu Ewigkeit / Sei in uns allen ihm bereit / Dank, Weisheit, Kraft und Stärke! / Heilig, heilig, freilich, freilich, / Heilig ist Gott, / Unser Gott, der Herr Zebaoth! / 2. Halleluja! Preis, Ehr' und Macht / Sei auch dem Gotteslamm gebracht, / In dem wir sind erwählet, / Das uns mit seinem Blut erkauft, / Damit besprenget und getauft / Und sich mit uns vermählet! / Heilig, selig / Ist die Freundschaft und Gemeinschaft, / Die wir haben / Und darinnen uns erlaben. / 3. Halleluja! Gott Heil'ger Geist / Sei ewiglich von uns gepreist, / Durch den wir neugeboren, / Der uns mit Glauben ausgeziert, / Dem Bräutigam uns zugeführt, / Den Hochzeitstag erkoren! / Eia, ei da, da ist Freude, das ist Weide, / Da ist Manna / Und ein ewig Hosianna! / 4. Halleluja! Lob, Preis, und Ehr' / Sei unserm Gott je mehr und mehr / Und seinem großen Namen! / Stimmt an mit aller Himmelsschar / Und singet nun und immerdar / Mit Freuden: Amen, Amen! / Klinget, singet: / Heilig, heilig, freilich, freilich, / Heilig ist Gott, / Unser Gott, der Herr Zebaoth!

 

Helft mir Gott's Güte preisen / Paul Eber, 1571

1. Helft mir Gott's Güte preisen, / Ihr lieben Kinderlein, / Mit G'sang und andrer Weisen / Ihm allzeit dankbar sein, / Vornehmlich zu der Zeit, / Da sich das Jahr tut enden, / Die Sonn' sich zu uns wenden, / Das Neujahr ist nicht weit. / 2. Ernstlich laßt uns betrachten / Des Herren reiche Gnad' / Und so gering nicht achten / Sein' unzählig' Wohltat, / Stets führen zu Gemüt, / Wie er dies Jahr hat geben / All' Notdurft diesem Leben / Und uns vor Leid behüt't, / 3. Lehramt, Schul', Kirch' erhalten / In gutem Fried' und Ruh', / Nahrung für Jung' und Alte / Bescheret auch dazu Und gar mit milder Hand Sein' Güter ausgespendet, / Verwüstung abgewendet / Von dieser Stadt und Land. / 4. Er hat unser verschonet / Aus väterlicher Gnad'; / Wenn er sonst hätt' belohnet / All unsre Missetat / Mit gleicher Straf' und Pein, / Wir wären längst gestorben, / In mancher Not verdorben, / Hie wir voll Sünden sein. / 5. Nach Vaters Art und Treuen / Er uns so gnädig ist; / Wenn wir die Sünd' bereuen, / Glauben an Jesum Christ / Herzlich, ohn' Heuchelei, / Tut er all' Sünd' vergeben, / Lindert die Straf' daneben, / Steht uns in Nöten bei. / 6. All solch dein' Güt' wir preisen, / Vater im Himmelsthron, / Die du uns tust beweisen / Durch Christum, deinen Sohn, / Und bitten ferner dich: / Gib uns ein fröhlich Jahre, / Vor allem Leid bewahre / Und nähr uns mildiglich! - Tune - Helft mir Gott's Güte

 

Herr Christ, der einig Gotts Sohn / Elizabeth Cruciger, 1524

1. Herr Christ, der einig Gotts Sohn / Vaters in Ewigkeit, / Aus sein Herzen entsprossen, / Gleichwie geschrieben steht, / Er is der Morgensterne, / Sen Glänzen streckt er ferne / Vor andern Sternen klar; Für uns ein Mensch geboren / Im lezten Teil der Zeit, / Dass wir nicht wärn verloren / Vor Gott in Ewigkeit, / Den Tod für uns zerbrochen, / Den Himmel auggeschlossen, / Das Leben wiederbracht: Lass uns in deiner Liebe / Und Kenntnis nehmen zu, Dass wir am Glauben bleiben, / Dir dienen im Geist so, / Dass wir hie mögen schmecken Dein Süssigkeit im Herzen / Und dürsten steht nach dir.

 

Herr, es ist von meinem Leben / Caspar Neumann, 1711

1. Herr, es ist von meinem Leben / Wiederum ein Tag dahin! / Lehre mich nun Achtung geben, / Ob ich fromm gewesen bin, / Zeige mir's auch selber an, / So ich was nicht recht getan, / Und hilf jetzt in allen Sachen / Guten Feierabend machen! / 2. Freilich wirst du manches finden, / Was dir nicht gefallen hat, / Denn ich bin noch voller Sünden / In Gedanken, Wort und Tat, / Und vom Morgen bis jetzund / Pfleget Herze, Hand und Mund / So geschwind und oft zu fehlen, / Daß ich's selber nicht kann zählen. / 3. Aber, o du Gott der Gnaden, / Habe noch einmal Geduld! / Ich bin freilich schwer beladen, / Doch vergib mir alle Schuld! / Deine große Vatertreu' / Werde diesen Abend neu, / So will ich noch deinen Willen / Künftig mehr als heut' erfüllen. / 4. Heilige mir das Gemüte, / Daß der Schlaf nicht sündlich sei! / Decke mich mit deiner Güte, / Auch dein Engel steh' mir bei! / Lösche Feu'r und Lichter aus / Und bewahre sonst das Haus, / Daß ich morgen mit den Meinen / Nicht im Unglück müße weinen! / 5. Steure den gottlosen Leuten, / Die im Finstern Böses tun! / Sollte man gleich was bereiten, / Uns zu schaden, wenn wir ruhn, / So zerstöre du den Rat / Und verhindere die Tat, / Wend auch alle andern Schrecken, / Die der Satan kann erwecken! / 6. Herr, dein Auge geht nicht unter, / Wenn es bei uns Abend wird, / Denn du bleibest ewig munter Und bist wie ein guter Hirt, / Der auch in der finstern Nacht / Über seine Herde wacht. / Darum hilf uns, deinen Schafen, / Daß wir alle sicher schlafen! / 7. Laß mich dann gesund erwachen, / Wenn es rechte Zeit wird sein, / Daß ich ferner meine Sachen / Richte dir zu Ehren ein; / Oder hast du, lieber Gott, / Heint bestimmet meinen Tod, / So befehl' ich dir am Ende / Leib und Seel' in deine Hände. - Tune - Werde munter

 

Herr Gott, dich loben alle wir / Paul Eber, 1554

1. Herr Gott, dich loben alle wir / Und sollen billig danken dir / Für dein Geschöpf der Engel schön, / Die um dich schweb'n vor deinem Thron. / 2. Sie glänzen hell und leuchten klar / Und sehen dich ganz offenbar, / Dein' Stimm' sie hören allezeit / Und sind voll göttlicher Weisheit. / 3. Sie feiern auch und schlafen nicht, / Ihr Fleiß ist gar dahin gericht't, / Daß sie, Herr Christe, um dich sei'n / Und um dein armes Häufelein. / 4. Der alte Drach' und böse Feind / Vor Neid, Haß und vor Zorne brennt; / Sein Dichten steht allein darauf, / Wie von ihm werd' zertrennt dein Hauf'. / 5. Und wie er vormals bracht' in Not / Die Welt, führt er sie noch in Tod; / Kirch', Wort, Gesetz, all' Ehrbarkeit / Zu tilgen, ist er stets bereit. / 6. Darum kein' Rast noch Ruh' er hat, / Brüllt wie ein Löw', tracht't früh und spat, / Legt Garn und Strick, braucht falsche List, / Daß er verderb', was christlich ist. / 7. Indes wachet der Engel Schar, / Die Christo folgen, immerdar / Und schützet deine Christenheit, / Wehret des Teufels Listigkeit. / 8. Am Daniel wir lernen das, / Da er unter den Löwen saß, / Desgleichen auch dem frommen Lot / Der Engel half aus aller Not. / 9. Dermaßen auch des Feuers Glut / Verschont und keinen Schaden thut / Den Knaben in der heißen Flamm, / Der Engel ihn zu Hilfe kam. / 10. Also schützt Gott noch heutzutag' / Vor Übel und gar mancher Plag' / Uns durch die lieben Engelein, / Die uns zu Wächtern geben sein, / 11. Darum wir billig loben dich / Und danken dir, Gott, ewiglich, / Wie auch der lieben Engel Schar / Dich preiset heut' und immerdar. / 12. Und bitten dich, wollst allezeit / Dieselben heißen sein hereit, / Zu schützen deine kleine Herd, / So hält dein göttlich Wort in Wert.

 

Herr Gott, erhalt uns für und für / Ludwig Helmbold, 1594

1. Herr Gott, erhalt uns für und für / Die reine Katechismuslehr', / Der jungen, einfältigen Welt / Durch deinen Luther vorgestellt: / 2. Daß wir lernen die Zehn Gebot', / Beweinen unsre Sünd' und Not / Und doch an dich und deinen Sohn / Glauben, im Geist erleuchtet schon; / 3. Dich, unsern Vater, rufen an, / Der allen helfen will und kann, / Daß wir als Kinder nach der Tauf' / Christlich vollbringen unsern Lauf; / 4. So jemand fällt, nicht liegen bleib', / Sondern zur Beichte komm' und gläub', / Zur Stärkung nehm' das Sakrament. / Amen, Gott geb' ein selig End'! - Tune - Herr Jesu Christ, meins

 

Herr Gott Vater, wir preisen dich / Cyriacus Schneegass, 1597

1. Herr Gott Vater, wir preisen dich / Im lieben neuen Jahre, / Denn du hast uns gar väterlich / Behüt't vor aller G'fahre; / Du hast dies Leben uns vermehrt, Das täglich' Brot reichlich beschert / Und Fried' im Lande geben. / 2. Herr Jesu Christ, wir preisen dich / Im lieben neuen Jahre, / Denn du regierst gar fleißiglich / Dein' liebe Christenschare, / Die du mit deinem Blut erlöst, / Du bist ihr' einig' Freud' und Trost / Im Leben und im Sterben. / 3. Herr Heil'ger Geist, wir preisen dich / Im lieben neuen Jahre, / Denn du hast uns gar mildiglich / Begnad't mit reiner Lehre, Dadurch den Glauben angezünd't, / Die Lieb' gepflanzt im Herzensgrund / Und andre schöne Tugend. / 4. Du treuer Gott, wir bitten dich, / Zeig uns auch fort dein' Hulde, / Tilg unsre Sünde gnädiglich, / Gedenk nicht alter Schulde, / Bescher ein fröhlich's neues Jahr / Und, wenn das Stündlein kommet dar, / Ein selig Ende! Amen. - Tune - Nun freut euch

 

Herr, ich habe missgehandelt / Johann Franck, 1649

1. Herr, ich habe missgehandelt, / Ja mich drückt der Sünden Last; / Ich bin nicht den Weg gewandelt, / Den du mir gezeiget hast, / Und jetzt wollt' ich gern aus Schrecken / Mich vor deinem Zorn verstecken. / 2. Drum ich muß es nur bekennen: / Herr, ich habe missgetan, / Darf mich nicht dein Kind mehr nennen. / Ach, nimm mich zu Gnaden an; / Laß die Menge meiner Sünden / Deinen Zorn nicht gar entzuenden! / 3. Aber, Christe, deine Wunden, / Ja ein einzigs Tröpflein Blut, / Das kann meine Wunden heilen, / Löschen meiner Sünden Glut; / Drum will ich, mein' Angst zu stillen, / Mich in deine Wunden hüllen. / 4. Dir will ich die Last aufbinden, / Wirf sie in die tiefe See; / Wasche mich von meinen Sünden, Mache mich so weiß wie Schnee; / Laß dein'n guten Geist mich treiben, / Einzig stets bei dir zu bleiben!

 

Herr Jesu Christ, dich zu uns wend / Wilhelm II, Duke of Saxe-Weimar, 1638

1. Herr Jesu Christ, dich zu uns wend, / Dein'n Heil'gen Geist du zu uns send! / Mit Lieb' und Gnad', Herr, uns regier / Und uns den Weg zu Wahrheit führ. / 2. Tu auf den Mund zum Lobe dein, / Bereit das Herz zur Andacht fein, / Den Glauben mehr, stärk den Verstand, / Daß uns dein Nam' werd' wohl bekannt. / 3. Bis wir singen mit Gottes Heer: / Heilig, heilig ist Got der Herr! / Und schauen dich von Angesicht / In ew'ger Freud' und sel'gem Licht. / 4. Ehr' sei dem Vater und dem Sohn, / Dem Heil'gen Geist in einem Thron; / Der Heiligen Dreieinigkeit / Sei Lob und Preis in Ewigkeit! - Tune - Herr Jesu Christ, dich zu uns wend / Cantionale Germanicum, Dresden, 1628,

 

Herr Jesu Christ, du hast bereit't / Samuel Kinner, 1638

1. Herr Jesu Christ, du hast bereit't / Für unsre matten Seelen / Dein Leib und Blut zu ein'r Mahlzeit, / Tust uns zu Gästen wählen. / Wir tragen unsre Sündenlast, / Drum kommen wir zu dir zu Gast / Und suchen Rat und Hilfe. / 2. Ob du schon aufgefahren bist / Von dieser Erde sichtig / Und bleibst nunmehr zu dieser Frist / Von uns allhier unsichtig, / Bis dein Gericht dort wird angehn / Und wir vor dir all' werden stehn / Und dich fröhlich anschauen: / 3. So bist du doch stets nach dein'm Wort / Bei uns und dein'r Gemeine / Und nicht gefang'n an einem Ort / Mit deinem Fleisch und Beine. / Dein Wort steht wie ein' Mauer fest, Welch's sich niemand verkehren läßt, / Er sei so klug er wolle. / 4. Du sprichst: Nehmt hin, das ist mein Leib, / Den sollt ihr mündlich eßen; / Trinkt all' mein Blut, bei euch ich bleib', / Mein sollt ihr nicht vergeßen. / Du hast's gered't, drum ist es wahr; / Du bist allmächtig, drum ist gar / Kein Ding bei dir unmöglich. / 5. Und ob mein Herz hier nicht versteht, / Wie dein Leib an viel Orten / Zugleich sein kann, und wei's zugeht, So trau' ich doch dein'n Worten; / Wie das sein kann, befehl' ich dir, / An deinem Worte g'nüget mir, / Dem stehet nur zu glauben. / 6. Ich glaub', o lieber Herr, ich glaub', / Hilf meinem schwachen Glauben! / Ich bin doch nichts denn Asch' und Staub, / Dein's Worts mich nicht beraube! / Dein Wort, dein' Tauf' und dein Nachtmahl / Tröst't mich in diesem Jammertal; / Da liegt mein Schatz begraben. / 7. Ach Herr, hilf, daß wir würdiglich / Gehen zu deinem Tische, / Beweinen unsre Sünd' herzlich, / Und uns wieder erfrische / Mit dein'm Verdienst und Wohltat groß, / Darauf wir traun ohn,' Unterlaß / Und unser Leben bessern. / 8. Für solch dein tröstlich Abendmahl, / Herr Christ, sei hochgelobet! / Erhalt uns das, weil überall / Die Welt dawider tobet! / Hilf, daß dein Leib und Blut allein / Mein Trost und Labsal möge sein / Im letzten Stündlein! Amen.

 

Herr Jesu, Licht der Heiden / Johann Franck, 1674

1. Herr Jesu, Licht der Heiden, / Der Frommen Schatz und Lieb', / Wir kommen jetzt mit Freuden / Durch deines Geistes Trieb / In diesen deinen Tempel / Und suchen mit Begier / Nach Simeons Exempel / Dich, großen Gott, allhier. / 2. Du wirst von uns gefunden, / O Herr, an jedem Ort, / Dahin du dich verbunden / Durch dein Verheißungswort; / Vergönnst noch heutzutage, / Daß man dich gleicherweis' / Auf Glaubensarmen trage / Wie dort der alte Greis. / 3. Sei unser Glanz in Wonne, / Ein helles Licht in Pein, / Im Schrecken unsre Sonne, / Im Kreuz ein Gnadenschein, / In Zagheit Glut und Flamme, / In Not ein Freudenstrahl, / In Krankheit Arzt und Amme, / Ein Stern in Todesqual! / 4. Herr, laß uns auch gelingen, / Daß letzt wie Simeon / Ein jeder Christ kann singen / Den schönen Schwanenton: / Mir werden nun in Frieden / Mein' Augen zugedrückt, / Nachdem ich schon hienieden / Den Heiland hab' erblickt. / 5. Ja, ja, ich hab' im Glauben, / Mein Jesu, dich geschaut; / Kein Feind kann dich mir rauben, / Wie heftig er auch dräut. / Ich wohn' in deinem Herzen / Und in dem meinen du; / Uns scheiden keine Schmerzen, / Kein' Angst, kein Tod dazu. / 6. Hier blickst du zwar zuweilen / So scheel und schwül mich an, / Daß oft vor Angst und Heulen / Ich dich kaum kennen kann; / Dort aber wird's geschehen, / Daß ich von Angesicht / Zu Angesicht soll sehen / Dein immer klares Licht.

 

Herr Jesu, der du selbst / Eberhard L. Fischer, 1741

1. Herr Jesu, der du selbst / Von Gott als Lehrer kommen / Und, was du aus dem Schoss / Des Vaters hast genommen, / Den rechten Weg zu Gott Mit Wort und Werk gelehrt, / Sei für dein Predigtamt / Gelobt von deiner Herd'! / 2. Du bist zwar in die Höh' / Zum Vater aufgefahren, / Doch gibst du noch der Welt / Dein Wort mit großen Scharen / Und baust durch diesen Dienst / Die Kirche, deinen Leib, / Daß er im Glauben wachs' / Und fest ans Ende bleib'. / 3. Hab' Dank für dieses Amt, / Durch das man dich selbst höret, / Das uns den Weg zu Gott / Und die Versöhnung lehret, / Durchs Evangelium / Ein Häuflein in der Welt / Berufet, sammelt, stärkt, / Lehrt, tröstet und erhält! / 4. Erhalt uns diesen Dienst / Bis an das End' der Erden, / Und weil die Ernte groß, / Groß' Arbeit und Beschwerden, / Send selbst Arbeiter aus / Und mach sie klug und treu, / Daß Feld und Sä'mann gut, / Die Ernte reichlich sei! / 5. Die du durch deinen Ruf / Der Kirche hast gegeben, / Erhalt bei reiner Lehr' / Und einem heil'gen Leben! Leg deinen Geist ins Herz, / Das Wort in ihren Mund! / Was jeder reden soll, / Das gib du ihm zur Stund'! / 6. Ach segne all dein Wort / Mit Kraft an unsern Seelen! / Laß deinen Schäflein nie / An guter Weid' es fehlen; / Such das verirrte selbst, / Bind das verwund'te zu, / Das schlafende weck auf, / Das müde bring zur Ruh'! / 7. Bewahr vor Ketzerei, / Vor Menschenlehr' und Dünkel! / Lehr uns nach deiner Art / Im Tempel, nicht im Winkel! / Behüt vor Ärgernis, / Vor Spaltung, die uns trennt; Erhalte rein und ganz / Dein Wort und Sakrament! / 8. Bring, was noch draussen ist, / Zu deiner kleinen Herde! / Was drinnen ist, erhalt, / Daß es gestärket werde! / Dring durch mit deinem Wort, / Bis einstens Hirt und Herd' / Im Glauben, Herr, an dich / Zusammen selig werd'! - Tune - O Gott, du frommer Gott / Neuvermehrtes Gesangbuch, Meiningen, 1693

 

Herr, unser Gott, laß nicht zuschanden werden / Johann Heermann, 1630

1. Herr, unser Gott, laß nicht zuschanden werden / Die, so in ihren Nöten und Beschwerden / Bei Tag und Nacht auf deine Güte hoffen / Und zu dir rufen! / 2. Mache zuschanden alle, die dich haßen, / Die sich allein auf ihre Macht verlaßen! / Ach kehre dich mit Gnaden zu uns Armen, / Laß dich's erbarmen. / 3. Und schaff uns Beistand wider unsre Feinde! / Wenn du ein Wort sprichst, werden sie bald Freunde, / Sie müßen Wehr und Waffen niederlegen, / Kein Glied mehr regen. / 4. Wir haben niemand, dem wir uns vertrauen; / Vergebens ist's auf Menschenhilfe bauen; / Mit dir wir wollen Taten tun und kämpfen, / Die Feinde dämpfen. / 5. Du bist der Held, der sie kann untertreten / Und das bedrängte kleine Häuflein retten. / Wir suchen dich, wir schrein in Jesu Namen: / Hilf, Helfer! Amen. - Tune - Herzliebster Jesu

 

Herr, wie du willst, so schick's mit mir / Kaspar Bienemann, 1574

1. Herr, wie du willst, so schick's mit mir / Im Leben und im Sterben! / Allein zu dir steht mein' Begier, / Laß mich, Herr, nicht verderben! / Erhalt mich nur in deiner Huld, / Sonst, wie du willst, gib mir Geduld, / Denn dein Will' ist der beste. / 2. Zucht, Ehr' und Treu' verleih mir, Herr, / Und Lieb' zu deinem Worte! / Behüt mich, Herr, vor falscher Lehr' / Und gib mir hier und dorte, / Was dient zu meiner Seligkeit. / Wend ab all' Ungerechtigkeit / In meinem ganzen Leben! / 3. Soll ich einmal nach deinem Rat / Von dieser Welt abscheiden, / Verleih, o Herr, mir deine Gnad', / Daß es gescheh' mit Freuden. / Mein Leib und Seel' befehl' ich dir. / O Herr, ein selig End' gib mir / Durch Jesum Christum! Amen. - Tune - Herr, wie du willst

 

Herr, öffne mir die Herzenstür / Johannes Olearius 1671

Herr, öffne mir die Herzenstür, / Zeuch mein Herz durch dein Wort zu dir, / Laß mich dein Wort bewahren rein, / Laß mich dein Kind und Erbe sein! / 2. Dein Wort bewegt des Herzens Grund; / Dein Wort macht Leib und Seel' gesund; / Dein Wort ist, das mein Herz erfreut; / Dein Wort gibt Trost und Seligkeit. / 3. Ehr' sei dem Vater und dem Sohn, / Dem Heil'gen Geist in einem Thron; / Der Heiligen Dreieinigkeit / Sei Lob und Preis in Ewigkeit! - Tune - Erhalt uns Herr, bei deinem Wort / Geistliche Lieder, Wittenberg, 1543

 

Herzlich lieb hab' ich dich, o Herr / Martin Schalling, c. 1567

1. Herzlich lieb hab' ich dich, o Herr, / Ich bitt', woll'st sein von mir nicht fern / Mit deiner Güt' und Gnaden. / Die ganze Wlet nicht freuet mich, / Nach Himmel und Erd' nicht frag' ich, / Wenn ich dich nur kann haben; / Und wenn mir gleich mein Herz zerbricht, / So bist doch du mein' Zuversicht, / Mein Teil und meines Herzens Trost, / Der mich durch sein Blut hat erlöst. / Herr Jesu Christ, Mein Gott und Herr, mein Gott und Herr, / In Schanden laß mich nimmermehr! / 2. Es ist ja, Herr, dein G'schenk und Gab' / Mein Leib und Seel' und was ich hab' / In diesem armen Leben. / Damit ich's brauch' zum Lobe dein, / Zu Nutz und Dienst des Nächsten mein, / Woll'st mir dein' Gnade geben! / Behüt mich, Herr, vor falscher Lehr', / Des Satans Mord und Lügen wehr, / In allem Kreuz erhalte mich, / Auf daß ich's trag' geduldiglich! / Herr Jesu Christ, / Mein Herr und Gott, mein Herr und Gott, / Tröst mir mein' Seel' in Todesnot! / 3. Ach, Herr, laß dein' lieb' Engelein / Am letzten End' die Seele mein / In Abrahams Schoß tragen! / Der Leib in sein'm Schlafkämmerlein / Gar sanft, ohn' ein'ge Qual und Pein, / Ruh' bis am Jüngsten Tage. / Daß meine Augen sehen dich / In aller Freud', o Gottes Sohn, / Mein Heiland und mein Gnadenthron! / Herr Jesu Christ, / Erhöre mich, erhöre mich, / Ich will dich preisen ewiglich! - Tune - Herzlich lieb hab' ich dich, o Herr / Orgeltabulatur-Buch, Straßburg, 1577

 

Herzliebster Jesu / Johann Heermann, 1630

1. Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen, / Daß man ein solch scharf Urteil hat gesprochen? / Was ist die Schuld? In was für Missetaten / Bist du geraten? / 2. Du wirst verspeit, geschlagen und verhöhnet, / Gegeißelt und mit Dornen scharf gekrönet, / Mit Essig, als man dich ans Kreuz gehenket, / Wirst du getränket. / 3. Was ist die Ursach' aller solcher Plagen? / Ach, meine Sünden haben dich geschlagen! / Ich, ach Herr Jesu, habe dies verschuldet, / Was du erduldet. / 4. Wie wunderbarlich ist doch diese Strafe! / Der gute Hirte leidet fuer die Schafe, / Die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte, / Für seine Knechte. / 5. Der Fromme stirbt, so recht und richtig wandelt; / Der Böse lebt, so wider Gott misshandelt; / Der Mensch verwirkt den Tod und ist entgangen, / Gott wird gefangen. / 6. Ich war von Fuß auf voller Schand' und Sünden, / Bis zu dem Scheitel war nichts Gut's zu finden; / Dafür hätt' ich dort in der Hölle müßen / Ewiglich büßen. / 7. O große Lieb', o Lieb' ohn' alle Masse, / Die dich gebracht auf diese Marterstraße! / Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden, / Und du mußt leiden. / 8. Ach, großer König, groß zu allen Zeiten, / Wie kann ich g'nugsam solche Treu' ausbreiten! / Kein menschlich Herze mag sich dies ausdenken, / Was dir zu schenken. / 9. Ich kann's mit meinen Sinnen nicht erreichen, / Mit was doch dein Erbarmen zu vergleichen; / Wie kann ich dir denn deine Liebestaten / Im Werk erstatten? / 10. Doch ist noch etwas, das dir angenehme: / Wenn ich des Fleisches Lüste dämpf' und zähme, / Daß sie aufs neu' mein Herze nicht entzünden / Mit alten Sünden. / 11. Weil aber dies nicht steht in eignen Kräften, / Dem Kreuze die Begierden anzuheften, / So gib mir deinen Geist, der mich regiere, / Zum Guten führe! / 12. Alsdann so werd' ich deine Huld betrachten, / Aus Lieb' zu dir die Welt für nichts erachten. / Ich werde mich bemühen, deinen Willen / Stets zu erfüllen. / 13. Ich werde dir zu Ehren alles wagen, / Kein Kreuz nicht achten, keine Schmach noch Plagen, / Nichts von Verfolgung, nichts von Todesschmerzen / Nehmen zu Herzen. / 14. Dies alles, ob's für schlecht zwar ist zu schätzen, / Wirst du es doch nicht gar beiseitesetzen. / In Gnaden wirst du dies von mir annehmen, / Mich nicht beschämen. / 15. Wenn dort, Herr Jesu, wird vor deinem Throne / Auf meinem Haupte stehn die Ehrenkrone, / Da will ich dir, wenn alles wird wohl klingen, / Lob und Dank singen.

 

Heut' fangen wir in Gottes Nam'n / Martin Wandersleben, 1697

1. Heut' fangen wir in Gottes Nam'n / Ein' neue Woch' zu leben an. / Hilf, Gott, daß uns die sieben Tag' / Kein Unglück überfallen mag! / 2. Gib deinen Segen mildiglich / Zu unsrer Arbeit stetiglich, / Regier uns auch durch deinen Geist, / Daß wir gern tun, was du uns heißt. / 3. Zu aller Zeit, an allem Ort / Vor Augen hab'n dein göttlich Wort, / Bis wir nach dieser kurzen Zeit / Erlang'n die ew'ge Seligkeit. / 4. Und feiern mit den Engelein / Ein'n Sabbab nach dem andern fein, / Das gib durch Christum, deinen Sohn, / Der mit dir herrscht in einem Thron! - Tune - Herr Jesu Christ, mein's Lebens Licht

 

Hilf, Herr Jesu, laß gelingen / Johann Rist, 1642

1. Hilf, Herr Jesu, laß gelingen, / Hilf, das neue Jahr geht an! / Laß es neue Kräfte bringen, / Daß aufs neu' ich wandeln kann! / Neues Heil und neues Leben / Wollest du aus Gnaden geben. / 2. Meine Worte, meine Taten, / Was ich treibe fort und fort, / Müße seliglich geraten, / Herr, durch dein lebendig Wort! / Laß mich deinen Geist erfüllen, / Zu vollbringen deinen Willen! / 3. Laß dies sein ein Jahr der Gnaden; / Herr, vergib mir meine Schuld; / Was der Seele möchte schaden, / Wende ab nach deiner Huld, / Laß mich wachen, beten, ringen / Und durch dich die Welt bezwingen. / 4. Herr, du wollest Gnade geben, / Daß dies Jahr mir heilig sei, / Daß ich christlich könne leben / Ohne Trug und Heuchelei; / Daß dein Pilger noch auf Erden / Möge dir geheiligt werden. / 5. Jesu, lenke mein Beginnen / Immerdar nach deinem Sinn! / Jesu, führe all mein Sinnen / Auf die Ewigkeiten hin;Begierden und Gedanken / Nie von dir ins Ferne wanken! / 6. Jesu, laß mich fröhlich enden / Dieses angefangne Jahr; / Trage mich auf deinen Händen, / Halte bei mir in Gefahr. / Freudig will ich dich umfaßen, / Wenn ich soll die Welt verlaßen!

Tune - Ich sterbe täglich

 

Hinunter ist der Sonnenschein / Nikolaus Herman, 1560

1. Hinunter ist der Sonnenschein, / Die finstre Nacht bricht stark herein; / Leucht uns, Herr Christ, du wahres Licht, / Laß uns im Finstern tappen nicht! / 2. Dir sei Dank, daß du uns den Tag / Vor Schaden, G'fahr und mancher Plag' / Durch deine Engel hast behüt't / Aus Gnad' und väterlicher Güt'. / 3. Womit wir hab'n erzürnet dich, / Dasselb' verzeih uns gnädiglich / Und rechn' es unsrer Seel' nicht zu, / Laß uns schlafen mit Fried' und Ruh'! / 4. Durch dein' Engel die Wach' bestell, / Daß uns der böse Feind nicht fäll'; / Vor Schrecken, G'spenst und Feuersnot / Behüt uns heint, o lieber Gott!

 

Ich bin bei Gott in Gnaden / Simon Dach, 1651

1. Ich bin bei Gott in Gnaden / Durch Christi Blut und Tod. / Was kann mir endlich schaden? / Was acht' ich alle Not? / Ist er auf meiner Seiten, / Gleichwie er wahrlich ist, / Laß immer mich bestreiten / Auch alle Höllenlist. / 2. Was wird mich können scheiden / Von Gottes Lieb' und Treu'? / Verfolgung, Armut, Leiden / Und Trübsal macherlei? / Laß Schwert und Blösse walten, / Man mag durch tausend Pein / Mich für ein Schlachtschaf halten, / Der Sieg bleibt dennoch mein. / 3. Ich kann um dessentwillen, / Der mich geliebet hat. / G'nug meinen Unmut stillen / Und fassen Trost und Rat;
Denn das ist mein Vertrauen, / Der Hoffnung bin ich voll, / Die weder Drang noch Grauen / Mir ewig rauben soll. / 4. Daß weder Tod noch Leben / Und keiner Engel Macht, / Wie hoch sie möchte schweben, / Kein Fürstentum, kein' Pracht, / Nichts dessen, was zugegen, / Nichts, was die Zukunft hegt, / Nichts, welches hoch gelegen, / Nichts, was die Tiefe trägt. / 5. Noch sonst, was je erschaffen, / Von Gottes Liebe mich / Soll scheiden oder raffen; / Denn diese gründet sich / Auf Christi, Tod und Sterben. / Ihn fleh' ich gläubig an, / Der mich, sein Kind und Erben, / Nicht laßen will noch kann.

 

Ich bin ein Gast auf Erden / Paul Gerhardt, 1666

1. Ich bin ein Gast auf Erden / Und hab' hier keinen Stand; / Der Himmel soll mir werden, / Da ist mein Vaterland. / Hier reis' ich aus und abe; / Dort in der ew'gen Ruh' / Ist Gottes Gnadengabe, / Die schleußt all' Arbeit zu. / 2. Was ist mein ganzes Wesen / Von meiner Jugend an / Als Müh' und Not gewesen? / Solang ich denken kann, / Hab' ich so manchen Morgen, / So manche liebe Nacht / Mit Kummer und mit Sorgen / Des Herzens zugebracht. / 3. So ging's den lieben Alten, / An deren Fuß und Pfad / Wir uns noch täglich halten, / Wenn's fehlt an gutem Rat. / Wie mußte sich doch schmiegen / Der Vater Abraham, / Bevor ihm sein Vergnügen / Und rechte Wohnstatt kam! / 4. Wie manche schwere Bürde / Trug Isaak, sein Sohn! / Und Jakob, deßen Würde / Stieg bis zum Himmelsthron, / Wie mußte der sich plagen! In was für Weh und Schmerz, / In was für Furcht und Zagen / Sank oft sein armes Herz! / 5. So will ich zwar nun treiben / Mein Leben durch die Welt, / Doch denk' ich nicht zu bleiben / In diesem fremden Zelt. / Ich wandre meine Straßen, / Die zu der Heimat führt, / Da mich ohn' alle Massen / Mein Vater trösten wird. / 6. Die Herberg' ist zu böse, / Der Trübsal ist zu viel. / Ach komm, mein Gott, und löse / Mein Herz, wenn dein Herz will! / Komm, mach ein sel'ges Ende / An meiner Wanderschaft, / Und was mich kränkt, das wende / Durch deinen Arm und Kraft! / 7. Da will ich immer wohnen, / Und nicht nur als ein Gast, / Bei denen, die mit Kronen / Du ausgeschmücket hast. / Da will ich herrlich singen / Von deinem großen Tun / Und frei von schnöden Dingen / In meinem Erbteil ruhn. - Tune - Herzlich tut mich

 

Ich bin getauft auf deinen Namen / Johann J. Rambach, 1734

1. Ich bin getauft auf deinen Namen, / Gott Vater, Sohn und Heil'ger Geist, / Ich bin gezählt zu deinem Samen, / Zum Volk, das dir geheiligt heißt, / Ich bin in Christum eingesenkt, / Ich bin mit seinem Geist beschenkt. / 2. Du hast zu deinem Kind und Erben, / Mein lieber Vater, mich erklärt, / Du hast die Frucht von deinem Sterben, / Mein treuer Heiland, mir gewährt. / Du willst in aller Not und Pein, / O guter Geist, mein Tröster sein. / 3. Doch habe ich dir Furcht und Liebe, / Treu' und Gehorsam zugesagt, / Ich hab' aus deines Geistes Triebe / Dein Eigentum zu sein gewagt, / Hingegen sagt' ich bis ins Grab / Des Satans schnöden Werken ab. / 4. Mein treuer Gott, auf deiner Seite / Bleibt dieser Bund wohl feste stehn; / Wenn aber ich ihn überschreite, / So laß mich nicht verlorengehn! Nimm mich, dein Kind, zu Gnaden an, / Wenn ich hab' einen Fall getan! / 5. Ich gebe dir, mein Gott, aufs neue / Leib, Seel' und Herz zum Opfer hin. / Erwecke mich zu neuer Treue / Und nimm Besitz von meinem Sinn; / Es sei in mir kein Tropfen Blut, / Der nicht, Herr, deinen Willen tut. / 6. Weich, weich, du Fürst der Finsternissen, / Ich bleibe mit dir unvermengt. / Hier ist zwar ein befleckt Gewissen, / Jedoch mit Jesu Blut besprengt. / Weich, eitle Welt, du Sünde, weich, / Gott hört es, ich entsage euch. / 7. Laß diesen Vorsatz nimmer wanken, / Gott Vater, Sohn und Heil'ger Geist! / Halt mich in deines Bundes Schranken, / Bis mich dein Wille sterben heißt! / So leb' ich dir, so sterb' ich dir, / So lob' ich dich dort für und für. - Tune - O dass ich tausend

 

Ich freue mich in dir / Caspar Ziegler, 1648

1. Ich freue mich in dir / Und heiße dich willkommen, / Mein liebstes Jesulein; / Du hast dir vorgenommen, / Mein Brüderlein zu sein. / Ach, wie ein süßer Ton! / Wie freundlich sieht er aus, / Der große Gottessohn! / 2. Gott senkt die Majestät, / Sein unbegreiflich Wesen, / In eines Menschen Leib; / Nun muß die Welt genesen. / Der allerhöchste Gott / Spricht freundlich bei mir ein, / Wird gar ein kleines Kind / Und heißt mein Jesulein! / 3. Wie lieblich klingt es mir, / Wie schallt es in die Ohren! / Es kann durch Stahl und Erz / Und harte Felsen bohren, / Das liebste Jesulein. / Wer Jesum recht erkennt, / Der stirbt nicht, wenn er stirbt, / Sobald er Jesum nennt. / 4. Wohlan, so will ich mich / An dich, o Jesu, halten, / Und sollte gleich die Welt / In tausend Stücke spalten. / O Jesu, dir, nur dir, Dir leb' ich ganz allein, / Auf dich, allein auf dich, / Mein Jesu, schlaf' ich ein.

 

Ich habe g'nug / Johann J. Möller, 1704

1. Ich habe g'nug: mein Jesus lebet noch, / Der mich vergnügen kann; / Er hat den Zorn des Vaters ausgesöhnt / Und für mich g'nuggetan. / Kann er im Tode nicht verderben, / So werd' ich auch nicht ewig sterben. / Ich habe g'nug. / 2. Ich habe g'nug: mein Jesus ist mein Haupt, / Ich bin sein teures Glied. / Das neigte sich mit großem Angstgeschrie, / Als er am Kreuz verschied; / Nun hat er's wieder aufgerichtet / Und meinen Tod zugleich vernichtet. / Ich habe g'nug. / 3. Ich habe g'nug: mein Jesus ist mein Herr / Und teurer Lebensfürst; / Der hat ein Herz, das nach der Menschen Heil / Und Wohlergehen dürst't. / Wo sich der Herr hat hinbegeben, / Da soll der Diener gleichfalls leben. / Ich habe g'nug. / 4. Ich habe g'nug: mein Jesus ist mein Glanz / Und heller Gnadenschein. / Dies Freudenlicht läßt keinen ohne Trost / Und unvergnüget sein; / Denn von derselben Ostersonne / Kommt Leben, Seligkeit und Wonne. / Ich habe g'nug. / 5. Ich have g'nug, nur zeuch mich, Herr, nach dir, / Damit ich aufersteh', / Wenn du aufstehst, und endlich wohlvergnügt / Zu deiner Freud' eingeh'. / Zeuch mich aus dieses Leibes Höhle, / So rufet die erfreute Seele: / Ich habe g'nug.

 

Ich habe nun den Grund gefunden / Johann A. Rothe, 1727

1. Ich habe nun den Grund gefunden, / Der meinen Anker ewig hält. / Wo anders als in Jesu Wunden? / Da lag er vor der Zeit der Welt, / Der Grund, der unbeweglich steht, / Wenn Erd' und Himmel untergeht. / 2. Es ist das ewige Erbarmen, / Das alles Denken übersteigt; Es sind die offnen Liebesarme / Des, der sich zu dem Sünder neigt, / Dem allemal das Herze bricht, / Wir kommen oder kommen nicht. / 3. Wir sollen nicht verloren werden, / Gott will, uns soll geholfen sein; / Deswegen kam der Sohn auf Erden / Und nahm hernach den Himmel ein; / Deswegen klopft er für und für / So stark an unsre Herzenstür. / 4. O Abgrund, welcher alle Sünden / Durch Christi Tod verschlungen hat! / Das heißt die Wunde recht verbinden, / Da findet kein Verdammen statt, / Weil Christi Blut bestänig schreit: / Barmherzigkeit! Barmherzigkeit! / 5. Darein will ich mich gläubig senken, / Dem will ich mich getrost vertraun / Und, wenn mich meine Sünden kränken, / Nur bald nach Gottes Herzen schaun; / Da findet sich zu aller Zeit / Unendliche Barmherzigkeit. / 6. Wird alles andre weggerißen, / Was Seel' und Leib erquicken kann, / Darf ich von keinem Troste wißen / Und scheine völlig ausgetan, / Ist die Errettung noch so weit: / Mir bleibet doch Barmherzigkeit. / 7. Beginnt das Irdische zu drücken, / Ja häuft sich Kummer und Verdruß, / Daß ich mich noch in vielen Stücken / Mit eitlen Dingen mühen muß, / Darüber sich mein Geist zerstreut, / So hoff' ich auf Barmherzigkeit. / 8. Muß ich an meinen besten Werken, / Darinnen ich gewandelt bin, / Viel Unvollkommenheit bemerken, / So fällt wohl alles Rühmen hin; / Doch ist auch dieser Trost bereit: / Ich hoffe auf Barmherzigkeit. / 9. Es gehe mir nach dessen Willen, / Bei dem so viel Erbarmen ist; / Er wolle selbst mein Herze stillen, / Damit es das nur nicht vergißt; / So stehet es in Lieb' und Leid / In, durch und auf Barmherzigkeit. / 10. Bei diesem Grunde will ich bleiben, / Solange mich die Erde trägt; / Das will ich denken, tun und treiben, / Solange sich ein Glied bewegt. / So sing' ich einstens höchst erfreut: / O Abgrund der Barmherzigkeit! - Tune - O daß ich tausend / Johann B. König, 1738

 

Ich halte Gott in allem stille / Salomo Franck, 1685

1. Ich halte Gott in allem stille, / Er liebet mich in Freud' und Schmerz. / Wie gut ist Gottes Vaterwille, / Wie freundlich sein getreues Herz! / Er ist mein Hort und meine Zier: / Was Gott gefällt, gefällt auch mir. / 2. Mein Gott weiß alles wohl zu machen, / Er ist der ewig treue Freund, / Er läßt mich nach dem Weinen lachen, / Was er nur tut, ist wohl gemeint, / Sein Lieben währet für und für. / Was Gott gefällt, gefällt auch mir. / 3. Sein Wille bleibet mein Vergnügen, / Solang ich leb' auf dieser Welt. / Was kann mein eigner Wille tügen, / Der das nicht will, was Gott gefällt? / Ich denk' an meine Christgebühr: / Was Gott gefällt, gefällt auch mir. / 4. Er will und wird mich ewig lieben, / Er weiß, was Seelen nützlich sei, / Er hat mich in die Hand geschrieben / Mit lauterm Golde seiner Treu'. / Weg, eigner Wille, weg mit dir! / Was Gott gefällt, gefällt auch mir. / 5. Gott will, daß mir geholfen werde, / Er will der Seelen Seligkeit; / Drum reiß' ich mich von dieser Erde / Durch wahre Gottgelaßenheit. / Sein Will' geschehe dort und hier. / Was Gott gefällt, gefällt auch mir. - Tune - Wer nur den lieben Gott

 

Ich komm' zu deinem Abendmahle / Friedrich C. Heyder, 1710

1. Ich komm' zu deinem Abendmahle, / Weil meine Seele hungrig ist, / Der du wohnst in dem Freudensaale / Und meiner Seele Speise bist; / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 2. Gib, daß ich würdiglich erscheine / Bei deiner Himmelstafel hier, / Daß meine Seele nur alleine / Mit ihrer Andacht sei bei dir! / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 3. Unwürdig bin ich zwar zu nennen, / Weil ich in Sünden mich verirrt; / Doch wirst du noch dein Schäflein kennen, Du bist ja mein getreuer Hirt. / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 4. Gib, daß die Sünde ich verfluche / Als meiner Seele Tod und Gift, / Daß ich mein Leben untersuche, / Daß mich nicht dein Gerichte trifft! / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 5. Dein Herz ist stets voll von Verlangen / Und brennt von sehnlicher Begier, / Die armen Sünder zu umfangen, / Drum komm' ich Sünder auch zu dir. / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 6. Mühselig bin ich und beladen / Mit einer schweren Sündenlast; / Doch nimm mich Sünder an zu Gnaden / Und speise mich als deinen Gast! / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 7. Du wirst ein solches Herze beladen / Das dir zu deinen Füßen fällt, / Das da beweinet seine Sünden, / Doch sich an dein Verdienst auch hält. / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 8. Ich kann dein Abendmahl wohl nennen / Nur deiner Liebe Testament; / Denn, ach, hier kann ich recht erkennen, / Wie sehr dein Herz vor Liebe brennt! / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 9. Es ist das Hauptgut aller Güter / Und unsers Glaubens Band und Grund, / Die größte Stärke der Gemüter, Die Hoffnung und der Gnadenbund. / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 10. Dies Mahl ist meiner Seele Weide, / Der Armen Schatz, der Schwachen Kraft, / Der Teufel Schreck, der Engel Freude, / Den Sterbenden ihr Lebenssaft. / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 11. Der Leib, den du für mich gegeben, / Das Blut, das du vergossen hast, / Gibt meiner Seele Kraft und Leben / Und meinem Herzen Ruh' und Rast. / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 12. Ich bin mit dir nun ganz vereinet, / Du lebst in mir und ich in dir, / Drum meine Seele nicht mehr weinet, Es lacht nun lauter Lust bei ihr. / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 13. Wer ist, der mich nun will verdammen? / Der mich gerecht macht, der ist hie. / Ich fürchte nicht der Hölle Flammen, / Mit Jesu ich in Himmel zieh'. / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 14. Kommt gleich der Tod auf mich gedrungen, / So bin ich dennoch wohl vergnügt, / Weil der, so längst den Tod verschlungen, / Mir mitten in dem Herzen liegt. / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut! / 15. Nun ist mein Herz ein Wohnhaus worden / Der Heiligen Dreifaltigkeit, / Nun steh' ich in der Engel Orden / Und lebe ewiglich erfreut. / Mein Jesu, laß dein Fleisch und Blut / Sein meiner Seele höchstes Gut!

 

Ich singe dir mit Herz und Mund / Paul Gerhardt, 1653

1. Ich singe dir mit Herz und Mund, / Herr, meines Herzens Lust, / Ich sing' und mach' auf Erden kund, / Was mir von dir bewußt! / 2. Ich weiß, daß du der Brunn der Gnad' / Und ew'ge Quelle sei'st, / Daraus uns allen früh und spat / Veil Heil und Gutes fleußt. / 3. Was sind wir doch, was haben wir / Auf dieser ganzen Erd', / Das uns, o Vater, nicht von dir / Allein gegeben werd'? / 4. Wer hat das schöne Himmelszelt / Hoch über uns gesetzt? / Wer ist es, der uns unser Feld / Mit Tau und Regen netzt? / 5. Wer wärmet uns in Kält' und Frost? / Wer schützt uns vor dem Wind? / Wer macht es, daß man Öl und Most / Zu seinen Zeiten find't? / 6. Wer gibt uns Leben und Geblüt> / Wer hält mit seiner Hand / Den güldnen, edlen, werten Fried' / In unserm Vaterland? / 7. Ach Herr, mein Gott, das kommt von dir, / Und du mußt alles tun. / Du hältst die Wach' an unsrer Tür / Und läßt uns sicher ruhn. / 8. Du nährest uns von Jahr zu Jahr, / Bleibst immer fromm und treu / Und stehst uns, wenn wir in Gefahr / Geraten, treulich bei. / 9. Du strafst uns Sünder mit Geduld / Und schlägst nicht allzusehr, / Ja endlich nimmst du unsre Schuld / Und wirfst sie in das Meer. / 10. Wenn unser Herze seufzt und schreit, / Wirst du gar leicht erweicht / Und gibst uns, was uns hoch erfreut / Und dir zur Ehr' gereicht. / 11. Du zählst, wie oft ein Christe wein' / Und was sein Kummer sei; / Kein Zähr - und Tränlein ist so klein, / Du hebst und legst es bei. / 12. Du füllst des Lebens Mangel aus / Mit dem, was ewig steht, / Und führst uns in des Himmels Haus, / Wenn uns die Erd' entgeht. / 13. Wohlauf, mein Herze, sing und spring / Und habe guten Mut! / Dein Gott, der Ursprung aller Ding', / Ist selbst und bleibt dein Gut. / 14. Er ist dein Schatz, dein Erb' und Teil, / Dein Glanz und Freudenlicht, / Dein Schirm und Schild, dein' Hilf' und Heil, / Schafft Rat und läßt dich nicht. / 15. Was kränkst du dich in deinem Sinn / Und grämst dich Tag und Nacht? / Nimm deine Sorg' und wirf sie hin / Auf den, der dich gemacht! / 16. Hat er dich nicht von Jugend auf / Versorget und ernährt? / Wie machen schweren Unglückslauf / Hat er zurückgekehrt! / 17. Er hat noch niemals was versehn / In seinem Regiment; / Nein, was er tut und läßt geschehn, / Das nimmt ein gutes End'. / 18. Ei nun, so laß ihn ferner tun / Und red' ihm nichts darein, / So wirst du hier in Frieden ruhn / Und ewig fröhlich sein.

 

Ich singe dir mit Herz und Mund / Paul Gerhardt, 1653

1. Ich singe dir mit Herz und Mund, / Herr, meines Herzens Lust, / Ich sing' und mach' auf Erden kund, / Was mir von dir bewußt! / 2. Ich weiß, daß du der Brunn der Gnad' / Und ew'ge Quelle sei'st, Daraus uns allen früh und spat / Veil Heil und Gutes fleußt. / 3. Was sind wir doch, was haben wir / Auf dieser ganzen Erd', / Das uns, o Vater, nicht von dir / Allein gegeben werd'? / 4. Wer hat das schöne Himmelszelt / Hoch über uns gesetzt? / Wer ist es, der uns unser Feld / Mit Tau und Regen netzt? / 5. Wer wärmet uns in Kält' und Frost? / Wer schützt uns vor dem Wind? / Wer macht es, daß man Öl und Most / Zu seinen Zeiten find't? / 6. Wer gibt uns Leben und Geblüt> / Wer hält mit seiner Hand / Den güldnen, edlen, werten Fried' / In unserm Vaterland? / 7. Ach Herr, mein Gott, das kommt von dir, / Und du mußt alles tun. / Du hältst die Wach' an unsrer Tür / Und läßt uns sicher ruhn. / 8. Du nährest uns von Jahr zu Jahr, / Bleibst immer fromm und treu / Und stehst uns, wenn wir in Gefahr / Geraten, treulich bei. / 9. Du füllst des Lebens Mangel aus / Mit dem, was ewig steht, / Und führst uns in des Himmels Haus, / Wenn uns die Erd' entgeht.

 

Ich weiß, an wen ich gläube / Erdmann Neumeister, 1718

1. Ich weiß, an wen ich gläube: / Mein Jesus ist des Glaubens Grund; / Bei dessen Wort ich bleibe, / Und das bekennet Herz und Mund. / Vernunft darf hier nichts sagen, / Sie sei auch noch so klug; / Wer Fleisch und Blut will fragen, / Der fällt in Selbstbetrug. / Ich folg' in Glaubenslehren / Der Heil'gen Schrift allein; / Was diese mich läßt hören, / Muß unbeweglich sein. / 2. Herr, stärke mir den Glauben; / Denn Satan trachtet Nacht und Tag, / Wie er dies Kleinod rauben / Und um mein Heil mich bringen mag. / Wenn deine Hand mich führet, / So werd' ich sicher gehn; / Wenn mich dein Geist regieret, / Wird's selig um mich stehn. Ach segne mein Vertrauen / Und bleib mit mir vereint! / So laß' ich mir nicht grauen / Und fürchte keinen Feind. / 3. Laß mich im Glauben leben; / Soll auch Verfolgung, Angst und Pein / Mich auf der Welt umgeben, / So laß mich treu im Glauben sein! / Im Glauben laß mich sterben, / Wenn sich mein Lauf beschließt, / Und mich das Leben erben, / Das mir verheißen ist! / Nimm mich in deine Hände / Bei Leb- und Sterbenszeit, / So ist des Glaubens Ende / Der Seelen Seligkeit. - Tune - Nun lob, mein' Seel' / Concentus Novi, Augsburg, 1540

 

Ich will dich lieben, meine Stärke / Johann Scheffler, 1657

1. Ich will dich lieben, meine Stärke, / Ich will dich lieben, meine Zier, / Ich will dich lieben mit dem Werke / Und immerwährender Begier; / Ich will dich lieben, schönstes Licht, / Bis mir (der Tod) das Herze bricht. / 2. Ich will dich lieben, o mein Leben, / Als meinen allerbesten Freund; / Ich will dich lieben und erheben, / Solange mich dein Glanz bescheint; / Ich will dich lieben, Gotteslamm, / Als meinen (lieben) Bräutigam. / 3. Ich danke dir, du wahre Sonne, / Daß mir dein Glanz hat Licht gebracht; / Ich danke dir, du Himmelswonne, / Daß du mich froh und frei gemacht; / Ich danke dir, du güldner Mund, / Daß du mich (ewig) machst gesund. / 4. Erhalte mich auf deinen Stegen / Und laß mich nicht mehr irregehn; / Laß meinen Fuß auf deinen Wegen / Nicht straucheln oder stille stehn; / Erleucht mir Leib und Seele ganz, / Du starker (schöner) Himmelsglanz. / 5. Gib meinen Augen süße Tränen, / Gib meinen Herzen keusche Brunst. / Laß meine Seele sich gewöhnen, / Zu üben in der Liebeskunst. / Laß meinen Sinn, Geist und Verstand / Stets sein zu dir, (o Gott,) gewandt. / 6. Ich will dich lieben, meine Krone, / Ich will dich lieben, meinen Gott; Ich will dich lieben ohne Lohne, / Auch in der allergrößten Not. / Ich will dich lieben, schönstes Licht, / Bis mir (der Tod) das Herze bricht. - Tune - Ich will dich lieben

 

In Christi Wunden schlaf' ich ein / Paul Eber, 1569

1. In Christi Wunden schlaf' ich ein, / Die machen mich von Sünden rein; / Ja, Christi Blut und G'rechtigkeit, / Das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, / Damit will ich vor Gott bestehn, / Wenn ich zum Himmel werd' eingehn. / 2. Mit Fried' und Freud' ich fahr' dahin, / Ein Gotteskind ich allzeit bin. / Dank hab', mein Tod, du führest mich; / Ins ew'ge Leben wandre ich, / Mit Christi Blut gereinigt fein. / Herr Jesu, stärk den Glauben mein! - Tune - Vater unser

 

In dich hab' ich gehoffet, Herr / Adam Reusner, 1533

1. In dich hab' ich gehoffet, Herr, / Hilf, daß ich nicht zuschanden werd' / Noch ewiglich zu Spotte! / Das bitt' ich dich, erhalte mich / In deiner Treu', mein Gotte! / 2. Dein gnädig Ohr neig her zu mir, / Erhör mein' Bitt', tu dich herfür, / Eil bald, mich zu erretten! / In Angst und Weh ich lieg' und steh', / Hilf mir in meinen Nöten! / 3. Mein Gott und Schirmer, steh mir bei, / Sei mir ein' Burg, darin ich frei / Und ritterlich mög' streiten / Wider mein' Feind', der gar viel seind / An mich auf beiden Seiten. / 4. Du bist mein' Stärk', mein Fels, mein Hort, / Mein Schild, mein' Kraft (sagt mir dein Wort), / Mein' Hilf', mein Heilk, mein Leben, / Mein starker Gott in aller Not; / Wer mag mir widerstreben? / 5. Mir hat die Welt trüglich gericht't / Mit Lügen und mit falschem G'dicht / Viel' Netz' und heimlich' Stricke; / Herr, nimm mein wahr in dieser G'fahr, / B'hüt' mich vor falscher Tücke! / 6. Herr, meinen Geist befehl' ich dir; / Mein Gott, mein Gott, weich nicht von mir, / Nimm mich in deine Hände! W wahrer Gott, aus aller Not / Hilf mir am letzten Ende! / 7. Glori, Lob, Ehr' und Herrlichkeit / Sei Gott Vater und Sohn bereit, / Dem Heil'gen Geist mit Namen. / Die göttlich' Kraft mach' uns sieghaft / Durch Jesum Christum! Amen. - Tune - In dich hab' ich gehoffet

 

Ist Gott für mich, so trete / Paul Gerhardt, 1656

1. Ist Gott für mich, so trete / Gleich alles wider mich, / Sooft ich ruf' und bete, / Weicht alles hinter sich. / Hab' ich das Haupt zum Freunde / Und bin geliebt bei Gott, / Was kann mir tun der Feinde / Und Widersacher Rott'? / 2. Nun weiß und glaub' ich feste, / Ich rühm's auch ohne Scheu, / Daß Gott der Höchst' und Beste, / Mein Freund und Vater sei, / Und daß in allen Fällen / Er mir zur Rechten steh' / Und dämpfe Sturm und Wellen / Und was mir bringet Weh. / 3. Der Grund, da ich mich gründe, / Ist Christus und sein Blut, / Das machet, daß ich finde / Das ew'ge wahre Gut. / An mir und meinem Leben / Ist nichts auf dieser Erd'; / Was Christus mir gegeben, / Das ist der Liebe wert. / 4. Mein Jesus ist mein' Ehre, / Mein Glanz und helles Licht. / Wenn der nicht in mir wäre, / So dürft' und könnt' ich nicht / Vor Gottes Augen stehen / Und vor dem strengen Sitz; / Ich müßte stracks vergehen / Wie Wachs in Feuershitz'. / 5. Mein Jesus hat gelöschet, / Was mit sich führt den Tod; / Der ist's, der mich rein wäschet, / Macht schneeweiß, was ist rot. / In ihm kann ich mich freuen, / Hab' einen Heldenmut, / Darf kein Gerichte scheuen, / Wie sonst ein Sünder tut. / 6. Nichts, nichts kann mich verdammen. / Nichts nimmet mir mein Herz! / Die Höll' und ihre Flammen, / Die sind mir nur ein Scherz. / Kein Urteil mich erschrecket, / Kein Unheil mich betrübt, / Weil mich mit Flügeln decket / Mein Heiland, der mich liebt. / 7. Sein Geist wohnt mir im Herzen, / Regieret meinen Sinn, / Vertreibt mir Sorg' und Schmerzen, / Nimmt allen Kummer hin, / Gibt Segen und Gedeihen / Dem, was er in mir schafft, / Hilft mir das Abba schreien, / Aus aller meiner Kraft. / 8. Und wenn an meinem Orte / Sich Furcht und Schwachheit find't, / So seufzt und spricht er Worte, / Die unausprechlich sind / Mir zwar und meinem Munde, / Gott aber wohl bewußt, / Der an des Herzens Grunde / Ersiehet seine Lust. / 9. Sein Geist spricht meinem Geiste / Manch süßes Trostwort zu, / Wie Gott dem Hilfe leiste, / Der bei ihm suchet Ruh', / Und wie er hab' erbauet / Ein' edle, neue Stadt, / Da Aug' und Herze schauet, / Was er geglaubet hat. / 10. Da ist mein Teil, mein Erbe / Mir prächtig zugericht't; / Wenn ich gleich fall' und sterbe, / Fällt doch mein Himmel nicht. / Muß ich auch gleich hier feuchten / Mit Tränen meine Zeit, / Mein Jesus und sein Leuchten / Durch süßet alles Leid. / 11. Wer sich mit dem verbindet, / Den Satan fleucht und haßt, / Der wird verfolgt und findet / Ein' harte, schwere Last / Zu leiden und zu tragen, / Gerät in Hohn und Spott, / Das Kreuz und alle Plagen, / Die sind sein täglich Brot. / 12. Das ist mir nicht verborgen, / Doch bin ich unverzagt. / Dich will ich laßen sorgen, / Dem ich mich zugesagt, / Es koste Leib und Leben / Und alles, was ich hab'; An dir will ich fest kleben / Und nimmer laßen ab. / 13. Die Welt, die mag zerbrechen, / Du stehst mir ewiglich, / Kein Brennen, Hauen, Stechen / Soll trennen mich und dich, / Kein Hungern und kein Dürsten, / Kein' Armut, keine Pein, / Kein Zorn der großen Fürsten Soll mir ein' Hindrung sein. / 14. Kein Engel, keine Freuden, / Kein Thron, kein' Herrlichkeit, / Kein Lieben und kein Leiden, / Kein' Angst und Herzeleid, / Was man nur kann erdenken, / Es sei klein oder groß, / Der keines soll mich lenken / Aus deinem Arm und Schoß. / 15. Mein Herze geht in Sprüngen / Und kann nicht traurig sein, / Ist voller Freud'und Singen, / Sieht lauter Sonnenschein. / Die Sonne, die mir lachet, / Ist mein Herr Jesus Christ; / Das, was mich singen machet, / Ist, was im Himmel ist. - Tune - Valet will ich dir geben / Melchior Teschner, 1613

 

Jerusalem, du hochgebaute Stadt / Johann M. Meyfart, 1626

1. Jerusalem, du hochgebaute Stadt, / Wollt' Gott, ich wär' in dir! / Mein sehnlich Herz so groß Verlangen hat / Und ist nicht mehr bei mir. / Weit über Berg und Tale, / Weit über blaches Feld / Schwingt es sich überall / Und eilt aus dieser Welt. / 2. O schöner Tag und noch viel schönre Stund', / Wann wirst du kommen schier, / Da ich mit Lust, mit freiem Freudenmund / Die Seele geb' von mir / In Gottes treue Hände / Zum auserwählten Pfand, / Daß sie mit Heil anlände / In jenem Vaterland! / 3. Im Augenblick wird sie erheben sich / Bis an das Firmament, / Wenn sie verläßt so sanft, so wunderlich / Die Stätt' der Element', / Fährt auf Eliä Wagen, / Mit engelischer Schar, Die sie in Händen tragen / Umgeben ganz und gar. / 4. O Ehrenburg, sei nun gegrüßet mir, / Tu auf die Gnadenpfort'! / Wie große Zeit hat mich verlangt nach dir, / Eh' ich gekommen fort / Aus jenem bösen Leben, / Aus jener Nichtigkeit, / Und mir Gott hat gegeben / Das Erb' der Ewigkeit! / 5. Was für ein Volk, was für ein' edle Schar / Kommt dort gezogen schon? / Was in der Welt von Auserwählten war, / Seh' ich, die beste Kron', / Die Jesus mir, der Herre, / Entgegen hat gesandt, / Da ich noch war so ferne / In meinem Tränenland. / 6. Propheten groß und Patriarchen hoch, / Auch Christen insgemein, / Die weiland dort trugen des Kreuzes Joch / Und der Tyrannen Pein, / Schau' ich in Ehren schweben, / In Freiheit überall, / Mit Klarheit hell umgeben, / Mit sonnenlichtem Strahl. / 7. Wenn dann zuletzt ich angelanget bin / Im schönen Paradeis, / Von höchster Freud' erfüllet wird der Sinn, / Der Mund von Lob und Preis. / Das Halleluja reine / Singt man in Heiligkeit, / Das Hosianna feine / Ohn' End' in Ewigkeit. / 8. Mit Jubelklang, mit Instrumenten schön, / In Chören ohne Zahl, / Daß von dem Klang und von dem süßen Ton / Erbebt der Freundensaal; / Mit hundertausend Zungen, / Mit Stimmen noch viel mehr, / Wie von Anfang gesungen / Das himmelische Heer. - Tune - Jerusalem, du hochgebaute Stadt

 

Jessia, dem Propheten, das geschah / Martin Luther, 1526

1. Jessia, dem Propheten, das geschah, / Daß er im Geist den Herren sitzen sah / Auf einem hohen Thron in hellem Glanz, / Seines Kleides Saum den Chor füllet' ganz. / Es stunden zween Seraph bei ihm daran, / Sechs Flügel sah er einen jeden han: / Mit zween verbargen sie ihr Antlitz klar, Mit zween bedeckten sie die Füße gar, / Und mit den andern zween sie flogen frei. / Genander riefen sie mit großem G'schrei: / Heilig ist Gott, der Herre Zebaoth! / Heilig ist Gott, der Herre Zebaoth! / Heilig ist Gott, der Herre Zebaoth! / Sein' Ehr' die ganze Welt erfüllet hat. / Von dem G'schrei zittert' Schwell' und Balken gar, / Das Haus auch ganz voll Rauchs und Nebel war. - Tune - Jesaia dem Propheten

 

Jesu, deine Passion / Sigismund von Birken, 1653

1. Jesu, deine Passion / Will ich jetzt bedenken; / Wollest mir vom Himmelsthron / Geist und Andacht schenken. / In dem Bild jetzund erschein, / Jesu, meinem Herzen, / Wie du, unser Heil zu sein, / Littest alle Schmerzen! / 2. Meine Seele sehen mach / Deine Angst und Bande, / Deine Speichel, Schläg' und Schmach, / Deine Kreuzesschande, / Deine Geissel, Dornenkron', / Speer- und Nägelwunden, / Deinen Tod, o Gottessohn, / Und den Leib voll Schrunden! / 3. Doch so laß mich nicht allein / Deine Marter sehen, / Laß mich auch die Ursach' fein / Und die Frucht verstehen! / Ach, die Ursach' war auch ich, / Ich und meine Sünde; / Diese hat gemartert dich, / Nicht das Heideng'sinde. / 4. Jesu, lehr bedenken mich / Dies mit Buss' und Reue; / Hilf, daß ich mit Sünden dich / Martre nicht aufs neue! / Sollt' ich dazu haben Lust / Und nicht wollen meiden, / Was Gott selber büssen mußt' / Mit so großem Leiden? / 5. Wenn mir meine Sünde will / Machen heiß die Hölle, / Jesu, mein Gewissen still, / Dich ins Mittel stelle! / Dich und deine Passion / Laß mich gläubig faßen; / Liebet mich sein lieber Sohn, / Wie kann Gott mich haßen? / 6. Gib auch, Jesu, daß ich gern / Dir das Kreuz nachtrage, / Daß ich Demut von dir lern' / Und Geduld in Plage, / Daß ich dir geb' Lieb' um Lieb'! / Indes laß dies Lallen / Besser Dank ich dorten geb', / Jesu, dir gefallen!

 

Jesu, deine tiefen Wunden / Johann Heermann, 1644

1. Jesu, deine tiefen Wunden, / Deine Qual und bittern Tod / Laß mir geben alle Stunden / Trost in Leib's- und Seelennot! / Wenn mir fällt was Arges ein, / Laß mich denken deiner Pein, / Daß ich deine Angst und Schmerzen / Wohl erwäg' in meinem Herzen! / 2. Will sich gern in Wollust weiden / Mein verderbtes Fleisch und Blut, / Laß mich denken, daß dein Leiden / Löschen muß der Hölle Glut! / Dringt der Satan ein zu mir, / Hilf, daß ich ihm halte für / Deiner Wunden Mal' und Zeichen, / Daß er von mir müße weichen! / 3. Wenn die Welt mich will verführen / Auf die breite Sündenbahn, / Woll'st du mich also regieren, / Daß ich alsdann schaue an / Deiner Marter Zentnerlast, / Die du ausgestanden hast, / Daß ich kann in Andacht bleiben, / Alle böse Lust vertreiben! / 4. Gib für alles, was mich kränket, / Mir aus deinen Wunden Saft; / Wenn mein Herz hinein sich senket, / So gib neue Lebenskraft, / Daß mich stärk' in allem Leid / Deines Trostes Süßigkeit, / Weil du mir das Heil erworben, / Da du bist für mich gestorben. / 5. Laß auf deinen Tod mich trauen, / O Mein Gott und Zuversicht! / Laß mich feste darauf bauen, / Daß den Tod ich schmecke nicht! / Deine Todesangst laß mich / Stets erquicken mächtiglich; / Herr, laß deinen Tod mir geben / Auferstehung, Heil und Leben!

 

Jesu, geh voran / Christian Gregor, 1778

1. Jesu, geh voran / Auf der Lebensbahn, / Und wir wollen nicht verweilen, / Dir getreulich nachzueilen, / Führ uns an der Hand / Bis ins Vaterland! / 2. Soll's uns hart ergehn, / Laß uns feste stehn / Und auch in den schwersten Tagen / Niemals über Lasten klagen; / Denn durch Trübsal hier / Geht der Weg zu dir. / 3. Rühret eigner Schmerz / Irgend unser Herz, / Kümmert uns ein fremdes Leiden, / O so gib Geduld zu beiden; / Richte unsern Sinn / Auf das Ende hin! / 4. Ordne unsern Gang, / Jesu, lebenslang! / Führst du uns durch rauhe Wege, / Gib uns auch die nöt'ge Pflege. / Tu uns nach dem Lauf / Deine Türe auf! - Tune - Seelenbräutigam

 

Jesu, komm doch selbst zu mir / Johann Scheffler, 1657

Jesu, komm doch selbst zu mir / Und verbleibe für und für; / Komm doch, werter Seelenfreund, / Liebster, den mein Herze meint! / 2. Tausendmal begehr' ich dich, / Weil sonst nichts vergnüget mich; / Tausendmal schrei' ich zu dir: / Jesu, Jesu, komm zu mir! / 3. Keine Lust ist auf der Welt, / Die mein Herz zufriedenstellt. / Dein, O Jesu, Beimirsein / Nenn ich meine Lust allein. / 4. Aller Engel Glanz und Pracht / Und was ihnen Freude macht, / Ist mir, süßer Seelenkuß, / Ohne dich nichts als Verdruß. / 7. Dich alleine, Gottes Sohn, / Heiß' ich meine Kron' und Lohn; / Du für mich verwund'tes Lamm / Bist allein mein Bräutigam. / 8. O so komm doch, süßes Herz, / Und vermindre meinen Schmerz; Denn ich schreie für und für: / Jesu, Jesu, komm zu mir! / 9. Nun, ich warte mit Geduld, / Bitte noch um diese Huld, / Daß du woll'st in Todespein / Mir ein süßer Jesus sein. - Tune - Gott sei Dank

 

Jesu, meine Freude / Johann Franck, 1655

1. Jesu, meine Freude, / Meines Herzens Weide, / Jesu, meine Zier, / Ach, wie lang, ach lange / Ist dem Herzen bange / Und verlangt nach dir! / Gotteslamm, mein Bräutigam, / Außer dir soll mir auf Erden / Nichts sonst Liebers werden! / 2. Unter deinem Schirmen / Bin ich vor den Stürmen / Aller Feinde frei. / Laß den Satan wittern, / Laß die Welt erschüttern, / Mir steht Jesus bei. / Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, / Obgleich Sünd' und Hölle schrecken, / Jesus will mich decken. / 3.Trotz dem alten Drachen, / Trotz dem Todesrachen, / Trotz der Furcht dazu! / Tobe, Welt, und springe, / Ich steh' hier und singe / In gar sichrer Ruh'; / Gottes Macht hält mich in acht; / Erd' und Abgrund muß verstummen, / Ob sie noch so brummen. / 4. Weg mit allen Schätzen, / Du bist mein Ergötzen, / Jesu, meine Lust! / Weg, ihr eitlen Ehren, / Ich mag euch nicht hören, / Bleibt mir unbesußt! / Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod / Soll mich, ob ich viel muß leiden, / Nicht von Jesu scheiden. / 5. Gute Nacht, o Wesen, / Das die Welt erlesen, / Mir gefällst du nicht! / Gute Nacht, ihr Sünden, / Bleibet weit dahinten, / Kommt nicht mehr ans Licht! / Gute Nacht, du Stolz und Pracht, Dir sei ganz, du Lasterleben, / Gute Nacht gegeben! / 6. Weicht, ihr Trauergeister, / Denn mein Freudenmeister, / Jesus, tritt herein! / Denen, die Gott lieben, / Muß auch ihr Betrüben / Lauter Zucker sein. / Duld' ich schon hier Spott und Hohn, / Dennoch bleibst du auch im Leide, / Jesu, meine Freude. - Tune - Jesu, meine Freude

 

Jesu, meines Lebens Leben / Ernst C. Homburg, 1659

1. Jesu, meines Lebens Leben, / Jesu, meines Todes Tod, / Der du dich für mich gegeben / In die tiefste Seelennot, / In das äusserste Verderben, / Nur daß ich nicht möchte sterben: / Tausend, tausendmal sei dir, / Liebster Jesu, Dank dafür! / 2. Du, ach,du hast ausgestanden / Lästerreden, Spott und Hohn, / Speichel, Schläge, Strick' und Bande / Du gerechter Gottessohn, / Mich Elenden zu erretten / Von des Teufels Sündenketten! / Tausend, tausendmal sei dir, / Liebster Jesu, Dank dafür! / 3. Du hast laßen Wunden schlagen, / Dich erbärmlich richten zu, / Um zu heilen meine Plagen / Und zu setzen mich in Ruh! / Ach, du hast zu meinem Segen / Laßen dich mit Fluch belegen! / Tausend, tausendmal sei dir, / Liebster Jesu, Dank dafür! / 4. Man hat dich sehr hart verhöhnet, / Dich mit großem Schimpf belegt / Und mit Dornen gar gekrönet: / Was hat dich dazu bewegt? / Daß du möchtest mich ergötzen, / Mir die Ehrenkron' aufsetzen. / Tausend, tausendmal sei dir, / Liebster Jesu, Dank dafür! / 5. Du hast dich hart laßen schlagen / Zur Befreiung meiner Pein, / Fälschlich laßen dich anklagen. / Das ich könnte sicher sein; / Daß ich möchte trostreich prangen, / Hast du sonder Trost gehangen. Tausend, tausendmal sei dir, / Liebster Jesu, Dank dafür! / 6. Du hast dich in Not gestecket, / Hast gelitten mit Geduld, / Gar den herben Tod geschmecket, / Um zu büssen meine Schuld; / Daß ich würde losgezählet, / Hast du wollen sein gequälet. / Tausend, tausendmal sei dir, / Liebster Jesu, Dank dafür! / 7. Deine Demut hat gebüßet / Meine Stolz und übermut, / Dein Tod meinen Tod versüßet, / Es kommt alles mir zu gut. Dein Verspotten, dein Verspeien / Muß zu Ehren mir gedeihen. / Tausend, tausendmal sei dir, / Liebster Jesu, Dank dafür! / 8. Nun, ich danke dir von Herzen, / Jesu, für gesamte Not: / Für die Wunden, für die Schmerzen, / Für den herben, bittern Tod, / Für dein Zittern, für dein Zagen, / Für dein tausendfaches Plagen, / Für dein' Angst und tiefe Pein / Will ich ewig dankbar sein. - Tune - Jesu, meines Lebens Leben / Kirchengesangbuch, Darmstadt, 1687

 

Jesus Christus unser Heiland / Martin Luther, 1524

1. Jesus Christus unser Heiland, / Der von uns den Zorn Gottes wandt', / Durch das bitter' Leiden sein / Half er uns aus der Hölle Pein. / 2. Daß wir nimmer dess vergeßen, / Gab er uns sein' Leib zu essen, / Verborgen im Brot so klein, / Und zu trinken kein Blut im Wein. 3 Wer sich zu dem Tisch will machen, / Der hab wohl acht auf sein' Sachen: / Wer unwürdig hiezu geht, / Für das Leben den Tod empfäht. / 4. Du sollt Gott den Vater preisen, / Daß er dich so wohl wollt' speisen, / Und für deine Missethat / In den Tod fein'n Sohn geben hat. / 5. Du sollt glauben und nicht wanken, / Daß ein' Speise sei den Kranken, / Den'n ihr Herz' von Sünden schwer / Und für Angst ist betrübet sehr. / 6. Solch' groß' Gnad' und Barmherzigkeit / Sucht ein Herz in großer Arbeit: Ist dir wohl, so bleib' davon, / Daß du nicht kriegest bösen Lohn. / 7. Er spricht selber: Kommt ihr Armen, / Laßt mich über euch erbarmen: / Kein Arzt ist dem Starken noth, / Sein' Kunst wird an ihm gar ein Spott. / 8. Hätt'st du dir was konnt erwerben, / Was durst' dann ich für dich sterben? / Dieser Tisch auch dir nicht gilt, / So du selber dir helfen willt. / 9. Glaubst du das von Herzen Grunde / Und bekennest mit dem Munde, / So bist du recht wohl geschickt / Und die Speise dein' Seel' erquickt. / 10. Die Frucht soll auch nicht ausbleiben: / Deinen Nächsten sollt du lieben, / Daß er dein genießen kann, / Wie dein Gott hat an dir gethan. - Tune - Jesus Christus, unser Heiland

 

Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude / Author: Johann Allendorf 1736

1. Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude! / A und O, Anfang und Ende steht da. / Gottheit und Menschheit vereinen sich beide; / Schöpfer, wie kommst Du uns Menschen so nah! / Himmel und Erde, erzählet's den Heiden: / Jesus ist kommen, Grund ewiger Freuden. Jesus ist kommen: nun springen die Bande, / Stricke des Todes, die reißen entzwei. / Unser Durchbrecher ist nunmehr vorhanden; / Er, der Sohn Gottes, Der machet recht frei, / Bringet zu Ehren aus Sünde und Schande. / Jesus ist 'kommen, nun springen die Bande. Jesus ist kommen,der starke Erlöser, / Bricht dem gewappneten Starken ins Haus, / Sprenget des Feindes befestigte Schlösser / Führt doe Gefangen sigend heraus / Fühlst du den Stärken, Satan, du Böser? / Jesus ist kommen, der starke Erlöser. Jesus ist kommen, der König der Ehren; / Himmel und Erde, rühmt siene Gewalt! / Dieser Beherrscher kann Herzen bekehren; / Öffnet ihm Tore und Türen fein bald! / Denkt dock, er will euch die Krone gewahren. / Jesus ist kommen, der König der Ehren.

 

Jesus, Jesus, nichts als Jesus / Ludämilia Elisabeth, 1687

1. Jesus, Jesus, nichts als Jesus / Soll mein Wunsch sein und mein Ziel. / Jetzund mach' ich ein Verbündnis, Daß ich will, was Jesus will; / Denn mein Herz, mit ihm erfüllt, / Rufet nur: Herr, wie du willt! / 2. Einer ist es, dem ich lebe, / Den ich liebe früh und spat. / Jesus ist es, dem ich gebe, / Was er mir gegeben hat. / Ich bin in dein Blut verhüllt; / Führe mich, Herr, wie du willt! / 3. Scheinet was, es sei mein Glücke, / Und ist doch zuwider dir, / Ach, so nimm es bald zurücke, / Jesu, gib, was nützet mir! Gib dich mir, Herr Jesu, mild; / Nimm mich dir, Herr, wie du willt, / 4. Und vollbringe deinen Willen / In, durch und an mir, mein Gott. / Deinen Willen laß erfüllen / Mich im Leben, Freud' und Not, / Sterben als dein Ebenbild, / Herr, wann, wo und wie du willt! / 5. Sei auch, Jesu, stets gepriesen, / Daß du dich und viel dazu / Hast geschenkt und mir erwiesen, / Daß ich fröhlich singe nu: / Es geschehe mir, mein Schild, / Wie du willt, Herr, wie du willt! - Tune - Jesus, Jesus, nichts als Jesus

 

Jesus lebt, mit ihm auch ich / Johann Crüger, 1656

1. Jesus lebt, mit ihm auch ich; / Tod, wo sind nun deine Schrecken? / Jesus lebt und wird auch mich / Von den Toten auferwecken. / Er verklärt mich in sein Licht: / Dies ist meine Zuversicht. / 2. Jesus lebt! Ihm ist das Reich / Über alle Welt gegeben. / Mit ihm werd' ich auch zugleich / Ewig herrschen, ewig leben. / Gott erfüllt, was er verspricht: / Dies ist meine Zuversicht. / 3. Jesus lebt! Wer nun verzagt, / Lästert Ihn und Gottes Ehre. / Gnade hat er zugesagt, / Daß der Sünder sich bekehre. / Daß verstößt in Christo nicht; / Dies ist meine Zuversicht. / 4. Jesus lebt. Sein Heil ist mein: / Sein sei auch mein ganzes Leben; / Reines Herzens will ich sein / Und den Lüsten widerstreben. Er verläßt den Schwachen nicht: / Dies ist meine Zuversicht. / 5. Jesus lebt. Ich bin gewiß: / Nichts soll mich von Jesu scheiden, / Keine Macht der Finsternis, / Keine Herrlichkeit, kein Leiden. / Er gibt Kraft zu jeder Pflicht: / Dies ist meine Zuversicht. / 6. Jesus lebt. Nun ist der Tod / Mir der Eingang in das Leben. / Welchen Trost in Todesnot / Wird er meiner Seele geben, / Wenn sie gläubig zu ihm spricht: / Herr, Herr, meine Zuversicht.

 

Jesus, meine Zuversicht / Anonymous, 1653

1. Jesus, meine Zuversicht / Und mein Heiland, ist im Leben; / Dieses weiß ich, sollt' ich nicht / Darum mich zufrieden geben, / Was die lange Todesnacht / Mir auch für Gedanken macht? / 2. Jesus, er mein Heiland, lebt; / Ich werd' auch das Leben schauen, / Sein, wo mein Erlöser schwebt; / Warum sollte mir denn grauen? / Läßet auch ein Haupt sein Glied, / Welches es nicht nach sich zieht? / 3. Ich bin durch der Hoffnung Band / Zu genau mit ihm verbunden; / Meine starke Glaubenshand / Wird in ihn gelegt befunden, / Daß mich auch kein Todesbann / Ewig von ihm trennen kann. / 4. Ich bin Fleisch und muß daher / Auch einmal zu Asche werden; / Das gesteh' ich, doch wird er / Mich erwecken aus der Erden, / Daß ich in der Herrlichkeit / Um ihn sein mög' allezeit. / 5. Dann wird eben diese Haut / Mich umgeben, wie ich gläube, / Gott wird werden angeschaut / Dann von mir in diesem Leibe, / Und in diesem Fleisch werd' ich / Jesum sehen ewiglich. / 6. Dieser meiner Augen Licht / Wird ihn, meinen Heiland, kennen; / Ich, ich selbst, kein Fremder nicht, / Werd' in seiner Liebe brennen; / Nur die Schwachheit um und an / Wird von mir sein abgetan. / 7. Was hier kranket, seufzt und fleht, / Wird dort frisch und herrlich gehen; / Irdisch werd' ich ausgesät, / Himmlisch werd' ich auferstehen; / Hier geh' ich natürlich ein, / Nachmals werd' ich geistlich sein. / 8. Seid getrost und hocherfreut, / Jesus trägt euch, meine Glieder! / Gebt nicht Raum der Traurigkeit! / Sterbt ihr, Christus ruft euch wider, / Wenn die letzt' Drommet' erklingt, / Die auch durch die Gräber dringt. / 9. Lacht der finstern Erdenkluft, / Lacht des Todes und der Höllen; / Denn ihr sollt euch durch die Luft / Eurem Heiland zugesellen! / Dann wird Schwachheit und Verdruß / Liegen unter eurem Fuß. / 10. Nur daß ihr den Geist erhebt / Von den Lüsten dieser Erden / Und euch dem schon jetzt ergebt, / Dem ihr beigefügt wollt werden / Schick das Herze da hinein, / Wo ihr ewig wünscht zu sein! - Tune - Jesus, meine Zuversicht

 

Jesus nimmt die Sünder an / Erdmann Neumeister, 1718

1. Jesus nimmt die Sünder an; / Saget doch dies Trostwort allen, / Welche von der rechten Bahn / Auf verkehrten Weg verfallen! / Hier ist, was sie retten kann: / Jesus nimmt die Sünder an. / 2. Keiner Gnade sind wir wert, / Doch hat er in seinem Worte / Eidlich sich dazu erklärt. / Sehet nur, die Gnadenpforte / Ist hier völlig aufgetan: / Jesus nimmt die Sünder an. / 3. Wenn ein Schaf verloren ist, / Suchet es ein treuer Hirte; / Jesus, der uns nie vergisst, / Suchet treulich das Verirrte, / Daß es nicht verderben kann: / Jesus nimmt die Sünder an. / 4. Kommet alle, kommet her, / Kommet, ihr betrübten Sünder! / Jesus rufet euch, und er / Macht aus Sündern Gottes Kinder. / Glaubet's doch und denket dran: / Jesus nimmt die Sünder an. / 5. Ich Betrübter komme hier / Und bekenne meine Sünden. / Laß, mein Heiland, mich bei dir / Gnade zur Vergebung finden, / Daß dies Wort mich trösten kann: / Jesus nimmt die Sünder an. / 6. Ich bin ganz getrostes Muts. / Ob die Sünden blutrot wären, / Müßten sie kraft deines Bluts / Dennoch sich in Schneeweiß kehren, / Da ich gläubig sprechen kann: / Jesus nimmt die Sünder an. / 7. Mein Gewissen beisst mich nicht, / Moses darf mich nicht verklagen; / Der mich frei und ledig spricht, / Hat die Schulden abgetragen, / Daß mich nichts verdammen kann: / Jesus nimmt die Sünder an. / 8. Jesus nimmt die Sünder an, / Mich hat er auch angenommen / Und den Himmel aufgetan, / Daß ich selig zu ihm kommen / Und auf den Trost sterben kann: / Jesus nimmt die Sünder an. - Tune - Meinem Jesum lass ich nicht

 

Komm, du wertes Lösegeld / Johann Gottfried Olearius, 1664

1. Komm, du wertes Lösegeld, / Deßen alle Heiden hoffen; / Komm, o Heiland aller Welt, / Tor' und Türen stehen offen; / Komm in ungewohnter Zier, / Komm, wir warten mit Begier! / 2. Zeuch auch in mein Herz hinein, / O du großer Ehrenkönig, Laß mich deine Wohnung sein! / Bin ich armer Mensch zu wenig, / Ei, so soll mein Reichtum sein, / Daß du bei mir ziehest ein. / 3. Nimm mein Hosianna an / Mit den Siegespalmenzweigen! / Soviel ich nur immer kann, / Will ich Ehre dir erzeigen / Und im Glauben dein Verdienst / Mir zueignen zum Gewinst. / 4. Hosianna, Davids Sohn! / Ach Herr, hilf, laß wohl gelingen! / Laß dein Zepter, Reich und Kron' / Uns viel Heil und Segen bringen, / Daß in Ewigkeit besteh': / Hosianna in der Höh'!

 

Komm, Heiliger Geist, Herre Gott / Martin Luther, 1524

1. Komm, Heiliger Geist, Herre Gott, / Erfüll mit deiner Gnaden Gut / Deiner Gläubigen Herz, Mut und Sinn, / Dein' brünstig Lieb' entzünd' in ihn'n! / O Herr, durch deines Lichtes Glast / Zu dem Glauben versammelt hast / Das Volk aus aller Welt Zungen; / Das sei dir, Herr, zu Lob gesungen! / Halleluja! Halleluja! / 2. Du heiliges Licht, edler Hort, / Laß uns leuchten des Lebens Wort / Und lehr uns Gott recht erkennen, / Von Herzen Vater ihn nennen! / O Herr, behüt vor fremder Lehr', / Daß wir nicht Meister suchen mehr / Denn Jesum mit rechtem Glauben / Und ihm aus ganzer Macht vertrauen! / Halleluja! Halleluja! / 3. Du heilige Brunst, süßer Trost, / Nun hilf uns fröhlich und getrost / In dein'm Dienst beständig bleiben, / Die Trübsal uns nicht abtreiben! / O Herr, durch dein' Kraft uns bereit / Und stärk des Fleisches Blödigkeit, / Daß wir hier ritterlich ringen, / Durch Tod und Leben zu dir dringen! / Halleluja! Halleluja! - Tune - Komm, Heiliger Geist, Herre Gott

 

Komm, o komm, du Geist des Lebens / Heinrich Held 1664

1. Komm, o komm, du Geist des Lebens, / Wahrer Gott von Ewigkeit!
Deine Kraft sei nicht vergebens, / Sie erfüll' uns jederzeit; / So wird Geist und Licht und Schein / In dem dunkeln Herzen sein. / 2. Gib in unser Herz und Sinnen / Weisheit, Rat, Verstand und Zucht, / Daß wir andres nichts beginnen, / Denn was nur dein Wille sucht! / Dein' Erkenntnis werde groß / Und mach uns von Irrtum los! / 3. Zeige, Herr, die Wohlfahrtsstege! / Das, was wider dich getan, / Räume ferner aus dem Wege; / Schlecht und recht sei um und an! / Wirke Reu' an Sünden Statt, / Wenn der Fuß gestrauchelt hat! / 4. Laß uns stets dein Zeugnis fühlen, / Daß wir Gottes Kinder sind, / Die auf ihn alleine zielen, / Wenn sich Not und Drangsal find't; / Denn des Vaters liebe Rut' / Ist uns allewege gut. / 5. Reiz uns, daß wir zu ihm treten / Frei mit aller Freudigkeit; / Seufz' auch in uns, wenn wir beten, / Und vertritt uns allezeit! / So wird unsre Bitt' erhört / Und die Zuversicht gemehrt. / 6. Wir auch uns nach Troste bange, / Daß das Herz oft rufen muß: / Ach, mein Gott, mein Gott, wie lange? / Ei, so mache den Beschluß; / Sprich der Seele tröstlich zu / Und gib Mut, Geduld und Ruh'! / 7. O du Geist der Kraft und Stärke, / Du gewißer, neuer Geist, / Fördre in uns deine Werke, / Wenn der Satan Macht beweist; / Schenk uns Waffen in dem Krieg / Und erhalt in uns den Sieg! / 8. Herr, bewahr auch unsern Glauben, / Daß kein Teufel, Tod noch Spott / Uns denselben möge rauben! / Du bist unser Schutz und Gott. / Sagt das Fleisch gleich immer nein, / Laß dein Wort gewißer sein. / 9. Wenn wir endlich sollen sterben, / So versichre uns je mehr, / Als des Himmelreiches Erben, / Jener Herrlichkeit und Ehr', / Die uns unser Gott erkiest / Und nicht auszusprechen ist. - Tune - Komm, o komm, du Geist / J. Christoph Bach, 1680

 

Kommt und lasst uns Christum ehren, / Paul Gerhardt, 1667

1. Kommt und lasst uns Christum ehren, / Herz und Sinnen zu ihm kehren! / Singet froehlich, lasst euch hoeren, / Wertes Volk der Christenheit! / 2. Suend' und Hoelle mag sich graemen, / Tod und Teufel mag sich schaemen. / Wir, die unser Heil annehmen, / Werfen allen Kummer hin. / 3. Sehet, was hat Gott gegeben! / Seinen Sohn zum ew'gen Leben! / Dieser kann und will uns heben / Aus dem Leid in's Himmels Freud'. / 4. Seine Seel' ist uns gewogen, / Lieb' und Gunst hat ihn gezogen, / Uns, die Satanas betrogen, / Zu besuchen aus der Hoeh'. / 5. Jakobs Stern ist aufgegangen, / Stillt das sehnliche Verlangen, / Bricht den Kopf der alten Schlange / Und zerstoert der Hoelle Reich. / 6.Unser Kerker, da wir sassen / Und mit Sorgen ohne Massen / Uns das Herze selbst abfrassen, / Ist entzwei, und wir sind frei. / 7. O du hochgesegn'te Stunde, / Da wir das von Herzensgrunde / Glauben und mit unserm Munde / Danken dir, o Jesulein! / 8. Schoenstes Kindlein in dem Stalle, / Sei uns freundlich, bring uns alle / Dahin, wo mit suessem Schalle / Dich der Engel Heer erhoeht!

 

Kyrie, Gott Vater in Ewigkeit / Johann Spangenberg, 1545

1. Kyrie, Gott Vater in Ewigkeit, / Groß ist dein' Barmherzigkeit, / Aller Ding' ein Schöpfer und Regierer. / Eleison, eleison! / 2. Christe, aller Welt Trost / Uns Sünder allein du hast erlöst. / O Jesu, Gottes Sohn, / Unser Mittler bist in dem höchsten Thron; / Zu dir schreien wir aus Herzensbegier: / Eleison, eleison! / 3. Kyrie, Gott Heiliger Geist, / Tröst, stärk uns im Glauben allermeist, / Daß wir am letzten End' / Fröhlich abscheiden aus diesem Elend. / Eleison, eleison! Amen.

 

Laß mich dein sein und bleiben / vs 1 Nikolaus Selnecker 1572; vs 2-3, Anonymous, 1688

1. Laß mich dein sein und bleiben, / Du treuer Gott und Herr; / Von dir laß mich nichts treiben, / Halt mich bei reiner Lehr'; / Herr, laß mich nur nicht wanken, / Gib mir Beständigkeit! / Dafür will ich dir danken / In alle Ewigkeit. / 2. Herr Jesu Christ, mein Leben, / Mein Heil und ein'ger Trost, / Dir tu' ich mich ergeben, / Du hast mich teu'r erlöst / Mit deinem Blutvergiessen, / Mit großem Weh und Leid; / Laß mich des auch geniessen / Zu meiner Seligkeit! / 3. O Heil'ger Geist, mein Tröster, / Mein Licht und teures Pfand, / Laß mich Christ, mein'n Erlöser, / Den ich im Glaub'n erkannt, / Bis an mein End' bekennen, / Stärk mich in letzter Not, / Von dir laß mich nichts trennen, / Gib einen sel'gen Tod! - Tune - Ich danke dir lieber Herr

 

Laßet uns mit Jesu ziehen / Sigismund von Birken, 1653

1. Laßet uns mit Jesu ziehen, / Seinem Vorbild folgen nach, / In der Welt der Welt entfliehen, / Auf der Bahn, die er uns brach, / Immer fort zum Himmel reisen, / Irdisch noch, schon himmlisch sein, / Glauben recht und leben fein, / In der Lieb' den Glauben weisen! / Treuer Jesu, bleib bei mir; / Gehe vor, ich folge dir! / 2. Laßet uns mit Jesu leiden, / Seinem Vorbild werden gleich! / Nach dem Leiden folgen Freuden, / Armut hier macht dorten reich. / Tränensaat, die erntet Lachen, / Hoffnung tröstet mit Geduld. / Es kann leichtlich Gottes Huld / Aus dem Regen Sonne machen. / Jesu, hier leid' ich mit dir, / Dort teil deine Freud' mit mir! / 3. Laßet uns mit Jesu sterben! / Sein Tod uns vom andern Tod
Rettet und vom Seelverderben, / Von der ewiglichen Not. / Laßt uns töten, weil wir leben, / Unser Fleisch, ihm sterben ab, / So wird er uns aus dem Grab / In das Himmelsleben heben. / Jesu, sterb' ich, sterb' ich dir, / Daß ich lebe für und für. / 4. Laßet uns mit Jesu leben! / Weil er auferstanden ist, / Muß das Grab uns wiedergeben. / Jesu, unser Haupt du bist, / Wir sind deines Leibes Glieder; / Wo du lebst, da leben wir. / Ach, erkenn uns für und für, / Trauter Freund, für deine Brüder! / Jesu, dir ich lebe hier, / Dorten ewig auch bei dir. - Tune - Ach was soll ich sunden machen

 

Laßt uns alle fröhlich sein / Urban Langhans, 16th Century

1. Laßt uns alle fröhlich sein, / Preisen Gott den Herren, / Der sein liebes Söhnelein / Uns selbst tut verehren! / 2. Er kommt in das Jammertal, / Wird ein Knecht auf Erden, / Damit wir im Himmelssaal / Große Herren werden. / 3. Er wird arm, wir werden reich, / Ist das nicht ein Wunder? / Drum lobt Gott im Himmelreich / Allzeit wie jetzunder! / 4. O Herr Christ, nimm unser wahr / Durch dein'n heil'gen Namen! / Gib uns ein gut neues Jahr! / Wer's begehrt, sprech': Amen.

 

Liebe, die du mich zum Bilde / Johann Scheffler, 1657

1. Liebe, die du mich zum Bilde / Deiner Gottheit hast gemacht; / Liebe, die du mich so milde / Nach dem Fall hast wiederbracht: / Refrain: / Liebe, dir ergeb' ich mich, / Dein zu bleiben ewiglich. / 2. Liebe, die du mich erkoren, / Eh' als ich erschaffen war; / Liebe, die du Mensch geboren Und mir gleich wardst ganz und gar: / Refrain: / 3. Liebe, die für mich gelitten / Und gestorben in der Zeit; / Liebe, die mir hat erstritten / Ew'ge Lust und Seligkeit: / Refrain: / 4. Liebe, die mich gebunden / An ihr Joch mit Leib und Sinn; / Liebe, die mich überwunden / Und mein Herze hat dahin: / Refrain: / 5. Liebe, die mich ewig liebet, / Die für meine Seele bitt't; / Liebe, die das Lösgeld gibet / Und mich kräftiglich vertritt: / Refrain: / 6. Liebe, die mich wird erwecken / Aus dem Grab der Sterblichkeit; / Liebe, die mich wird umstecken / Mit dem Laub der Herrlichkeit: / Refrain: - Tune - Heute triumphieret Gottes Sohn

 

Liebster Jesu, wir sind hier / Magister Tobias Clausnitzer, 1663

1. Liebster Jesu, wir sind hier, / Dich und dein Wort anzuhören; / Lenke Sinnen und Begier / Auf die süßen Himmelslehren, / Daß die Herzen von der Erden / Ganz zu dir gezogen werden. / 2. Unser Wissen und Verstand / Ist mit Finsternis umhüllet, / Wo nicht deines Geistes Hand / Uns mit hellem Licht erfüllet. / Gutes denken, Gutes dichten / Musst du selbst in uns verrichten. / 3. O du Glanz der Herrlichkeit, / Licht vom Licht aus Gott geboren, / Mach uns allesamt bereit, / Öffne Herzen, Mund und Ohren! / Unser Bitten, Flehn und Singen / Laß, Herr Jesu, wohl gelingen! / 4. Vater, Sohn, Heiliger Geist, / Dir sei ewig Preis und Ehre! / Tröst die Herzen allermeist / Mit dem Wort der reinen Lehre / Hier in diesen Sterblichkeiten, / Bis wir dort dein Lob ausbreiten. - Tune - Liebster Jesu / Johann Rudolph Ahle 1664

 

Liebster Jesu, wir sind hier / Benjamin Schmolck, 1704

1. Liebster Jesu, wir sind hier, / Deinem Worte nachzuleben. / Dieses Kindlein kommt zu dir, / Weil du den Befehl gegeben, / Daß man sie zu Christo führe, / Denn das Himmelreich ist ihre. / 2. Ja, es schallet allermeist / Dieses Wort in unsern Ohren: / Wer durch Wasser und durch Geist / Nicht zuvor ist neugeboren, / Wird von dir nicht aufgenommen / Und in Gottes Reich nicht kommen. / 3. Darum eilen wir zu dir, / Nimm das Pfand von unsern Armen, / Tritt mit deinem Glanz herfür / Und erzeige dein Erbarmen, / Daß es dein Kind hier auf Erden / Und im Himmel möge werden! / 4. Hirte, nimm dein Schäflein an; / Haupt, mach es zu deinem Gliede; / Himmelsweg, zeig ihm die Bahn; / Friedefürst, schenk ihm den Frieden; / Weinstock, hilf, daß diese Rebe / Auch im Glauben dich umgebe! / 5. Nun, wir legen an dein Herz, / Was vom Herzen ist gegangen; / Führ die Seufzer himmelwärts / Und erfülle das Verlangen; / Ja, den Namen, den wir geben, / Schreib ins Lebensbuch zum Leben! - Tune - Liebster Jesu

 

Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren - Joachim Neander, 1679

1. Lobe den Herren, / Den mächtigen König der Ehren! / Meine geliebete Seele, / Das ist mein Begehren. / Kommet zu Hauf. / Psalter und Harfe wacht auf, / Laßet den Lobgesang hören! / 2. Lobe den Herren, / Der alles so herrlich regieret, / Der dich auf Adelers / Fittichen sicher geführet, / Der dich erhält, / Wie es dir selber gefällt; / Hast du nicht dieses verspüret? / 3. Lobe den Herren, / Der künstlich und fein dich bereitet, Der dir Gesundheit / Verliehen, dich freundlich geleitet. / In wieviel Not / Hat dich der gnädige Gott / Über dir Flügel gebreitet. / 4. Lobe den Herren, / Der deinen Stand sichtbar gesegnet, / Der aus dem Himmel / Mit Strömen der Liebe geregnet. / Denke daran, / Was der Allmächtige kann, / Der dir mit Liebe begegnet. / 5. Lobe den Herren; / Was in mir ist, lobe den Namen. / Alles was Odem hat, / Lobe mit Abrahams Samen*). / Er ist dein Licht; / Seele, vergiß es ja nicht; / Lob ihn und schließe mit Amen!

 

Lobe den Herren, o meine Seele! / Johann Daniel Herrnschmidt, 1714

1. Lobe den Herren, o meine Seele! / Ich will ihn loben bis in Tod; / Weil ich noch Stunden auf Erden zähle, / Will ich lobsingen meinem Gott. / Der Leib und Seel' gegeben hat, / Werde gepriesen früh und spat. / Halleluja! Halleluja! / 2. Fürsten sind Menschen, vom Weib geboren, / Und kehren um zu ihrem Staub; / Ihre Anschläge sind auch verloren, / Wenn nun das Grab nimmt seinen Raub. / Weil denn kein Mensch uns helfen kann, / Rufe man Gott um Hilfe an! / Halleluja! Halleluja! / 3. Selig, ja selig ist der zu nennen, / Des Hilfe der Gott Jakobs ist, / Welcher vom Glauben sich nichts läßt trennen / Und hofft getrost auf Jesum Christ. / Wer diesen Herrn zum Beistand hat, / Findet am besten Rat und Tat. / Halleluja! Halleluja! / 4. Dieser hat Himmel, Meer und die Erden, / Und was darinnen ist, gemacht. / Alles muß pünktlich erfüllet werden, / Was er uns einmal zugedacht. / Er ist's, der Herrscher aller Welt, / Welcher uns ewig Glauben hält. / Halleluja! Halleluja! / 5. Zeigen sich welche, die Unrecht leiden, / Er ist's der ihnen Recht verschafft; / Hungrigen will er zur Speis bescheiden, Was ihnen dient zur Lebenskraft; / Die Hartgebundnen macht er frei, / Und seiner Gnad ist mancherlei. / Halleluja, halleluja! / 6. Sehende Augen gibt er den Blinden, / Erhebt die tief gebeuget gehn; / Wo er kann einige Fromme finden / Die läßt er seine Liebe sehn. / Sein Aufsicht ist des Fremden Trutz, / Witwen und Waisen hält er in Schutz. / Halleluja, halleluja! / 7. Aber der Gottesvergeßnen Tritte / Kehrt er mit starker Hand zurück, / Daß sie nur machen verkehrte Schritte / Und fallen selbst in ihren Strick. / Der Herr ist König ewiglich, / Zion, dein Gott sorgt stets für dich. / Halleluja, halleluja! / 8. Rühmet, ihr Menschen, den hohen Namen / Des, der so große Wunder tut! / Alles, was Odem hat, rufe Amen! / Und bringe Lob mit frohem Mut. / Ihr Kinder Gottes, lobt und preist / Vater und Sohn und Heil'gen Geist! / Halleluja! Halleluja!

 

Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich / Nikolaus Herman, 1560

1. Lobt Gott, ihr Christen, allzugleich, / In seinem höchsten Thron, / Der heut schließt auf sein Himmelreich / Und schenkt uns seinen Sohn. / Und schenkt uns seinen Sohn. / 2. Er kommt aus seines Vaters Schoß / Und wird ein Kindlein klein, / Er liegt dort elend, nackt und bloß / In einem Krippelein. / In einem Krippelein. / 3. Er äußert sich all seiner G'walt, / Wird niedrig und gering / Und nimmt an sich ein's Knechts Gestalt, / Der Schöpfer aller Ding. / Der Schöpfer aller Ding. / 4. Er wechselt mit uns wunderlich: / Fleisch und Blut nimmt er an / Und gibt uns in sein's Vaters Reich / Die klare Gottheit dran. / Die klare Gottheit dran. / 5. Er wird ein Knecht und ich ein Herr; / Das mag ein Wechsel sein! / Wie könnt' es doch sein freundlicher, / Das herze Jesulein. / Das herze Jesulein. / 6. Heut schleußt er wieder auf die Tür / Zum schönen Paradeis: / Der Cherub steht nicht mehr dafür, / Gott sei Lob, Ehr und Preis! Gott sei Lob, Ehr und Preis! / 7. Er liegt an seiner Mutter Brust, / Ihr Milch, die ist sein Speis, / An dem die Engel sehn ihr Lust, / Denn er ist Davids Reis, / Denn er ist Davids Reis / 8. Das aus seinem Stamm entsprießen sollt / In dieser letzten Zeit, / Durch welchen Gott aufrichten wollt / Sein Reich, die Christenheit. / Sein Reich, die Christenheit.

 

Löwen, laßt euch wieder finden / Anonymous, 1712

1. Löwen, laßt euch wieder finden / Wie im ersten Christentum, / Die nichts konnte überwinden! / Seht nur an ihr Martertum, / Wie in Lieb' sie glühen, / Wie sie Feuer sprühen, / Daß sich vor der Sterbenslust / Selbst der Satan fürchten mußt'! / 2. In Gefahren unerschrocken / Und von Lüsten unberührt, / Die aufs Eitle konnten locken, / War man damals; die Begierd' / Ging nur nach dem Himmel, / Fern aus dem Getümmel / War erhoben das Gemüt, / Achtete, was zeitlich, nicht. / 4. Ganz großmütig sie verlachten, / Was die Welt für Vorteil hält / Und wonach die meisten trachten, / Es mocht' sein Ehr', Wollust, Geld. / Furcht war nicht in ihnen, / Auf die Kampfschaubühnen / Sprangen sie mit Freudigkeit, / Hielten mit den Tieren Streit. / 5. O daß ich, wie diese waren, / Mich befänd' auch in dem Stand! / Laß mich doch im Grund erfahren / Dein' hilfreiche, starke Hand, / Mein Gott, recht lebendig! / Gib, daß ich beständig / Bis in Tod durch deine Kraft / Übe gute Ritterschaft!

 

Mache dich, mein Geist, bereit / Johann B. Freystein, 1697

1. Mache dich, mein Geist, bereit, / Wache, fleh und bete, / Daß dich nicht die böse Zeit / Unverhofft betrete; / Denn es ist Satans List / Über viele Frommen / Zur Versuchung kommen. / 2. Wache, daß dich Satans List / Nicht im Schlaf antreffe, / Weil er sonst behende ist, / Daß er dich beäffe, / Und Gott gibt, die er liebt, / Oft in seine Strafen, / Wenn sie sicher schlafen. / 3. Wache, daß dich nicht die Welt / Durch Gewalt bezwinge / Oder, wenn sie sich verstellt, / Wieder an sich bringe. / Wach und sieh, damit nie / Viel von falschen Brüdern / Unter deinen Gliedern! / 4. Wache dazu auch für dich, / Für dein Fleisch und Herze, / Damit es nicht liederlich / Gottes Gnad' verscherze; / Denn es ist voller List / Und kann sich bald heucheln / Und im Hoffart schmeicheln. / 5. Bete aber auch dabei / Mitten in dem Wachen; / Denn der Herre muß dich frei / Von dem allem machen, / Was dich drückt und bestrickt, / Daß du schläfrig bleibest / Und sein Werk nicht treibest. / 6. Drum so laßt uns immerdar / Wachen, flehen, beten, / Weil die Angst, Not und Gefahr / Immer näher treten; / Denn die Zeit ist nicht weit, / Da uns Gott wird richten / Und die Welt vernichten. - Tune - Straf mich nicht

 

Macht hoch die Tür / Georg Weissel, 1642

1. Macht hoch die Tür, die Tor' macht weit, / Es kommt der Herr der Herrlichkeit, / Ein König aller Königreich', / Ein Heiland aller Welt zugleich, / Der Heil und Leben mit sich bringt; Derhalben jauchzt, mit Freuden singt: / Gelobet sei mein Gott, / Mein Schöpfer, reich von Rat! / 2. Er ist gerecht, ein Helfer wert, / Sanftmütigkeit ist sein Gefährt, / Sein Königskron' ist Heiligkeit, / Sein Zepter ist Barmherzigkeit. / All unsre Not zum End' er bringt. / Derhalben jauchzt, mit Freuden singt: / Gelobet sei mein Gott, / Mein Heiland, groß von Tat! / 3. O wohl dem Land, o wohl der Stadt, / So diesen König bei sich hat! / Wohl allen Herzen insgemein, / Da dieser König ziehet ein! / Er ist die rechte Freudensonn', / Bringt mit sich lauter Freud' und Wonn'. / Gelobet sei mein Gott, / Mein Tröster, früh und spat! / 4. Macht hoch die Tür, die Tor' macht weit, / Eu'r Herz zum Tempel zubereit't, / Die Zweiglein der Gottseligkeit / Steckt auf mit Andacht, Lust und Freud'! / So kommt der König auch zu euch, / Ja Heil und Leben mit zugleich. / Gelobet sei mein Gott, / Voll Rat, voll Tat, voll Gnad'! / 5. Komm, o mein Heiland Jesu Christ, / Mein's Herzens Tür dir offen ist! / Ach zeuch mit deiner Gnade ein, / Dein Heil'ger Geist uns führ' und leit' / Den Weg zur ew'gen Seligkeit! / Dem Namen dein, o Herr, / Sei ewig Preis und Ehr'!

 

Mein Heiland nimmt die Sünder an / Leopold F. Lehr 1731

1. Mein Heiland nimmt die Sünder an, / Die unter ihrer Last der Sünden / Kein Mensch, kein Engel trösten kann, / Die nirgends Ruh' und Rettung finden; / Den'n selbst die weite Welt zu klein, / Die sich und Gott ein Greuel sein, / Den'n Moses schon den Stab gebrochen / Und sie der Hölle zugesprochen, / Wird diese Freistatt aufgetan: / Mein Heiland nimmt die Sünder an. / 2. Sein mehr als mütterliches Herz / Trieb ihn von seinem Thron auf Erden. / Ihn drang der Sünder Weh und Schmerz, / An ihrer Statt ein Fluch zu werden. / Er senkte sich in ihre Not / Und schmeckte den verdienten Tod. Nun da er denn sein eigen Leben / Zur teuren Zahlung hingegeben / Und seinem Vater g'nuggetan, / So heißt's: Er nimmt die Sünder an. / 3. Nun ist sein aufgetaner Schoß / Ein sichres Schloß gejagter Seelen, / Er spricht sie von dem Urteil los / Und tilget bald ihr ängstlich Quälen; / Es wird ihr ganzes Sündenheer / Ins unergründlich tiefe Meer / Von seinem reinen Blut versenket. / Der Geist, der ihnen wird geschenket, / Schwingt über sie die Gnadenfahn'. / Mein Heiland nimmt die Sünder an. / 9. Sprich nicht: Ich hab's zu grob gemacht, / Ich hab' die Güter seiner Gnaden / So lang und schändlich umgebracht; / Er hat mich oft umsonst geladen. / Wofern du's nur jetzt redlich meinst / Und deinen Fall mit Ernst beweinst, / So soll ihm nichts die Hände binden / Und du sollst noch Genade finden; / Er hilft, wenn sonst nichts helfen kann. / Mein Heiland nimmt die Sünder an. / 11. Ja, zeuch uns selber recht zu dir, / Holdselig süßer Freund der Sünder; / Erfüll mit sehender Begier / Auch uns und alle Adamskinder! / Zeig uns bei unserm Seelenschmerz / Dein aufgespaltnes Liebesherz: / Und wenn wir unser Elend sehen, / So laß uns ja nicht stille stehen, / Bis daß ein jeder sagen kann: / Gott Lob, auch mich nimmt Jesus an! - Tune - Mein Heiland / Erbaulicher Musikalischer Christe-Schatz, Basel, 1745

 

Mein Herz will ich dir schenken / Anonymous, 1653

1. Mein Herz will ich dir schenken, / Herzliebes Jesulein, / In deine Lieb' versenken, / Liebreiches Kindelein. / Nimm hin mein Herz, gib mir das dein, / Laß beide Herzen ein Herz sein, / O du herzliebes Jesulein, / Liebreiches Kindelein! / 3. Wie liegst du da so gar veracht't, / Herzliebes Jesulein! / Hat dich dein' Lieb' so arm gemacht, / Liebreiches Kindelein? / O große Lieb', stark ist dein' Kraft, / Die uns hat Gott vom Himmel bracht, O du herzliebes Jesulein, / Liebreiches Kindelein! / 5. Von ganzem Herzen lieb' ich dich, / Herzliebes Jesulein; / Ich lieb' dich ganz inbrünstiglich, / Liebreiches Kindelein. / All's, was du hast, das gibst du mir; / All's, was ich hab', das schenk' ich dir. / Herz, Lieb' und Blut, Ehr', Seel' und Gut, / Dein soll es eigen sein.

 

Mein Jesu, wie du willt / Benjamin Schmolck, 1704

1. Mein Jesu, wie du willt, / So laß mich allzeit wollen; / Wenn Trübsal, Angst und Leid / Mich hier betreffen sollen, / So gib, daß allezeit / Dein Wille werd' erfüllt, / Ich leb' und sterbe dir; / Mein Jesu, wie du willt! / 3. Mein Jesu, wie du willt! / Soll ich in Armut leben, / So mach hingegen du / Die Seele reich, daneben / Gib, daß dein Wort mir nur / Den Hunger allzeit stillt, / Und nimm sonst alles hin: / Mein Jesu, wie du willt! / 4. Mein Jesu, wie du willt! / Soll ich in Tränen schwimmen, / So laß mein Fünkeln Trost / Nicht ganz und gar verglimmen. / Hast du doch selbst geweint; / Drum, wenn's nicht anders gilt, / So wein' ich auch mit dir. / Mein Jesu, wie du willt! / 5. Mein Jesu, wie du willt! / Soll ich denn endlich sterben, / Ich weiß, du läßt mich auch / Im Sterben nicht verderben,
Wenn meine Seele sich / In deine Wunden hüllt; / Drum soll's gestorben sein, / Mein Jesu, wie du willt! / 6. Mein Jesu, wie du willt! / So bin ich auch zufrieden; / Hast du mir Lieb' und Leid, / Not oder Tod beschieden, / So nehm' ich's auf dein Wort, / Dein Wille werd' erfüllt. / Drum sag' ich noch einmal: / Mein Jesu, wie du willt!

 

Mein Schöpfer, steh mir bei / Johann J. Rambach, 1729

1. Mein Schöpfer, steh mir bei, / Sei meines Lebens Licht! / Dein Auge leite mich, / Bis mir mein Auge bricht! / Hier leg' ich Herz und Glieder / Vor dir zum Opfer nieder; / Bestimme meine Kräfte / Für dich und dein Geschäfte! / Du willst, daß ich der Deine sei: / Mein Schöpfer, steh mir bei! / 2. Mein Heiland, wasche mich / Durch dein so teures Blut, / Das alle Flecken tilgt / Und lauter Wunder tut! / Schließ die verirrte Seele / In deine Wundenhöhle, / Daß sie von Zorn und Sünde / Hier wahre Freiheit finde! / Ich bin verloren ohne dich: / Mein Heiland, wasche mich! / 3. Mein Tröster, gib mir Kraft, / Wenn sich Versuchung zeigt! / Regiere meinen Geist, / Wenn er zur Welt sich neigt! / Lehr mich den Sohn erkennen, / Ihr meinen Herrn auch nennen, / Sein Gnadenwort verstehen, / Auf seinen Wegen gehen! / Du bist, der alles Gute schafft: / Mein Tröster, gib mir Kraft! / 4. Gott Vater, Sohn und Geist, / Dir bin ich, was ich bin. / Ach, drücke selbst dein Bild / Recht tief in meinen Sinn! / Erwähle mein Gemüte / Zum Tempel deiner Güte, / Verkläre an mir Armen / Dein gnadenreich Erbarmen! / Wohl mir, wenn du der Meine heißt: / Gott Vater, Sohn und Geist! - Tune - Mein Schöpfer, steh mir bei

 

Mein Vater, denk an mich - Salomo Frank, 1714 - tlh402 - Melodie (?)

Tekst ontbreekt.

 

Meinen Jesum laß' ich nicht / Christian Keimann, 1658

1. Meinen Jesum laß' ich nicht. / Weil er sich für mich gegeben, / So erfordert meine Pflicht, / Klettenweis' an ihm zu kleben; / Er ist meines Lebens Licht; / Meinen Jesum laß' ich nicht. / 2. Jesum laß' ich nimmer nicht, / Weil ich soll auf Erden leben; / Ihm hab' ich voll Zuversicht, / Was ich bin und hab', ergeben; / Alles ist auf ihn gericht't; / Meinen Jesum laß' ich nicht. / 3. Laß vergehen das Gesicht, / Hören, Schmecken, Fühlen weichen, Laß das letzte Tageslicht / Mich auf dieser Welt erreichen, / Wenn der Lebensfaden bricht; / Meinen Jesum laß' ich nicht. / 4. Ich werd' ihn auch laßen nicht, / Wenn ich nun dahin gelanget, / Wo vor seinem Angesicht / Frommer Christen Glaube pranget; / Mich erfreut sein Angesicht; / Meinen Jesum laß' ich nicht. / 5. Nicht nach Welt, nach Himmel nicht / Meine Seele wünscht und sehnet; / Jesum wünscht sie und sein Licht, / Der mich hat mit Gott versöhnet, / Der mich freiet vom Gericht; / Meinen Jesum laß' ich nicht. / 6. Jesum laß' ich nicht von mir, / Geh' ihm ewig an der Seiten; / Christus wird mich für und für / Zu dem Lebensbächlein leiten. / Selig, wer mit mir so spricht; / Meinen Jesum laß' ich nicht! - Tune - Meinen Jesum laß' ich nicht

 

Mir nach! spricht Christus, unser Held / Johann Scheffler, 1668, v.4 Anonymous, 1704

1. Mir nach! spricht Christus, unser Held, / Mir nach, ihr Christen alle! / Verleugnet euch, verlaßt die Welt, / Folgt meinem Ruf und Schalle, / Nehmt euer Kreuz und Ungemach / Auf euch, folgt meinem Wandel nach! / 2. Ich bin das Licht, ich leucht' euch für / Mit heil'gem Tugendleben. / Wer zu mir kommt und folget mir, / Darf nicht im Finstern schweben. / Ich bin der Weg, ich weise wohl, / Wie man wahrhaftig wandeln soll. / 3. Mein Herz ist voll Demütigkeit, / Voll Liebe meine Seele; / Mein Mund, der fleußt zu jeder Zeit / Von süßem Sanftmutsöle; / Mein Geist, Gemüte, Kraft und Sinn / Ist Gott ergeben, schaut auf ihn. / 4. Ich zeig' euch das, was schädlich ist, / Zu fliehen und zu meiden / Und euer Herz von arger List / Zu rein'gen und zu scheiden. / Ich bin der Seelen Fels und Hort / Und führ' euch zu der Himmelspfort'. / 5. So laßt uns denn dem lieben Herrn / Mit Leib und Seel' nachgehen / Und wohlgemut, getrost und gern Bei ihm im Leiden stehen! / Denn wer nicht kämpft, trägt auch die Kron' / Des ew'gen Lebens nicht davon. - Tune - Macht's mit mir, Gott

 

Mit Ernst, o Menschenkinder / Valetin Thilo, 1642

1. Mit Ernst, o Menschenkinder, / Das Herz in euch bestellt, / Damit das Heil der Sünder, / Der große Wunderheld, / Den Gott aus Gnad' allein / Der Welt zum Licht und Leben / Versprochen hat zu geben, / Bei allen kehre ein. / 2. Bereitet doch fein tüchtig / Den Weg dem großen Gast, / Macht seine Steige richtig, / Laßt alles, was er haßt; / Macht alle Bahnen recht, / Das Tal laßt sein erhöhet; / Macht niedrig, was hoch stehet, / Was krumm ist, gleich und schlecht. / 3. Ein Herz, das Demut übet, / Bei Gott am höchsten steht; / Ein Herz, das Hochmut liebet, / Mit Angst zugrunde geht; / Ein Herz, das richtig ist / Und folget Gottes Leiten, / Das kann sich recht bereiten, / Zu dem kommt Jesus Christ. / 4. Ach, mache du mich Armen / In dieser Gnadenzeit, / Aus Güte und Erbarmen, / Herr Jesu, selbst bereit! / Zieh in mein Herz hinein / Vom Stall und von der Krippen, / So werden Herz und Lippen / Dir ewig dankbar sein.

 

Mit Fried' und Freud' ich fahr' dahin / Martin Luther, 1524

1. Mit Fried' und Freud' ich fahr' dahin / In Gottes Willen; / Getrost ist mir mein Herz und Sinn, / Sanft und stille, / Wie Gott mir verheißen hat: / Der Tod ist mein Schlaf worden. / 2. Das macht Christus, wahr'r Gottessohn, / Der treue Heiland, / Den du mich, Herr, hast sehen lan / Und g'macht bekannt, Daß er sei das Leben mein / Und Heil in Not und Sterben. / 3. Den hast du allen vorgestellt / Mit großen Gnaden, / Zu seinem Reich die ganze Welt / Heißen laden / Durch dein teuer, heilsam Wort, / An allem Ort erschollen. / 4. Er ist das Heil und selig Licht / Für all die Heiden, / Zu 'rleuchten, die dich kennen nicht, / Und zu weiden. / Er ist dein's Volks Israel / Der Preis, Ehr', Freud' und Wonne. - Tune - Mit Fried' und Freud'

 

Mitten wir im Leben sind / Martin Luther 1524

1. Mitten wir im Leben sind / Mit dem Tod umfangen. / Wen such'n wir, der Hilfe tu', / Daß; wir Gnad' erlangen? / Das bist du, Herr, alleine! / Uns reuet unsre Missetat, / Die dich, Herr, erzürnet hat. / Refrain: / Heiliger Herre Gott, / Heiliger, starker Gott, / Heiliger, barmherziger Heiland, / Du ewiger Gott, / Laß uns nicht versinken / In des bittern Todes Not! / Kyrieleison! / 2. Mitten in dem Tod anficht / Uns der Hölle Rachen. / Wer will uns aus solcher Not / Frei und ledig machen? / Das tust du, Herr, alleine! / Es jammert dein' Barmherzigkeit / Unsre Sünd' und großes Leid. / Refrain: / 3. Mitten in der Hölle Angst / Unsre Sünd'n uns treiben. / Wo soll'n wir denn fliehen hin, / Da wir mögen bleiben? / Zu dir, Herr Christ, alleine! / Vergoßen ist dein teures Blut, / Das g'nug für die Sünde tut. / Refrain: - Tune - Mitten wir im Leben sind

 

Morgenglanz der Ewigkeit / Christian K. von Rosenroth, 1684

1. Morgenglanz der Ewigkeit, / Licht vom unerschöpften Lichte, / Schick uns diese Morgenzeit / Deine Strahlen zu Gesichte / Und vertreib durch deine Macht / Unsre Nacht! 2. Die bewölkte Finsternis / Müße deinem Glanz entfliehen, / Die durch Adams Apfelbiß / Über uns sich müßte ziehen, / Daß wir, Herr, durch deinen Schein / Selig sein. / 3. Deiner Güte Morgentau / Fall' auf unser matt Gewißen, / Laß die dürre Lebensau / Lauter süßen Trost genießen / Und erquick uns, deine Schar, / Immerdar! / 4. Gib, daß deiner Liebe Glut / Unsre kalten Werke töte, / Und erweck uns Herz und Mut / Bei entstandner Morgenröte, / Daß wir, eh' wir gar vergehn, / Recht aufstehn! / 5. Laß uns ja das Sündenkleid / Durch des Bundesblut vermeiden, / Daß uns die Gerechtigkeit / Möge wie ein Rock bekleiden / Und wir so vor aller Pein / Sicher sei'n. / 6. Ach du Aufgang aus der Höh', / Gib, daß auch am Jüngsten Tage / UnseLeichmann aufersteh' / Und, entfernt von aller Plage, / Sich auf jener Freudenbahn / Freuen kann! / 7. Leucht uns selbst in jene Welt, / Du verklärte Gnadensonne, / Führ uns durch das Tränenfeld / In das Land der ew'gen Wonne, / Wo die Lust, die uns erhöht, / Nie vergeht! - Tune - Morgenglanz der Ewigkeit

 

Nein, nein, das ist kein Sterben Albert Knapp, 1836 (translator)- original french 1832

1. Nein, nein, das ist kein Sterben, / Zu seinem Gott zu gehn, / Der dunkeln Erd' entfliehen, / Und zu der Heimat ziehen / In reine Sternenhöh'n! / 2. Nein, nein, das ist kein Sterben, / Ein Himmelsbürger sein, / Beim Glanz der ew'gen Kronen / In süßer Ruhe wohnen, / Erlöst von Kampf und Pein. / 3. Nein, nein das ist kein Sterben, / Der Gnadenstimme Ton / Voll Majestät zu hören: / "Komm, Kind, und schau mit Ehren / Mein Antlitz auf dem Thron!" / 4. Nein, nein, das ist kein Sterben, / Dem Hirten nachzugehn. / Er führt sein Schaf zu Freuden, / Er wird dich ewig weiden, / Wo Lebensbäme stehn. / 5. Nein, nein, das ist kein Sterben, / Mit Herrlichkeit gekrönt / Zu Gottes Volk sich schwingen, / Und Jesu Sieg besingen, / Der uns mit Gott versöhnt. / 6. O nein, das ist kein Sterben, / Du Heil der Kreatur! / Dort strömt in ew'gen Wonnen / Der Liebe voller Bronnen; / Hier sind es Tropfen nur.

 

Nun Gott Lob, es ist vollbracht / Hartman Schenck, 1680

1. Nun Gott Lob, es ist vollbracht / Singen, Beten, Lehren, Hören. / Gott hat alles wohl gemacht, / Drum laßt uns sein Lob vermehren. / Unser Gott sei hoch gepreiset, / Daß er uns so wohl gespeiset. / 2. Weil der Gottesdienst ist aus / Und uns mitgeteilt der Segen, / So gehn wir mit Freud' nach Haus, / Wandeln fein auf Gottes Wegen. / Gottes Geist uns ferner leite / Und uns alle vollbereite! / 3. Unsern Ausgang segne Gott, / Unsern Eingang gleichermassen, / Segne unser täglich Brot, / Segne unser Tun und Lassen, / Segne uns mit sel'gem Sterben / Und mach uns zu Himmelserben! - Tune - Liebster Jesu / Johann R. Ahle, 1664

 

Nun bitten wir den Heiligen Geist / Anonymous vs 1 12th Century; vs 2-4 Martin Luther 1524

1. Nun bitten wir den Heiligen Geist / Um den rechten Glauben allermeist, / Daß er uns behüte an unserm Ende, / Wenn wir heimfahr'n aus diesem Elende. / Kyrieleis! / 2. Du wertes Licht, gib uns deinen Schein, / Lehr uns Jesum Christ kennen allein, / Daß wir an ihm bleiben, dem treuen Heiland, Der uns bracht hat zum rechten Vaterland. / Kyrieleis! / 3. Du süße Lieb', schenk uns deine Gunst, / Laß uns empfinden der Liebe Brunst, / Daß wir uns von Herzen einander lieben / Und im Frieden auf einem Sinn bleiben. / Kyrieleis! / 4. Du höchster Tröster in aller Not, / Hilf, daß wir nicht fürchten Schand' noch Tod, / Daß in uns die Sinne doch nicht verzagen, / Wenn der Feind wird das Leben verklagen! / Kyrieleis! - Tune - Nun bitten wir

 

Nun danket all' und bringet Ehr' / Paul Gerhardt, 1648

1. Nun danket all' und bringet Ehr', / Ihr Menschen in der Welt, / Dem deßen Lob der Engel Heer / Im Himmel stets vermeld't! / 2. Ermuntert euch und singt mit Schall / Gott, unserm höchsten Gut, / Der seine Wunder ueberall / Und große Dinge tut, / 3. Der uns von Mutterleibe an / Frisch und gesund erhält / Und, wo kein Mensch nicht helfen kann, / Sich selbst zum Helfer stellt; / 4. Der, ob wir ihn gleich hoch betrübt, / Doch bliebet gutes Muts, / Die Straf' erläßt, die Schuld vergibt / Und tut uns alles Gut's. / 5. Er gebe uns ein fröhlich Herz, / Erfrische Geist und Sinn / Und werf' all' Angst, Furcht, Sorg' und Schmerz / In's Meeres Tiefe hin. / 6. Er laße seinen Frieden ruhn / In Israelis Land, / Er gebe Glück zu unserm Tun / Und Heil in allem Stand. / 7. Er lasse seine Lieb und Güt / Um, bei und mit uns gehn, / Was aber ängstet und bemüht, / Gar ferne von uns stehn. / 8. Solange dieses Leben währt, / Sei es stets unser Heil / Und bleib' auch, wenn wir von der Erd' / Abscheiden, unser Teil. / 9. Er drücke, wenn das Herze bricht, / Uns unsre Augen zu / Und zeig uns drauf sein Angesicht / Dort in der ewgen Ruh.

 

Nun danket alle Gott / Martin Rinckart, 1636

1. Nun danket alle Gott / Mit Herzen, Mund und Händen, / Der große Dinge tut / An uns und allen Enden, / Der uns von Mutterleib Und Kindesbeinen an / Unzählig viel zu gut / Bis hier her hat getan. / 2. Der ewig reiche Gott / Woll uns bei unsrem Leben / Ein immer fröhlich Herz / Und edlen Frieden geben, / Und uns in seiner Gnad, / Erhalten fort und fort / Und uns aus aller Not / Erlösen hier und dort. / 3. Lob, Ehr und Preis sei Gott, / Dem Vater und dem Sohne / Und dem, der beiden gleich / Im höchsten Himmelsthrone, / Dem einig höchsten Gott, / Als er anfänglich war / Und ist und bleiben wird / Jetzt und immerdar.

 

Nun freut euch, liebe Christen g'mein / Martin Luther, 1523

1. Nun freut euch, liebe Christen g'mein, / Und laßt uns fröhlich springen, / Daß wir getrost und all' in ein / Mit Lust und Liebe singen, / Was Gott an uns gewendet hat, / Und seine süße Wundertat; / Gar teu'r hat er's erworben. / 2. Dem Teufel ich gefangen lag, / Im Tod war ich verloren, / Mein' Sünd' mich quälte Nacht und Tag, / Darin ich war geboren. / Ich fiel auch immer tiefer drein, / Es war kein Gut's am Leben mein, Die Sünd' hatt' mich beseßen. / 3. Mein' gute Werk', die galten nicht, / Es war mit ihn'n verdorben; / Der frei' Will' haßte Gott's Gericht, / Er war zum Gut'n erstorben. / Die Angst mich zu verzweifeln trieb, / Daß nichts denn Sterben bei mir blieb, / Zur Hölle muß ich sinken. / 4. Da jammert' Gott in Ewigkeit / Mein Elend übermaßen, / Er dacht' an sein' Barmherzigkeit, / Er wollt' mir helfen laßen; / Er wandt' zu mir das Vaterherz, Es war bei ihm fürwahr kein Scherz, / Er ließ's sein Bestes kosten. / 5. Er sprach zu seinem lieben Sohn: / Die Zeit ist hier zu 'rbarmen; / Fahr hin, mein's Herzens werte Kron', / Und sei das Heil dem Armen / Und hilf ihm aus der Sündennot, / Erwürg' für ihn den bittern Tod / Und laß ihn mit dir leben! / 6. Der Sohn dem Vater g'horsam ward, / Er kam zu mir auf Erden / Von einer Jungfrau rein und zart, / Er sollt' mein Bruder werden. / Gar heimlich führt' er sein' Gewalt, / Er ging in meiner armen G'stalt, / Den Teufel wollt' er fangen. / 7. Er sprach zu mir: Halt dich an mich, / Es soll dir jetzt gelingen; / Ich geb' mich selber ganz für dich, / Da will ich für dich ringen; / Denn ich bin dein, und du bist mein, / Und wo ich bleib', da sollst du sein, / Uns soll der Feind nicht scheiden. / 8. Vergießen wird er mir mein Blut, / Dazu mein Leben rauben; / Das leid' ich alles dir zugut, / Das halt mit festem Glauben! / Den Tod verschlingt das Leben mein, / Mein' Unschuld trägt, die Sünde dein: / Da bist du selig worden. / 9. Gen Himmel zu dem Vater mein / Fahr' ich von diesem Leben, / Da will ich sein der Meister dein, / Den Geist will ich dir geben, / Der dich in Trübnis trösten soll / Und lehren mich erkennen wohl / Und in der wahrheit leiten. / 10. Was ich getan hab' und gelehrt, / Das sollst du tun und lehren, / Damit das Reich Gott's werd' gemehrt / Zu Lob und seinen Ehren, / Und hüt' dich vor der Menschen G'satz, / Davon verdirbt der edle Schatz! / Daß laß' ich dir zur Letze. - Tune - Nun freut euch / Martin Luther 1524

 

Nun ist die Zeit erfüllt / Anonymous, 1746

1. Nun ist die Zeit erfüllt, / Des Höchsten Sohn ist kommen / Und hat das arme Fleisch / Der Menschen angenommen. / Hier ist der Mann, der Herr, / Der Furcht und Strafe stillt, / Des Weibes Same kommt: / Nun ist die Zeit erfüllt. / 2. Nun ist die Zeit erfüllt, / Der Stern aus Jakob funkelt, / Die trübe Nacht ist hin, / Die alle Welt verdunkelt. / Hier ist es, Israel, / Was du erwarten willt; / Der Zionshüter schreit: / Nun ist die Zeit erfüllt. / 3. Nun ist die Zeit erfüllt, / Der Stab von Aaron blühet, / Worauf das alte Bild / Der heil'gen Lade siehet. / Es hat sich Rat, Kraft, Held / In armen Staub verhüllt / Und wird ein schwaches Kind: / Nun ist die Zeit erfüllt. / 4. Nun ist die Zeit erfüllt, / Die Kindschaft ist erworben. / Was unter dem Gesetz / Und dessen Fluch verdorben, / Das hört nun weiter nicht, / Wie Zorn und Eifer brüllt. / Gott ruft den Frieden aus; / Nun ist die Zeit erfüllt.

 

Nun komm, der Heiden Heiland Latin original - St Ambrose - Duitse vertaling - Martin Luther, 1524

1. Nun komm, der Heiden Heiland, / Der Jungfrauen Kind erkannt! / Dass sich wundre alle Welt, / Gott solch' Geburt ihm bestellt. / 2. Nicht von Mann's Blut noch von Fleisch, / Allein von dem Heil'gen Geist / Ist Gott's Wort worden ein Mensch / Und blüht ein' Frucht Weibesfleisch. / 3. Der Jungfrau Leib schwanger ward, / Doch blieb Keuschheit rein bewahrt, Leucht't hervor manch' Tugend schön, / Gott da war in seinem Thron. / 4. Er ging aus der Kammer sein, / Dem kön'glichen Saal so rein, / Gott von Art und Mensch ein Held, / Sein'n Weg er zu laufen eilt. / 5. Sein Lauf kam vom Vater her / Und kehrt' wieder zum Vater, / Fuhr hinunter zu der Höll' / Und wieder zu Gottes Stuhl. / 6. Der du bist dem Vater gleich, / Führ' hinaus den Sieg im Fleisch, / Dass dein' ew'ge Gott'sgewalt / In uns das krank' Fleisch erhalt'. / 7. Dein' Krippe glaenzt hell und klar, / Die Nacht gibt ein neu Licht dar, / Dunkel mus nicht kommen drein, / Der Glaub' bleibt immer im Schein. / 8. Lob sei Gott dem Vater g'tan, / Lob sei Gott sein'm ein'gen Sohn, / Lob sei Gott dem Heil'gen Geist / Immer und in Ewigkeit!

 

Nun laßt uns gehn und treten / Paul Gerhardt,1653

1. Nun laßt uns gehn und treten / Mit Singen und mit Beten / Zum Herrn, der unserm Leben / Bis hierher Kraft gegeben. / 2. Wir gehn dahin und wandern / Von einem Jahr zum andern, / Wir leben und gedeihen / Vom alten zu dem neuen. / 3. Durch so viel Angst und Plagen, / Durch Zittern und durch Zagen, / Durch Krieg und große Schrecken, / Die alle Welt bedecken. / 4. Denn wie von treuen Müttern / In schweren Ungewittern / Die Kindlein hier auf Erden / Mit Fleiss bewahret werden: / 5. Also auch und nicht minder / Läßt Gott sich seine Kinder, / Wenn Not und Trübsal blitzen, / In seinem Schosse sitzen. / 6. Ach Hüter unsers Lebens, / Fürwahr, es ist vergebens - Mit unserm Tun und Machen, / Wo nicht dein' Augen wachen. / 7. Laß ferner dich erbitten, / O Vater, und bleib mitten / In unserm Kreuz und Leiden / Ein Brunnen unsrer Freuden. / 8. Gib mir und allen denen, / Die sich von Herzen sehnen / Nach dir und deiner Hulde, / Ein Herz, das sich gedulde! / 9. Sei der Verlassnen Vater, / Der Irrenden Berater, / Der Unversorgten Gabe, / Der Armen Gut und Habe! / 10. Hilf gnädig allen Kranken, / Gib fröhliche Gedanken / Den hochbetrübten Seelen, / Die sich mit Schwermut quälen! / 11. Und endlich, was das meiste, / Füll uns mit deinem Geiste, / Der uns hier herrlich ziere / Und dort zum Himmel führe! / 12. Das alles woll'st du geben, / O meines Lebens Leben, / Mir und der Christenschare / Zum sel'gen neuen Jahre! - Tune - Nun lasst uns Gott, dem Herren

 

Nun lob, mein' Seel', den Herren / Johann Gramann, 1525

1. Nun lob, mein' Seel', den Herren, / Was in mir ist, den Namen sein! / Sein' Wohltat tut er mehren, / Vergiß es nicht, o Herze mein! / Hat dir dein' Sünd' vergeben / Und heilt dein' Schwachheit groß, / Errett't dein armes Leben, / Nimmt dich in seinen Schoß, / Mit rechtem Trost beschüttet, Verjüngt dem Adler gleich. / Der Kön'g schafft Recht, behütet, / Die leiden in sein'm Reich. / 2. Er hat uns wissen lassen / Sein herrlich Recht und sein Gericht, / Dazu sein' Güt' ohn' Maßen, / Es mangelt an Erbarmung nicht. / Sein'n Zorn läßt er wohl fahren, / Straft nicht nach unsrer Schuld, Die Gnad' tut er nicht sparen, / Den Blöden ist er hold. / Sein Güt' ist hoch erhaben / Ob den'n, die fürchten ihn. / So fern der Ost vom Abend, / Ist unsre Sünd' dahin. / 3. Wie sich ein Mann erbarmet / Über sein' junge Kinderlein, / So tut der Herr uns Armen, / So wir ihn kindlich fürchten rein. / Er kennt das arm' Gemächte / Und weiß, wir sind nur Staub, / Gleichwie das Gras, von Rechte, / Ein' Blum' und fallend Laub, / Der Wind nur drüber wehet, / So ist es nimmer da: / Also der Mensch vergehet, / Sein End', das ist ihm nah. / 4. Die Gottesgnad' alleine / Bleibt stet und fest in Ewigkeit / Bei seiner lieben G'meine, / Die steht in seiner Furcht bereit, / Die seinen Bund behalten. / Der herrscht im Himmelreich. / Ihr starken Engel, waltet / Sein's Lobs und dient zugleich / Dem großen Herrn zu Ehren / Und treibt sein heil'ges Wort, / Mein' Seel' soll auch vermehren / Sein Lob an allem Ort. / 5. Sei Lob und Preis mit Ehren / Gott Vater, Sohn und Heil'gem Geist! / Der woll' in uns vermehren, / Was er uns aus Genad' verheißt, / Daß wir ihm fest vertrauen, / Gänzlich uns laß'n auf ihn, / Von Herzen auf ihn bauen, / Daß uns'r Herz, Mut und Sinn / Ihm festiglich anhangen. / Drauf singen wir zur Stund': / Amen, wir werd'n's erlangen, / Glaub'n wir aus Herzengrund.

 

Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit! / Matthäus Appelles von Löwenstern, 1644

1. Nun preiset alle / Gottes Barmherzigkeit! Lob ihn mit Schalle, / Werteste Christenheit! / Er läßt dich freundlich zu sich laden; / Freue dich, Israel, seiner Gnaden! / 2. Der Herr regieret / Über die ganze Welt. / Was sich nur rühret, / Ihm auch zu Füßen fällt. / Viel tausend Engel um ihn schweben, / Psalter und Harfen ihm Ehre geben. / 3. Wohlauf, ihr Heiden, / Das Trauern laßet sein! / Zu grünen Weiden / Stellet euch willig ein! / Da läßt er uns sein Wort verkünden, / Machet uns ledig von allen Sünden. / 4. Er gibet Speise / Reichlich und überall, / Nach Vaters Weise / Sättigt er allzumal. / Er schaffet früh- und späten Regen, / Füllet uns alle mit seinem Segen. / 5. Drum preis und ehre / Seine Barmherzigkeit, / Sein Lob vermehre, / Werteste Christenheit! / Uns soll hinfort kein Unfall schaden; / Freue dich, Israel, seiner Gnaden! - Die zwölfte Lied des "Apellis-Lieder".

 

Nun ruhen alle Wälder / Paul Gerhardt, 1648

1. Nun ruhen alle Wälder, / Vieh, Menschen, Städt' und Felder, / Es schläft die ganze Welt; / Ihr aber, meine Sinnen, / Auf, auf, ihr sollt beginnen, / Was eurem Schöpfer wohlgefällt! / 2. Wo bist du, Sonne, blieben? / Die Nacht hat dich vertrieben, / Die Nacht, des Tages Feind. / Fahr hin! Ein' andre Sonne, / Mein Jesus, meine Wonne, / Gar hell in meinem Herzen scheint. / 3. Der Tag ist nun vergangen, / Die güldnen Sternlein prangen / Am blauen Himmelssaal; So, so werd' ich auch stehen, / Wenn mich wird heißen gehen / Mein Gott aus diesem Jammertal. / 4. Der Leib eilt nun zur Ruhe, / Legt ab das Kleid und Schuhe, / Das Bild der Sterblichkeit; / Die zieh' ich aus, dagegen / Wird Christus mir anlegen / Den Rock der Ehr' und Herrlichkeit. / 5. Das Haupt, die Füß und Hände / Sind froh, daß nun zum Ende / Die Arbeit kommen sei. / Herz, freu dich, du sollst werden / Vom Elend dieser Erden / Und von der Sündenarbeit frei. / 6. Nun geht, ihr matten Glieder, / Geht hin, und legt euch nieder, / Der Betten ihr begehrt. / Es kommen Stund und Zeiten, / Da man euch wird hereiten / Zur Ruh ein Bettlein in der Erd. / 7. Mein Augen stehn verdrossen, / Im hui sind sie geschlossen, / Wo bleibt denn Leib und Seel? / Nimm sie zu deinen Gnaden, / Sei gut für allen Schaden, / Du Aug und Wächter Israel. / 8. Breit aus die Flügel beide, / O Jesu, meine Freude, / Und nimm dein Küchlein ein! / Will Satan mich verschlingen, / So laß die Englein singen: / Dies Kind soll unverletzet sein! / 9. Auch euch, ihr meine Lieben, / Soll heute nicht betrüben / Kein Unfall noch Gefahr. / Gott laß' euch ruhig schlafen, / Stell' euch die güldnen Waffen / Ums Bett und seiner Helden Schar. - Tune - O Welt, ich muss dich lassen

 

Nun sich der Tag geendet hat / Johann F. Hertzog, 1670, v.9, anonymous, 1693

1. Nun sich der Tag geendet hat / Und keine Sonn' mehr scheint, / Schläft alles, was sich abegematt't / Uns was zuvor geweint. / 2. Nur du, mein Gott, hast keine Rast, / Du schläfst noch schlummerst nicht; / Die Finsternis ist dir verhaßt, / Weil du bist selbst das Licht. / 3. Gedenke, Herr, doch auch an mich / In dieser finstern Nacht / Und schenke mir genädiglich / Den Schirm von deiner Wacht! / 4. Wend ab des Satans Wüterei / Durch deiner Engel Schar, / So bin ich aller Sorgen frei / Und bringt mir nichts Gefahr. / 5. Zwar fühl' ich wohl der Sünden Schuld / Die mich bei dir klagt an; / Doch aber deines Sohnes Huld / Hat g'nug für mich getan. / 6. Dem setz' ich dir zum Bürgen ein, / Wenn ich muß vors Gericht; / Ich kann ja nicht verloren sein / In solcher Zuversicht. / 7. Darauf tu' ich mein' Augen zu / Und schlafe fröhlich ein. / Mein Gott wacht jetzt in meiner Ruh', / Wer wollte traurig sein? / 8. Soll diese Nacht die letzte sein / In diesem Jammertal, / So führ mich, Herr, in Himmel ein / Zur auserwählten Zahl. / 9. Und also leb' und sterb' ich dir, / Du starker Zebaoth; / Im Tod und Leben hilf du mir / Aus aller Angst und Not! - Tune - Nun sich der Tag geendet hat

 

Nun singet und seid froh / Anonymous, 14th Century

1. Nun singet und seid froh, / Jauchzt all' und saget so: / Unsers Herzens Wonne / Liegt in der Krippe bloß / Leuchtet als die Sonne / In seiner Mutter Schoß. / Du bist A und O. / Du bist A und O. / 2. Sohn Gottes in der Höh, / Nach dir ist mir so weh! / Tröst mein Gemüte, / O Kindlein zart und rein, Und durch deine Güte / O liebstes Jesulein! / Zeuch mich hin nach dir! / Zeuch mich hin nach dir! / 3. Groß ist des Vaters Huld / Der Sohn tilgt unsre Schuld; / Da wir ganz verdorben. / Durch Sünd' und Eitelkeit, / Hat er uns erworben / Die ew'ge Himmelsfreud'. / Eia, wär'n wir da! / Eia, wär'n wir da! / 4. Wo ist der Freudenort? / Sonst nirgend mehr denn dort, / Da die Engel singen / Dem lieben Jesulein, / Und die Psalmen klingen / Im Himmel hell und rein. / Eia, wär'n wir da! / Eia, wär'n wir da!

 

O daß ich tausend Zungen hätte / Johann Mentzer, 1704

1. O daß ich tausend Zungen hätte / Und einen tausendfachen Mund, / So stimmt' ich damit in die Wette / Vom allertiefsten Herzensgrund / Ein Loblied nach dem andern an / Von dem, was Gott an mir getan! / 2. O daß doch meine Stimme schallte / Bis dahin, wo die Sonne steht. / O daß mein blut mit Jauchzen wallte, / So lang es noch im Laufe geht. / Ach wär ein jeder Puls ein Dank / Und jeder Odem ein Gesang. / 3. Was schweigt ihr denn, ihr meine Kräfte? / Auf, auf, braucht allen euren Fleiss / Und stehet munter im Geschäfte / Zu Gottes, meines Herren, Preis! / Mein Leib und Seele, schicke dich / Und lobe Gott herzinniglich! / 4. Ihr grünen Blätter in den Wäldern, / Bewegt und regt euch doch mit mir. / Ihr schwanken Gräschen in den Feldern, / Ihr Blumen, laßt doch euer Zier / Zu Gottes Ruhm belebet sein, / Und stimmet lieblich mit mir ein. / 5. Ach alles, alles, was ein Leben / Und einen Odem in sich hat, / soll sich mir zu Gehilfen geben, / Denn mein Vermögen ist zu matt, / Die großen Wunder zu erhöhn, / Die allenthalben um mich stehn. / 6. Dir sei, o allerliebster Vater, / Unendlich Lob für Seel' und Leib! / Lob sei dir, mildester Berater, / Für allen edlen Zeitvertreib, / Den du mir in der ganzen Welt / Zu meinem Nutzen hast bestellt. / 7. Mein treuster Jesu, sei gepriesen, / Daß dein erbarmungsvolles Herz / Sich mir so hilfreich hat erwiesen / Und mich durch Blut und Todesschmerz / Von aller Teufel Grausamkeit / Zu deinem Eigentum befreit. / 8. Auch dir sei ewig Ruhm und Ehre, / O heilig werter Gottesgeist, / Für deines Trostes süße Lehre, / Die mich ein Kind des Lebens heißt. / Ach, wo was Gut's von mir geschicht, / Das wirket nur dein göttlich Licht! / 9. Wer überströmet mich mit Segen? / Bist du es nicht, o reicher Gott? / Wer schützet mich auf meinen Wegen? / Du, du o Herr Gott Zebaoth, / Du trägst mit meiner Sündenschuld / Unsäglich gnädige Geduld. / 10. Vor andern küß ich deine Rute, / Die du mir augebunden hast. / Wie viel thut sie mir doch zu gute / Und ist mir eine sanfte Last! / Sie macht mich fromm und zeugt dabei, / Daß ich von deinen Liebsten sei. / 11. Ich hab es ja mein Lebetage / Schon so mach liebes Mal gespürt, / Daß du mich unter vieler Plage / Durch dick und dünne hast geführt; / Denn in der größesten Gefahr / Ward ich dein Trostlicht stets gewahr. / 12. Wie sollt' ich nun nicht voller Freuden / In deinem steten Lobe stehn? / Wie sollt' ich auch im tiefsten Leiden / Nicht triumphierend einhergehn? / Und fiele auch der Himmel ein, / So will ich doch nicht traurig sein. / 13. Drum reiß ich mich jetzt aus der Höhle / Der schnöden Eitelkeiten los / Und rufe mit erhöhter Seele: / Mein Gott, du bist sehr hoch und groß; / Kraft, Ruhm, Preis, Dank und Herrlichkeit / Gehört dir jetzt und allezeit. / 14. Ich will von deiner Güte singen, / So lange sich die Zunge regt, / Ich will dir Freudenopfer bringen, / So lange sich mein Herz bewegt; / Ja wenn der Mund wird kraftlos sein, / So stimm ich doch mit Seufzen ein. / 15. Ach nimm das arme Lob auf Erden, / Mein Gott, in allen Gnaden hin; / Im Himme soll es besser werden, / Wenn ich ein schöner Engel bin; / Da sing ich dir im höhern Chor / Viel tausend Halleluja vor.

 

O daß ich tausend Zungen hätte / Johann Mentzer, 1704

1. O daß ich tausend Zungen hätte / Und einen tausendfachen Mund, / So stimmt' ich damit in die Wette / Vom allertiefsten Herzensgrund / Ein Loblied nach dem andern an / Von dem, was Gott an mir getan! / 2. O daß doch meine Stimme schallte / Bis dahin, wo die Sonne steht. / O daß mein blut mit Jauchzen wallte, / So lang es noch im Laufe geht. / Ach wär ein jeder Puls ein Dank / Und jeder Odem ein Gesang. / 3. Was schweigt ihr denn, ihr meine Kräfte? / Auf, auf, braucht allen euren Fleiss / Und stehet munter im Geschäfte / Zu Gottes, meines Herren, Preis! / Mein Leib und Seele, schicke dich / Und lobe Gott herzinniglich! / 4. Ihr grünen Blätter in den Wäldern, / Bewegt und regt euch doch mit mir. / Ihr schwanken Gräschen in den Feldern, / Ihr Blumen, laßt doch euer Zier / Zu Gottes Ruhm belebet sein, / Und stimmet lieblich mit mir ein. / 5. Ach alles, alles, was ein Leben / Und einen Odem in sich hat, / soll sich mir zu Gehilfen geben, Denn mein Vermögen ist zu matt, / Die großen Wunder zu erhöhn, / Die allenthalben um mich stehn. / 6. Dir sei, o allerliebster Vater, / Unendlich Lob für Seel' und Leib! / Lob sei dir, mildester Berater, / Für allen edlen Zeitvertreib, / Den du mir in der ganzen Welt / Zu meinem Nutzen hast bestellt. / 7. Mein treuster Jesu, sei gepriesen, / Daß dein erbarmungsvolles Herz / Sich mir so hilfreich hat erwiesen / Und mich durch Blut und Todesschmerz / Von aller Teufel Grausamkeit / Zu deinem Eigentum befreit. / 8. Auch dir sei ewig Ruhm und Ehre, / O heilig werter Gottesgeist, / Für deines Trostes süße Lehre, / Die mich ein Kind des Lebens heißt. / Ach, wo was Gut's von mir geschicht, / Das wirket nur dein göttlich Licht! / 9. Wer überströmet mich mit Segen? / Bist du es nicht, o reicher Gott? / Wer schützet mich auf meinen Wegen? / Du, du o Herr Gott Zebaoth, / Du trägst mit meiner Sündenschuld / Unsäglich gnädige Geduld. / 10. Vor andern küß ich deine Rute, / Die du mir augebunden hast. / Wie viel thut sie mir doch zu gute / Und ist mir eine sanfte Last! / Sie macht mich fromm und zeugt dabei, / Daß ich von deinen Liebsten sei. / 11. Ich hab es ja mein Lebetage / Schon so mach liebes Mal gespürt, / Daß du mich unter vieler Plage / Durch dick und dünne hast geführt; / Denn in der größesten Gefahr / Ward ich dein Trostlicht stets gewahr. / 12. Wie sollt' ich nun nicht voller Freuden / In deinem steten Lobe stehn? / Wie sollt' ich auch im tiefsten Leiden / Nicht triumphierend einhergehn? / Und fiele auch der Himmel ein, / So will ich doch nicht traurig sein. / 13. Drum reiß ich mich jetzt aus der Höhle / Der schnöden Eitelkeiten los / Und rufe mit erhöhter Seele: / Mein Gott, du bist sehr hoch und groß; / Kraft, Ruhm, Preis, Dank und Herrlichkeit / Gehört dir jetzt und allezeit. / 14. Ich will von deiner Güte singen, / So lange sich die Zunge regt, / Ich will dir Freudenopfer bringen, / So lange sich mein Herz bewegt; / Ja wenn der Mund wird kraftlos sein, / So stimm ich doch mit Seufzen ein. / 15. Ach nimm das arme Lob auf Erden, / Mein Gott, in allen Gnaden hin; / Im Himme soll es besser werden, / Wenn ich ein schöner Engel bin; / Da sing ich dir im höhern Chor / Viel tausend Halleluja vor.

 

O Gott, du frommer Gott / Johann Heermann, 1630

1. O Gott, du frommer Gott, / Du Brunnquell guter Gaben, / Ohn' den nichts ist, was ist, / Von dem wir alles haben: / Gesunden Leib gib mir, / Und daß in solchem Leib / Ein' unverletzte Seel' / Und rein Gewißen bleib'. / 2. Gib, daß ich tu' mit Fleiß, / Was mir zu tun gebühret, / Wozu mich dein Befehl / In meinem Stande führet! / Gib, daß ich's tue bald, / Zu der Zeit, da ich soll, / Und wenn ich's tu', so gib, / Daß es gerate wohl! / 3. Hilf, daß ich rede stets, / Womit ich kann bestehen, / Laß kein unnützes Wort / Aus meinem Munde gehen; / Und wenn in meinem Amt / Ich reden soll und muß, / So gib den Worten Kraft / Und Nachdruck ohn' Verdruß! / 4. Find't sich Gefährlichkeit, / So laß mich nicht verzagen; / Gib einen Heldenmut, / Das Kreuz hilf selber tragen! / Gib, daß ich meinen Feind / Mit Sanftmut überwind' / Und, wenn ich Rats bedarf, / Auch guten Rat erfind'! / 5. Laß mich mit jedermann / In Fried' und Freundschaft leben, / Soweit es christlich ist. / Willst du mir etwas geben / An Reichtum, Gut und Geld, / So gib auch dies dabei, / Daß von unrechtem Gut / Nichts untermenget sei! / 6. Soll ich auf dieser Welt / Mein Leben höher bringen, / Durch manchen sauern Tritt / Hindurch ins Alter dringen, / So gib Geduld. Vor Sünd' / Und Schanden mich bewahr', / Auf daß ich tragen mag / Mit Ehren graues Haar! / 7. Laß mich an meinem End' / Auf Christi Tod abscheiden, / Die Seele nimm zu dir / Hinauf zu deinen Freuden, / Dem Leib ein Räumlein gönn / Bei frommer Christen Grab, / Auf daß er seine Ruh' / An ihrer Seite hab'. / 8. Wenn du an jenem Tag / Die Toten wirst aufwecken, / So tu auch deine Hand / Zu meinem Grab ausstrecken; / Laß hören deine Stimm' / Und meinen Leib weck auf / Und führ ihn schön verklärt / Zum auserwählten Hauf'!

 

O Haupt voll Blut und Wunden / Paul Gerhardt, 1656

1. O Haupt voll Blut und Wunden, / Voll Schmerz und voller Hohn, / O Haupt, zum Spott gebunden / Mit einer Dornenkron', / O Haupt, sonst schön gezieret / Mit höchster Ehr' und Zier, / Jetzt aber höchst schimpfieret: / Gegrüßet sei'st du mir! / 2. Du edles Angesichte, / Davor sonst schrickt und scheut / Das große Weltgewichte, Wie bist du so bespeit! / Wie bist du so erbleichet! / Wer hat dein Augenlicht, / Dem sonst kein Licht nicht gleichet, / So schändlich zugericht't? / 3. Die Farbe deiner Wangen, / Der roten Lippen Pracht / Ist hin und ganz vergangen; / Des blaßen Todes Macht / Hat alles hingenommen, / Hat alles hingerafft, / Und daher bist du kommen / Von deines Leibes Kraft. / 4. Nun, was du, Herr, erduldet, / Ist alles meine Last; / Ich hab' es selbst verschuldet, / Was du getragen hast. / Schau her, hier steh' ich Armer, / Der Zorn verdienet hat; / Gib mir, o mein Erbarmer, / Den Anblick deiner Gnad'! / 5. Erkenne mich, mein Hüter, / Mein Hirte, nimm mich an! / Von dir, Quell aller Güter, / Ist mir viel Gut's getan. / Dein Mund hat mich gelabet / Mit Milch und süßer Kost; / Dein Geist hat mich begabet / Mit mancher Himmelslust. / 6. Ich will hier bei dir stehen, / Verachte mich doch nicht! / Von dir will ich nicht gehen, / Wenn dir dein Herze bricht; / Wenn dein Haupt wird erblaßen / Im letzten Todesstoß, / Alsdann will ich dich faßen / In meinen Arm und Schoß. / 7. Es dient zu meinen Freuden / Und kommt mir herzlich wohl, / Wenn ich in deinem Leiden, / Mein Heil, mich finden soll. / Ach, möcht' ich, o mein Leben, / An deinem Kreuze hier / Mein Leben von mir geben, Wie wohl geschähe mir! / 8. Ich danke dir von Herzen, / O Jesu, liebster Freund, / Für deines Todes Schmerzen, / Da du's so gut gemeint. Ach gib, daß ich mich halte / Zu dir und deiner Treu' / Und, wenn ich nun erkalte, / In dir mein Ende sei! / 9. Wenn ich einmal soll scheiden, / So scheide nicht von mir; / Wenn ich den Tod soll leiden, / So tritt du dann herfür; / Wenn mir am allerbängsten / Wird um das Herze sein, / So reiß mich aus den Ängsten / Kraft deiner Angst und Pein! / 10. Erscheine mir zum Schilde, / Zum Trost in meinem Tod, / Und laß mich sehn dein Bilde / In deiner Kreuzesnot! / Da will ich nach dir blicken, / Da will ich glaubensvoll / Dich fest an mein Herz drücken. / Wer so stribt, der stirbt wohl. - Tune - Herzlich tut mich / Hans Leo Haßler 1601

 

O Heiland, reiß die Himmel auf! / Friedrich von Spee, 1623

1. O Heiland, reiß die Himmel auf! / Herab, herab vom Himmel lauf! / Reiß ab vom Himmel Tör und Tür; / Reiß ab, wo Schloß und Riegel für. O Gott, ein Tau vom Himmel gieß, / Im Tau herab, o Heiland, fließ! / Ihr Wolken, brecht und regnet aus / Den König über Jakobs Haus! O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd, / Daß Berg und Tal grün alles werd. / O Erd, herfür dies Blümlein bring, / O Heiland, aus der Erden spring! Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt, / Darauf sie all ihr Hoffnung stellt? / O komm, o komm vom höchsten Saal, / Komm, tröst uns hie im Jammertal! O klare Sonn, du schöner Stern, / Dich wollten wir anschauen gern. / O Sonn, geh auf, ohn deinen Schein / In Finsternis wir alle sein. Hier leiden wir die größte Not, / Vor Augen steht der ewig Tod.Ach komm, führ uns mit starker Hand / Vom Elend zu dem Vaterland. Da wolte wir all danken dir, / Unserm Erlösen, für und für; / Da wolten wir all loben dich / Zu alter Zeit und ewiglich.

 

O heilige Dreifaltigkeit / Martin Behm, 1608

1. O heilige Dreifaltigkeit, / O hochgelobte Einigkeit, / Gott Vater, Sohn und Heil'ger Geist, / Heut' diesen Tag mir Beistand leist'! / 2. Mein' Seel', Leib, Ehr' und Gut bewahr', / Daß mir kein Böses widerfahr' / Und mich der Satan nicht verletz', / Noch mich in Schand' und Schaden setz'! / 3. Des Vaters Huld mich heut' anblick', / Des Sohnes Weisheit mich erquick', / Des Heil'gen Geistes Glanz und Schein / Erleucht' mein's finstern Herzens Schrein! / 4. Mein Schöpfer, steh mir kräftig bei, / O mein Erlöser, hilf mir frei, / O Tröster wert, weich nicht von mir, / Mein Herz mit Lieb' und Glauben zier'! / 5. Herr, segne und behüte mich, / Erleuchte mich, Herr gnädiglich! / Herr, heb auf mich dein Angesicht / Und deinen Frieden auf micht richt! - Tune - O heilige Dreifaltigkeit

 

O Heil'ger Geist, kehr bei uns ein / Michael Schirmer, 1640

1. O Heil'ger Geist, kehr bei uns ein / Und laß uns deine Wohnung sein, / O komm, du Herzenssonne! / Du Himmelslicht, laß deinen Schein / Bei uns und in uns kräftig sein / Zu steter Freud' und Wonne, Daß wir in dir / Recht zu leben uns ergeben / Und mit Beten / Oft deshalben vor dich treten. / 2. Gib Kraft und Nachdruck deinem Wort, / Laß es wie Feruer immerfort / In unsern Herzen brennen, / Daß wir Gott Vater, seinen Sohn, Dich, beider Geist, in einem Thron / Für wahren Gott bekennen. / Bleibe, treibe / Und behüte das Gemüte, / Daß wir glauben / Und im Glauben standhaft bleiben! / 3. Du Quell, draus alle Weisheit fleußt, / Die sich in fromme Seelen geußt, / Laß deinen Trost uns hören, / Daß wir in Glaubenseinigkeit / Auch können alle Christenheit / Dein wahres Zeugnis lehren! / Höre, lehre, / Herz und Sinnen zu gewinnen, / Dich zu preisen, / Gut's dem Nächsten zu erweisen! / 4. Steh uns stets bei mit deinem Rat / Und führ uns selbst den rechten Pfad, / Die wir den Weg nicht wißen! / Gib uns Beständigkeit, daß wir / Getreu dir bleiben für und für, / Wenn wir nun leiden müßen! / Schaue, baue, / Was zerrißen und geflißen, / Dir zu trauen / Und auf dich allein zu bauen! / 5. Laß uns dein' edle Balsamkraft / Empfinden und zur Ritterschaft / Dadurch gestärket werden, / Auf daß wir unter deinem Schutz / Begegnen aller Feinde Trutz, / Solang wir sind auf Erden! / Laß dich reichlich / Auf uns nieder, daß wir wieder / Trost empfinden, / Alles Unglück überwinden! / 6. Du starker Fels und Lebenshort, / Laß uns dein himmelsüßes Wort / In unsern Herzen brennen, / Daß wir uns mögen nimmermehr / Von deiner weisheitreichen Lehr' / Und reinen Liebe trennen! / Fließe, gieße / Deine Güte ins Gemüte, / Daß wir können / Christm unsern Heiland nennen! / 7. Du süßer Himmelstau, laß dich / In unsre Herzen kräftiglich / Und schenk uns deine Liebe, Daß unser Sinn verbunden sei / Dem Nächsten stets mit Liebestreu' / Und sich darinnen übe! / Kein Neid, kein Streit / Dich betrübe, Fried' und Liebe / Müßen schweben; / Fried' und Freude wirst du geben! / 8. Gib, daß in reiner Heiligkeit / Wir führen unsre Lebenszeit, / Sei unsres Geistes Stärke, / Daß uns forthin sei unbewußt / Die Eitelkeit, des Fleisches Lust / Und seine toten Werke! / Rühre, führe / Unser Sinnen und Beginnen / Von der Erden, / Daß wir Himmelserben werden! - Tune - Wie schön leuchtet

 

O Herre Gott, in meiner Not / Nikolaus Selnecker, 1572

1. O Herre Gott, in meiner Not / Ruf' ich zu dir! Du hilfest mir, / Mein Leib und Seel' ich dir befehl' / In deine Händ'. Dein'n Engel send', / Der mich bewahr', wenn ich hinfahr' / Aus dieser Welt, wenn dir's gefällt. / 2. O Jesu Christ, gestorben bist / Am Kreuzesstamm, du Gotteslamm! / Dein' Wunden rot in aller Not, / Dein teures Blut komm' mir zugut, / Dein Leid'n und Sterb'n mach mich zum Erb'n / In deinem Reich, den Engeln gleich! / 3. O Heil'ger Geist, ein Tröster heißt, / An meinem End' dein'n Trost mir send'! / Verlaß mich nicht, wenn mich anficht / Des Teufels G'walt, des Tods Gestalt! / Mein höchster Hort, nach deinem Wort / Woll'st du mir geb'n das ew'ge Leb'n! - Tune - Vater unser

 

O Jesu Christ, dein Kripplein ist / Paul Gerhardt, 1653

1. O Jesu Christ, / Dein Kripplein ist / Mein Paradies, / Da meine Seele weidet! Hier ist der Ort, / Hier liegt das Wort / Mit unserm Fleisch / Persönlich angekleidet. / 2. Dem Meer und Wind / Gehorsam sind, / Gibt sich zum Dienst / Und wird ein Knecht der Sünder. / Du, Gottes Sohn, / Wirst Erd' und Ton, / Gering und schwach / Wie wir und unsre Kinder. / 3. Sein Licht und Heil / Macht alles heil; / Der Himmelsschatz / Bringt allen Schaden wieder. / Der Freudenquell / Immanuel / Schlägt Teufel, Höll' / Und all ihr Reich danieder. / 4. Drum, frommer Christ, / Wer du ach bist, / Sei gutes Muts / Und laß dich nicht betrüben! / Weil Gottes Kind / Dich ihm verbind't / So kann's nicht anders sein, / Gott muß dich lieben. / 5. Gedenke doch, / Wie herrlich hoch / Er über allen / Jammer dich geführet! / Der Engel Heer / Ist selbst nicht mehr / Als eben du / Mit Seligkeit gezieret. / 6. Laß aller Welt / Ihr Gut und Geld / Und siehe nur, / Daß dieser Schatz dir bleibe! / Wer den hier fest / Hält und nicht läßt, / Den ehrt und krönt / Er dort an Seel' und Leibe.

 

O Jesu Christ, mein schönstes Licht / Paul Gerhardt, 1653

1. O Jesu Christ, mein schönstes Licht, / Der du in deiner Seelen / So hoch mich liebst, daß ich es nicht / Außprechen kann noch zählen: / Gib, daß mein Herz dich wiederum / Mit Lieben und Verlangen / Mög' umfangen / Und als dein Eigentum / Nur einzig an dir hangen! / 2. Gib, daß sonst nichts in meiner Seel' / Als deine Liebe wohne; / Gib, daß ich deine Lieb' erwähl' / Als meinen Schatz und Krone! / Stoß alles aus, nimm alles hin, / Was dich und mich will trennen / Und nicht gönnen, / Daß all mein Mut und Sinn / In deiner Liebe brennen! / 3. Wie freundlich, selig, süß und schön / Ist, Jesu, deine Liebe! / Wo diese steht, kann nichts bestehn, / Das meinen Geist betrübe; / Drum laß nicht andres denken mich, / Nichts sehen, fühlen, hören, / Lieben, ehren / Als deine Lieb' und dich, / Der du sie kannst vermehren! / 4. O daß ich wie ein kleines Kind / Mit Weinen dir nachginge / So lange, bis dein Herz, entzünd't, / Mit Armen mich umfinge / Und deine Seel' in mein Gemüt / In voller, süßer Liebe / Sich erhübe / Und also deiner Güt' / Ich stets vereinigt bliebe! / 5. Ach zeuch, mein Liebster, mich nach dir, / So lauf' ich mit den Füßen, / Ich lauf' und will dich mit Begier / In meinem Herzen küßen! / Ich will aus deines Mundes Zier / Den süßen Trost empfinden, / Der die Sünden / Und alles Unglück hier / Kann leichtlich überwinden. / 6. Laß meinen Stand, darin ich steh'. / Herr, deine Liebe zieren / Und, wo ich etwa irregeh', / Alsbald zurechteführen; Laß sie mich allzeit guten Rat / Und weise Werke lehren, / Steuern, wehren / Der Sünd' und nach der Tat / Bald wieder mich bekehren! / 7. Laß sie sein meine Freud' in Leid, / In Schwachheit mein Vermögen, / Und wenn ich nach vollbrachter Zeit / Mich soll zur Ruhe legen, / Alsdann laß deine Liebestreu', / Herr Jesu, bei mir stehen, / Luft zuwehen, / Daß ich getrost und frei / Mög' in dein Reich eingehen! - Tune - Vater unser

 

O Jesu Christ, mein's Lebens Licht / Martin Behme, 1610

1. O Jesu Christ, mein's Lebens Licht, / Mein Hort, mein Trost, mein' Zuversicht, / Auf Erden bin ich nur ein Gast, / Und drückt mich sehr der Sünden Last. / 2. Ich hab' vor mir ein' schwere Reis' / Zu dir in's Himmels Paradeis; / Das ist mein rechtes Vaterland, / Darauf du hast dein Blut gewandt. / 3. Zur Reis' ist mir mein Herz sehr matt, / Der Leib gar wenig Kräfte hat; / Allein mein' Seele schreit in mir: / Herr, hol mich heim, nimm mich zu dir! / 4. Drum stärk mich durch das Leiden dein / In meiner letzten Todespein; / Dein Blutschweiß mich tröst' und equick', / Mach' mich frei durch dein' Band' und Strick'! / 5. Dein Backenstreich und Ruten frisch / Der Sünden Striemen mir abwisch, / Dein Hohn und Spott, dein Dornenkron / Laß sein mein Ehre, Freud, und Wonn. / 6. Dein Durst und Gallentrank mich lab, / Wenn ich sonst keine Stärkung hab; / Dein Angstgeschrei komm mir zu gut, / Bewahr mich vor der Höllen Glut. / 7. Wenn mein Mund nicht kann reden frei, / Dein Geist in meinem Herzen schrei; / Hilf, daß mein Seel den Himmel findt, / Wenn meine Augen werden blind. / 8. Dein letztes Wort laß sein mein Licht, / Wenn mir der Tod das Herz zerbricht; Behüte mich vor Ungebärd', / Wenn ich mein Haupt nun neigen werd'! / 9. Dein Kreuz laß sein mein Wanderstab, / Mein Ruh und Rast dein heilges Grab, / Die reinen Grabetücher dein / Laß meinen Sterbekittel sein. / 10. Laß mich durch deine Nägelmal' / Erblicken die Genadenwahl; / Durch deine aufgespaltne Seit' / Mein' arme Seele heimgeleit! / 11. Auf deinen Abschied, Herr, ich trau', / Darauf mein' letzte Heimfahrt bau'; / Tu mir die Himmelstür weit auf, / Wenn ich beschließ' mein's Lebens Lauf / 12. Am Jüngsten Tag erweck mein'n Leib, / Hilf, daß ich dir zur Rechten bleib', / Daß mich nicht treffe dein Gericht, / Welch's das erschrecklich' Urteil spricht. / 13. Alsdann mein'n Leib erneure ganz, / Daß er leucht' wie der Sonne Glanz / Und ähnlich sei dein'm klaren Leib, / Auch gleich den lieben Engeln bleib'. / 14. Wie werd' ich dann so fröhlich sein, / Werd' singen mit den Engelein / Und mit der Auserwählten Schar / Ewig schauen dein Antlitz klar.

 

O Jesu Christe, wahres Licht / Johann Heermann, 1630

1. O Jesu Christe, wahres Licht, / Erleuchte, die dich kennen nicht, / Und bringe sie zu deiner Herd', / Daß ihre Seel' auch selig werd'! / 2. Erfüll mit deinem Gnadenschein, / Die in Irrtum verführet sein, / Auch die, so heimlich fichtet an / In ihrem Sinn ein falscher Wahn! / 3. Und was sich sonst verlaufen hat / Von dir, das suche du mit Gnad' / Und sein verwund't Gewißen heil, / Laß sie am Himmel haben teil! / 4. Den Tauben öffne das Gehör, / Die Stummen richtig reden lehr', / Die nicht bekennen wollen frei, / Was ihres Herzens Glaube sei! / 5. Erleuchte, die da sind verblend't, / Bring her, die sich von uns getrennt, Versammle, die zerstreuet gehn, / Mach feste, die im Zweifel stehn! / 6. So werden sie mit uns zugleich / Auf Erden und im Himmelreich, / Hier zeitlich und dort ewiglich / Für solche Gnade preisen dich.

 

O Jesu, einig wahres Haupt / Johann Mentzer, 1726

1. O Jesu, einig wahres Haupt / Der heiligen Gemeine, / Die an dich, ihren Heiland, glaubt, / Und nur auf dir alleine / Als ihrem Felsen steht, / Der nie untergeht, / Wenngleich die ganze Welt / Zertrümmert und zerfällt: / Erhör, erhör uns, Jesu! / 2. Laß uns, dein kleines Häufelein, / Das sich zu dir bekennet, / Dir ferner anbefohlen sein; / Erhalt uns ungetrennet, / Wort, Tauf' und Abendmahl / Laß in seiner Zahl / Und ersten Reinigkeit / Bis an den Schluß der Zeit / Zu unserm Troste bleiben. / 3. Hilf, daß wir dir zu aller Zeit / Mit reinem Herzen dienen, / Laß uns das Licht der Seligkeit, / Das uns bisher geschienen, / Zur Buss' kräftig sein / Und zum hellen Schein, / Der unsern Glauben mehrt, / Der Sünden Macht zerstört / Und fromme Christen machet. / 4. Laß uns beim Evangelio / Gut, Blut und Leben wagen; / Mach uns dadurch getrost und froh, / Das schwerste Kreuz zu tragen. Gib Beständigkeit, / Daß uns Lust und Leid / Von dir nicht scheiden mag, / Bis wir den Jubeltag / Bei dir im Himmel halten. / 5. Erbarm dich deiner Christenheit, / Vermehre deine Herde, / Für uns, dein armes Häuflein, streit, Daß es erhalten werde. / Den Ärgernissen wehr; / Was dich haßt, bekehr; / Was sich nicht beugt, zerbrich; / Mach endlich seliglich / An aller Not ein Ende. / 6. Ach Jesu, ach wir bitten dich / In deinem Jesusnamen, / Erhör, erhör uns gnädiglich, / Sprich, Jesu, Ja und Amen. / Willt du uns Jesus sein, / Sind wir, Jesu, dein, / So halt dein Jesuswort, / Und laß uns hier und dort / Darüber jubilieren. – Tune - Reuter / Fritz Reuter, 1916

 

O König aller Ehren / Martin Behm, 1606

1. O König aller Ehren, / Herr Jesu, Davids Sohn, / Dein Reich soll ewig währen, / Im Himmel ist dein Thron. / Hilf, daß allhier auf Erden / Den Menschen weit und breit / Dein Reich bekannt mög' werden / Zur ew'gen Seligkeit! / 2. Von deinem Reich auch zeugen / Die Leut' aus Morgenland; / Die Knie sie vor dir beugen, / Weil ihnen bist bekannt; / Der neu' Stern auf dich weiset, / Dazu das göttlich' Wort, / Drum man dich billig preiset, / Daß du bist unser Hort. / 3. Du bist ein großer König, / Wie uns die Schrift vermeld't; / Doch achtest du gar wenig / Vergänglich Gut und Geld, / Prangst nicht auf einem Roße, / Trägst keine güldne Kron', / Sitzt nicht im festen Schloße, / Hier hast du Spott und Hohn. / 4. Doch bist du schön gezieret, / Dein Glanz erstreckt sich weit, / Dein' Güt' allzeit florieret / Und dein' Gerechtigkeit. Du woll'st die Frommen schützen / Durch dein' Macht und Gewalt, / Daß sie im Frieden sitzen, / Die Bösen stürzen bald. / 5. Du woll'st dich mein erbarmen, / In dein Reich nimm mich auf, / Dein Güte schenk mir Armen / Und segne meinen Lauf. / Mein'n Feinden woll'st du wehren, / Dem Teufel, Sünd' und Tod, / Daß sie mich nicht versehren; / Rett mich aus aller Not! / 6. Du woll'st in mir entzünden / Dein Wort, den schönsten Stern, / Daß falsche Lehr' und Sünden / Sei'n von mein'm Herzen fern; / Hilf, daß ich dich erkenne / Und mit der Christenheit / Dich meinen König nenne / Jetzt und in Ewigkeit!

 

O Lamm Gottes / Nikolaus Decius, 1531

1. O Lamm Gottes, unschuldig / Am Stamm des Kreuzes geschlachtet, / Allzeit funden geduldig, / Wiewohl du warest verachtet; / All Sünd hast du getragen, / Sonst müßten wir verzagen. / Erbarm dich unser, o Jesu. / 2. O Lamm Gottes im Staube, / Mit Blut und Thränen bedecket, / Dein tröste sich mein Glaube, / Wenn Tod und Sünde mich schrecket, / Dein Ringen, Seufzen, Klagen, / Dein Todeskampf, dein Zagen / Sei meine Ruhe, Herr Jesu. / 3. O Lamm Gottes, unschuldig / Trugst du die herbe Verhöhnung / Und immer so geduldig / Zu meiner Sünde Versöhnung. / Dein Bild schreck mich von Sünden, / Dein Bild soll mich verbinden / Zu ewger Liebe, Herr Jesu.

 

O Lämmlein Gottes, Jesu Christ / Bartholomäus Helder, 1646

1. O Lämmlein Gottes, Jesu Christ, / Der du mein Trost und Leben bist, / Ich armer Sünder komm' zu dir / Und bring' viel Missetat mit mir. / 2. Ach Gott, ich hab' gesündigt sehr / Und mir gemacht ein' Bürde schwer; / Doch bitt' ich, woll'st mir gnädig sein Und nehmen weg all' Schuld und Pein, / 3. Wie Sankt Johann's der Täufer mich / Dies alles legen heißt auf dich, / Denn du sei'st da vom Himmelszelt, / Zu helfen mir und aller Welt. / 4. Forthin will ich gern bessern mich, / Dein'm Wort gehorchen williglich. / Drum, o Herr, bleib allzeit bei mir / Und nimm mich endlich gar zu dir! - Tune - Weimar

 

O selig Haus, wo man dich aufgenommen / C. J. Philipp Spitta, 1833

1. O selig Haus, wo man dich aufgenommen, / Du wahrer Seelenfreund, Herr Jesu Christ; / Wo unter allen Gästen, die da kommen, / Du der gefeiertste und liebste bist; / Wo aller Herzen dir entgegenschlagen / Und aller Augen freudig auf dich sehn; / Wo aller Lippen dein Gebot erfragen / Und alle deines Winks gewärtig stehn! / 2. O selig Haus, wo Mann und Weib in einer, / In deiner Liebe eines Geistes sind, / Als beide eines Heils gewürdigt, keiner / Im Glaubensgrunde anders ist gesinnt; Wo beide unzertrennbar an dir hangen / In Lieb' und Leid, Gemach und Ungemach, / Und nur bei dir zu bleiben stets verlangen / An jedem guten wie am bösen Tag! / 3. O selig Haus, wo man die lieben Kleinen / Mit Händen des Gebets ans Herz dir legt, / Du Freund der Kinder, der sie als die Seinen / Mit mehr als Mutterliebe hegt und pflegt; / Wo sie zu deinen Füßen gern sich sammeln / Und horchen deiner süßen Rede zu / Und lernen früh dein Lob mit Freuden stammeln, / Sich deiner freun, du lieber Heiland, du! / 5. O selig Haus, wo du die Freude teilest, / Wo man bei keiner Freude dein vergißt! / O selig Haus, wo du die Wunden heilest / Und aller Arzt und aller Tröster bist, / Bis jeder einst sein Tagewerk vollendet, / Und bis sie endlich alle ziehen aus / Dahin, woher der Vater dich gesendet, / Ins große, freie, schöne Vaterhaus! - Tune - O selig Haus

 

O Traurigkeit / Anonymous vs 1 1628, Johann Rist vs. 2-8 1641

1. O Traurigkeit, / O Herzeleid! / Ist das nicht zu beklagen? / Gott des Vaters einig Kind / Wird ins Grab getragen. / 2. O große Not! / Gott selbst ist tot, / Am Kreuz ist er gestorben, / Hat dadurch das Himmelreich / Uns aus Lieb' erworben. / 3. O Menschenkind, / Nur deine Sünd' / Hat dieses angerichtet, / Da du durch die Missetat / Warest ganz vernichtet. / 4. Dein Bräutigam, / Das Gotteslamm, / Liegt hier mit Blut beflossen, / Welches er ganz mildiglich / Hat für dich vergossen. / 5. O süßer Mund, / O Glaubensgrund, / Wie bist du doch zerschlagen! Alles, was auf Erden lebt, / Muß dich ja beklagen. / 6. O lieblich Bild, / Schön zart und mild, / Du Söhnlein der Jungfrauen, / Niemand kann dein heisses Blut / Sonder Reu' anschauen. / 7. O selig ist / Zu aller Frist, / Der dieses recht bedenket, / Wie der Herr der Herrlichkeit / Wird ins Grab gesenket! / 8. O Jesu, du / Mein' Hilf' und Ruh', / Ich bitte dich mit Tränen: / Hilf, daß ich mich bis ins Grab / Nach dir möge sehnen! - Tune - O Traurigkeit

 

O Welt, sieh hier dein Leben / Paul Gerhardt, 1648

1. O Welt, sieh hier dein Leben / Am Stamm des Kreuzes schweben, / Dein Heil sinkt in den Tod! / Der große Fürst der Ehren / Läßt willig sich beschweren / Mit Schlägen, Hohn und großem Spott. / 2. Tritt her und schau mit Fleiße: / Sein Leib ist ganz mit Schweiße / Des Blutes überfült; / Aus seinem edlen Herzen / Vor unerschöpften Schmerzen / Ein Seufzer nach dem andern quillt. / 3. Wer hat dich so geschlagen, / Mein Heil, und dich mit Plagen / So übel zugericht't? / Du bist ja nicht ein Sünder / Wie wir und unsre Kinder, / Von Übeltaten weißt du nicht. / 4. Ich, ich und meine Sünden, / Die sich wie Körnlein finden / Des Sandes an dem Meer, / Die haben dir erreget / Das Elend, das dich schläget, / Und das betrübte Marterheer. / 5. Ich bin's, ich sollte büßen, / An Händen und an Füßen / Gebunden in der Höll'; / Die Geißeln und die Banden / Und was du ausgestanden, / Das hat verdienet meine Seel'. / 6. Du nimmst auf deinen Rücken / Die Lasten, die mich drücken / Viel schwerer als ein Stein. / Du wirst ein Fluch, dagegen / Verehrst du mir den Segen, / Dein Schmerzen muß mein Labsal sein. / 7. Du setzest dich zum Bürgen, / Ja läßest dich gar würgen / Für mich und meine Schuld. / Mir läßest du dich krönen / Mit Dornen, die dich höhnen, / Und leidest alles mit Geduld. / 8. Du springst ins Todes Rachen, / Mich frei und los zu machen / Von solchem Ungeheur. / Mein Sterben nimmst du abe, / Vergräbst es in dem Grabe, / O unerhörtes Liebesfeur. / 9. Ich bin, mein Heil, verbunden / All' Augenblich' und Stunden / Dir überhoch und sehr. / Was Leib und Seel' vermögen, / Das soll ich billig legen / Allzeit an deinen Dienst und Ehr'. / 10. Nun ich kann nicht viel geben / In diesem armen Leben, / Eins aber will ich thun. / Es soll dein Tod und Leiden, / Bis Leib und Seele scheiden, / Mir stets in meinem Herzen ruhn. / 11. Ich will's vor Augen setzen, / Mich stets daran ergötzen, / Ich sei auch, wo ich sei. / Es soll mir sein ein Spiegel / Der Unschuld und ein Siegel / Der Lieb' und unverfälschten Treu'. / 12. Wie heftig unsre Sünden / Den frommen Gott entzuenden, / Wie Rach' und Eifer gehn, / Wie grausam seine Ruten, / Wie zornig seine Fluten, / Will ich aus deinem Leiden sehn. / 13. Ich will daraus studieren, / Wie ich mein Herz soll zieren / Mit stillem, sanftem Mut, / Und wie ich die soll lieben, Die mich doch sehr betrüben / Mit Werken, so die Bosheit thut. / 14. Wenn böse Zungen stechen, / Mir Glimpf und Namen brechen, / So will ich zähmen mich; / Das Unrecht will ich dulden, / Dem Nächsten seine Schulden / Verzeihen gern und williglich. / 15. Ich will mich mit dir schlagen / Ans Kreuz und dem absagen, / Was meinem Fleisch gelüst. / Was deine Augen hassen, / Das will ich fliehn und lassen, / So viel mir immer möglich ist. / 16. Dein Seufzen und dein Stöhnen / Und die viel tausend Tränen, / Die dir gefloßen zu, / Die sollen mich am Ende / In deinen Schoß und Hände / Begleiten zu der ew'gen Ruh'. - Tune - O Welt, sieh hier / Heinrich Friese, 1703

 

O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen / Simon Dach, 1635

1. O wie selig seid ihr doch, ihr Frommen, / Die ihr durch den Tod zu Gott gekommen! / Ihr seid entgangen / Aller Not, die uns noch hält gefangen. / 2. Muß man hier doch wie im Kerker leben / Und in Sorgen, Furcht und Schrecken schweben. / Was wir hier kennen, / Ist nur Müh' und Herzeleid zu nennen. / 3. Ihr hingegen ruht in eurer Kammer / Sicher und befreit von allem Jammer; / Kein Kreuz und Leiden / Ist euch hinderlich in euren Freuden. / 4. Christus wischet ab all eure Tränen, / Habt das schon, wonach wir uns erst sehnen; / Euch wird gesungen, / Was in keines Ohr allhier gedrungen. / 5. Ach wer wollte den nicht gerne sterben / Und den Himmel für die Welt ererben? / Wer wollt' hier bleiben, / Sich den Jammer länger laßen treiben? / 6. Komm, o Christe, komm, uns auszuspannen; / Lös uns auf und führ uns bald von dannen! Bei dir, o Sonne, / Ist der frommen Seelen Freud' und Wonne.

 

Rede, liebster Jesu, rede / Anna Sophia of Hesse, 1658

1. Rede, liebster Jesu, rede, / Denn dein Kind gibt acht darauf; Stärke mich, denn ich bin blöde, / Daß ich meinen Lebenslauf / Dir zu Ehre setze fort. / Ach, laß stets dein heilig Wort / In mein Herz sein eingeschloßen, / Dir zu folgen unverdroßen! / 2. Ach, wer wollte dich nicht hören, / Dich, du liebster Menschenfreund? / Sind doch deine Wort' und Lehren / Alle herzlich wohl gemeint. / Sie vertreiben alles Leid, / Selbst des Todes Bitterkeit / Muß vor deinen Worten weichen, / Nichts ist ihnen zu vergleichen. / 3. Deine Worte sind der Stecken, / Woran ich mich halten kann, / Wenn der Teufel mich will schrecken / Auf der schmalen Lebensbahn; / Sie, sie führen ohne Qual / Mich selbst durch des Todes Tal, / Sind mein Schirm und meine Stütze / Unter aller Kreuzeshitze. / 4. Jesu, dein Wort soll mich laben; / Deine trosterfüllte Lehr' / Will ich in mein Herz eingraben. / Ach, nimm sie doch nimmermehr / Vor mir weg in dieser Zeit, / Bis ich in der Ewigkeit / Werde kommen zu den Ehren, / Dich, o Jesu, selbst zu hören. / 5. Unterdes vernimm mein Flehen; / Liebster Jesu, höre mich! / Laß bei dir mich feste stehen; / So will ich dich ewiglich / Preisen mit Herz, Sinn und Mund, / Ich will dir zu jeder Stund' / Ehr' und Dank in Demut bringen Und dein hohes Lob besingen. - Tune - Werde munter

 

Rett, o Herr Jesu, rett dein' Ehr' / Johann Heerman, 1630

1. Rett, o Herr Jesu, rett dein' Ehr', / Das Seufzen deiner Kirche hör, / Der Feind' Anschläg' und Macht zerstör, / Die jetzt verfolgen deine Lehr'! / 2. Groß ist ihr List, ihr Trutz und Macht, / Sie fahren hoch daher mit Pracht, All unsre Hoffnung wird verlacht, / Wir sind bei ihn'n wie nichts geacht't. / 3. Vergib uns unsre Missetat, / Vertilg uns nicht, erzeige Gnad', / Beweis den Feinden in der Tat, / Es gelte wider dich kein Rat! / 4. Steh deinem kleinen Häflein bei, / Aus Gnaden Fried' und Ruh' verleih; / Laß jedermann erkennen frei, / Daß hier die rechte Kirche sei! / 5. Laß sehn, daß du sei'st unser Gott, / Der unsre Feinde setzt zu Spott, / Wirft ihre Hoffart in den Kot / Und hilft den Seinen aus der Not! - Tune - Erhalt uns, Herr

 

Rüstet euch, ihr Christenleute / Wilhelm E. Arends, 1714

1. Rüstet euch, ihr Christenleute! / Die Feinde suchen euch zur Beute, / Ja Satan selbst hat eu'r begehrt. / Wappnet euch mit Gottes Worte / Und kämpfet frisch an jedem Orte, / Damit ihr bleibet unversehrt! / Ist euch der Feind zu schnell, / Hier ist Immanuel! / Hosianna! / Der Starke fällt / Durch diesen Held, / Und wir behalten mit das Feld. / 2. Reinigt euch von euren Lüsten, / Besieget sie, die ihr seid Christen / Und stehet in des Herren Kraft! / Stärket euch in Jesu Namen, / Daß ihr nicht strauchelt wie die Lahmen! / Wo ist des Glaubens Eigenschaft? / Wer hier ermüden will, / Der schaue auf das Ziel, / Da ist Freude. / Wohlan, so seid / Zum Kampf bereit, / So krönet euch die Ewigkeit! / 3. Streitet recht die wenig Jahre, / Eh' ihr kommt auf die Totenbahre! / Kurz, kurz ist unser Lebenslauf. / Wenn Gott wird die Toten wecken / Und Christus wird die Welt erschrecken, / So stehen wir mit Freuden auf. / Gott Lob, wir sind versöhnt! / Daß uns die Welt noch höhnt, / Währt nicht lange, / Und Gottes Sohn / Hat längstens schon / Uns beigelegt die Ehrenkron'. / 4. Jesu, stärke deine Kinder / Und mache die zu Überwindern, / Die du erkauft mit deinem Blut. / Schaffe in uns neues Leben, Daß wir uns stets zu dir erheben, / Wenn uns entfallen will der Mut! / Geuss aus auf uns den Geist, / Dadurch die Liebe fleußt / In die Herzen, / So halten wir / Getreu an dir / Im Tod und Leben für und für! - Tune - Wachet auf

 

Schmücke dich, o liebe Seele / Johann Franck, 1649

1. Schmücke dich, o liebe Seele, / Laß die dunkle Sündenhöhle, / Komm ans helle Licht gegangen, Fange herrlich an zu prangen! / Denn der Herr, voll Heil und Gnaden, / Will dich jetzt zu Gaste laden; Der den Himmel kann verwalten, / Will jetzt Herberg' in dir halten. / 2. Eile, wie Verlobte pflegen, / Deinem Bräutigam entgegen, / Der da mit dem Gnadenhammer / Klopft an deine Herzenskammer! / Öffn' ihm bald des Geistes Pforten, / Red ihn an mit schönen Worten: / Komm, mein Liebster, laß dich küßen, / Laß mich deiner nicht mehr mißen! / 3. Zwar in Kaufung teurer Waren / Pflegt man sonst kein Geld zu sparen; / Aber du willst für die Gaben / Deiner Huld kein Geld nicht haben, / Weil in allen Bergwerksgründen / Kein solch Kleinod ist zu finden, / Das die blutgefüllten Schalen / Und dies Manna kann bezahlen. / 4. Ach, wie hungert mein Gemüte, / Menschenfreund, nach deiner Güte! / Ach, wie pfleg' ich oft mit Tränen / Mich nach dieser Kost zu sehnen! / Ach, wie pfleget mich zu dürsten / Nach dem Trank des Lebensfürsten! / Wünsche stets, daß mein Gebeine / Sich durch Gott mit Gott vereine. / 5. Beides Lachen und auch Zittern / Läßet sich in mir jetzt wittern; / Das Geheimnis dieser Speise / Und die unerforschte Weise / Machet, daß ich früh vermerke, / Herr, die Größe deiner Werke. / Ist auch wohl ein Mensch zu finden, / Der dein' Allmacht sollt' ergründen? / 6. Nein, Vernunft, die muß hier weichen, / Kann dies Wunder nicht erreichen, / Daß dies Brot nie wird verzehret, / Ob es gleich viel Tausen' nähret, / Und daß mit dem Saft der Reben / Uns wird Christi Blut gegeben. / O der großen Heimlichkeiten, / Die nur Gottes Geist kann deuten! / 7. Jesu, meines Lebens Sonne, / Jesu, mein Freud' und Wonne, / Jesu, du mein ganz Beginnen, / Lebensquell und Licht der Sinnen, Hier fall' ich zu deinen Füßen; / Laß mich würdiglich genießen / Dieser deiner Himmelsspeise / Mir zum Heil und dir zum Preise! / 8. Herr, es hat dein treues Lieben / Dich vom Himmel hergetrieben, / Daß du willig hast dein Leben / In den Tod für uns gegeben / Und dazu ganz unverdroßen, / Herr, dein Blut für uns vergoßen, / Das uns jetzt kann kräftig tränken, / Deiner Liebe zu gedenken. / 9. Jesu, wahres Brot des Lebens, / Hilf, daß ich doch nicht vergebens / Oder mir vielleicht zum Schaden / Sei zu deinem Tisch geladen! / Laß mich durch dies Seelenessen / Deine Liebe recht ermessen, / Daß ich auch, wie jetzt auf Erden, / Mög' dein Gast im Himmel werden! - Tune - Schmücke dich

 

Segne, Herr, mit deinem Geiste / Anonymous, 19th Century

1. Segne, Herr, mit deinem Geiste / Deinen Diener immerdar, / Daß den rechten Dienst er leiste / Dir an deiner Lämmerschar. / Deines Wortes reine Lehr', / Deines heil'gen Namens Ehr', / Deiner Lämmlein Seligkeit / Sei sein Ziel zu aller Zeit. / 2. Du, o Herr hast ihn erwählet / Zu dem Amt, so schön, doch schwer; / Ohne deinen Geist ihm fehlet / Alle Hilfe, Kraft und Wehr. / Schenk ihm Weisheit und Verstand, / Stärk ihm Herz und Mund und Hand. / Hör uns, o Herr Jesu Christ, / Der du Hirt und Helfer bist! / 3. Hilf, Herr Christ, ihm treulich weiden / Unsre Kindlein auf den Au'n / Deines Worts, hilf ihm sie leiten, / Daß sie selig einst dich schaun. / Hilf ihm tragen all' Beschwer, / Die sein Amt bringt mit sich her; Krön ihn auch mit Herrlichkeit / Einst in sel'ger Ewigkeit.

 

Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut / Johann Jakob Schütz, 1675

1. Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut, / Dem Vater aller Güte, / Dem Gott, der alle Wunder tut, / Dem Gott, der mein Gemüte / Mit seinem reichen Trost erfüllt, / Dem Gott, der allen Jammer stillt. Gebt unserm Gott die Ehre! / 2. Es danken dir die Himmelsheer, / O Herrscher aller Thronen, / Und die auf Erden, Luft und Meer / In deinem Schatten wohnen, / Die preisen deine Schöpfermacht, / Die alles also wohl bedacht. / Gebt unserm Gott die Ehre! / 3. Was unser Gott geschaffen hat, / Das will er auch erhalten, / Darüber will er früh und spat / Mit seiner Gnade walten. / In seinem ganzen Königreich / Ist alles recht und alles gleich. / Gebt unserm Gott die Ehre! / 4. Ich rief dem Herrn in meiner Not: / Ach Gott, vernimm mein Schreien! / Da half mein Helfer mir vom Tod / Und ließ mir Trost gedeihen. / Drum dank', ach Gott, drum dank' ich dir! / Ach danket, danket Gott mit mir! / Gebt unserm Gott die Ehre! / 5. Der Herr ist noch und nimmer nicht / Von seinem Volk geschieden, / Er bleibet ihre Zuversicht, / Ihr Segen, Heil und Frieden. / Mit Mutterhänden leitet er / Die Seinen stetig hin und her. / Gebt unserm Gott die Ehre! / 6. Wenn Trost und Hülf ermangeln muß, / Eie alle Welt erzeiget, / So kommt, so hilft der Ueberfluß, / Der Schöpfer selbst, und neiget / Die Vateraugen denen zu / Die sonsten nirgend finden Ruh. / Gebt unserm Gott die Ehre! / 7. Ich will dich all mein Leben lang, / O Gott, von nun an ehren, / Man soll, Gott, deinen Lobgesang / An allen Orten hören. / Mein ganzes Herz ermuntre sich, / Mein Geist und Leib erfreue dich! / Gebt unserm Gott die Ehre! / 8. Ihr, die ihr Christi Namen nennt, / Gebt unserm Gott die Ehre! / Ihr, die ihr Gottes Macht bekennt, / Gebt unserm Gott die Ehre! / Die falschen Götzen macht zu Spott. / Der Herr ist Gott, der Herr ist Gott! / Gebt unserm Gott die Ehre! / 9. So kommet vor sein Angesicht / Mit jauchzenvollem Springen, / Bezahlet die gelobte Pflicht / Und lasst uns fröhlich singen: / Gott hat es alles wohl bedacht / Und alles, alles recht gemacht. / Gebt unserm Gott die Ehre!

 

So wahr ich leb', spricht Gott der Herr / Nikolaus Herman, 1560

1. So wahr ich leb', spricht Gott der Herr, / Des Sünders Tod ich nicht begehr', / Sondern daß er bekehre sich, / Tu' Buß' und lebe ewiglich. / 2. Drum Christ, der Herr, sein' Jünger sandt': / Geht hin, predigt in allem Land / Vergebung der Sünd' jedermann, / Dem's leid ist, glaubt und will ablan. / 3. Wem ihr die Sünd' vergeben werd't, / Soll ihr'r los sein auf dieser Erd'. / Wem ihr sie b'halt't im Namen mein, / Dem sollen sie behalten sein. / 4. Was ihr bind't, soll gebunden sein; / Was ihr auflöst, das soll los sein. / Die Schlüßel zu dem Himmelreich / Hiermit ich euch geb' allen gleich. / 6. Wenn uns der Beicht'ger absolviert, / Sein Amt der Herr Christ durch ihn führt / Und spricht uns selbst von Sünden rein; / Sein Werkzeug ist der Dien'r allein. / 8. Wem der Beicht'ger auflegt sein' Hand, / Dem löst Christ auf der Sünden Band / Und absolviert ihn durch sein Blut; / Wer's glaubt, aus Gnad' hat solches Gut. / 10. Wen nun sein G'wißen beißt und nagt, / Die Sünd' quält, daß er schier verzagt, / Der halt' sich zu dem Gnadenthron, / Zum Wort der Absolution. / 11. Lob sei dir, wahrer Gottessohn, / Für die heil'g' Absolution, / Darin du zeigst dein' Gnad' und Güt'; / Vor falschem Ablaß uns behüt! - Tune - St Luke

 

Sollt' ich meinem Gott nicht singen / Paul Gerhardt, 1659

1. Sollt' ich meinem Gott nicht singen? / Sollt' ich ihm nicht fröhlich sein? / Denn ich seh' in allen Dingen, / Wie so gut er's mit mir mein'. / Ist doch nichts als lauter Lieben, / Das sein treues Herze regt, / Das ohn' Ende hebt und trägt, / Die in seinem Dienst sich üben. / Alles Ding währt seine Zeit, / Gottes Lieb' in Ewigkeit. / 2. Wie ein Adler sein Gesieder / Über seine Jungen streckt, / Also hat auch hin und wieder / Mich des Höchsten Arm gedeckt, / Also bald im Mutterliebe, / Da er mir mein Wesen / Gab und das Leben, / Das ich hab und noch diese Stunde treibe. / Alles Ding währt seine Zeit, / Gottes Lieb' in Ewigkeit. / 3. Sein Sohn ist ihm nicht zu teuer, / Nein, er gibt ihn für mich hin, / Daß er mich vom ew'gen Feuer / Durch sein teures Blut gewinn'. / O du unergründ'ter Brunnen, / Wie will doch mein schwacher Geist, / Ob er sich gleich hoch befleißt, / Deine Tief' ergründen können? / Alles Ding währt seine Zeit, / Gottes Lieb' in Ewigkeit. / 4. Seine Geist, den edlen Führer, / Giebt er mir in seinem Wort, / Daß er werde mein Regierer / Durch die Welt zur Himmelspfort, / Daß er mir mein Herz erfülle / Mit dem hellen Glaubenslicht, / Das des Todes Macht zerbricht / Und die Hölle selbst macht stille. / Alles Ding währt seine Zeit, / Gottes Lieb' in Ewigkeit. / 5. Meiner Seele Wohlergehen / Hat er ja recht wohl bedacht. / Will dem Leibe Not zustehen, / Nimmt er's gleichfalls wohl in acht. / Wenn mein Können, mein Vermögen / Nichts vermag, nichts helfen kann, / Kommt mein Gott und hebt mir an / Sein Vermögen beizulegen. Alles Ding währt seine Zeit, / Gottes Lieb' in Ewigkeit. / 6. Himmel, Erd und ihre Heere / Hat er mir zum Dienst bestellt; / Wo ich nur mein Aug hinkehre, / Find ich, was mich nährt und hält. / Tier und Kräuter und Getreide / In den Gründen, in der Höh, / In den Büschen, in der See, / Überall ist meine Weide. / Alles Ding währt seine Zeit, / Gottes Lieb' in Ewigkeit. / 7. Wenn ich schlafe, wacht sein Sorgen / Und ermuntert mein Gemüt, / Daß ich alle lieben Morgen / Schaue neue Lieb' und Güt'. / Wäre mein Gott nicht gewesen, / Hätte mich sein Angesicht / Nicht geleitet, wär' ich nicht / Aus so mancher Angst genesen. / Alles Ding währt seine Zeit, / Gottes Lieb' in Ewigkeit. / 8. Wie so mache schwere Plage / Wird vom Satan hergeführt, / Die mich doch mein Lebetage / Niemals noch bisher gerührt! Gottes Engel, den er sendet, / Hat das Böse, was der Feind / Anzurichten ist gemeint, / In die Ferne weggewendet. / Alles Ding währt seine Zeit, / Gottes Lieb' in Ewigkeit. / 9. Wie ein Vater seinem Kinde / Sein Herz niemals ganz entzeucht, / Ob es gleich bisweilen Sünde / Tut und aus der Bahne weicht: / Also hält auch mein Verbrechen / Mir mein frommer Gott zugut, / Will mein Fehlen mit der Rut' / Und nicht mit dem Schwerte rächen. / Alles Ding währt seine Zeit, / Gottes Lieb' in Ewigkeit. / 10. Seine Strafen, seine Schläge, / Ob sie mir gleich bitter feind, / Dennoch, wenn ichs recht erwäge, / Sind es Zeichen, daß mein Freund, / Der mich liebet, mein gedenke / Und mich von der schnöden Welt, / Die uns hart gefangen hält, Durch das Kreuze zu ihm lenke. / Alles Ding währt seine Zeit, / Gottes Lieb' in Ewigkeit. / 11. Das weiß ich fürwahr und lasse / Mirs nicht aus dem Sinne gehn: / Christenkreuz hat seine Maße / Und muß endlich stille stehn. / Wenn der Winter ausgeschneiet, / Tritt der schöne Sommer ein, / Also wird auch nach der Pein, / Wers erwarten kann, erfreut. / Alles Ding währt seine Zeit, / Gottes Lieb' in Ewigkeit. / 12.Weil denn weder Ziel noch Ende / Sich in Gottes Liebe find't, / Ei, so heb' ich meine Hände / Zu dir, Vater, als dein Kind, / Bitte, woll'st mir Gnade geben, / Dich aus aller meiner Macht / Zu umfangen Tag und Nacht / Hier in meinem ganzen Leben, / Bis ich dich nach dieser Zeit / Lob' und lieb' in Ewigkeit. - Tune - Sollt' ich meinem Gott nicht singen

 

Speis uns, o Gott, deine Kinder / Johann Heermann, 1656

1. Speis uns, o Gott, deine Kinder, / Tröste die betrübten Sünder, / Sprich den Segen zu den Gaben, / Die wir jetzund vor uns haben, / Daß sie uns zu diesem Leben / Stärke, Kraft und Nahrung geben, / Bis wir endlich mit den Frommen / Zu der Himmelsmahlzeit kommen! - Tune - Schmücke dich

 

Stille Nacht, Heilige Nacht / Joseph Mohr, 1818

1. Stille Nacht, Heilige Nacht! / Alles schläft, einsam wacht / Nur das traute hochheilige Paar. / Holder Knabe im lockigen Haar, / Schlaf in himmlischer Ruh. / Schlaf in himmlischer Ruh. / / Stille Nacht, Heilige Nacht! Hirten erst kund gemacht; / Durch der Engel Halleluja / Tönt es laut von fern und nah. / Christ der Retter, ist da. / Christ der Retter, ist da. / / Stille Nacht, Heilige Nacht! / Gottes Sohn, o wie lacht / Lieb' aus Deinem göttlichen Mund, / Da uns schlägt die rettende Stund', / Christ, in Deiner Geburt / Christ, in Deiner Geburt

 

Such', wer da will, ein ander Ziel / Georg Weissel, 1623

1. Such', wer da will, ein ander Ziel, / Die Seligkeit zu finden; / Mein Herz allein bedacht soll sein, / Auf Christum sich zu gründen. / Sein Wort ist wahr, sein Werk ist klar, / Sein heil'ger Mund hat Kraft und Grund, / All' Feind' zu überwinden. / 2. Such', wer da will, Nothelfer viel, / Die uns doch nichts erworben; / Hier ist der Mann, der helfen kann, / Bei dem nie was verdorben! / Uns wird das Heil durch ihn zuteil, / Und macht gerecht der treue Knecht, / Der für uns ist gestorben. / 3. Ach sucht doch den, laßt alles stehn, / Die ihr das Heil begehret! / Er ist der Herr und keiner mehr, / Der euch das Heil gewähret. / Such ihn all' Stund' von Herzensgrund, / Such ihn allein, denn wohl wird sein / Dem, der ihn herzlich ehret. / 4. Mein's Herzens Kron', mein' Freudensonn' / Sollst du, Herr Jesu, bleiben; / Laß mich doch nicht von deinem Licht Durch Eitelkeit vertreiben! / Bleib du mein Preis, dein Wort mich speis; / Bleib du mein' Ehr', dein Wort mich lehr', / An dich stets fest zu gläuben! / 5. Wend von mir nicht dein Angesicht, / Laß mich im Kreuz nicht zagen; / Weich nicht von mir, mein' höchste Zier, / Hilf mir mein Leiden tragen; / Hilf mir zur Freud' nach diesem Leid, Hilf, daß ich mag nach dieser Klag' / Dir ewig dort lobsagen! - Tune - Such', wer da will / Johann Stobäus, 1613

 

Tröstet, tröstet meine Lieben / Johann Olearius, 1671

1. Tröstet, tröstet meine Lieben, / Tröstet mein Volk, spricht mein Gott; / Tröstet, die sich jetzt betrüben / über Feindes Hohn und Spott. / Weil Jerusalem wohl dran, / Redet sie gar freundlich an; / Denn ihr Leiden hat ein Ende, / Ihre Ritterschaft ich wende. / 2. Ich vergeb' all ihre Sünden, / Ich tilg' ihre Missetat, / Ich will nicht mehr sehn noch finden, / Was die Straf' erwecket hat; / Sie hat ja zweifältig Leid / Schon empfangen; ihre Freud' / Soll sich täglich neu vermehren / Und ihr Leid in Freud' verkehren. / 3. Eine Stimme läßt sich hören / In der Wüste weit und breit, / Alle Menschen zu bekehren: / Macht dem Herrn den Weg bereit, / Machet Gott ein' ebne Bahn; / Alle Welt soll heben an, / Alle Tale zu erhöhen, / Daß die Berge niedrig stehen. / 4. Ungleich soll nun eben werden / Und, was höckricht, gleich und schlecht; / Alle Menschen hier auf Erden / Sollen leben schlecht und recht; / Denn des Herren Herrlichkeit, / Offenbar zu dieser Zeit, / Macht, dass alles Fleisch kann sehen, / Wie, was Gott spricht, muß geschehen.

 

Tut mir auf die schöne Pforte / Benjamin Schmolck, 1730

1. Tut mir auf die schöne Pforte, / Führt in Gottes Haus mich ein! / Ach, wie wird an diesem Orte / Meine Seele fröhlich sein! Hier ist Gottes Angesicht, / Hier ist lauter Trost und Licht. / 2. Herr, ich bin zu dir gekommen; / Komme du nun auch zu mir! / Wo du Wohnung hast genommen, / Ist der Himmel hell vor mir. / Zeuch in meinem Herzen ein, / Laß es deinen Himmel sein! / 3. Laß in Furcht mich vor dich treten, / Heilige mir Leib und Geist, / Daß mein Singen und mein Beten / Dir ein lieblich Opfer heißt. / Heilige mir Mund und Ohr, / Zeuch das Herz zu dir empor! / 4. Mache mich zum guten Lande, / Wenn dein Saatkorn auf mich fällt; / Gib mir Licht in dem Verstande, / Und was mir wird vorgestellt, / Präge du dem Herzen ein; / Laß es mir zur Frucht gedeihn. / 5. Stärk in mir den schwachen Glauben, / Laß dein teures Kleinod mir / Nimmer aus dem Herzen rauben, / Halte mir dein Wort stets für; / Ja, das sei mein Morgenstern, / Der mich führet zu dem Herrn! / 6. Rede, Herr, so will ich hören, / Und dein Wille werd' erfüllt! / Laß nichts meine Andacht stören, / Wenn der Brunn' des Lebens quillt. / Speise mich mit Himmelsbrot, / Tröste mich in aller Not! / 7. Öffne mir die Lebensauen, / Daß mein Geist sich weiden kann; / Laß mir Heil vom Himmel tauen, / Zeige mir die rechte Bahn / Hier aus diesem Jammertal / Zu dem ew'gen Ehrensaal! - Tune - Unser Herrscher / Joachim Neander, 1680

 

Valet wil ich dir geben / Valerius Herberger, 1613

1. Valet wil ich dir geben*, / Du arge, falsche Welt, / Dein sündlich, böses Leben / Durchaus mir nicht gefällt. Im Himmel ist gut wohnen, Hinauf steht mein' Begier, / Da wird Gott ewig lohnen / Dem, der ihm dient allhier. / 2. Rat mir nach deinem Herzen, / O Jesu, Gottes Sohn! / Soll ich hier dulden Schmerzen, / Hilf mir, Herr Christ, davon! / Verkürz mir alles Leiden, / Stärk meinen blöden Mut, / Laß mich selig abscheiden, / Setz mich in dein Erbgut! / 3. In meines Herzens Grunde / Dein Nam' und Kreuz allein / Funkelt all' Zeit und Stunde, / Drauf kann ich fröhlich sein. / Erschein mir in dem Bilde / Zu Trost in meiner Not, / Wie du, Herr Christ, so milde / Dich hast geblut't zu Tod! / 4. Verbirg mein' Seel' aus Gnaden / In deiner offnen Seit', / Rück sie aus allem Schaden / Zu deiner Herrlichkeit! / Der ist wohl hier gewesen, / Der kommt ins Himmelsschloß; / Der ist ewig genesen, / Der bleibt in deinem Schoß. / 5. Schreib meinen Nam'n aufs beste / Ins Buch des Lebens ein / Und bind mein' Seel' fein feste / Ins schöne Bündelein / Der'r, die im Himmel grünen / Und vor dir leben frei, / So will ich ewig rühmen, / Daß dein Herz treue sei. - Tune - Valet wil ich dir geben - *Valet geben - afscheid nemen.

 

Vater unser im Himmelreich / Martin Luther, 1539

1. Vater unser im Himmelreich, / Der du uns alle heißest gleich / Brüder sein und dich rufen an / Und willst das Beten von uns hab'n, / Gib, daß nicht bet' allein der Mund, / Hilf, daß es geh' von Herzensgrund! / 2. Geheiligt werd' der Name dein, / Dein Wort bei uns hilf halten rein, / Daß auch wir leben heiliglich, Nach deinem Namen würdiglich. / Behüt uns, Herr, vor falscher Lehr', / Das arm' verführte Volk bekehr! / 3. Es komm' dein Reich zu dieser Zeit / Und dort hernach in Ewigkeit; / Der Heil'ge Geist uns wohne bei / Mit seinen Gaben mancherlei; / Des Satans Zorn und groß' Gewalt / Zerbrich, vor ihm dein' Kirch' erhalt! / 4. Dein Will' gescheh, Herr Gott, zugleich / Auf Erden wie im Himmelreich; / Gib uns Geduld in Leidenszeit, / Gehorsam sein in Lieb' und Leid; / Wehr und steur allem Fleisch und Blut, / Das wider deinen Willen tut! / 5. Gib uns heut' unser täglich Brot, / Und was man braucht zur Leibesnot; / B'hüt uns, Herr, vor Unfried' und Streit, / Vor Seuchen und vor teurer Zeit, / Daß wir in gutem Frieden stehn, / Der Sorg' und Geizes müßig gehn! / 6. All unsre Schuld vergib uns, Herr, / Daß sie uns nicht betrübe mehr, / Wie wir auch unsern Schuldigern / Ihr' Schuld und Fehl' vergeben gern; / Zu dienen mach uns all' bereit / In rechter Lieb' und Einigkeit! / 7. Führ uns, Herr, in Versuchung nicht; / Wenn uns der böse Geist anficht / Zur linken und zur rechten Hand, / Hilf uns tun starken Widerstand, / Im Glauben fest und wohlgerüst't / Und durch des Heil'gen Geistes Trost. / 8. Von allem Übel uns erlös, / Es sind die Zeit und Tage bös; / Erlös uns von dem ew'gen Tod / Und tröst uns in der letzten Not; / Bescher uns auch ein selig End', / Nimm unsre Seel' in deine Händ'! / 9. Amen, das ist, es werde wahr! / Stärk unsern Glauben immerdar, / Auf daß wir ja nicht zweifeln dran, / Was wir hiermit gebeten hab'n / Auf dein Wort in dem Namen dein; / So sprechen wir das Amen fein. - Tune - Vater unser / Geistliche Lieder, Leipzig, 1539

 

Verzage nicht, du Häuflein klein / Johann M. Altenburg, 1632

1. Verzage nicht, du Häuflein klein, / Obschon die Feinde willens sein, / Dich gänzlich zu verstören, / Und suchen deinen Untergang, / Davon dir wird recht angst und bang; / Es wird nicht lange währen. / 2. Dich tröste nur, daß deine Sach' / Ist Gottes, dem befiehl die Rach' / Und laß allein ihn walten! / Er wird durch seinen Gideon, / Den er wohl weiß, dir helfen schon, / Dich und sein Wort erhalten. / 3. So wahr Gott Gott ist und sein Wort, / Muß Teufel, Welt und Höllenpfort'; / Und was dem will anhangen, / Endlich werden zu Hohn und Spott; / Gott ist mit uns und wir mit Gott, / Den Sieg woll'n wir erlangen! / 4. Amen, das hilf, Herr Jesu Christ, / Dieweil du unser Schutzherr bist, / Hilf uns durch deinen Namen: / So wollen wir, deine Gemein', / Dich loben und dir dankbar sein / Und fröhlich singen Amen. - Tune - Kommt her zu mir

 

Vexilla Regis / Venantius Fortunatus 530-609

1. Vexilla Regis prodeunt; / fulget Crucis mysterium, / quo carne carnis conditor / suspensus est patibulo. Quo vulneratus insuper / mucrone diro lanceae, / ut nos lavaret crimine, manavit unda et sanguine. Impleta sunt quae cecinit / David fideli carmine, / dicendo nationibus: / regnavit a ligno Deus. Arbor decora et fulgida, / ornata Regis purpura, / electa digno stipite / tam sancta membra tangere. Beata, cuius brachiis / pretium pependit saeculi: / statera facta corporis, / praedam tulitque tartari. O Crux ave, spes unica, / hoc Passionis tempore! / piis adauge gratiam, / reisque dele crimina. Te, summa Deus Trinitas, / collaudet omnis spiritus: / quos per Crucis mysterium / salvas, fove per saecula.

 

Vom Himmel Hoch / Martin Luther, 1534

1. Vom Himmel hoch, da komm ich her / Ich bring euch gute, neue Mär, / Der guten Mär bring ich so viel, / Davon ich singen und sagen will / / Euch ist ein Kindlein heut’ gebor’n, / Von einer Jungfrau auserkor’n.
Ein Kindelein so zart und fein, / Das soll euer Freud’ und Wonne sein. / / Es ist der Herr Christ, unser Gott; / Er will euch führ’n aus aller Not, / Er will euer Heiland selber sein, / Von allen Sünden machen rein.

 

Vom Himmel kam der Engel Schar / Martin Luther, 1543

1. Vom Himmel kam der Engel Schar, / Erschien den Hirten offenbar; / Sie sagten ihn'n: Ein Kindlein zart, / Das liegt dort in der Krippe hart / 2. Zu Bethlehem in Davids Stadt, / Wie Micha das verkündet hat. / Es ist der Herre Jesus Christ, / Der euer aller Heiland ist. / 3. Des sollt ihr billig fröhlich sein, / Daß Gott mit euch ist worden ein. / Er ist gebor'n eu'r Fleisch und Blut, / Eu'r Bruder ist das we'ge Gut. / 4. Was kann euch tun die Sünd' und Tod? / Ihr habt mit euch den wahren Gott. / Laßt zuernen Teufel und die Höll' / Gott's Sohn ist worden eu'r Gesell. / 5. Er will und kann euch laßen nicht, / Setzt ihr auf ihn eur' Zuversicht. / Es mögen euch viel fechten an: / Dem sei Trotz, der's nicht laßen kann! / 6. Zuletzt müßt ihr doch haben recht, / Ihr seid nun worden Gott's Geschlecht. / Des danket Gott in Ewigkeit, / Geduldig, fröhlich allezeit!

 

Von Gott will ich nicht laßen / Ludwig Helmbold, 1563

1. Von Gott will ich nicht laßen / Denn er läßt nicht von mir, / Führt mich auf rechter Straßen, / Da ich sonst irrte sehr, / Reichet mir seine Hand. / Den Abend wie den Morgen / Tut er mich wohl versorgen, / Sei, wo ich woll', im Land. / 2. Wenn sich der Menschen Hulde / Und Wohltat all' verkehrt,
So find't sich Gott gar balde, / Sein' Macht und Gnad' bewährt, / Hilfet aus aller Not, / Errett't von Sünd' und Schanden, / Von Ketten und von Banden, / Und wenn's auch wär' der Tod. / 3. Auf ihn will ich vertrauen / In meiner schweren Zeit; / Es kann mich nicht gereuen, / Er wendet alles Leid. / Ihm sei es heimgestellt; / Mein Leib, mein' Seel', mein Leben / Sei Gott dem Herrn ergeben, / Er mach's, wie's ihm gefällt! / 5. Lobt ihn mit Herz und Munde, / Welch's er uns beides schenkt! / Das ist ein' sel'ge Stunde, / Darin man sein gedenkt. Sonst verdirbt alle Zeit, / Die wir zubring'n auf Erden; / Wir sollen selig werden / Und bleib'n in Ewigkeit. / 6. Mag uns die Welt entgehen / Mit ihrer stolzen Pracht, / Nicht Ruhm, nicht Gut bestehen, / Die einst wir groß geacht't, / Mag man uns nach dem Tod / Tief in die Erd' begraben: / Wenn wir geschlafen haben, / Wird uns erwecken Gott. / 8. Darum, ob ich schon dulde / Hier Widerwärtigkeit, / Wie ich's auch wohl verschulde, / Kommt doch die Ewigkeit, / Die aller Freuden voll; / Dieselb' ohn' alles Ende, / Dieweil ich Christum kenne, / Mir widerfahren soll. - Tune - Von Gott will ich nicht laßen

 

Wach auf, du Geist der ersten Zeugen / Karl H. von Bogatzky, 1750

1. Wach auf, du Geist der ersten Zeugen, / Die auf der Mau'r als treue Wächter stehn, / Die Tag' und Nächte nimmer schweigen / Und die getrost dem Feind entgegengehn; / Ja, deren Schall die ganze Welt durchdringt / Und aller Völker Scharen zu dir bringt. / 3. Dein Sohn hat ja mit klaren Worten / Uns diese Bitte in den Mund gelegt. / O siehe, wie an allen Orten / Sich deiner Kinder Herz und Sinn bewegt, / Dich herzinbrünstig hierum anzuflehn; / Drum hör, o Herr, und sprich: Es soll geschehn! / 5. So gib dein Wort mit großen Scharen, / Die in der Kraft Evangelisten sein; / Laß eilend Hilf' uns widerfahren / Und brich in Satans Reich und Macht hinein. / O breite, Herr, auf weitem Erdenkreis / Dein Reich bald aus zu deines Names Preis! / 7. Ach, laß dein Wort recht schnelle laufen; / Es sei kein Ort ohn' dessen Glanz und Schein. / Ach, führe bald dadurch mit Haufen / Der Heiden Füll' in alle Tore ein! / Ja, wecke doch auch Israel bald auf / Und also segne deines Wortes Lauf!

Tune - All Ehr' und Lob / Kirchengesangbuch, Straßburg 1541

 

Wachet auf! ruft uns die Stimme / Philipp Nicolai, 1599

1. Wachet auf! ruft uns die Stimme / Der Wächter sehr hoch auf der Zinne, / Wach auf, du Stadt Jerusalem! / Mitternacht heißt diese Stunden, / Sie rufen uns mit hellem Munde: / Wo seid ihr klugen Jungfrauen? / Wohlauf, der Bräut'gam kömmt, / Steht auf, die Lampen nehmt! / Halleluja! / Macht euch bereit zu der Hochzeit, / Ihr müßet ihm entgegengehn! / 2. Zion hört die Wächter singen, / Das Herz tut ihr vor Freuden springen, / Sie wacht und stehet eilend auf. / Ihr Freund kommt vom Himmel prächtig, / Von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig, / Ihr Licht wird hell, ihr Stern geht auf. / Nun komm, du werte Kron', / Herr Jesu, Gottes Sohn! / Hosianna! / Wir folgen all' zum Freudensaal / Und halten mit das Abendmahl. / 3. Gloria sei dir gesungen / Mit Menschen- und mit Engelzungen, / Mit Harfen und mit Zimbeln schö;n. / Von zwölf Perlen sind die Pforten / An deiner Stadt, wir sind Konsorten / Der Engel hoch um deinen Thron. / Kein Aug, hat je gespürt, / Kein Ohr hat mehr gehört / Solche Freude. / Das sind wir froh, i-o, i-o, / Ewig in dulci jubilo. - Tune - Wachet auf

 

Walte, fürder, nah und fern / Jonathan Friedrich Bahnmeier, 1827

1. Walte, fürder, nah und fern, / Allgewaltig Wort des Herrn, / Wo nur seiner Allmacht Ruf / Menschen für den Himmel schuf; / 2. Wort vom Vater, der die Welt / Schuf und in den Armen hält / Und aus seinem Schoß herab / Seinen Sohn zum Heil ihr gab; / 3. Wort von des Erlösers Huld, / Der der Erde schwere Schuld Durch des heil'gen Todes Tat / Ewig weggenommen hat; / 4. Kräftig Wort von Gottes Geist, / Der den Weg zum Himmel weist / Und durch seine heil'ge Kraft / Wollen und Vollbringen schafft. / 6. Auf zur Ernt' in alle Welt! / Weithin wogt das weiße Feld; / Klein ist noch der Schnitter Zahl, / Viel der Garben überall. / 7. Herr der Ernte, groß und gut, / Wirk zum Werke Lust und Mut; / Laß die Völker allzumal / Schauen deines Lichtes Strahl!

 

Wär' Gott nicht mit uns diese Zeit / Martin Luther, 1524

1. Wär' Gott nicht mit uns diese Zeit, / So soll Israel sagen, / Wär' Gott nicht mit uns diese Zeit, / Wir hätten mußt verzagen, / Die so ein armes Häuflein sind, / Veracht't von so viel Menschenkind, / Die an uns setzen alle. / 2. Auf uns ist so zornig ihr Sinn, / Wo Gott hätt' das zugeben, / Verschlungen hätten sie uns hin / Mit ganzem Leib und Leben; / Wir wär'n, als die ein' Flut ersäuft, / Und über die groß Wasser läuft / Und mit Gewalt verschwemmet. / 3. Gott Lob und Dank, der nicht zugab, / Daß ihr Schlund uns möcht' fangen! / Wie ein Vogel des Stricks kommt ab, / Ist unsre Seel' entagangen; / Strick ist entzwei, und wir sind frei, / Des Herren Name steht uns bei, / Des Gott's Himmels und Erden. - Tune - Wär' Gott nicht mit uns

 

Warum sollt' ich mich denn grämen / Paul Gerhardt, 1653

1. Warum sollt' ich mich den grämen? / Hab' ich doch Christum noch, / Wer will mir den nehmen? / Wer will mir den Himmel rauben, Den mir schon Gottes Sohn / Beigelegt im Glauben? / 2. Schickt er mir ein Kreuz zu tragen, / Dringt herein Angst und Pein, / Sollt' ich drum verzagen? / Der es schickt, der wird es wenden! / Er weiß wohl, wie er soll / All mein Unglück enden. / 3. Gott hat mich bei guten Tagen / Oft ergötzt: sollt' ich jetzt / Nicht auch etwas tragen? / Fromm ist Gott und schärft mit Massen / Sein Gericht, kann mich nicht / Ganz und gar verlaßen. / 4. Unverzagt und ohne Grauen / Soll ein Christ, wo er ist, / Stets sich laßen schauen. / Wollt' ihn auch der Tod aufreiben, / Soll der Mut dennoch gut / Und fein stille bleiben. / 5. Kann uns doch kein Tod nicht töten, / Sondern reißt unsern Geist / Aus viel tausend Nöten, / Schleußt das Tor der bittern Leiden / Und macht Bahn, da man kann / Gehn zu Himmelsfreuden. / 6. Was sind dieses Lebens Güter? / Eine Hand voller Sand, / Kummer der Gemüter. / Dort, dort sind die edlen Gaben, / Da mein Hirt, Christus, wird / Mich ohn' Ende laben. / 7. Herr, mein Hirt, Brunn aller Freuden, / Du bist mein, ich bin dein, / Niemand kann uns scheiden: / Ich bin dein, weil du dein Leben / Und dein Blut mir zugut / In den Tod gegeben. / 8. Du bist mein, weil ich dich faße / Und dich nicht, o mein Licht, / Aus dem Herzen laße. / Laß mich, laß mich hingelangen, / Da du mich und ich dich / Leiblich werd' umfangen! - Tune - Warum sollt' ich mich den grämen

 

Was frag' ich nach der Welt / Georg M. Pfefferkorn, 1667

1. Was frag' ich nach der Welt / Und allen ihren Schätzen, / Wenn ich mich nur an dir, / Herr Jesu, kann ergötzen! / Dich hab' ich einzig mir / Zur Wollust vorgestellt, / Du, du bist meine Ruh'; / Was frag' ich nach der Welt! / 2. Die Welt ist wie ein Rauch, / Der in der Luft vergehet, / Und einem Schatten gleich, / Der kurze Zeit bestehet; / Mein Jesus aber bleibt, / Wenn alles bricht und fällt; / Er ist mein starker Fels, / Was frag' ich nach der Welt! / 3. Die Welt sucht Ehr' und Ruhm / Bei hocherhabnen Leuten / Und denkt nicht einmal dran, / Wie bald doch diese gleiten; / Das aber, was mein Herz / Vor andern rühmlich hält, / Ist Jesus nur allein; / Was frag' ich nach der Welt! / 4. Die Welt sucht Geld und Gut / Und kann nicht eher rasten, / Sie habe denn zuvor / Den Mannon in dem Kasten; / Ich weiß ein besser Gut, / Wonach mein Herze stellt: / Ist Jesus nur mein Schatz, / Was frag' ich nach der Welt! / 5. Die Welt bekümmert sich, / Im Fall sie wird verachtet, / Und wenn man ihr mit List / Nach ihren Ehren trachtet; / Ich trage Christi Schmach, / Solang es ihm gefällt; / Wenn mich mein Heiland ehrt, / Was frag' ich nach der Welt! / 6. Die Welt kann ihre Lust / Nicht hoch genug erheben, / Sie darf noch wohl dazu / Den Himmel dafür geben. / Ein andrer halt's mit ihr, / Der von sich selbst viel hält; / Ich liebe meinen Gott, / Was frag' ich nach de Welt! / 7. Was frag' ich nach der Welt! / Im Hui muß sie verschwinden; / Ihr Ansehn kann durchaus / Den blaßen Tod nicht binden; / Die Güter müßen fort, / Und alle Lust verfällt. / Bleibt Jesus nur bei mir, / Was frag' ich nach der Welt! / 8. Was frag' ich nach der Welt! / Mein Jesus ist mein Leben, / Mein Schatz, mein Eigentum, / Dem ich mich ganz ergeben, / Mein ganzes Himmelreich, / Und was mir sonst gefällt. / Drum sag' ich noch einmal: / Was frag' ich nach der Welt! - Tune - Was frag' ich nach der Welt

 

Was gibst du denn, o meine Seele / Karl F. Lochner, 1673

1. Was gibst du denn, o meine Seele, / Gott, der dir täglich alles gibt? / Was ist in deines Leibes Höhle, / Das ihn vergnügt und ihm beliebt? / Es muß das Liebst' und Beste sein: / Gib ihm, gib ihm das Herz allein! / 2. Was sind die bloße ausen-Werke, / Wann sie dem Herzen unbekandt? / Nur Wolken, Spruer, Schalen, Quärke, / Weg mit dem öden heuchel-Tand! / Der Satan wehlet solchen Schein: / Gott aber will das Herz allein. / 3. Du mußt, was Gottes ist, Gott geben. / Sag, Seele, wem gebührt das Herz? / Dem Teufel nicht, er haßt das Leben, / Wo dieser wohnt, ist Höllenschmerz. / Dir, dir, o Gott, dir soll allein / Mein Herz aufwärts gewidmet sein! / 4. So nimm nun hin, was du verlangest, / Die Erstgeburt ohn' alle List, / Das Herz, damit du, Schöpfer, prangest, Das dir so sauer worden ist; / Dir geb' ich's willig, du allein / Hast es bezahlt, es ist ja dein! / 5. Wem sollt' ich mein Herz lieber gönnen / Als dem, der mir das seine gibt? / Dich kann ich mein'n Herzliebsten nennen, / Du hast mich in den Tod geliebt. Mein Herz dein Herz ein Herz allein, / Soll dein und keines andern sein! - Tune - O dass ich tausend

 

Was Gott tut, das ist wohlgetan / Samuel Rodigast, 1675

1. Was Gott tut, das ist wohlgetan! / Es bleibt gerecht sein Wille; / Wie er fängt meine Sachen an, / Will ich ihm halten stille. / Er ist mein Gott, der in der Not / Mich wohl weiß zu erhalten, / Drum laß' ich ihn nur walten. / 2. Was Gott tut, das ist wohlgetan! / Er wird mich nicht betrügen, / Er führet mich auf rechter Bahn; / So laß' ich mich bengnügen / An seiner Huld und hab' Geduld, / Er wird mein Unglück wenden, / Es steht in seinen Händen. / 3. Was Gott tut, das ist wohlgetan! / Er wird mich wohl bedenken; / Er, als mein Arzt und Wundermann, / Wird mir nicht Gift einschenken / Für Arzenei; Gott ist getreu, / Drum will ich auf ihn bauen / Und seiner Güte trauen. / 4. Was Gott tut, das ist wohlgetan! / Er ist mein Licht und Leben, / Der mir nichts Böses gönnen kann; / Ich will mich ihm ergeben / In Freud' und Leid; es kommt die Zeit, / Da öffentlich erscheinet, / Wie treulich er es meinet. / 5. Was Gott tut, das ist wohlgetan! / Muß ich den Kelch gleich schmecken, / Der bitter ist nach meinem Wahn, / Laß' ich mich doch nicht schrecken, / Weil doch zuletzt ich werd' ergötzt / Mit süßem Trost im Herzen, / Da weichen alle Schmerzen. / 6. Was Gott tut, das ist wohlgetan! / Dabei will ich verbleiben; / Es mag mich auf die rauhe Bahn / Not, Tod und Elend treiben, / So wird Gott mich ganz väterlich / In seinen Armen halten, / Drum laß' ich ihn nur walten. - Tune - Was Gott tut

 

Was Gott tut, das ist wohl getan / Benjamin Schmolck, 1720

1. Was Gott tut, das ist wohl getan! / So denken Gottes Kinder, / Er siehet sie oft sauer an / Und liebt sie doch nicht minder. / Er zieht ihr Herz / Nur himmelwärts, / Wenn er sie läßt auf Erden / Ein Ziel der Plagen werden. / 2. Was Gott tut, das ist wohl getan! / Gibt er, so kann man nehmen; / Nimmt er, wir sind nicht übel dran, / Wenn wir uns nur bequemen. / Die Linke schmerzt, / Die Rechte herzt, / Und beide Hände müßen / Wir doch in Demut küßen. / 3. Was Gott tut, das ist wohl getan! / Er weist uns oft den Segen, / Und eh' er noch gedeihen kann, / Muß sich die Hoffnung legen. / Weil er allein / Der Schatz will sein, / So macht er andre Güter / Durch den Verlust uns bitter. / 4. Was Gott tut, das ist wohl getan! / Wenn man nach reichem Säen / Doch wenig Garben ernten kann, / So ist's vielleicht geschehen, / Weil Gott auch Frucht / Bei uns gesucht / Und dennoch müßen klagen, / Daß wir so schlecht getragen. / 5. Was Gott tut, das ist wohl getan! / Wir müßen besser werden. / Man baue nur die Herzen an, / So folgt die Frucht der Erden. / Den Mangel muß / Ein Überfluß / Zu andrer Zeit ersetzen / Und Feld und Herz ergötzen. / 6. Was Gott tut, das ist wohl getan! / Laß ihm nur seinen Willen; / Hängt er den Brotkorb höher an, / Er wird ihn wieder füllen. / Wer so viel nimmt, Als ihm bestimmt, Der kann auch bei den Brocken / Vergnügt sein und frohlocken. / 7. Was Gott tut, das ist wohl getan! / Das Feld mag ledig stehen, / Wir gehn getrost auf Zions Bahn / Und wollen Gott erhöhen. / Sein Wort ist Brot, / So hat's nicht Not, / Die Welt muß eh' verderben, / Als wir vor Hunger sterben. / 8. Was Gott tut, das ist wohl getan! / So wollen wir stets schließen, / Und ist bei uns kein Kanaan, / Wo Milch und Honig fließen, / Doch ist's genung / Zur Sättigung, / Wenn Gott den Löffel segnet, / Ob's gleich nicht Scheffel regnet. / 9. Was Gott tut, das ist wohl getan! / Wie er es nun gefüget, / So nehmen wir es billig an / Und sind dabei vergnüget. / Wenngleich der Kad / Sehr wenig hat, / Doch wird ein jeder Bißen / Im Munde quellen müßen.

 

Was kann ich doch für Dank / David Denicke, 1648, v.1-5,7-8, Johann Heermann, v.6

1. Was kann ich doch für Dank, / O Herr, dir dafür sagen, / Daß du mich mit Geduld / So lange Zeit getragen, / Da ich in mancher Sünd' / Und Übertretung lag / Und dich, du frommer Gott, / Erzürnte alle Tag'! / 2. Sehr große Lieb und Gnad / Erwiesest du mir Armen, / Ich fuhr in Bosheit fort, / Du aber in Erbarmen, / Ich widerstrebte dir / Und schob die Buße auf, / Du schobest auf die Straf, / Daß sie nicht folgte drauf. / 3. Daß ich nun bin bekehrt, / Hast du allein verrichtet; Du hast des Satans Reich / Und Werk in mir vernichtet. / Herr, deine Güt' und Treu', / Die an die Wolken reicht, / Hat auch mein steinern Herz / Zerbrochen und erweicht. / 4. Selbst konnt' ich dich zu viel / Beleidigen mit Sünden, / Ich konnte aber nicht / Selbst Gnade wieder finden; / Selbst fallen konnte ich / Und ins Verderben gehn, / Doch konnt' ich selber nicht / Von meinem Fall aufstehn. / 5. Du hast mich aufgericht't / Und mir den Weg geweiset, / Den ich nun wandeln soll; / Dafür, Herr, sei gepreiset! / Gott sei gelobt, daß ich / Die alte Sünd' nun haß' / Und willig, ohne Furcht, / Die toten Werke laß'. / 6. Damit ich aber nicht / Aufs neue wieder falle, / So gib mir deinen Geist, / Dieweil ich hier noch walle, / Der meine Schwachheit stärk' / Und in mir mächtig sei / Und mein Gemüte stets / Zu deinem Dienst erneu'. / 7. Ach leit und führe mich, / Solang ich leb' auf Erden; / Laß mich nicht ohne dich / Durch mich geführet werden! / Führ' ich mich ohne dich, / So werd' ich bald verführt; / Wenn du mich führest selbst, / Tu' ich, was mir gebührt. / 8. O Gott, du großer Gott, / O Vater, hör mein Flehen! / O Jesu, Gottes Sohn, / Laß deine Kraft mich sehen! / O werter Heil'ger Geist, / Sei bei mir allezeit, / Daß ich dir diene hier / Und dort in Ewigkeit! - Tune - O Gott, du frommer Gott / Neuvermehrtes Gesangbuch, Meiningen, 1693

 

Was mein Gott will, das g'scheh' allzeit / Albrecht von Brandenburg, c. 1554

1. Was mein Gott will, das g'scheh' allzeit, / Sein Will', der ist der beste; / Zu helfen den'n er ist bereit, / Die an ihn glauben feste; / Er hilft aus Not, der fromme Gott, / Und züchtiget mit Massen, / Wer Gott vertraut, fest auf ihn baut, / Den will er nicht verlaßen. / 2. Gott ist mein Trost, mein' Zuversicht, / Mein' Hoffnung und mein Leben. / Was mein Gott will, daß mir geschicht, / Will ich nicht widerstreben. / Sein Wort ist wahr, denn all mein Haar / Er selber hat gezählet. / Er hüt't und wacht und hat wohl acht, / Auf daß uns gar nichts fehlet. / 3. Nun, muß ich Sünd'r von dieser Welt / Hinfahr'n in Gottes Willen / Zu meinem Gott: wann's ihm gefällt, / Will ich ihm halten stille. / Mein' arme Seel' ich Gott befehl' / In meiner letzten Stunden. / Du frommer Gott, Sünd, Höll' und Tod / Hast du mir überwunden. / 4. Noch eins, Herr, will ich bitten dich, / Du wirst mir's nicht versagen: / Wenn mich der böse Geist anficht, / Laß mich, Herr, nicht verzagen; / Hilf, steur und wehr, ach Gott, mein Herr, / Zu Ehren deinem Namen! / Wer das begehrt, dem wird's gewährt. / Drauf sprech' ich fröhlich: Amen. - Tune - Was mein Gott will

 

Weil ich Jesu Schäflein bin / Henrietta Luise von Hayn, 1778

1. Weil ich Jesu Schäflein bin, / Freu' ich mich nur immerhin / Über meinen guten Hirten, / Der mich wohl weiss zu bewirten, / Der mich liebet, der mich kennt / Und bei meinem Namen nennt. / 2. Unter seinem sanften Stab / Geh' ich aus und ein und hab' / Unaussprechlich süße Weide, Daß ich keinen Mangel leide; / Und sooft ich durstig bin, / Führt er mich zum Brunnquell hin. / 3. Sollt' ich denn nicht fröhlich sein, / Ich beglücktes Schäfelein? / Denn nach diesen schönen Tagen / Werd' ich endlich hingetragen / In des Hirten Arm und Schoß: / Amen, ja mein Glück ist groß!

 

Wenn dein herzliebster Sohn, o Gott / Johann Heermann, vs 1-4 1630; vs 5 Anonymous 1661

1. Wenn dein herzliebster Sohn, o Gott, / Nicht wär' auf Erden kommen / Und hätt', da ich in Sünden tot, / Mein Fleisch nicht angenommen, / So müßt' ich armes Würmelein / Zur Hölle wandern in die Pein / Um meiner Untat willen. / 2. Jetzt aber hab' ich Ruh' und Rast, / Darf nimmermehr verzagen, / Weil er die schwere Sündenlast / Für mich hat selbst getragen. / Er hat mit dir versöhnet mich, / Da er am Kreuz ließ töten sich, / Auf daß ich selig würde. / 3. Drum ist getrost mein Herz und Mut / Mit kindlichem Vertrauen. / Auf dies sein rosinfarbnes Blut / Will ich mein' Hoffnung bauen, / Das er für mich vergoßen hat, / Gewaschen ab die Missetat, / Daß ich schneeweiß bin worden. / 4. Nichts hilft mir die Gerechtigkeit, / Die vom Gesetz herrühret; / Wer sich in eignem Werk erfreut, / Wird jämmerlich verführet. / Des Herren Jesu Werk allein, / Das macht's, daß ich kann selig sein, / Weil ich fest an ihn glaube. / 5. Gott Vater, der du alle Schuld / Auf deinen Sohn geleget; / Herr Jesu, deßen Lieb' und Huld / All meine Sünden träget; / O Heil'ger Geist, des Gnad' und Kraft / Allein das Gute in mir schafft: / Laß mich ans End' beharren! - Tune - Nun freut euch / Etlich' christliche Lieder, Wittenberg, 1524

 

Wenn mein Stündlein vorhanden ist / Nikolaus Herman, 1562; vs 5 anonymous 1575

1. Wenn mein Stündlein vorhanden ist / Und soll hinfarh'n mein' Straße, / Go g'leit' du mich, Herr Jesu Christ, / Mit Hilf' mich nicht verlaße! / Mein' Seel' an meinem letzten End' / Befehl' ich dir in deine Händ', / Du woll'st sie mir bewahren! / 2. Mein' Sünd' mich werden kränken sehr, / Mein G'wissen wird mich nagen, / Denn ihr'r sind viel wie Sand am Meer; / Doch will ich nict verzagen. / Gedenken will ich an dein'n Tod, / Herr Jesu, und dein' Wunden rot, / Die werden mich erhalten. / 3. Ich bin ein Glied an deinem Leib, / Des tröst' ich mich von Herzen. / Von dir ich ungeschieden bleib' In Todesnot und Schmerzen. / Wenn ich gleich sterb', so sterb' ich dir, / Ein ew'ges Leben hast du mir / Mit deinem Tod erworben. / 4. Weil du vom Tod erstanden bist, / Werd' ich im Grab nicht bleiben; / Mein höchster Trost dein' Auffahrt ist, / Todsfurcht kann sie vertreiben; / Denn wo du bist, da komm' ich hin, / Daß ich stets bei dir leb' und bin, / Drum fahr' ich hin mit Freuden. / 5. So fahr' ich hin zu Jesu Christ, / Mein' Arm tu' ich ausstrecken; / So schlaf' ich ein und ruhe fein, / Kein Mensch kann mich aufwecken / Denn Jesus Christus, Gottes Sohn, / Der wird die Himmelstür auftun, / Mich führ'n zum ew'gen Leben. - Tune - Wenn mein Stündlein

 

Wenn meine Sünd' mich kränken / Justus Gesenius, 1646

1. Wenn meine Sünd' mich kränken, / O mein Herr Jesu Christ, / So laß mich wohl bedenken, Wie du gestorben bist / Und alle meine Schuldenlast / Am Stamm des heil'gen Kreuzes / Auf dich genommen hast! / 2. O Wunder ohne Massen, / Wenn man's betrachtet recht: / Es hat sich martern laßen / Der Herr für seinen Knecht; / Es hat sich selbst der wahre Gott / Für mich verlornen Menschen / Gegeben in den Tod. / 3. Was kann mir denn nun schaden / Der Sünden große Zahl? / Ich bin bei Gott in Gnaden, / Die Schuld ist allzumal / Bezahlt durch Christi teures Blut, / Daß ich nicht mehr darf fürchten / Der Hölle Qual und Glut. / 4. Drum sag' ich dir von Herzen / Jetzt und mein Leben lang / Für deine Pein und Schmerzen, / O Jesu, Lob und Dank, / Für deine Not und Angstgeschrei, / Für dein unschuldig Sterben, / Für deine Lieb' und Treu'. / 5. Herr, laß dein bitter Leiden / Mich reizen für und für, / Mit allem Ernst zu meiden / Die sündliche Begier, / Daß mir nicht komme aus dem Sinn, / Wie viel es dich gekostet, / Daß ich erlöset bin. / 6. Mein Kreuz und meine Plagen, / Solls auch sein Schmach und Spott, / Hilf mir geduldig tragen, / Gieb, o mein Herr und Gott, / Daß ich verleugne diese Welt / Und folge dem Erempel, / Das du mir fürgestellt. / 7. Laß mich an andern üben, / Was du an mir gethan, / Und meinen Nächsten lieben, / Gern dienen jedermann / Ohn' Eigennutz und Heuchelschein / Und, wie du mir erwiesen, / Aus reiner Lieb allein. / 8. Laß endlich deine wunden / Mich trösten kräftiglich / In meiner letzten Stunden Und des versichern mich, / Weil ich auf dein Verdienst nur trau, / Du werdest mich annehmen, / Daß ich dich ewig schau. - Tune - Wenn meine Sünd / Michael Prätorius, 1609

 

Wenn wir in höchsten Nöten sein / Paul Eber, 1560

1. Wenn wir in höchsten Nöten sein / Und wißen nicht, wo aus noch ein, / Und finden weder Hilf' noch Rat, / Ob wir gleich sorgen früh und spat: / 2. So ist dies unser Trost allein, / Daß wir zusammen insgemein / Dich rufen an, o treuer Gott, / Um Rettung aus der Angst und Not. / 3. Und heben unsre Aug'n und Herz / Zu dir in wahrer Reu' und Schmerz / Und suchen der Sünd' Vergebung / Und aller Strafen Linderung, / 4. Die du verheißest gnädiglich / Allen, die darum bitten dich / Im Namen dein's Sohns Jesu Christ, / Der unser Heil und Fürsprech ist. / 5. Drum kommen wir, o Herre Gott, / Und klagen dir all unsre Not, / Weil wir jetzt stehn verlaßen gar / In großer Trübsal und Gefahr. / 6. Sieh nicht an unsre Sünde groß, / Sprich uns derselb'n aus Gnaden los, / Steh uns in unserm Elend bei, / Mach uns von allen Plagen frei, / 7. Auf daß von Herzen können wir / Nachmals mit Freuden danken dir, / Gehorsam sein nach deinem Wort, / Dich allzeit preisen hier und dort! - Tune - Wenn wir in höchsten Nöten

 

Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut / Joachim Magdeburg 1572 v.1; Anonymousv.2-3

1. Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut / Im Himmel und auf Erden. / Wer sich verläßt auf Jesum Christ, / Dem muß der Himmel werden. / Darum auf dich all' Hoffnung ich / Ganz fest und steif tu' setzen.
Herr Jesu Christ, mein Trost du bist / In Todesnot und Schmerzen. / 2. Und wenn's gleich wär' dem Teufel sehr / Und aller Welt zuwider, / Dennoch so bist du, Jesu Christ, / Der sie all' schlägt danieder; / Und wenn ich dich nur hab' um mich / Mit deinem Geist und Gnaden, / So kann fürwahr mir ganz und gar / Wed'r Tod noch Teufel schaden. / 3. Dein tröst' ich mich ganz sicherlich, / Denn du kannst mir wohl geben, / War mir ist not, du treuer Gott, / In dies'm und jenem Leben. / Gib wahre Reu', mein Herz erneu', / Errette Leib und Seele! / Ach höre, Herr, dies mein Begehr, / Laß meine Bitt' nicht fehlen! - Tune - Was mein Gott will

 

Wer nur den lieben Gott läßt walten / Georg Neumark, 1640

1. Wer nur den lieben Gott läßt walten / Und hoffet auf ihn allezeit, / Den wird er wunderlich erhalten / In allem Kreuz und Traurigkeit. / Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, / Der hat auf keinen Sand gebaut. / 2. Was helfen uns die schweren Sorgen? / Was hilft uns unser Weh und Ach? / Was hilft es, daß wir alle Morgen / Beseufzen unser Ungemach? / Wir machen unser Kreuz und Leid / Nur größer durch die Traurigkeit. / 3. Man halte nur ein wenig stille / Und sei nur in sich selbst vergnügt, / Wie unsers Gottes Gnadenwille, / Wie sein' Allwissenheit es fügt. / Gott, der uns sich hat auserwählt, / Der weiß auch gar wohl, was uns fehlt. / 4. Er kennt die rechten Freudenstunden, / Er weiß wohl, wann es nützlich sei. / Wenn er uns nur hat treu erfunden / Und merket keine Heuchelei, / So kommt Gott, eh' wir's uns versehn, / Und läßet uns viel Gut's geschehn. / 5. Denk nicht in deiner Drangsalshitze, / Daß du von Gott verlaßen sei'st, Und daß der Gott im Schoße sitze, / Der sich mit stetem Glücke speist. / Die Folgezeit verändert viel / Und setzet jeglichem sein Ziel. / 6. Es sind ja Gott sehr leichte Sachen / Und ist dem Höchsten alles gleich, / Den Reichen arm und klein zu machen, / Den Armen aber groß und reich. / Gott ist der rechte Wundermann, / Der bald erhöhn, bald stürzen kann. / 7. Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, / Verricht das Deine nur getreu / Und trau des Himmels reichem Segen, / So wird er bei dir werden neu; / Denn welcher sine Zuversicht / Auf Gott setzt, den verläßt er nicht. - Tune - Wer nur den lieben Gott

 

Wer weiß, wie nahe mir mein Ende / Ämilie Juliane, 1686

1. Wer weiß, wie nahe mir mein Ende! / Hin geht die Zeit, her kommt der Tod. / Ach, wie geschwinde und behende / Kann kommen meine Todesnot! / Mein Gott, ich bitt' durch Christi Blut: / Mach's nur mit meinem Ende gut! / 2. Es kann vor Nacht leicht anders werden, / Als es am frühen Morgen war; / Denn weil ich leb' auf dieser Erden, / Leb' ich in steter Todsgefahr. / Mein Gott, ich bitt' durch Christi Blut: / Mach's nur mit meinem Ende gut! / 3. Herr, lehr mich stets mein End' bedenken / Und, wenn ich einstens sterben muß, / Die Seel' in Jesu Wunden senken / Und ja nicht sparen meine Buss'! / Mein Gott, ich bitt' durch Christi Blut: / Mach's nur mit meinem Ende gut! / 4. Laß mich beizeit mein Haus bestellen, / Daß ich bereit sei für und für / Und sage frisch in allen Fällen: / Herr, wie du willst, so schick's mit mir! / Mein Gott, ich bitt' durch Christi Blut: / Mach's nur mit meinem Ende gut! / 5. Mach mir stets zuckersüß den Himmel / Und gallenbitter diese Welt: / Gib, daß mir in dem Weltgetümmel / Die Ewigkeit sei vorgestellt! Mein Gott, ich bitt' durch Christi Blut: / Mach's nur mit meinem Ende gut! / 6. Ach Vater, deck all meine Sünde / Mit dem Verdienste Christi zu, / Darein ich mich fest gläubig winde; / Das gibt mir recht erwünschte Ruh'. / Mein Gott, ich bitt' durch Christi Blut: / Mach's nur mit meinem Ende gut! / 7. Nichts ist, was mich von Jesu scheide, / Nichts, es sei Leben oder Tod. / Ich leg' die Hand in seine Seite / Und sage: Mein Herr und mein Gott! / Mein Gott, ich bitt' durch Christi Blut: / Mach's nur mit meinem Ende gut! / 8. Ich habe Jesum angezogen / Schon längst in meiner heil'gen Tauf'; / Du bist mir auch daher gewogen, / Hast mich zum Kind genommen auf. / Mein Gott, ich bitt' durch Christi Blut: / Mach's nur mit meinem Ende gut! / 9. Ich habe Jesu Fleisch gegessen, / Ich hab' sein Blut getrunken hier; / Nun kann er meiner nicht vergessen, / Ich bleib' in ihm und er in mir. / Mein Gott, ich bitt' durch Christi Blut: / Mach's nur mit meinem Ende gut! / 10. So komm' mein End' heut' oder morgen, / Ich weiß daß mir's mit Jesu glückt; / Ich bin und bleib' in seinen Sorgen, / Mit Jesu Blut schön ausgeschmückt. / Mein Gott, ich bitt' durch Christi Blut: / Mach's nur mit meinem Ende gut! / 11. Ich leb' indes in Gott vergnüget / Und sterb' ohn alle Kümmernis; / Mir g'nüget, wie es mein Gott füget, / Ich glaub' und bin es ganz gewiß: / Durch deine Gnad' und Christi Blut: / Machst du's mit meinem Ende gut! - Tune - Wer weiß, wie nahe

 

Wie schön leuchtet der Morgenstern / Philipp Nicolai, 1597

1. Wie schön leuchtet der Morgenstern / Voll Gnad' und Wahrheit von dem Herrn, / Die süße Wurzel Jesse! / Du Sohn David zus Jakobs Stamm, / Mein König und mein Bräutigam, / Hast mir mein Herz besessen, Lieblich, freundlich, / Schön und herrlich, groß und ehrlich, / Reich von Gaben, / Hoch und sehr prächtig erhaben! / 2. Ei meine Perl', du werte Kron', / Wahr'r Gottes- und Mariensohn, / Ein hochgeborner König! / Mein Herz heißt dich ein Lilium, / Dein süßes Evangelium / Ist lauter Milch und Honig. / Ei mein Blümlein, / Hosianna, himmlisch Manna, / Das wir essen, / Deiner kann ich nicht vergessen! / 3. Geuss sehr tief in mein Herz hinein, / Du heller Jaspis und Rubin, / Die Flamme deiner Liebe / Und erfreu' mich, daß ich doch bleib' / An deinem auserwählten Leib / Ein' lebendige Rippe! / Nach dir ist mir, Gratiosa coeli rosa, / Krank und glimmet / Mein Herz, durch Liebe verwundet. / 4. Von Gott kommt mir ein Freudenschein, / Wenn du mit deinen Äugelein / Mich freundlich tust anblicken. / O Herr Jesu, mein trautes Gut, / Dein Wort, dein Geist, dein Leib und Blut / Mich innerlich erquicken! / Nimm mich freundlich / In dein' Arme, daß ich warme / Werd' von Gnaden! / Auf dein Wort komm' ich geladen. / 5. Herr Gott Vater, mein starker Held, / Du hast mich ewig vor der Welt / In deinem Sohn geliebet. / Dein Sohn hat mich ihm selbst vertraut, / Er ist mein Schatz, ich bin sein' Braut, / Sehr hoch in ihm erfreuet. / Eia, eia, / Himmlisch Leben wird er geben / Mir dort oben! / Ewig soll mein Herz ihn loben. / 6. Zwingt die Saiten in Zithara / Und laßt die süße Musika / Ganz freudenreich erschallen, / Daß ich möge mit Jesulein, / Dem wunderschönen Bräut'gam mein, In steter Liebe wallen! / Singet, springet, / Jubilieret, triumphieret, / Dankt dem Herren! / Groß ist der König der Ehren! / 7. Wie bin ich doch so herzlich froh, / Daß mein Schatz ist das A und O. / Der Anfang und das Ende! / Er wird mich doch zu seinem Preis / Aufnehmen in das Paradeis, / Des klopf' ich in die Hände. / Amen! Amen! / Komm, du schöne Freudenkrone, / Bleib nicht lange, / Deiner wart' ich mit Verlangen!

 

Wie soll ich dich empfangen / Paul Gerhardt, 1653

1. Wie soll ich dich empfangen, / Und wie begegn' ich dir, / O aller Welt Verlangen, / O meiner Seele Zier? / O Jesu, Jesu, setze / Mir selbst die Fackel bei, / Damit, was dich ergötze / Mir kund und wissend sei. / 2. Dein Zion streut dir Palmen / Und grüne Zweige hin, / Und ich will dir in Psalmen / Ermuntern meinen Sinn. / Mein Herze soll dir grünen / In stetem Lob und Preis / Und deinem Namen dienen, / So gut es kann und weiß. / 3. Was hast du unterlassen / Zu meinem Trost und Freud', / Als Leib und Seele saßen / In ihrem größten Leid? / Als mir das Reich genommen, / Da Fried' und Freude lacht, / Da bist du, mein Heil, 'kommen / Und hast mich froh gemacht. / 4. Ich lag in schweren Banden, / Du kommst un machst mich los; / Ich stund in Spott und Schanden, / Du kommst und machst mich groß / Und hebst mich hoch zu Ehren / Und schenkst mir großes Gut, Das sich nicht läßt verzehren, / Wie irdisch Reichtum tut. / 5. Nichts, nichts hat dich getrieben / Zu mir vom Himmelszelt / Als das geliebte Lieben, / Damit du alle Welt / In ihren tausend Plagen / Und großen Jammerlast, / Die kein Mund aus kann sagen, / So fest umfangen hast. 6. Das schreib dir in dein Herze, / Du hochbetrübtes Heer, / Bei denen Gram und Schmerze / Sich häuft je mehr und mehr. / Seid unverzagt! Ihr habet / Die Hilfe vor der Tür; / Der eure Herzen labet / Und tröstet, steht allhier. / 7. Ihr dürft euch nicht bemühen / Noch sorgen Tag und Nacht, / Wie ihr ihn wollet ziehen / Mit eures Armes Macht; / Er kommt, er kommt mit Willen, / Ist voller Lieb' und Lust, / All' Angst und Not zu stillen / Die ihm an euch bewußt. / 8. Auch dürft ihr nicht erschrecken / Vor eurer Sündenschuld. / Nein, Jesus will sie decken / Mit seiner Lieb' und Huld. / Er kommt, er kommt den Sündern / Zu Trost und wahrem Heil, / Schafft, daß bei Gottes Kindern / Verbleib' ihr Erb' und Teil. / 9. Was fragt ihr nach dem Schreien / Der Feind' und ihrer Tück'? / Ihr Herr wird sie zerstreuen / In einem Augenblick. / Er kommt, er kommt ein König, / Dem wahrlich alle Feind' / Auf Erden viel zu wenig / Zum Widerstande seind. / 10. Er kommt zum Weltgerichte, / Zum Fluch dem, der ihm flucht; / Mit Gnad' und süßem Lichte / Dem, der ihn liebt und sucht. / Ach komm, ach komm, o Sonne, / Und hol uns allzumal / Zum ew'gen Licht und Wonne / In deinen Freudensaal!

 

Wie wohl hast du gelabet / Johann Rist, 1651

1. Wie wohl hast du gelabet, / O liebster Jesu, deinen Gast, / Ja mich so reich begabet, / Da ich jetzt fühle Freud' und Rast! / O wundersame Speise, / O süßer Lebenstrank! / O Lieb'smahl, das ich preise / Mit einem Lobgesang, / Indem es hat erquicket / Mein Leben, Herz und Mut! / Mein Geist, der hat erblicket / Das allerhöchste Gut. / 2. Du hast mich jetzt geführet, / O Herr, in deinen Gnadensaal, / Daselbst hab' ich berühret / Dein' edle Güter allzumal; / Da hast du mir gegeben, / Geschenket mildiglich / Das werte Brot zum Leben, / Das sehr ergötzet mich; / Du hast mir zugelassen, / Daß ich den Seelenwein / Im Glauben möchte fassen, / Und dir vermählet sein. / 3. Ein Herz, durch Reu' zerschlagen, / Ein Herz, das ganz zerknirschet ist, / Das, weiß ich, wird behagen, / Mein Heiland, dir zu jeder Frist; / Du wirst es nicht verachten, / Demnach ich emsig bin, / Nach deiner Gunst zu trachten. / Nimm doch in Gnaden hin / Das Opfer meiner Zungen; / Denn billig wird jetzund / Dein teurer Ruhm besungen, / Herr Gott, durch meinen Mund. / 4. Hilf ja, daß dies Geniessen / Des edlen Schatzes schaff' in mir / Ein heil'ges Tränenfliessen, / Daß ich mich wende stets zu dir. / Laß mich hunfüro spüren / Kein' andre Lieblichkeit, / Als welche pflegt zu rühren / Von dir zu dieser Zeit. / Laß mich ja nichts begehren Als deine Lieb' und Gunst; / Denn niemand kann entbehren / Hier deiner Lieb' und Brunst. / 5. Wohl mir, ich bin versehen / Mit Himmelsspeis' und Engeltrank; / Nun will ich rüstig stehen, / Zu singen dir Lob, Ehr' und Dank. / Ade, du Weltgetümmel, / Du bist ein eitler Tand! / Ich seufze nach dem Himmel, / Dem rechten Vaterland. / Ade, dort werd' ich leben / Ohn' Unglück und Verdruss; / Mein Gott, du wirst mir geben / Der Wollust Überfluss.

 

Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen / Wolfgang C. Dessler, 1692

1. Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen, / Wenn ich in deiner Liebe ruh'! / Ich steige aus der Schwermut Höhlen / Und eile deinen Armen zu; / Da muß die Nacht des Trauerns scheiden, / Wenn mit so angenehmen Freuden / Die Liebe strahlt aus deiner Brust. / Hier ist mein Himmel schon auf Erden; / Wer wollte nicht vergnüget werden, / Der in dir suchet Ruh' und Lust? / 2. Die Welt mag meine Feindin heißen, / Es sei also! Ich trau' ihr nicht, / Wenn sie mir gleich will Lieb' erweisen / Bei einem freundlichen Gesicht. / In dir vergnügt sich meine Seele, / Du bist mein Freund, den ich erwähle. / Du bleibst mein Freund, wenn Freundschaft weicht. / Der Welt Haß kann mich doch nicht fällen, / Weil in den stärksten Unglückswellen / Mir deine Treu' den Anker reicht. / 3. Führst du mich in die Kreuzeswüsten, / Ich folg' und lehne mich auf dich, / Du nährest aus den Wolkenbrüsten / Und labest aus dem Felsen mich. / Ich traue deinen Wunderwegen, / Sie enden sich in Lieb' und Segen. / Genug, wenn ich dich bei mir hab'. / Ich weiß, wen du willst herrlich zieren / Und über Sonn' und Sterne führen, / Den führest du zuvor hinab. / 4. Wie ist mir denn, o Freund der Seelen, / So wohl, wenn ich mich lehn' auf dich! / Mich kann Welt, Not und Tod nicht quälen, / Weil du, mein Gott, vergnügest mich. / Laß solche Ruh' in dem Gemüte / Nach deiner unumschränkten Güte / Des Himmels süßen Vorschmack sein! / Weg, Welt, mit allen Schmeicheleien! / Nichts kann als Jesus mich erfreuen. / O reicher Trost: mein Freund ist mein! - Tune - Wie wohl ist mir

 

Wir Christenleut' Hab'n jetzund Freud. / Caspar Füger, 1592

1. Wir Christenleut' Hab'n jetzund Freud. / Weil uns zu Trost ist Christus Mensch geboren, / Hat uns erlöst; Wer sich des tröst't / Und glaubet's fest, soll nicht werden verloren. / 2. Ein Wunderfreud': Gott selbst wird heut' / Ein wahrer Mensch von Maria geboren; / Ein' Jungfrau zart Sein' Mutter ward. / Von Gott dem Herren selbst dazu erkoren. / 3. Die Sünd' macht Leid, Christus bringt Freud', / Weil er zu uns in diese Welt gekommen. / Mit uns ist Gott Nun in der Not: / Wer ist, der jetzt uns Christen kann verdammen? / 4. Drum sag' ich Dank Mit dem Gesang / Christo, dem Herrn, der uns zugut Mensch worden, / Daß wir durch ihn Nun all' los sind / Der Sündenlast und unträglicher Bürden. / 5. Halleluja, Gelobt sei Gott! / Singen wir all' aus unsers Herzens Grunde; / Denn Gott hat heut' Gemacht solch Freud', / Der wir vergeßen soll'n zu keiner Stunde

 

Wir danken dir, Herr Jesu Christ / Christoph Fischer, 1597

1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ, / Daß du für uns gestorben bist / Und hast uns durch dein teures Blut / Gemacht vor Gott gerecht und gut, / 2. Und bitten dich, wahr'r Mensch und Gott, / Durch dein' heilig' fünf Wunden rot, / Erlös' uns von dem ew'gen Tod / Und tröst uns in der letzten Not! / 3. Behüt uns auch vor Sünd' und Schand', / Reich uns dein' allmächtige Hand, Daß wir im Kreuz geduldig sei'n / Uns trösten deiner schweren Pein / 4. Und draus schöpfen die Zuversicht, / Daß du uns werd'st verlaßen nicht, / Sondern ganz treulich bei uns stehn, / Bis wir durchs Kreuz ins Leben gehn. - Tune - Wir danken dir / Bergkreyen, Wittenberg, 1562

 

Wir danken dir, Herr Jesu Christ / Thomas Hartmann, 1604

1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ, / Daß du vom Tod erstanden bist / Und hast dem Tod zerstört sein Macht / Und uns das Leben wiederbracht. / Halleluja! / 2. Gen Himmelist er gefahren hoch / Und ist doch allzeit bei uns noch; / Sein' Macht und G'walt unendlich ist, / Whar's Gott und Mensch zu aller Frist. / Halleluja! / 3. Wohl dem, der ihm vertrauten tut / Und hat su ihm sin'n frischen Mut. / Welt wie du willst wer fragt nach dir? / Nach Christo, steht unsre Begier. / Halleluja! / 4. Wir freuen uns asu Herzensgrund / Und singen frölich mid dem Mund / Unser Bruder, Flesch, Bein und Blut / Ist unser allerhöchstes Gut. / Halleluja! / 5. Durch ihn den Himmel unser ist; / Hilf uns, o Bruder Jesu Christ. / Daß wir nur fest vertraun auf dich / Und durch dich leben ewiglich! / Halleluja!

 

Wir danken dir, o treuer Gott / Nikolaus Selnecker, 1572

1. Wir danken dir, o treuer Gott, / Daß du uns hilfst aus Sündennot, / Vergibst uns alle Schuld und Fehl / Und hilfest uns an Leib und Seel'. / 2. Durch's Beicht'gers Mund sprichst du: Mein Kind, / Dir alle Sünd' vergeben sind. / Geh in Fried hin, sünd'ge nicht mehr / Und allweg' dich zu mir bekehr! / 3. Dir sei Dank für solch gnädig Herz, / Der du selbst heilest allen Schmerz / Durchs teure Blut des Herren Christ, / Welch's für all' Sünd' vergossen ist. / 4. Gib uns dein'n Geist, gib Fried' und Freud' / Von nun an bis in Ewigkeit! / Dein Wort und heilig Sakrament / Erhalt bei uns bis an das End'.

 

Wir glauben all' an einen Gott / Martin Luther, 1525

1. Wir glauben all' an einen Gott, / Schöpfer Himmels und der Erden, / Der sich zum Vater geben hat, / Daß wir seine Kinder werden. / Er will uns allzeit ernähren, / Leib und Seel' auch wohl bewahren, / Allem Unfall will er wehren, / Kein Leid soll uns widerfahren; / Er sorget für uns, hüt't und wacht, / Es steht alles in seiner Macht. / 2. Wir glauben auch an Jesum Christ, / Seinen Sohn und unsern Herren, / Der ewig bei dem Vater ist, / Gleicher Gott von Macht und Ehren; / Von Maria, der Jungfrauen, / Ist ein wahrer Mensch geboren / Durch den Heil'gen Geist im Glauben, / Für uns, die wir war'n verloren, / Am Kreuz gestorben und vom Tod / Wieder auferstanden durch Gott. / 3. Wir glauben an den Heil'gen Geist, / Gott mit Vater un dem Sohne, / Der aller Blöden Tröster heisst / Und mit Gaben zieret schöne, / Die ganz' Christenheit auf Erden / Hält in einem Sinn gar eben; / Hier all' Sünd' vergeben werden, / Das Fleisch soll auch wieder leben. / Nach diesem Elend ist bereit / Uns ein Leben in Ewigkeit. Amen.

 

Wir glauben all' an einen Gott / Tobias Clausnitzer, 1668

1. Wir glauben all' an einen Gott, / Vater, Sohn und Heil'gen Geist, / Der uns hilft in aller Not, Den die Schar der Engel preist, / Der durch seine große Kraft / Alles wirket, tut und schafft. / 2. Wir glauben auch an Jesum Christ, / Gottes und Marien Sohn, / Der vom Himmel kommen ist / Und uns führt in's Himmels Thron / Und uns durch sein Blut und Tod / Hat erlöst aus aller Not. / 3. Wir glauben auch an Heil'gen Geist, / Der von beiden gehet aus, / Der uns Trost und Beistand leist't / Wider alle Furcht und Graus. / Heilige Dreifaltigkeit, / Sie gepreist zu aller Zeit!

 

Wir sind des Herrn, wir leben oder sterben / Karl J.P. Spitta, 1843

1. Wir sind des Herrn, wir leben oder sterben; / Wir sind des Herrn, der einst für alle starb; / Wir sind des Herrn und werden alles erben; / Wir sind des Herrn, der alles uns erwarb. / 2. Wir sind des Herrn. So laßt uns ihm auch leben, / Sein eigen sein mit Leib und Seele gern / Und Herz und Mund und Wandel Zeugnis geben, / Es sei gewißlich wahr: Wir sind des Herrn. / 3. Wir sind des Herrn. So kann im dunkeln Tale / Uns nimmer graun, uns scheint ein heller Stern, / Der leuchtet uns mit ungetrübtem Strahle, / Es ist das teure Wort: Wir sind des Herrn. / 4. Wir sind des Herrn. So wird er uns bewahren / Im letzten Kampf, wo andre Hilfe fern; / Kein Leid wird uns vom Tode widerfahren, / Das Wort bleibt ewig wahr: Wir sind des Herrn.

 

Wir singen dir, Immanuel / Paul Gerhardt, 1653

1. Wir singen dir, Immanuel, / Du Lebensfürst und Gnadenquell, / Du Himmelsblum' und Morgenstern, / Du Jungfrausohn, Herr aller Herr'n. / Halleluja! / 2. Von Anfang, da die Welt gemacht, / Hat so manch Herz nach dir gewacht, / Dich hat gehofft so lange Jahr' / Der Väter und Propheten Schar. / Halleluja! / 3. Nun, du bist hier. Da liegest du, / Hältst in dem Kripplein deine Ruh', / Bist klein und machst doch alles groß, / Bekleid'st die Welt und kommst doch bloß. / Halleluja! / 4. Du bist der Ursprung aller Freud' / Und duldest so viel Herzeleid; / Bist aller Heiden Trost und Licht, / Suchst selber Trost und find'st ihn nicht. / Halleluja! / 5. Ich aber, dein geringster Knecht, / Ich sag'es frei und mein' es recht: / Ich liebe dich, doch nicht so viel, / Als ich dich gerne lieben will. / Halleluja! / 6. Der Will' ist da, die Kraft ist klein; / Doch wird dir nicht zuwider sein / Mein armes Herz, und was es kann, / Wirst du in Gnaden nehmen an. / Halleluja! / 7. Hätt' ich nicht auf mir Sündenschuld, / Hätt' ich kein Teil an deiner Huld; / Vergeblich wär'st du mir gebor'n, / Wenn ich nicht wär' in Gottes Zorn. / Halleluja! / 8. Ich will dein Halleluja hier / Mit Freuden singen für und für, / Und dort in deinem Ehrensaal / Soll's schallen ohne Zeit und Zahl. / Halleluja!

 

Wir treten zum Beten vor Gott den Herren / Karl Budde, 1897 (translator) from the Dutch hymn of 1626 Wir treten zum Beten vor Gott den Herren / Ihn droben zu loben mit Herz und Mund. / So rühmet froh sein's lieben Names Ehren, / Der jetzo unsern Feind warf auf den Grund.

 

Wo willst du hin, weil's Abend ist / Plönisches Gesangbuch, 1674

1. Wo willst du hin, weil's Abend ist, / O liebster Pilgrim Jesu Christ? / Komm, laß mich so glückselig sein / Und kehr' in meinem Herzen ein! / 2. Laß dich erbitten, liebster Freund, / Dieweil es ist so gut gemeint! Du weißt, daß du zu aller Frist / Ein herzenslieber Gast mir bist. / 3. Es hat der Tag sich sehr geneigt, / Die Nacht sich schon von ferne zeigt; / Drum wollest du, o wahres Licht, / Mich Armen ja verlaßen nicht! / 4. Erleuchte mich, daß ich die Bahn / Zum Himmel sicher finden kann, / Damit die dunkle Sündenmacht / Mich nicht verführt noch irremacht! / 5. Vor allem aus der letzten Not / Hilf mir durch einen sanften Tod! / Herr Jesu, bleib, ich halt' dich fest; / Ich weiß, daß du mich nicht verläßt. - Tune - Ach bleib bei uns, Herr Jesu / Geistliche Lieder, Leipzig, 1589

 

Wohl einem Haus, da Jesus Christ / Christoph C. L. von Pfeil, 1782

1. Wohl einem Haus, da Jesus Christ / Allein das all in allem ist! / Ja, wenn er nicht darinnen wär', / Wie elend wär's, wie arm und leer! / 2. Heil, wenn sich Mann und Weib und Kind / In einem Glaubenssinn verbind't, / Zu dienen ihren Herrn und Gott / Nach seinem Willen und Gebot! / 3. Heil, wenn die Eltern gläubig sind, / Und wenn sie Kind und Kindeskind / Versämen nicht am ew'gen Glück! / Dann bleibet ihrer keins zurück. / 4. Wohl solchem Haus! Denn es gedeiht; / Die Eltern werden hoch erfreut, / Und ihren Kindern sieht man's an, / Wie Gott die Seinen segnen kann. / 5. So mach' ich denn zu dieser Stund' / Samt meinem Hause diesen Bund: / Trät' alles Volk von Jesu fern: / Ich und mein Haus stehn bei dem Herrn! - Tune - Wo Gott zu Haus

 

Wunderbarer König, Herrscher von uns allen / Joachim Neander, 1680

1. Wunderbarer König, Herrscher von uns allen, / Laß dir unser Lob gefallen. / Deines Vaters Güte hast du lassen triefen, / Ob wir schon von dir wegliefen. Hilf uns noch, / Stärk uns doch, / Laß die Zungen singen, / Laß die Stimmen klingen. / 2. Himmel, lobe prächtig dienes Schöpfers Thaten, / Mehr als aller Menschen Staaten. / Großes Licht der Sonnen, schieße deine Strahlen, / Die das große Rund bemalen; / Lobet gern, / Mond und Stern, / Seid bereit, zu ehren / Einen sochen Herren. / 3. O du meine Seele, singe fröhlich, singe, / Singe deine Glaubenslieder; / Was den Odem holet, jauchze, preise, klinge; / Wirf dich in den Staub darnieder. / Er ist Gott / Zebaoth; / Er nur ist zu loben / Hier und ewig droben. / 4. Halleluja bringe, wer den Herren kennet, / Wer den Herren Jesum liebet; / Halleluja singe, welcher Christum nennet, / Sich von Herzen ihm ergiebet. / O wohl dir, / Glaube mir, / Endlich wirst du droben / Ohne Sünd ihn loben.

 

Zeuch ein zu meinen Toren / Paul Gerhardt, 1653

1. Zeuch ein zu meinen Toren, / Sei meines Herzens Gast. / Der du, da ich geboren, / Mich neugeboren hast, / O hochgeliebter Geist / Des Vater und des Sohnes, / Mit beiden gleichen Thrones, / Mit beiden gleich gepreist! / 2. Zeuch ein, laß mich empfinden / Und schmecken deine Kraft, / Die Kraft, die uns von Sünden / Hilf' und Errettung schafft! / Entsünd'ge meinen Sinn, / Daß ich mit reinem Geiste / Dir Ehr' und Dienste leiste, / Die ich dir schuldig bin! / 4. Du bist das heil'ge Öle, / Dadurch gesalbet ist / Mein Leib und meine Seele / Dem Herren Jesu Christ / Zum wahren Eigentum, / Zum Priester und Propheten, / Zum König, den in Nöten / Gott schützt im Heiligtum. / 5. Du bist ein Geist, der lehret, / Wie man recht beten soll; / Dein Beten wird erhöret, / Dein Singen klinget wohl; / Es steigt zum Himmel an, / Es steigt und läßt nicht abe, / Bis der geholfen habe, / Der allen helfen kann. / 6. Du bist ein Geist der Freuden, / Vom Trauern hältst du nichts. / Erleuchtest uns im Leiden / Mit deines Trostes Licht. / Ach ja, wie manches Mal / Hast du mit süßen Worten / Mir aufgetan die Pforten / Zum güldnen Freudensaal! / 7. Du bist ein Geist der Liebe, / Ein Freund der Freundlichkeit, / Willst nicht, daß uns betrübe / Zorn, Zank, Haß, Neid und Streit. / Der Feindschaft bist du feind, / Willst, daß durch Liebesflammen / Sich wieder tun zusammen, / Die voller Zwietracht seind. / 16. Richt unser ganzes Leben / Allzeit nach deinem Sinn, / Und wenn wir's sollen geben / In's Todes Hände hin, / Wenn's mit uns hier wird aus, / So hilf uns fröhlich sterben / Und nach dem Tod ererben / Des ew'gen Lebens Haus! - Tune - Zeuch ein / Johann Crüger 1653

 

Zeuch uns nach dir / Friedrich Funcke, 1686

1. Zeuch uns nach dir, / So laufen wir / Mit herzlichem Verlangen Hin, da du bist, / O Jesu Christ, / Aus dieser Welt gegangen. / 2. Zeuch uns nach dir / In Liebsbegier, / Ach reiß uns doch von hinnen, / So dürfen wir / Nicht länger hier / Den Kummerfaden spinnen. / 3. Zeuch uns nach dir, / Herr Christ, ach führ / Uns deine Himmelsstege! / Wir irr'nh sonst leicht / Und sind verscheucht / Vom rechten Lebenswege. / 4. Zeuch uns nach dir, / So folgen wir / Dir nach in deinen Himmel, / Daß uns nicht mehr / Allhier beschwer' / Das böse Weltgetümmel. / 5. Zeuch uns nach dir / Nur für und für / Und gib, daß wir nachfahren / Dir in dein Reich, / Und mach uns gleich / Den auserwählten Scharen! - Tune - Ach Gott und Herr

 

Zion klagt mit Angst und Schmerzen / Johann Heermann, 1636

1. Zion klagt mit Angst und Schmerzen, / Zion, Gottes werte Stadt, / Die er trägt in seinem Herzen, / Die er sich erwählet hat. Ach, spricht sie, wie hat mein Gott / Mich verlaßen in der Not / Und läßt mich so harte preßen! / Meiner hat er ganz vergeßen. / 2. Der Gott, der mir hat versprochen / Seinen Beistand jederzeit, / Der läßt sich vergebens suchen / Jetzt in meiner Traurigkeit. / Ach, will er denn für und für / Grausam zuernen über mir? / Kann und will er sich der Armen / Jetzt nicht wie vorhin erbarmen? / 3. Zion, o du Vielgeliebte! / Sprach zu ihr des Herren Mund, / Zwar du bist jetzt die Betrübte, / Seel' und Geist ist dir verwund't; / Doch stell alles Trauern ein! / Wo mag eine Mutter sein, / Die ihr eigen Kind kann haßen / Und aus ihrer Sorge laßen? / 4. Ja, wenn du gleich möchtest finden / Einen solchen Muttersinn, / Da die Liebe kann verschwinden, / So bleib ich doch, der ich bin. / Meine Treu bleibt gegen dir, / Zion, o du meine Zier; / Mein Herz hast du mir besessen, / Deiner kann ich nicht vergessen. / 5. Laß dich nicht den Satan blenden, / Der sonst nichts als schrecken kann! / Siehe, hier in meinen Händen / Hab' ich dich geschrieben an. / Wie mag es denn anders sein? / Ich muß ja gedenken dein; / Deine Mauern will ich bauen / Und dich fort und fort anschauen. / 6. Du bist mir stets vor den Augen, / Du liegst mir in meinem Schoß / Wie die Kindlein, die noch saugen, / Meine Treu' zu dir ist groß; / Dich und mich kann keine Zeit, / Keine Not, Gefahr und Streit, / Ja der Satan selbst nicht scheiden. / Bleib getreu in allem Leiden. - Tune - Zion klagt

 

 

Johann Sebastian Bach (1685-1750) 

 

 

LATIJNSE GEZANGEN

 

Adeste Fideles / Anonymous, 17th Century

1. Adeste Fideles laeti triumphantes; / Venite, venite in Bethlehem; / Natum videte regem angelorum: / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, dominum! / 2. Deum de Deo, lumen de lumine, / Gestant puellae viscera, / Deum verum, genitum non factum. / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, dominum! / 3. En, grege relicto, humiles ad cunas, / Vocati pastores approperant; / Et nos ovanti gradu festinemus. / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, dominum! / 4. Aeterni parentis splendorem aeternum, / Velatum sub carne videbimus; / Deum infamtem pannis involutem. / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, dominum! / 5. Pro nobis erenum et foeno cubantem, / Piis foveamus amplexibus. / Sic nos amantem quis non redamaert? / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, dominum! / 6. Cantet nunc io chorus angelorum, / Cantet nunc aula caelestium, / Gloria, gloria in excelsis Deo!!! / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, dominum! / 7. Ergo qui natus die hodierna / Iesu tibi sit gloria / Patris aeterni verbum caro factum. / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, dominum! / 8. Stella luce, magi christum adorantes, / Aurum, thus, et myrrham, dant munera, / Iesu infanti corda praebeamus: / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, / Venite, adoremus, dominum!

 

Christe, Redemptor Omnium / Anonymous, 6th Century

1. Christe, Redemptor omnium, / ex Patre, Patris unice, / solus ante principium / natus ineffabiliter,

Tu lumen, tu splendor Patris, / tu spes perennis omnium, / intende quas fundunt preces / tui per orbem servuli. Salutis auctor, recole / quod nostri quondam corporis, / ex illibata Virgine / nascendo, formam sumpseris. His praesens testatur dies, / currens per anni circulum, / quod a solus sede Patris / mundi salus adveneris; Hunc caelum, terra, hunc mare, / hunc omne quod in eis est, / auctorem adventus tui / laudat exsultans cantico. Nos quoque, qui sancto tuo / redempti sumus sanguine, / ob diem natalis tui / hymnum novum concinimus. Iesu, tibi sit gloria, / qui natus es de Virgine, / cum Patre et almo Spiritu, / in sempiterna saecula. Amen.

 

Conditor alme siderum / Author: Anonymous, Latin 9th Century

1. Conditor alme siderum, / Aeterna lux credentium, / Christe, redemptor omnium, / Exaudi preces supplicum. Qui condolens interitu / Mortis perire saeculum, / Salvasti mundum languidum, / Donans reis remedium, Vergente mundi vespere, / Uti sponsus de thalamo, / Egressus honestissima / Virginis matris clausula. Cuius forti potentiae / Genu curvantur omnia; / Caelestia, terrestria / Nutu fatentur subdita. Te, dddeprecamur, hagie, / Venture iudex saeculi, / Conserva nos in tempore / Hostis a telo perfidi. Laus, honor, virtus. gloria, / Deo Patri cum Fili / Sancto simul Paraclito, / In sempiterna saecula.

 

Corde natus ex parentis / Aurelius Prudentius, 413

1. corde natus ex parentis / ante mundi exordium / A et O cognominatus, / ipse fons et clausula / omnium quae sunt, fuerunt, / quaeque post futura sunt. / 2. Ipse iussit et creata, / dixit ipse et facta sunt, / terra, caelum, fossa ponti, / trina rerum machina, / quaeque in his vigent sub alto / solis et lunae globo. / 3. Corporis formam caduci, / membra morti obnoxia / induit, ne gens periret / primoplasti ex germine, / merserat quem lex profundo / noxialis tartaro. / 4. O beatus ortus ille, / virgo cum puerpera / edidit nostram salutem, / feta Sancto Spiritu, / et puer redemptor orbis / os sacratum protulit. / 5. Psallat altitudo caeli, / psallite omnes angeli, / quidquid est virtutis usquam / psallat in laudem Dei, / nulla linguarum silescat, / vox et omnis consonet. / 6. Ecce, quem vates vetustis / concinebant saeculis, / quem prophetarum fideles / paginae spoponderant, / emicat promissus olim; / cuncta conlaudent eum. / 7. Macte iudex mortuorum, / macte rex viventium, / dexter in Parentis arce / qui cluis virtutibus, / omnium venturus inde / iustus ultor criminum. / 8. Te senes et te iuventus, / parvulorum te chorus, / turba matrum, virginumque, / simplices puellulae, / voce concordes pudicis / perstrepant concentibus. / 9. Tibi, Christe, sit cum Patre / hagioque Pneumate / hymnus, decus, laus perennis, / gratiarum actio, / honor, virtus, victoria, / regnum aeternaliter.

 

Instantis adventum Dei / Charles Coffin, 1736

1. Instantis adventum Dei / Poscamus ardenti prece. / Festique munus inclytum / Praeoccupemus canticle. Aeterna proles feminae / Non horret includi sinu; / Fit ipse servus, ut iugo / Nos servitutis eximat. Mansuetus et clemens venit; / Occurre festina Sion; / Ultro tibi quam porrigit, / Ne dura pacem respuae. Mox nube clara fulurana / Mundi redibit arbiter, / Sulque membra corporis / Caelo triumphator vehet. Festus tenebrarum die / Cedant propinquo crimina; / Adem reformetur vetus, / Imago succedat novi. Qui libertor advenis / Fill, tino laus maaxima / Cum Patre et almo Spiritu / In sempiterna saecula.

 

Iordanis oras praevia / Charles Coffin 1736

1. Iordanis oras praevia / Vox ecce Baptistae quatit: / Praeconis ad grandes sonos / Ignavus abscedat sopor. Auctoris adventum sui / Tellus et aetheret mare / Praegestiente sentiunt / Et iam salutant gaudio. Mundemus et nos pectora: / Deo propinquanti viam / Sternamus, et dignam domom / Tanto praemus hospiti. Tu nostra iu, Iesu salus; / Tu robur et solatium: Arens ut herba, te sine / Mortale tabescit genus. Aegris salutarem manum / Extende; pprostratos leva; / Ostende vutum; iam suus / Mundo reflorescet decor. Qui leberator advenis, / Fii tibi laus maxima / Cum Patre et almo Spiritu / In sempiterna saecula.

 

 O lux beata Trinitas / St. Ambrose, 397

O Lux beata Trinitas, / Et principalis Unitas, / Iam sol recedlt igneus, / Infunde lumen cordibus. Te mane laudum carmine, / Te deprecemur vespere: / Te nostra supplex gloria / Per cuncta laudet saecula. Deo Patri sit gloria, / Eiusque soli Filio, / Cum Spiritu Paraclito, / Et nunc, et in perpetuum.

 

Omnis mundi incundetur nato Salvatore / Medieval Latin c.1100

1. Omnis mundi incundetur nato Salvatore, / Caasta mater quae conceptit Gabrielis ore, / Sinceris mentibus, / Sonoris vocibus / Exultemus et laetemur hodie, / Christus natus ex Maria virgine.

 

Personent hodie / Anonymous, 1582

1. Personent hodie / Voces puerulae, / Laudantes iucunde / Qui nobis est natus, / Summo Deo datus, / Et de virgineo / Ventre procreatus. / 2. In mundo nascitur; / Pannis involvitur; / Praesepi ponitur / Stabulo brutorum / Rector supernorum; / Perdidit spolia / Princeps Infernorum. / 3. Magi tres venerunt; / Munera offerunt; / Parvulum inquirunt, / Stellulam sequendo, / Ipsum adorando, / Aurum, thus et myrrham / Ei offerendo. / 4. Omnes clericuli, / Pariter pueri, / Cantent ut angeli: / 'Advenisti mundo: / Laudes tibi fundo / Ideo: Gloria / In excelsis Deo'

 

Rorate coeli desuper / by Aurelius Clemens Prudentius 348-413

1. Rorate coeli desuper / et nubes pluant justum. Ne irascaris, Domine! / Ne ultra memineris iniquitatem. / Ecce civitas sancta facta est deserta: / Sion deserta facta est. / Jerusalem desolata facta est. / Domus sanctificationis tua et gloria tua, / et ubi laudaverunt te patres nostri. Vide, Domine, afflictionem populi tui. / et mitte quem missurus es: / emitte Agnum, dominatorem terra, / de petra deserti ad montem filia Sion: / ut auferat ipse jugum captivitatis nostra. Consolamini, popule meus: / cito veniet salus tua. / Quare mirore? Innovat te dolor? / Salvabo te: noli timere. / Ego enim sum Dominus Deus tuus: / Sanctus Israel, Redemptor tuus. - Isaiah 45:8 Vulgate / Rorate coeli desuper et nubes pluant justum / Drop down dew, ye heavens, from above, and let the clouds rain the just, / "Aperiatur terra et germinet salvatorem" / Let the earth be opened and send forth a Saviour.

 

Solis ortus cardine / Coelius Sedulius, 5th Century

1. Solis ortus cardine / adusque terrae limitem / Christum canamus Principem, / natum Maria Virgine. Beatus auctor saeculi / servile corpus induit, / ut carne carnem liberans / non perderet quod condidit. Clausae parentis viscera / caelestis intrat gratia; / venter puellae baiulat / secreta quae non noverat. Domus pudici pectoris / templum repente fit Dei; / intacta nesciens virum / verbo concepit Filium Enixa est puerpera / quem Gabriel praedixerat, / quem matris alvo gestiens / clausus Ioannes senserat. Feno iacere pertulit, / praesepe non abhorruit, / parvoque lacte pastus est / per quem nec ales esurit. Gaudet chorus caelestium / et Angeli canunt Deum, / palamque fit pastoribus / Pastor, Creator omnium. Iesu, tibi sit gloria, / qui natus es de Virgine, / cum Patre et almo Spiritu, / in sempiterna saecula. Amen.

 

Veni, Creator Spiritus / Rhabanus Maurus, 776-856

1. Veni, Creator Spiritus, / mentes tuorum visita, / imple superna gratia / quae tu creasti pectora. / 2. Qui Paracletus diceris, / donum Dei altissima , / fons vivus, ignis, caritas, / et spiritalis unctio. / 3. Tu, septiformis munere, / dexterae Dei tu digitus, / Tu rite promisso Patris, / sermone ditas guttura. / 4. Accende lumen sensibus: / infunde amorem cordibus: / infirma nostri corporis / virtute firmans perpeti. / 5. Hostem repellas longius, / pacemque dones protinus: / ductore sic te praevio / vitemus omne noxium. / 6. Per te sciamus da Patrem, / noscamus atque Filium; / Teque utrisque Spiritum / credamus omni tempore. / 7. Sit laus Patri cum Filio / Sancto simul Paracleto, / Nobisque mittat Fillus Charisma Sancti Spiritus.

 

Veni veni, Emmanuel / Anonymous, 12th Century

1. Veni veni,Emmanuel / captivum solve Israel, / qui gemit in exsilio, / privatus Dei Filio. / Gaude! Gaude! Emmanuel, / nascetur pro te Israel! Veni, O Sapientia, / quae hic disponis omnia, / veni, viam prudentiae / ut doceas et gloriae. / Gaude! Gaude! Emmanuel, / nascetur pro te Israel! Veni, veni, Adonai, / qui populo in Sinai / legem dedisti vertice / in maiestate gloriae. Gaude! Gaude! Emmanuel, / nascetur pro te Israel! Veni, O Iesse virgula, / ex hostis tuos ungula, / de spectu tuos tartari / educ et antro barathri. / Gaude! Gaude! Emmanuel, / nascetur pro te Israel! Veni, Clavis Davidica, / regna reclude caelica, / fac iter tutum superum, / et claude vias inferum. / Gaude! Gaude! Emmanuel, / nascetur pro te Israel! Veni, veni O Oriens, / solare nos adveniens, / noctis depelle nebulas, / dirasque mortis tenebras. / Gaude! Gaude! Emmanuel, / nascetur pro te Israel! Veni, veni, Rex Gentium, / veni, Redemptor omnium, / ut salvas tuos famulos / peccati sibi conscios. / Gaude! Gaude! Emmanuel, / nascetur pro te Israel!

 

Vox clara ecce intonat / Anonymous, 10th Century

1. Vox clara ecce intonat, / obscura quaeque increpat: / procul fugentur somnia; / ab aethre Christus promicat. Mens iam resurgat torpida / quae sorde exstat saucia; sidus refulget iam novum, / ut tollat omne noxium. E sursum Agnus mittitur / laxare gratis debitum; / omnes pro indulgentia / vocem demus cum lacrimis, Secundo ut cum fulserit / mundumque horror cinxerit, / non pro reatu puniat, / sed nos pius tunc protegat. Summo Parenti gloria / Natoque sit victoria, / et Flamini laus debita / per saeculorum saecula. Amen.

 

 

 

 

 

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